Warum ist Religion nicht Privatsache?

Bukalemun

Well-Known Member
Mich beschäftigt seit Tagen dieses Thema. Ich frage mich, warum ich zum Beispiel meinem Arbeitgeber sagen soll, welcher Religion ich angehöre? Abgesehen vom Eintreiben der Kirchensteuer.
In sehr vielen Formularen, zum Beispiel auf Ämtern, in Schulen (auch staatlichen) oder im Krankenhaus (auch städtischen) wird nach Religionszugehörigkeit gefragt. Warum?

Mich beschäftigt das Thema, seit ich für mich beschlossen habe, meine Religion zu ändern. Es ist ein langjähriger Prozess gewesen für mich, der mit ca. 14 Jahren begann. Mittlerweile bin ich Mitte 30 und weiß zumindest, dass ich mit meiner "angezogenen Religion" nicht konform gehe. Vieles davon ist toll und für mich sehr sinnvoll, andere Dinge wiederum halte ich für Quatsch und kann ich schlichtweg nicht mehr vertreten.

Zu welcher Religion ich wechseln möchte steht noch nicht fest. Ich möchte mir da Zeit lassen und keinen Fehler machen.

Zurück zum Thema: Warum muss ich überhaupt jemandem sagen, welche Religion ich habe? Ist das Thema nicht viel zu privat und zudem komplex, um es in eine Formularzeile zu quetschen?
 
S

sommersonne

Guest
Du mußt garnichts. Laß doch die Zeile einfach frei. Ich mache das schon ewig so. Nur einmal wurde ich darauf hingewiesen das da doch was fehlt. Ich habe dann gefragt wieso das für sie wichtig ist. Da kam dann, ich solle es eben frei lassen. Die wissen es selbst nicht. Irgendeiner hat die Formulare erfunden und manchmal stammen sie noch aus der "Steinzeit".
Auch Arbeitgeber geht das garnichts an, Du mußt diese Frage nicht beantworten. Du könntest ja sagen, - ich habe mich noch nicht entschieden.
 

Sina08

Well-Known Member
Ist wirklich ein sehr komplexes Thema,versuchen wir einfach einmal deinen Fragen auf den Grund zu gehen.

Ich denke der Ausgangspunkt liegt in der Weimarer Verfassung worin auch die Reliigion und Religionsgeschellschaft verankert ist.
Heute wieder zufinden in unserem Grundgesetz,u.a

- Religionspflicht
.- Kirche

Deine Angaben welcher Religion du zugehörig bist,ist wiederum dazu notwendig an welche Kirche die Gelder fließen.
Solidaritätssteuer/zuschlag nennt sich dies unterdessen. ( Wenn du aus der kirchlichen Gemeinde ausgetreten bist, entfallen dies Steuern auch . - zumindest scheint es oberflächlich so...wäre da nicht noch die Regierung im Spiel)

Der Austritt aus der Kirche hat ebenfalls einige Einschränkungen was

- Taufe
- Heirat
- Konfirmation o Kommunion
- Beerdigung betrifft
- Auch in gewissen Berufen,wie zB, Altenpflege ist eine religöse Zugehörigkeit ,,Pflicht"-

Viele soziale Einrichtungen wie, Kindergärten,Altensheime, Krankenhäuser werden mit diesen Geldern bezahlt.,oder bekommen aus diesen Topf einen Zuschuß.

So gesehen gäbe es doch eingentlich keinen Grund,für ein muß einer bestimmten Religion anzugehören,und es sollte jeden selbst freigestellt sein

- wie oder an was er glaubt -
 
S

sommersonne

Guest
Ja, stimmt, da hat Sina Recht. Bist Du erst mal eingestellt, dann muß der Arbeitgeber für die Gehaltsabrechnung wissen ob Kirchensteuer abgezogen werden muß oder nicht.

Aber der Solidaritätszuschlag hat mit der Kirche nichts zu tun.
 

Bukalemun

Well-Known Member
Solidaritätszuschlag ist klar: gehört zu "Aufbau Ost"

Kirchensteuer: klar, habe ich oben schon geschrieben. Das heißt ja, wenn ich keine Kirchensteuer mehr zahlen möchte, muss ich austreten. Gilt ja nur für Christen oder? Bezahlen Menschen anderer Religionen auch Kirchensteuer? Ich glaube nicht.

Dass man in katholischen, evangelischen oder was auch immer KiTas bevorzugt bzw. ausgeschlossen wird, gehört auch der Vergangenheit an. Ich kenne Muslimische Eltern, die nicht von Geburt an hier leben und für die Deutsch also Fremdsprache ist, die explizit staatl./städt. KiTas meiden wegen dem zu hohen Ausländeranteil. Die möchten lieber, dass ihr Kind mit anderen deutsch-sprachigen Kindern in den Kindergarten geht - wie Zeiten sich ändern!

Dass ich nicht getauft/gefirmt werden oder zur Kommunion gehen kann, wenn ich keine Christin mehr sein will, betrifft mich ja nicht mehr, habe ich ja alles schon hinter mir. :D Heiraten in der Kirche finde ich deppert, wenn man 364 Tage im Jahr keine Kirche von innen sieht - nur weil's da "schöner" oder "romantischer" ist? Quatsch. Sollte ich jemals meinen Partner ehelichen, kommt Kirche eh nicht in Frage, da er ja einer anderen Religion angehört.

Das Krankenhaus nimmt mich auch auf, wenn ich einer anderen Religion oder keiner angehöre. Zumindest die in meiner Umgebung sind alle teils von kirchlichen Trägern geführt, ich weiß gar nicht wie weit ich fahren müsste, um in ein rein städtisches Krankenhaus zu kommen...? Im Notfall nehmen die mich alle. Hoffe ich.

Wenn ich als Pfarramts-Sekretärin arbeiten möchte sollte ich natürlich nicht gerade Atheistin/Buddhistin/Muslima sein. Logo. Aber dahingehend habe ich keine Ambitionen.

Was mich stört ist, dass zum Beispiel jeder in einer Arztpraxis weiß, welche Religion ich habe. Oder sollte ich dann keine mehr haben.... Man stelle sich vor, ich komme in's Krankenhaus, bewusstlos oder wie auch immer nicht ansprechbar - dann zeigen die doch meiner Familie meine Unterlagen. Meine Mutter würde mich glatt enterben. :eek:

Und immer noch die Sache mit dem Arbeitgeber. Ich würde mir wünschen, man könnte das anonymer regeln mit der Kirchensteuer. Das geht nun wirklich niemanden etwas an, an was ich glaube. Zumindest in meinem Beruf ist es total unerheblich.
 

blackcyclist

Gesperrt
Ist wirklich ein sehr komplexes Thema,versuchen wir einfach einmal deinen Fragen auf den Grund zu gehen.

Ich denke der Ausgangspunkt liegt in der Weimarer Verfassung worin auch die Reliigion und Religionsgeschellschaft verankert ist.
Heute wieder zufinden in unserem Grundgesetz,u.a

- Religionspflicht
.- Kirche

Deine Angaben welcher Religion du zugehörig bist,ist wiederum dazu notwendig an welche Kirche die Gelder fließen.
Solidaritätssteuer/zuschlag nennt sich dies unterdessen. ( Wenn du aus der kirchlichen Gemeinde ausgetreten bist, entfallen dies Steuern auch . - zumindest scheint es oberflächlich so...wäre da nicht noch die Regierung im Spiel)

Der Austritt aus der Kirche hat ebenfalls einige Einschränkungen was

- Taufe
- Heirat
- Konfirmation o Kommunion
- Beerdigung betrifft
- Auch in gewissen Berufen,wie zB, Altenpflege ist eine religöse Zugehörigkeit ,,Pflicht"-

Viele soziale Einrichtungen wie, Kindergärten,Altensheime, Krankenhäuser werden mit diesen Geldern bezahlt.,oder bekommen aus diesen Topf einen Zuschuß.

So gesehen gäbe es doch eingentlich keinen Grund,für ein muß einer bestimmten Religion anzugehören,und es sollte jeden selbst freigestellt sein

- wie oder an was er glaubt -

Ganz so einfach ist es nicht, es ist erstens nicht Pflicht, wenn man in sozialen Berufen tätig ist, Mitglied einer religiösen Vereinigung zu sein. Das handhaben die Kirchen einfach so und der Staat schaut weg. Auch fließen die Gelder von der Kirchensteuer NICHT in den Unterhalt von kirchlichen sozialen Einrichtungen und wenn dann höchstens im einstelligen Prozentebereich. Natürlich werden die Kirchen einen Teufel :D tun, über dieses weit verbreiteten Irrglauben aufzuklären.

Wer nicht Mitglied in einer Kirche ist, verspürt auch eher selten das Bedürfnis, in einer Kirche zu heiraten oder seine Kinder zu taufen (nach neuesten kirchlichen Erkenntnissen landen ungetaufte Kinder auch nicht mehr in der Hölle), wenn einer der Partner kirchlich ist und der andere nicht, muss eben ein Mittelweg gefunden werden.

Die Weimarer Verfassung war kirchenkritischer als das Grundgesetz und schon 1919 wurde zum Beispiel die Regierung aufgefordert, mit den Kirchen ein Ende der Zahlungen für die Enteignungen von 180... zu vereinbaren. Ist nie passiert und fast 100 Jahre später zahlt der Staat immer noch dafür, jedes Jahr knapp 500 Millionen Euro. Den ostdeutschen Bundesländer konnte es nach der Wende nicht schnell genug gehen und schlossen Verträge mit den Kirchen, damit sie auch zahlen dürfen. Warum ein weitgehend religionsfreies Land wie Sachsen-Anhalt pro Kopf die höchsten Abgaben zahlt, das wissen nur die Götter.

http://manglaubtesnicht.wordpress.com/2013/06/28/bundestag-stimmt-fur-weitere-staatsleistungen/
 

Sina08

Well-Known Member
Ganz so einfach ist es nicht, es ist erstens nicht Pflicht, wenn man in sozialen Berufen tätig ist, Mitglied einer religiösen Vereinigung zu sein. Das handhaben die Kirchen einfach so und der Staat schaut weg. Auch fließen die Gelder von der Kirchensteuer NICHT in den Unterhalt von kirchlichen sozialen Einrichtungen und wenn dann höchstens im einstelligen Prozentebereich. Natürlich werden die Kirchen einen Teufel :D tun, über dieses weit verbreiteten Irrglauben aufzuklären.

Wer nicht Mitglied in einer Kirche ist, verspürt auch eher selten das Bedürfnis, in einer Kirche zu heiraten oder seine Kinder zu taufen (nach neuesten kirchlichen Erkenntnissen landen ungetaufte Kinder auch nicht mehr in der Hölle), wenn einer der Partner kirchlich ist und der andere nicht, muss eben ein Mittelweg gefunden werden.

Die Weimarer Verfassung war kirchenkritischer als das Grundgesetz und schon 1919 wurde zum Beispiel die Regierung aufgefordert, mit den Kirchen ein Ende der Zahlungen für die Enteignungen von 180... zu vereinbaren. Ist nie passiert und fast 100 Jahre später zahlt der Staat immer noch dafür, jedes Jahr knapp 500 Millionen Euro. Den ostdeutschen Bundesländer konnte es nach der Wende nicht schnell genug gehen und schlossen Verträge mit den Kirchen, damit sie auch zahlen dürfen. Warum ein weitgehend religionsfreies Land wie Sachsen-Anhalt pro Kopf die höchsten Abgaben zahlt, das wissen nur die Götter.

http://manglaubtesnicht.wordpress.com/2013/06/28/bundestag-stimmt-fur-weitere-staatsleistungen/


Gut da hast du schon Recht , es ist keine Pflicht,( war von meiner Seite etwas falsch ausgedrückt ) ändere ich somit Erwünscht um.
Dennoch kann ich dir versichern,dass diese Personen dadurch doch gewisse Nachteile haben.

Auch der Trend,sein Kind nicht taufen zu lassen, ist heut zutage kein großes Thema mehr - Wäre früher undenkbar gewesen.Und sollte nur ein Partner einer Religion angehören,liegt es meistens im ermessen des Pfarrers - ob er einer Taufe zustimmt.

Auch müssen Schüler ab einen bestimmten Alter nicht mehr ( wie es bei uns Regel war ) am Religionsunterricht teilnehmen.
 

therengarenk

Gesperrt
ich lass die Spalte immer frei. Werd aber ständig danach gefragt. Meistens aber wollen die Leute beim Bewirten nichts falsch machen.
 
N

nordish

Guest
Zu welcher Religion ich wechseln möchte steht noch nicht fest. Ich möchte mir da Zeit lassen und keinen Fehler machen.
Mich würde interessieren, warum du überhaupt in eine andere Religion wechseln muss, bzw. das Gefühl hast einer Religion angehören zu müssen?
Das ist keine Anti-Religion-Frage, weil ich Atheist bzw. Agnostiker bin. Mich interessiert das wirklich.
:)
 
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