Inada
New Member
Es beginnt immer mit diesem angenehmen Kribbeln in der Magengegend. Man fühlt sich schön, begehrt, macht sich noch schöner, strahlt und bekommt viele Komplimente. Als würde Mutter Natur einen für die Auswahl des potenziell neuen Partners attraktiver machen. Man wird sich in den nächsten Treffen von der Schokoladenseite zeigen und dennoch versuchen, ganz natürlich zu wirken. Man wird sich schminken, Pickelchen verdecken- und will dennoch möglichst ungeschminkt aussehen. Alles im Kopf dreht sich um das: ich will von ihm begehrt werden. Ich will, dass er um mich kämpfen muss. Ich darf nicht leicht zu haben sein, aber ich darf auch nicht zu abwehrend sein.
Irgendwie schafft man dann die Gradwanderung, sich interessant zu machen und doch nicht zu präsent zu sein und gewinnt ihn: den potenziell neuen Mann fürs Leben.
Dieser neue Mann im Leben wird sich nun bestimmt einige Monate auch von seiner besten Seite zeigen. Er ist nicht anspruchsvoll, freut sich über die einfachsten Überraschungen, gekochten Gerichte, findet einen immer schön, auch wenn man gerade einen Bad-Hair-Day oder einen Anfall des Gefühls von Übergewicht verspürt. Er macht Komplimente, ist aufmerksam, strahlt sich mit tiefen Blicken in unser Herz. Er macht es genau so lange, bis er spürt, dass er uns in der Tasche hat. Also das ist nicht nur negativ zu werten. Er hat dann erobert und wir sind ihm faktisch im positiven Sinne verfallen. Wir sind dann nach diesem Muster die "Schwächeren", die, die einfach mehr lieben, mehr investieren, mehr zu geben bereit sind. Wir versuchen ihm das Gefühl zu geben, es gäbe nur ihn in unserem Leben, koordinieren Freundinnen und Ausgehen auf seine Fussball-Trainingspläne und kochen auch um Zehn, wenns denn sein muss und er hungrig ist, gerne für ihn noch sein Leibgericht.
Wir verstehen, dass er nach der Arbeit ruhen muss, und nehmen ihm gerne den Haushalt ab, verstehen auch, dass er, wenn er krank ist eine Ersatzmama braucht, die den ganzen Tag um ihn schleicht und alles bringt, was man sich nur so wünschen kann. Und wenn es ihm gut geht und er Lust auf uns hat, werfen wir uns in Schale, ziehen uns die heißesten Dessous an und sind jederzeit bereit, mit ihm Spaß zu haben. Das alles funktioniert für ihn wunderbar, es gibt nichts zu jammern. Er hat es geschafft, diese anfangs distanzierte, unnahbare und doch interessierte Kandidatin Frau zu knacken und für sich so zu vereinnahmen, dass er zum Lebensmittelpunkt geworden ist. Wir können uns ein Leben ohne ihn, kaum mehr vorstellen, suchen seine Liebe und Nähe und sind gedanklich schon dabei, seinen Kindern Namen zu geben und das Haus mit dem weissen Gartenzaun zu bauen.
Dann werden wir zunehmend mehr Sicherheit einfordern, unbewusst und schleichend. Schatz, ich würde gerne mal deine Frau sein. Schatz, ich würde gerne mal deine Kinder bekommen usw. usw. Ja, er hat es geschafft: er hat uns in die Tasche gesteckt. Sein Ziel erreicht. Und jetzt? Jetzt machen wir ihm Druck, wir beginnen Forderungen zu stellen. Warum liegt er faul auf der Couch, wenn wir putzen? Wieso muss er sich von der Arbeit ausruhen, wenn wir doch auch zu Hause weitermachen müssen ohne direkt ins Bett zu fallen? Wieso interessiert er sich nicht dafür, wie unser Tag heute war und wieso sagt er eigentlich so selten: Ich liebe dich?
Der Druck, den wir uns machen, bringt uns fast selbst um. Wir leiden. Die Beziehung wird von ihm als stressig wahrgenommen. "Süße, wo ist das Engelchen in dir hin, wieso musst du mich immer stressen? Lass mich doch mal damit in Ruhe..." bis hin zu "Schatz, du hast dich total geändert. Kannst du nicht wieder so liebevoll sein wie am Anfang?" Tja, berechtigte Fragen?
Haben wir ihm vielleicht zu oft: Ich liebe dich gesagt. Zu oft sein Lieblingsessen gekocht, zu oft Verständnis gehabt? Hat er sich nicht am Anfang, als er uns knacken wollte in diese unnahbare Powerfrau verliebt, die auch mal nein sagen konnte? Ist das nicht alles widersprüchlich? Was will ein Mann überhaupt? Eine die alles kann und keine Ansprüche an ihn stellt? Wohl kaum? Eine die langweilig ist und alles mitmacht wird niemals so lange bei ihm bleiben wie wir, denn wir sind ja auch irgendwie interessant für ihn, oder?
Wie kommt man also raus aus der Falle des Alltags, aus der Falle des sich jahrelang kennens, aus der Falle der Faulheit? Wie lange haben wir uns nicht mehr schön gemacht, wie lange ist es her, dass wir ihn einfach mal warten lassen konnten um unsere Freundinnen zu treffen? Ohne uns Sorgen zu machen. Hat er was zu Essen? (JA, er wird nicht verhungern). Vermisst er mich (ja, ist gut so, soll er auch), wird er sich dann anderweitig umschauen (wenn er das tut, können wir gut auf ihn verzichten, dann tut er das auch in zwanzig Jahren, irgendwann, er tut es auf jeden Fall), wird er uns dann weniger lieben (nein, mehr, weil er merkt, dass wir ihn auch in der Tasche haben!)
by Inada, August 2010
Irgendwie schafft man dann die Gradwanderung, sich interessant zu machen und doch nicht zu präsent zu sein und gewinnt ihn: den potenziell neuen Mann fürs Leben.
Dieser neue Mann im Leben wird sich nun bestimmt einige Monate auch von seiner besten Seite zeigen. Er ist nicht anspruchsvoll, freut sich über die einfachsten Überraschungen, gekochten Gerichte, findet einen immer schön, auch wenn man gerade einen Bad-Hair-Day oder einen Anfall des Gefühls von Übergewicht verspürt. Er macht Komplimente, ist aufmerksam, strahlt sich mit tiefen Blicken in unser Herz. Er macht es genau so lange, bis er spürt, dass er uns in der Tasche hat. Also das ist nicht nur negativ zu werten. Er hat dann erobert und wir sind ihm faktisch im positiven Sinne verfallen. Wir sind dann nach diesem Muster die "Schwächeren", die, die einfach mehr lieben, mehr investieren, mehr zu geben bereit sind. Wir versuchen ihm das Gefühl zu geben, es gäbe nur ihn in unserem Leben, koordinieren Freundinnen und Ausgehen auf seine Fussball-Trainingspläne und kochen auch um Zehn, wenns denn sein muss und er hungrig ist, gerne für ihn noch sein Leibgericht.
Wir verstehen, dass er nach der Arbeit ruhen muss, und nehmen ihm gerne den Haushalt ab, verstehen auch, dass er, wenn er krank ist eine Ersatzmama braucht, die den ganzen Tag um ihn schleicht und alles bringt, was man sich nur so wünschen kann. Und wenn es ihm gut geht und er Lust auf uns hat, werfen wir uns in Schale, ziehen uns die heißesten Dessous an und sind jederzeit bereit, mit ihm Spaß zu haben. Das alles funktioniert für ihn wunderbar, es gibt nichts zu jammern. Er hat es geschafft, diese anfangs distanzierte, unnahbare und doch interessierte Kandidatin Frau zu knacken und für sich so zu vereinnahmen, dass er zum Lebensmittelpunkt geworden ist. Wir können uns ein Leben ohne ihn, kaum mehr vorstellen, suchen seine Liebe und Nähe und sind gedanklich schon dabei, seinen Kindern Namen zu geben und das Haus mit dem weissen Gartenzaun zu bauen.
Dann werden wir zunehmend mehr Sicherheit einfordern, unbewusst und schleichend. Schatz, ich würde gerne mal deine Frau sein. Schatz, ich würde gerne mal deine Kinder bekommen usw. usw. Ja, er hat es geschafft: er hat uns in die Tasche gesteckt. Sein Ziel erreicht. Und jetzt? Jetzt machen wir ihm Druck, wir beginnen Forderungen zu stellen. Warum liegt er faul auf der Couch, wenn wir putzen? Wieso muss er sich von der Arbeit ausruhen, wenn wir doch auch zu Hause weitermachen müssen ohne direkt ins Bett zu fallen? Wieso interessiert er sich nicht dafür, wie unser Tag heute war und wieso sagt er eigentlich so selten: Ich liebe dich?
Der Druck, den wir uns machen, bringt uns fast selbst um. Wir leiden. Die Beziehung wird von ihm als stressig wahrgenommen. "Süße, wo ist das Engelchen in dir hin, wieso musst du mich immer stressen? Lass mich doch mal damit in Ruhe..." bis hin zu "Schatz, du hast dich total geändert. Kannst du nicht wieder so liebevoll sein wie am Anfang?" Tja, berechtigte Fragen?
Haben wir ihm vielleicht zu oft: Ich liebe dich gesagt. Zu oft sein Lieblingsessen gekocht, zu oft Verständnis gehabt? Hat er sich nicht am Anfang, als er uns knacken wollte in diese unnahbare Powerfrau verliebt, die auch mal nein sagen konnte? Ist das nicht alles widersprüchlich? Was will ein Mann überhaupt? Eine die alles kann und keine Ansprüche an ihn stellt? Wohl kaum? Eine die langweilig ist und alles mitmacht wird niemals so lange bei ihm bleiben wie wir, denn wir sind ja auch irgendwie interessant für ihn, oder?
Wie kommt man also raus aus der Falle des Alltags, aus der Falle des sich jahrelang kennens, aus der Falle der Faulheit? Wie lange haben wir uns nicht mehr schön gemacht, wie lange ist es her, dass wir ihn einfach mal warten lassen konnten um unsere Freundinnen zu treffen? Ohne uns Sorgen zu machen. Hat er was zu Essen? (JA, er wird nicht verhungern). Vermisst er mich (ja, ist gut so, soll er auch), wird er sich dann anderweitig umschauen (wenn er das tut, können wir gut auf ihn verzichten, dann tut er das auch in zwanzig Jahren, irgendwann, er tut es auf jeden Fall), wird er uns dann weniger lieben (nein, mehr, weil er merkt, dass wir ihn auch in der Tasche haben!)
by Inada, August 2010