AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah
Zu Hause setzte ich mich dann an meinen Rechner und wollte die Zeit etwas totschlangen. Aber irgendwie gingen mir die Gedanken über die nächsten paar Tage nicht aus dem Kopf. Ich spielte immer wieder verschiedene Szenarien durch und überlegte, was ich dann tun würde. Ich zermarterte mir den Kopf, kam aber auf keine befriedigende Lösung. Ich bin ja schließlich kein Hellseher.
Mein Plan vom Abend war eigentlich, dass ich noch etwas wach bleibe und dann schlafen gehe. Schließlich würde ich kurz vor 6 Uhr abgeholt werden und wollte ausgeschlafen sein. Aber das wurde leider nichts. Ich saß, wie im Delirium, vor meinem Rechner und klickte mich total abwesend durch das Internet. Die Müdigkeit ließ auf sich warten und meine Gedanken waren immer noch total durch einander.
Punkt 0 Uhr riefen meine Eltern, da ich jetzt Geburtstag hatte. Wir redeten etwas und meine Mutter sprach mir noch mal viel Mut und Kraft zu. Egal was passieren wird, sie wird immer hinter mir stehen. Ich soll ohne Angst fliegen, alles andere wird dann schon auf mich zu kommen. Nach dem Gespräch konnte ich mich noch etwas ablenken, weil mir meine Freundinnen schon ein paar Geschenke gegeben hatte, die ich jetzt erst auf machen durfte. Nach ein paar Danke-Mails holte mich mein alter Gemütszustand wieder ein und ich starrte weiter auf den Rechner.
Die Zeit war soweit vorrangeschritten, dass ich mich nun auch nicht mehr hinlegen wollte. Es hätte wahrscheinlich sowieso keinen Zweck gehabt. Nach endloser Warterei konnte ich mich nun endlich fertig machen. Zum abgesprochenen Zeitpunkt stand ich an der Straße und wartete auf meinen Arbeitskollegen. Er war so nett und hatte sich bereit erklärt, für mich Taxi zu spielen. Es war eisigkalt, der Wind pfiff mir um die Ohren und ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, dass es gleich los gehen wird.
Am Flughafen angekommen machte ich mich schnell auf den Weg zu meinem Gate. Dort angekommen musste ich feststellen, dass der Flug an ein anderes Gate verlegt worden war. Nun gut, schnell zum anderen Gate. Dort war noch alles sehr entspannt und das Boarding hatte noch nicht begonnen. Ich ließ mich an einem Tisch nieder und rief nochmal schnell meine Eltern an. Sie machen sich immer so schreckliche Sorgen.
Dann rief ich noch den Cousin von meinem Schätzchen an, da dieser mich ja vom Flughafen abholen wollte. Er meinte nur, dass er sich gleich auf den Weg machen würde und wir uns dann bald in Alanya sehen werden. Ich sagte ihm noch, dass ich wahrscheinlich am Terminal 2 ankommen werde, da dieser der internationale Terminal ist. Ich sollte mir mal keine Sorgen machen, er wäre dann schon da und würde mich auch gut nach Alanya bringen.
Das Boarding begann, alle Passagiere rein ins Flugzeug. Ich hatte zum Glück wieder einen Fensterplatz. Vor dem Start und kurz danach las ich noch etwas in dem Buch, was mir meine Freundin mitgegeben hatte. Sie meinte, dass ich es vielleicht gebrauchen könnte. Es war das Buch von Sonya Krauss und sollte mich auf andere Gedanken bringen, wenn es mal nötig wäre. Ich schlief dann auch schnell ein und wachte erst wieder auf, als wir schon im Landeanflug waren.
Ich verließ das Flugzeug und roch die türkische Luft. Es war zwar noch, wie in einem Traum, aber so langsam wurde mir bewusst, dass ich wirklich nicht mehr in Deutschland war. Jetzt konnte ich nicht mehr zurück. Die Zukunft, vor der ich soviel Angst hatte, hatte begonnen. Hoffentlich wird alles gut und ich stehe morgen nicht vor einen Trümmerhaufen. Wie man merkt, kann ich meine Ängste und Gefühle kaum in Worte fassen. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt.