Antisemitismus in Deutschland fest verankert

Alubehütet

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Aaaaaah ... als Student hatte ich sie so geliebt, diese Geschichtchen, wenn man dann zwischen den tiefen Grüblereien und während der harten Arbeit an Begriffen unvermittelt stößt auf diese kleinen, menschlichen, allzumenschlichen Anekdoten, die uns die großen Herren Gelehrten, gar Titanen dann oft so unerwartet noch ganz anders zeigten.

Und sie uns und ihr Denken manchmal vielleicht wirklich sogar noch mal etwas womöglich ganz anders verständlich machten – Der Gigant, jetzt sind wir in Berlin, der größte Kopf seines an großen Köpfen nun ohnehin nicht armen Zeitalters, der aber weit über sein Zeitalter hinaus noch heute als einer der ganz Großen überhaupt gilt, bei dem auch Karl Marx dann studieren sollte, im Hörsaal seiner Universität, wie er eine tiefe Prise nochmal nimmt aus seiner Schnupftabakdose, tief durch die Nase atmet, yeyyyy!, ans Katheder tritt, um hochfeierlich seiner Studentenschaft dann zu verkünden: Meine Herren, ich darf Ihnen Mitteilung machen, soeben ist der Weltgeist zum Bewußtsein seiner selbst gekommen! :)
 
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Alubehütet

Well-Known Member
Oh. Habe ich so nicht mitbekommen. Ein grundsätzlicherer Artikel ... ein erster Einblick über Berlin hnaus.
Der Campus-Alltag an den mehr als 400 Hochschulen ist meist unpolitisch. Das ändert sich stets in Krisenzeiten: In der Corona-Pandemie, als Wissenschaftler für eine faktenbasierte Politik stritten. Nach dem russischen Angriffskrieg, als die Universitäten blau-gelbe Fahnen hissten und ukrainischen Forschern Büros einrichteten. Und nach dem 7. Oktober: Sämtliche Wissenschaftsorganisationen verdammten den Angriff der Hamas und solidarisierten sich mit Israel. Zuletzt, nach den Correctiv-Recherchen zum Treffen Rechtsextremer in Potsdam, gab es erneut ein unzweideutiges Statement der Hochschulrektorenkonferenz: "Wir sind stolz darauf und unterstützen ausdrücklich, dass an unseren Hochschulen Menschen aus aller Welt und mit den unterschiedlichsten Hintergründen studieren und arbeiten."
Ich hätte gerne mehr davon gehabt, aber das ist schon mal ein Einstieg.
So steht es auf Papieren. Im eskalierenden Nahostkonflikt aber erschienen einige Hochschulen in den vergangenen Monaten nicht so standfest, wie sie sich schwarz auf weiß präsentieren. Sondern als Austragungsorte für politische Konflikte.
 

EnRetard

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Es ist immer unvermeidlich gewesen, dass politische Konflikte an Hochschulen ausgetragen werden. Linke Studis forderten immer für Studivertretungen das allgemeinpolitische Mandat, gegen den Widerstand der CDU- und FDP-Ableger, und setzten es immer durch, wenn sie Stupa-Mehrheiten hatten. Das dürfte immer schon so gewesen sein. Auch lautstarke und übergriffige Aktionen gab es immer. Von daher kann ich verstehen, wenn die Berliner Senatorin anscheinend reflexartig sagt, aus politischen Gründen werde niemand exmatrikuliert und stattdessen das mildereMittel des befristeten Hausverbots bevorzugt, wie sie inzwischen nachschob. Politisch ist eine solche Aussage allerdings instinktlos, denn es ging um politisch motivierte Gewalt. Sie muss ja keine Exmatrikulationen befürworten, aber sie muss Ordnung in die Dinge bringen, das ist ihr Job. Das heißt: Die Ausgrenzung jüdischer oder irgendwelcher anderer Studis wegen ihrer Religion, Ethnie etc. oder auch friedlich vorgetragener Ansichten, solange diese im legalen Rahmen sind, wird nicht geduldet. Neue Regeln ausschließlich zum Schutz jüdischer Hochschulangehöriger werden aber keinen Frieden bringen und vermutlich auch rechtswidrig sein.
 

Bintje

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Die Ausgrenzung jüdischer oder irgendwelcher anderer Studis wegen ihrer Religion, Ethnie etc. oder auch friedlich vorgetragener Ansichten, solange diese im legalen Rahmen sind, wird nicht geduldet.
So ist es, das muss sie klarstellen, und zwar unmissverständlich! Wachsweiches Herumeiern führt in dem Fall nur dazu, dass niemand es ernst nimmt.
 

sommersonne

Well-Known Member

Alubehütet

Well-Known Member
Also nur noch mal zur Klarstellung. Juden wurden keineswegs gehindert, an universitären Veranstaltungen teilzunehmen. Pro-Israel-Aktivisten meist jüdischer Herkunft (leider zu wenig deutscher der anderer) wurden gehindert, an einer pro-Palästina-Demo laut gegen diese protestierend teilzunehmen.
 

Bintje

Well-Known Member
In den meisten Medien inzwischen hinter einer Paywall, aber Thema dieses Threads: Der australisch-libanesische Gastprofessor Ghassan Hage, seit April 2023 vorübergehend am Institut für ethnologische Forschung in Halle beschäftigt, flog jetzt wegen zustimmender, teils euphorisch formulierter Äußerungen zu den Massakern vom 7. Oktober 2023 aus dem Institut und der Max-Planck-.Gesellschaft. Die MPG teilt dazu glasklar mit:

"Rassismus, Islamophobie, Antisemitismus, Diskriminierung, Hass und Hetze haben in der Max-Planck-Gesellschaft keinen Platz."


Mehr Hintergrund:


"Laut "Table.Research" habe Professor Ghassan Hage am 7. Oktober ein Gedicht veröffentlicht, das die Terrororganisation "Hamas" glorifiziere. Des Weiteren habe er sich vor allem in Social Media israelfeindlich geäußert und die Israelis als Nazis beschimpft. Die Zeitung "Die Welt" hatte Hage vor einigen Tagen vorgeworfen, er verbreite "die Propaganda der Anti-Israel-Bewegung BDS". Gleichzeitig hätte sich die Max-Planck-Gesellschaft mit ihm viele Monate tolerant gezeigt. Gemäß eines Berichts im "Tagesspiegel" gilt Ghassan Hage "als herausragender Wissenschaftler, der viel beachtete Forschungsarbeiten zu Rassismus, Nationalismus und Multikulturalismus geleistet hat". Er selbst lehne es resolut ab, als antisemitisch bezeichnet zu werden.

In einem Interview mit dem "Tagesspiegel" im Dezember hatte der neue MPG-Chef, Patrick Cramer, zum Thema Nahost-Konflikt gesagt: "Wir haben einen syrischen Direktor, eine libanesische Gruppenleiterin, Dutzende Studierende aus Ägypten und Israel. Sie alle können und dürfen – in einer Demokratie eine Selbstverständlichkeit – das Handeln und die Entscheidungen von Regierungen kritisieren. (…) Aber: Wir dulden keinen Antisemitismus. Denn das sind zwei verschiedene Dinge, deren Vermischung nicht akzeptabel ist. (…) Wenn Israel auf einmal Apartheid, Neokolonialismus oder gar Genozid vorgeworfen wird, muss man sich fragen, ob diejenigen, die diese Begrifflichkeiten nutzen, überhaupt wissen, was diese wirklich bedeuten?""


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Berfin1980

Well-Known Member
Also nur noch mal zur Klarstellung. Juden wurden keineswegs gehindert, an universitären Veranstaltungen teilzunehmen. Pro-Israel-Aktivisten meist jüdischer Herkunft (leider zu wenig deutscher der anderer) wurden gehindert, an einer pro-Palästina-Demo laut gegen diese protestierend teilzunehmen.
Das ist so nicht ganz richtig, es wurden jüdische Kommilitonen am (auch gewaltsam) Betreten des Hörsaals gehindert, die Polizei hat diesen dann geräumt. Ist schon etwas her.
Und es gab auch noch zahlreiche andere Vorfälle in den Gebäuden der FU. Genau dagegen hätte man aber von Anfang an vorgehen müssen. Schrieb ich aber schon mal.
 
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