Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass

Lynx72

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Günter Grass hat sich kritisch zur Atomrüstung Israels und zu den Kriegsdrohungen gegen den Iran geäußert und außerdem Deutschland und dem Westen ganz generell Heuchelei vorgeworfen. Unter anderem wirft er Israel vor, "alles vernichtende Sprengköpfe" auf den Iran zu richten, und Deutschland wirft er vor, an Israel "rein geschäftsmäßig, wenn auch mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert" ein U-Boot zum Abschuss derselben zu liefern.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,825744,00.html

Damit löste er wütende Reaktionen unter anderem des israelischen Gesandten in Berlin, des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie der Autorn Ralph Giordano und Henry M. Broder aus.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,825718,00.html

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Man muss Grass ja nicht zustimmen, aber was für ein Verständnis von Demokratie und freier Meinungsäußerung hat der israelische Gesandte mit seiner maßlosen Reaktion?
 

kilicaslan

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AW: Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass

Darf man ein Staat der Kriegsdrohung ausspricht nicht Kritisieren?
 

univers

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AW: Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass

Darf man ein Staat der Kriegsdrohung ausspricht nicht Kritisieren?

Darf man Iran kritisieren?
Die frage war hypothetisch gefragt, denn ich meine, dass des Übels Kern die iranische Staatspolitik ist, nicht das Volk.
Es ist alles Faul an iranischem Staatssystem.Alles!
Angefangen von den Menschenrechten im eigenem Lande hin bis bilaterale Beziehungen.
Nun, dieser Umstand entgeht auch Günter Grass nicht, siehe Fett hervorgehobenes:

Warum schweige ich, verschweige zu lange,
was offensichtlich ist und in Planspielen
geübt wurde, an deren Ende als Überlebende
wir allenfalls Fußnoten sind.

Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag,
der das von einem Maulhelden unterjochte
und zum organisierten Jubel gelenkte
iranische Volk
auslöschen könnte,
weil in dessen Machtbereich der Bau
einer Atombombe vermutet wird.

Doch warum untersage ich mir,
jenes andere Land beim Namen zu nennen,
in dem seit Jahren - wenn auch geheimgehalten -
ein wachsend nukleares Potential verfügbar
aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung
zugänglich ist?

Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,
dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,
empfinde ich als belastende Lüge
und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,
sobald er missachtet wird;
das Verdikt 'Antisemitismus' ist geläufig.

Jetzt aber, weil aus meinem Land,
das von ureigenen Verbrechen,
die ohne Vergleich sind,
Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird,
wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch
mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert,
ein weiteres U-Boot nach Israel
geliefert werden soll, dessen Spezialität
darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe
dorthin lenken zu können, wo die Existenz
einer einzigen Atombombe unbewiesen ist,
doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will,
sage ich, was gesagt werden muss.

Warum aber schwieg ich bislang?
Weil ich meinte, meine Herkunft,
die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist,
verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit
dem Land Israel, dem ich verbunden bin
und bleiben will, zuzumuten.

Warum sage ich jetzt erst,
gealtert und mit letzter Tinte:
Die Atommacht Israel gefährdet
den ohnehin brüchigen Weltfrieden?
Weil gesagt werden muss,
was schon morgen zu spät sein könnte;
auch weil wir - als Deutsche belastet genug -
Zulieferer eines Verbrechens werden könnten,
das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld
durch keine der üblichen Ausreden
zu tilgen wäre.

Und zugegeben: ich schweige nicht mehr,
weil ich der Heuchelei des Westens
überdrüssig bin; zudem ist zu hoffen,
es mögen sich viele vom Schweigen befreien,
den Verursacher der erkennbaren Gefahr
zum Verzicht auf Gewalt auffordern und
gleichfalls darauf bestehen,
dass eine unbehinderte und permanente Kontrolle
des israelischen atomaren Potentials
und der iranischen Atomanlagen
durch eine internationale Instanz
von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.

Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern,
mehr noch, allen Menschen, die in dieser
vom Wahn okkupierten Region
dicht bei dicht verfeindet leben
und letztlich auch uns zu helfen.

(Quelle: Süddeutsche Zeitung)
 
S

sintostyle

Guest
AW: Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass

Wenn man Israel kritisiert kommt gleich die Antisemitismuskeule... Lächerlich... Wann kapieren diejenigen die Antisemitismus vorwerfen dass es nicht um die jüdische Bevölkerung geht die kritisiert wird sondern die Politik die kriegstreiberisch diskriminierend und faschistisch ist?
 
E

Elena

Guest
AW: Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass

Wenn man Israel kritisiert kommt gleich die Antisemitismuskeule... Lächerlich... Wann kapieren diejenigen die Antisemitismus vorwerfen dass es nicht um die jüdische Bevölkerung geht die kritisiert wird sondern die Politik die kriegstreiberisch diskriminierend und faschistisch ist?

Nie, vor allem , wenn wir Deutschen das tun, werden wir gleich auf unsere Nazivergangenheit hingewiesen.
 

univers

Well-Known Member
AW: Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass

Wenn man Israel kritisiert kommt gleich die Antisemitismuskeule... Lächerlich... Wann kapieren diejenigen die Antisemitismus vorwerfen dass es nicht um die jüdische Bevölkerung geht die kritisiert wird sondern die Politik die kriegstreiberisch diskriminierend und faschistisch ist?

Meinst du nicht, dass auch Günter Grass diesen Unterschied nicht anmerken lässt?
Auf der iranischen Seite zeigt er auf den "Maulhelden", aber Israel heißt einfach Israel, ob er etwas bei der Wiedergabe seiner Gedanken zu hastig ward ?..!
Aber dies und andere Ausdrucksweisen in den Gedicht machen ihn zu einer leichten Beute, oder ist er gar unwissend, wie "Spiegel Online" es sieht.
 

univers

Well-Known Member
AW: Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass

Nie, vor allem , wenn wir Deutschen das tun, werden wir gleich auf unsere Nazivergangenheit hingewiesen.

Hmm..doch die U-Boote, derer sind insgesamt 6, kommen aus Deutschland, U-Boote, die auch atomar bestückte Marschflugkörper abfeuern imstande sind.
Hmm zum Zweiten, kämen sie nicht Deutschland würde sich ein anderer Lieferant finden...!?!
 
S

sintostyle

Guest
AW: Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass

Meinst du nicht, dass auch Günter Grass diesen Unterschied nicht anmerken lässt?
Auf der iranischen Seite zeigt er auf den "Maulhelden", aber Israel heißt einfach Israel, ob er etwas bei der Wiedergabe seiner Gedanken zu hastig ward ?..!
Aber dies und andere Ausdrucksweisen in den Gedicht machen ihn zu einer leichten Beute, oder ist er gar unwissend, wie "Spiegel Online" es sieht.

Schwierige Frage, es ist nunmal so, dass Israel seit Rabin keinen Politiker mehr hat, der Frieden wünscht. Die nachfolgenden Regierungen sind auf einem Niveau mit Ahmadinedschad, nur auf der anderen Seite. Deswegen kann man bei Israel nicht von EINEM Maulhelden sprechen, sondern muss die ganze Politikerriege einschließlich des deutschen Zentralrates miteinbeziehen. Drunter leiden muss in beiden Ländern der normale friedfertige Bürger, der eigentlich ganz normal leben möchte.
 

univers

Well-Known Member
AW: Antisemitismusvorwurf gegen Günter Grass

Schwierige Frage, es ist nunmal so, dass Israel seit Rabin keinen Politiker mehr hat, der Frieden wünscht. Die nachfolgenden Regierungen sind auf einem Niveau mit Ahmadinedschad, nur auf der anderen Seite. Deswegen kann man bei Israel nicht von EINEM Maulhelden sprechen, sondern muss die ganze Politikerriege einschließlich des deutschen Zentralrates miteinbeziehen. Drunter leiden muss in beiden Ländern der normale friedfertige Bürger, der eigentlich ganz normal leben möchte.

Doch im Lichte dieser von dir beschriebenen Zustände auf der israelischen Seite den Schluss zu ziehen, dass Israel, wie in dem Gedicht heißt, den Erstschlag und die Vernichtung Irans im Auge hätte, ist doch zugespitzt, denke ich.
Denn bis es soweit kommt bzw. wenn es soweit kommen sollte, wären die Folgen für Israel vernichtend.
Ich meine dass die israelische Staatspolitik, sei es dass die Spitze von jemandem des Schlags wie Rabin geführt wäre, im Kontext der Geschichte nunmehr achtsam und misstrauisch sein muss.
So leicht ist es nicht zu vergessen, was sie im 2. Weltkrieg und überhaupt auch Jahrhunderte zuvor in Europa durchgemacht haben.
 
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