AW: Antisemitismus in Deutschland fest verankert
Das erschreckende an der Studie -an der 2 Jahre gearbeitet wurde- ist ja gerade die breite Verwurzelung des Antisemitismus in der BRD. Alle Aufklärungsarbeit und geschichtliche Aufarbeitung scheinen bei einem erheblichen Teil der Bevölkerung keine Wirkung zu hinterlassen. Vorurteile, Stereotypen und schlichtes Unwissen bestimmen das Urteil von fast 20% der Bevölkerung bezüglich der jüdischen Kultur.
Ich glaube so erschreckend ist das gar nicht, sondern eher vorraussehbar.
Das zentrale Unterrichtsziel ( ich versuche das mal auf Schule zu beziehen) ist nicht , dass man den Schüler ein hinreichendes Fundament an Kenntnissen beibringt, sondern das Wissen um die besondere Verantwortung, die in diesem Fall die eigene Geschichte betrifft. Und das funktioniert nicht, weil:
- Jugendliche/Schüler der dritten und vierten Generation nach dem Krieg ein eher distanziertes Verhältnis zu der Zeit des Nationalsozialismus haben, also kein Dazugehörigkeitsgefühl
-Lehrer setzen sich mit dem selbstgesteckten Lernziel unter Druck, die Schüler zu einer emotionalen und moralischen Ablehnung gegenüber der nationalsozialistischen Politik bewegen zu wollen und das wiederrum führt zur Ablehung, weil die Schüler schon die moralische Bewertung der Lehrer fühlen.
- dann werden immer wieder die selben Filme gezeigt, die selben Orte besucht (wirkt auf Schüler eher enttäuschend, weil sie dort das sichtbar Unmenschliche des NS-Systems erwartet hatten) und die selben Zeitzeugen (mittlerweile gibts kaum noch welche) eingeladen ( Erfahrungserlebnisse sind oft viel zu eng oder zu alltäglich oder zu allgemein, so dass sich ebenfalls die erwartete Betroffenheit nicht einstellt) und alles drei wird überfrachtet...
- und wenn mans als Lehrer dann doch packt, die Jugendlichen zu Mitgefühl mit den NS-Opfern zu bringen, oder sogar zu Identifikationen, dann gelingt das andere Lernziel nicht: Schüler können sich dann nicht mehr in Kontinuität mit den nationalsozialistischen deutschen Tätern sehen a la die Nazis sind die anderen, hab ich nix zu tun mit!
- und dann haben wir noch die "Deutschen" mit Migrationshintergrund, die vielleicht noch Emphatie mit den NS-opfern haben, aber auch die Verantwortungsübernahme für den Mist ablehnen.