Warum ist Religion nicht Privatsache?

Bukalemun

Well-Known Member
Feryha: Ja, hab ich ja oben geschrieben. Muss dann erstmal austreten aus der Bestehenden. Aber Renga z.B. hat ja auch geantwortet, dass sie gefragt wird, wenn sie das entsprechende Feld freilässt. Gut, sie hat einen pädagogischen Beruf, vielleicht öfter auch mal mit Institutionen zu tun, für die es relevant ist. Ich habe das nicht, hab auch schon mit freilassen versucht, und man wird schon so'n bisschen "freundlich hingewiesen", dass da was "fehlt". Oft in Räumlichkeiten, in denen der nächste "Kunde" direkt nebenan steht, weil einfach kein Abstand aus Datenschutzgründen gelassen wird.

Ich denke, wir kommen hier auch bisschen vom Thema ab. Fühle mich, als ob ich mich verteidigen müsste dafür, dass ich die Privatsache Religion gerne privat halten möchte. Das ist jetzt wie die Datenschutz-Diskussion irgendwie, wo immer einer kommt und sagt: "Wenn Du doch nichts zu verbergen hast....?" oder wie bei Diskussionen um Bewerbungssgespräche, wenn man fragt, ob der mögliche Arbeitgeber bestimmte Dinge fragen darf. Nein, darf er nicht, aber solange die Bewerber brav antworten...
 
S

sommersonne

Guest
Du mußt Dich überhaupt nicht rechtfertigen. Es ist Deine Privatsache was Du denkst und glaubst.
Ich kann mir schon vorstellen das man auf dem Dorf weniger verbergen kann als in der Stadt. Das ist natürlich blöd.

In dem Fall könntest Du dann den Glauben angeben den Du zur Zeit scheinbar noch hast. Ausgetreten bist Du ja noch nicht und welchen Glauben Du in der Zukunft mal haben wirst, steht ja auch noch nicht fest. So ist es nicht einmal gelogen, keiner weiß ja von Deinen Änderungsplänen und so sind alle erst mal zufrieden.
 

blackcyclist

Gesperrt
Ich weiß ja nicht, wo ihr alle wohnt. Bei uns kennen mich die Leute alle, ob Arztpraxis oder Krankenhaus. Wir sind hier auf'm Dorf. Klar, Datenschutz und so. Aber glaubt mir, das nimmt hier niemand so genau. Da arbeiten auch Menschen, mit denen ich im Leben nicht über meinen Glauben (oder sonst irgend etwas privates) sprechen würde. Mich stört halt, dass sie es wissen und mich wundert, dass überall (in Formularen) danach gefragt wird, obwohl es nicht relevant ist.

Ich bin nicht drin (welch Wunder) und ich kann mich nicht mal erinnern, wann es das letzte Mal eine Rolle gespielt hat. Im evangelischen Krankenhaus hat man mir ganz medizinisch die Nierensteine rausgeholt und da kam kein Betkreis oder irgendwas.

Ich hatte es ja schon erzählt, da kam dann noch ein anderer Mann ins Krankenhaus, auch wegen Nierensteine, der hat jedes Wort in der Bibel für wahr genommen. Und die ganzen ollen Knochen hat Gott nur verbuddelt, um denGlauben zu testen. Das war natürlich schon lustig. Warum er so gläubig war, keine Ahnung, Gott hatte ihn weder mit Schönheit, noch Intelligenz, noch Wohlstand verwöhnt.

Und mir ist es völlig Rille, ob die Leute nun glauben ich bin Atheist, Satanist oder Dadaist, Hauptsache sie glauben nicht, ich wäre Katholik. :D
 

Bukalemun

Well-Known Member
Sommersonne:
Nicht ganz alle. Ich zum Beispiel nicht. Aber daran hab ich mich ja bereits gewöhnt. :D

blackcyclist:
Wann es zum letzten Mal ernsthaft eine Rolle gespielt hat, weiß ich bei mir auch nicht. Nur frage ich mich halt dann, warum so etwas überhaupt noch angegeben werden muss.

Vorschlag von mir wäre ja folgender:
1. Kirchensteuer abschaffen. Das finde ich irgendwie eh merkwürdig in einem Staat der angeblich Kirche und Politik trennt.
2. Wer einer Religion angehört könnte so eine Art Buch (ähnlich: Parteibuch) selbst führen oder beantragen. Für den Fall, dass er/sie kirchlich heiraten, Kinder taufen oder zur Kommunion schicken,..... will.
3. Auf Formularen, die nichts mit religiösen Einrichtungen zu tun haben, dürfte es das Feld "Religionszugehörigkeit" nicht mehr geben.
4. In staatlichen Schulen (Grundschulen) sollte es weiterhin Religionsunterricht geben, der -wie an unserer lokalen Schule- über alle großen Weltreligionen informiert (es sei denn es ist eine kirchliche Einrichtung, zum Beispiel Klosterschule usw.). Auch hier müssten dann die Eltern nicht angeben, welcher Religion das Kind angehört.

So wird für mich ein Schuh draus und Religion bleibt tatsächlich privat.

Ja, ich bin Anhängerin von Säkularismus.
 

TheCore

Moderator
Wenn es keine verwaltungsorganisatorischen Gründe (Kirchensteuereinzug) oder eine Ausnahme vom Diskriminerungsschutz (Tendenzbetriebe) gibt, ist die Frage nach der Religionszugehörigkeit meist eine Gelegenheit, eigene Rechte aus der Religionsfreiheit zu wahren. Wer sein evangelisches Kind in Bayern als bekenntnislos einschult, kann nicht erwarten, dass auf Zuruf passender konfessioneller Unterricht gewährleistet wird.
Man könnte sich juristisch streiten, mit welchem Zeithorizont er das doch kann, und welchen praktischen Nutzen so ein Formularfeld für die verwendende Stelle eigentlich hat, aber das ist bei tradierten Formulierungen in Haftungsausschlüssen, salvatorischen Klauseln etc. nicht anders. Der Grundgedanke hinter der Frage ist jedenfalls dieser "fürsorgliche" oder den Verwender "enthaftende".
 
D

Damla70

Guest
Für Krankenhäuser und Altersheime ist die Religionszugehörigkeit auch deshalb eine relevante Frage, weil es hier nunmal auch um die Kost und Logie geht. Gerne legt man Patienten/Bewohner zusammen, die auch zusammen passen.

Soweit ich weiß, bekommen "südländische" Personen häufig und viel Besuch, da wird sich mehr gekümmert. Es geht lauter und emotionaler zu. Ist einfach so :D Und wenn jetzt ein gläubiger Moslem seinen Gebetsteppich ausrollt um zu beten, wäre es wahrlich sehr störend für ihn, wenn der Zimmermitbewohner dies nicht respektiert, darübertrampelt oder sich durch das Beten gestört fühlt.

Ebenso geht es hierbei auch um das Schamgefühl. Man will es nicht verletzen. Stellt euch einen dementen gläubigen Muslimen im Altersheim vor. Wenn ihn eine weibliche Pflegefachkraft im Intimbereich waschen möchte. Wahrscheinlich wird er um sich schlagen, vielleicht weinen... schwierige Situation.

Die nächste Frage ist die Medikamentengabe, die Bluttransfusion, die Transplantation... auch hierbei spielt die Religion eine Rolle. Nicht alles ist in jeder Religion erlaubt.

Nächstes Thema: der Tod. Wie ihr sicherlich wisst, verfährt jede Religion anders mit ihren Toten. Christen stellen Kreuze und Kerzen auf, legen einen Rosenkranz um die gefalteten Hände etc. Dies machen die Schwestern. Sie richten die Toten im Abschiedszimmer so her, damit sich die Angehörigen in Würde und Ruhe verabschieden können. Mach dies mal bei einem Andersgläubigen... Das wäre ein absolutes no-go!!!

Nur ein paar meiner Gedanken dazu.
 

Feryha

Well-Known Member
Feryha: Ja, hab ich ja oben geschrieben. Muss dann erstmal austreten aus der Bestehenden. Aber Renga z.B. hat ja auch geantwortet, dass sie gefragt wird, wenn sie das entsprechende Feld freilässt. Gut, sie hat einen pädagogischen Beruf, vielleicht öfter auch mal mit Institutionen zu tun, für die es relevant ist. Ich habe das nicht, hab auch schon mit freilassen versucht, und man wird schon so'n bisschen "freundlich hingewiesen", dass da was "fehlt". Oft in Räumlichkeiten, in denen der nächste "Kunde" direkt nebenan steht, weil einfach kein Abstand aus Datenschutzgründen gelassen wird.

Ich denke, wir kommen hier auch bisschen vom Thema ab. Fühle mich, als ob ich mich verteidigen müsste dafür, dass ich die Privatsache Religion gerne privat halten möchte. Das ist jetzt wie die Datenschutz-Diskussion irgendwie, wo immer einer kommt und sagt: "Wenn Du doch nichts zu verbergen hast....?" oder wie bei Diskussionen um Bewerbungssgespräche, wenn man fragt, ob der mögliche Arbeitgeber bestimmte Dinge fragen darf. Nein, darf er nicht, aber solange die Bewerber brav antworten...
Ich denke ,wenn ich keine Lust hab die Frage nach Religion zu beantworten ,schreib ich "keine" auch wenns nicht so ist,schließlich ists ja Privatsache.Niemand kann dich zwingn ,bei solcher Frage die Wahrheit zu schreiben.Wenn dus nicht angeben willst ist die Antwort "keine" oder durchstreichen legitim ,finde ich.Man muß auch im Vorstellungsgespräch oder beim Vermieter nicht alle persönlichen Fragen immer Wahrheitsgemäß beantworten.Aushorchen ist unverschämt und Privatsache bleibt privat.;)
 

Bukalemun

Well-Known Member
Damla: Bei meinen bisher verstorbenen Verwandten wurden die Hinterbliebenen gefragt, in welcher Form sie sich verabschieden möchten. Die Toten wurden nicht ungefragt hergerichtet (allesamt Katholiken).

Interessiert mich wirklich: Sind hier Pflegekräfte im Forum, die bestätigen können ob das üblich oder unüblich ist? Ich höre das wirklich zum ersten Mal! o_O

Noch eine Frage: Müssen solche Angaben wie "Wünsche keine Transfusionen" usw. nicht aktiv (Patientenverfügung) gemacht werden? Ansonsten gilt doch, soweit ich weiß, dass alles menschen(Ärzte)mögliche getan wird, um den Patientenzustand zu verbessern. Dachte ich zumindest bisher!
 
D

Damla70

Guest
Umgang mit Verstorbenen
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Viele Menschen möchten zu Hause in gewohnter Umgebung sterben. Nur für ganz wenige Menschen geht dieser Wunsch in Erfüllung. Viel häufiger kommt es - aufgrund kritischer Situationen - im Vorfeld zur Verlegung Schwerkranker aus der häuslichen Pflege in stationäre Einrichtungen. Der Einzug in eine Pflegeeinrichtung ist oftmals der letzte Umzug im Leben. Insofern sind diese Einrichtungen gefordert, dem Sterben und den Verstorbenen angemessen Raum zu geben.

Die häufigsten Sterbeorte in Deutschland
Bestattungen in Deutschland
Einfluss der Bestattungskultur auf eine Pflegereinrichtung
Ambulanter Bereich
Die „Ist-Situation“
Der organisatorische Ablauf im stationären BereichBearbeiten
Eine ausführlichere Beschreibung ist im Artikel Versorgung eines Verstorbenen zu finden.

Auffinden des Patienten bzw. Versterben im Beisein der Pflegekraft (§ 10 BestG „Wer einen Toten auffindet oder beim Eintritt des Todes anwesend ist, hat unverzüglich eine der in § 9 Abs. 1 genannten Personen oder die Polizei zu benachrichtigen...“)[1]
Die Leichenschau durch den Arzt dient zur medizinischen Feststellung des Todes und der äußeren Beschaffenheit des Leichnams. Sie wird vom Arzt mit der Todesbescheinigung dokumentiert.
Angehörige werden informiert.
Vor Eintritt der Totenstarre werden folgende Tätigkeiten durch Pflegepersonal und/oder Angehörige übernommen:
- falls speziell dafür geschaffene Räume vorhanden sind, wird der Verstorbene dorthin gebracht
- Herrichtung des Verstorbenen (Entfernen von Kanülen, Verbandsmaterial etc., Waschen und ggf. Umkleiden)
- Gestaltung des Umfeldes
Bei diesen Verrichtungen ist bei verstorbenen infektiösen Patienten auf entsprechende Schutzmaßnahmen zu achten. Ansonsten gelten die gleichen hygienischen Maßgaben wie bei der Versorgung Lebender.[2]

Achtung: Bei muslimischen Verstorbenen ist dies nur durch Angehörige bzw. einen Imam erlaubt! Ebenso ist es auch in vielen jüdischen Gemeinden üblich, dass sich Gemeindemitglieder um die Versorgung des Verstorbenen kümmern, wenn sie im Vorfeld informiert wurden.
Zu beachten ist, dass Muslime evtl. eine besondere Art der Trauer pflegen. Traditionell erscheinen in der Einrichtung Frauen aus der Glaubensgemeinschaft des Verstorbenen, um in ritualisierter Weise laut zu jammern und zu klagen.
Während der Abschiednahme der Angehörigen kann es zu längeren und auch sehr emotionalen Gesprächen vor Ort kommen.
Der Bestatter wird von den Angehörigen beauftragt. Wenn der Leichnam als infektiös gilt, muss der Bestatter darauf hingewiesen werden, um entsprechende Vorkehrungen treffen zu können.
Gesetzliche BestimmungenBearbeiten
Folgende Gesetze sind u.a. zu beachten: Grundgesetz, Strafgesetzbuch, Strafprozessordnung, Bestattungsgesetz, Durchführungsverordnung zum Bestattungsgesetz, Bundespflegesatzverordnung, Krankenhausbetriebsverordnung, Behandlungsvertrag, Infektionsschutzgesetz, Willenserklärung des verstorbenen Patienten, Kulturrecht, Totenfürsorge und Totenschutz.

Thesen zur Sterbe- und Bestattungskultur
Weblinks
Anmerkungen
Siehe auch
Zuletzt geändert vor 4 Monaten
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Dies ist ein kleiner Auszug vom Pflege-Wiki.

Was ich im vorangegangenen Post geschrieben habe weiß ich von einer guten Freundin, die seit vielen Jahren in der Pflege arbeitet. Sie hat sich schon so oft bei mir ausgeweint wenn ihr Sterbefälle emotional sehr nahe gehen. Man redet irgendwie zwangsläufig darüber.

Sollten ja auch nur ein paar "andere" Gedanken und Diskussionsanregungen sein.

Aber ansonsten gehe ich mit euch konform, Religion sollte Privatsache sein.
 

Carmen-DE

Active Member
Hm, seltsam, wie unterschiedlich Dinge in ein und dem selben Staat gehandhabt werden. Ich habe vor ca. 15 Jahren ebenfalls die Religion gewechselt. Da bin ich bei der einen ausgetreten, habe das EINMAL! dem Finanzamt mitgeteilt und wurde seither nie wieder danach gefragt. Ich habe - bevor ich diesen Beitrag schreibe - extra noch mal in meinen Unterlagen zur Krankenkasse nachgeschaut, denn der letzte Wechsel ist erst ca. 3 Jahre her ..... da war keine Frage zur Religionszugehörigkeit. Gut, wenn minderjährige Kinder da sind, mag das Thema anders gehandhabt werden ....

Andererseits, wenn du mit deiner jetzigen Religion nicht klar kommst und wechseln willst, warum hast du dann ein Problem damit, dies auch öffentlich zu tun? Solange du noch auf der Suche bist, kannst du das ja genauso ehrlich angeben, wie du ehrlich zu der Religion stehen solltest, die du dann annimmst. Komisch, Konvertiten sind doch oft in der Anfangsphase total begeistert und sogar sehr "bekehrungswütig" ... machen ihren neuen Glauben also nach außen gerne und mit Begeisterung publik.

Aber, egal .... nach meinem Wechsel musste ich meine "neue" Religion nur ein einziges Mal angeben und das war beim Umzug in einen neuen Ort (das war aber auch nur wegen steuerlichen Zwecken - da ging es eigentlich weniger um die eigentliche Religion als vielmehr darum steuerpflichtig oder nicht - vielleicht sollte man die Frage auf öffentlichen Formularen in der Tat so stellen: "Kirchensteuerpflichtig: Ja? Nein? - basta)
 
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