Alles getürkt - Türkenbild

Shaffty

New Member
AW: Alles getürkt - Türkenbild

meinst Du nicht, dass nur einzelne Individuen eine radikale Einstellung haben (können) und nicht eine Austauschsplattform wie dies Forum hier? ;)
 
A

Anouk

Guest
AW: Alles getürkt - Türkenbild

Auf die Gefahr, was dazuzusenfen, was eventuell schon in ähnlicher Form geschrieben wurde: Mir erschließt sich nicht ganz, warum und wieso eine einzelne akademische Arbeit repräsentativ für "das Türkenbild" sein soll. Da fehlt schlicht der Abgleich mit Publikationen ähnlicher Zielsetzung, die möglicherweise zu ganz anderen Aussagen kommen. Und das alles könnte man dann ggf. noch prima ergänzen mit empirischen Erhebungen, um einzelne Thesen zu verifizieren oder falsifizieren, oder oder oder. Jedenfalls plädiere ich dafür, eine einzige Arbeit, sei sie nun wissenschaftlich, weniger wissenschaftlich oder gar methodisch völlig verquer angelegt, zum Maßstab der Dinge zu erheben.

@canseven: Unabhängig von Deinen persönlichen Erfahrungen und/oder Wahrnehmungen: es gibt in der Tat viele Gründe, die Arbeit der Medien kritisch zu betrachten und nicht alles 1:1 zu nehmen. Deine, mit Verlaub, wohlfeile Mediendresche finde ich allerdings überzogen und in dieser Absolutheit deplatziert. Die Kritik wäre jedenfalls stichhaltiger, würde sie sich weniger gegen "die" Medien an sich, sondern gegen die Arbeitsbedingungen in den Medien richten. Vielleicht weißt Du es nicht, aber in vielen Teilen der Welt muss ein einziger Korrespondent mit seiner Berichterstattung riesige Gebiete abdecken - es ist nichts Ungewöhnliches, dass ein einzelner Mensch z.B. von Lagos oder Nairobi aus auch noch das Geschehen in Dakar, Sierra Leone oder sonstwo im Blick behalten und Beiträge bedarfsweise unter enormem Zeitdruck liefern muss. Dies alles, weil in "den" Medien genau so gespart wird wie in etlichen anderen Branchen. Wer weiß schon, wieviele TV-Berichte aus allen möglichen Ecken der Welt nur zustande kommen, weil einheimische (und im Vergleich zu deutschen Kamerateams wesentlich schlechter bezahlte) Kameraleute vor Ort sind, die auf Zuruf fix passende Bilder liefern, irgendwas, Hauptsache, sie decken sich mit dem Thema und trudeln pünktlich bis zum Nachrichtenbeginn ein. Und diese häufig sehr, sehr hart arbeitenden Leute kochen genau so nur mit Wasser wie der einzelne Korrespondent, der, wenn er Pech hat, zusehen kann, wie er womöglich mehrere sehr unterschiedliche "Großereignisse" zum gleichen Zeitpunkt unter einen Hut kriegt. Es gibt ja nicht nur die Öffentlich-Rechtlichen mit ihren noch vergleichsweise kommoden Bedingungen, sondern auch Leute, öfters auch gestandene Freelancer, die für ganze Pools mit unterschiedlichen Auftraggebern werkeln. Soviel Hintergrundkenntnis darf sein, finde ich, bevor man die ganze Branche unangespitzt in den Boden rammt.
Im Übrigen wäre es schön, wenn man vielleicht auch die gar nicht mal so wenigen Fälle zur Kenntnis nehmen würde, die entgegen aller o.g. Rahmenbedingungen von solidem Handwerk zeugen. Denn beispielhafte Hintergrundberichte gibt es durchaus, man muss sie nur wahrnehmen wollen. Zwar mag es kurzfristig vom Thema bzw. Anlass des Threads wegführen, aber folgender Text belegt sehr genau, was ich meine: http://www.zeit.de/2003/17/Aethiopien

Vielleicht sollte man auch wissen, dass diese inzwischen preisgekrönte Reportage nur zustande kam, kommen konnte, weil der Journalist seine Recherchen über ein Stipendium des Netzwerks Recherche finanziert hat. Sonst wäre das nämlich gar nicht gegangen. Kurzum: Oberflächliche oder gar schlechte Medienberichte haben manchmal ganz einfache Gründe - genau so, wie umgekehrt qualitativ hochwertige Geschichten nicht zu Billig- oder gar Nulltarifen zu haben sind, auch wenn Befürworter gegenwärtiger Trends ("user generated content") gern das Gegenteil behaupten. Und, auch wenn das jetzt ganz weit weg führt, eine weitere Anmerkung mag ich mir auch nicht verkneifen: wenn all' die Leute, die so gern auf "die" Medien eindreschen, auch nur ansatzweise bereit wären, möglicherweise tiefer in die Tasche zu greifen, für die Tageszeitung beispielsweise zwei Euro zu zahlen statt 80 Cent, würde sich ja vielleicht was bewegen. Aber dazu ist logischerweise niemand bereit oder: kaum jemand. Und wenn all' diese Leute dann vielleicht auch noch mit der geballten Macht, die Kosumenten nun einmal ausüben können, mit Vehemenz darauf bestehen würden, künftig, bitteschön!, hintergründiger, besser und niveauvoller informiert zu werden: dann... ja, dann...
Sorry, nur geträumt. Was vielleicht den ausschweifenden Exkurs erklärt. ;)
Bin schon wieder weg..

lg
anouk

ps Thomas, was Deine Aussage zur vermeintlichen "Radikalisierung" des Forums betrifft: ich staune. Bedenkt man, dass Deine Beiträge häufig von einem aggressiven Unterton getragen sind, den ich ansonsten hier so nicht wahrnehme, finde ich den Satz ausgesprochen verwunderlich.
 
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