Das Ende des osmanischen Reiches

Sedatbey

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Naja, da kann man geteilter Meinung sein. Was überhaupt nicht beleuchtet wurde, ist die Tatsache, dass das Osmanische Reich für die anderen Völker kein Zuckerschlecken war und lediglich die Türken ganz gut lebten. Wenn alles so schön war, würde das Reich noch heute bestehen und es hätte nie Aufstände und Befreiungskriege gegeben, wobei das Wort Befreiungskrieg an sich schon alles sagt. Wo sich jemand befreien muss, da gibt es eben Unfreiheit.
 

DaliaMoell

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das Gleiche kann man auch von Römischen Reich behaupten, und auch von den Griechen und Ägyptern.
Dass es für andere kein Zuckerschlecken war, ist ja klar :D es muss ja die Größe des eigenen Reiches gezeigt werden.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
das Gleiche kann man auch von Römischen Reich behaupten, und auch von den Griechen und Ägyptern.
Dass es für andere kein Zuckerschlecken war, ist ja klar :D es muss ja die Größe des eigenen Reiches gezeigt werden.
Das osmanische Reich ist ja die Fortsetzung des oströmischen Reichs. Das zeigt die ganze Verwaltungsstruktur. Deren Wurzeln liegen eher in Rom als im Kalifat von Baghdad. Historisch betrachtet ist die Türkei ein Herzstück Europas. Nur deshalb spielen die Türken in der Euroliga und singen in European song contest - wie Israel.
Edogan ist kein Osmane. Dafür ist er zu ungebildet und kurzsichtig. Er ist ein Bauernfänger, der schlechte Politik macht, ohne jegliches geschichtliches Bewußtsein. Und der Fehler des Kemalismus ist, daß er dem Nationalismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nicht abgeschworen hat, als es an der Zeit war, und damit etwas zementiert hat, auf dem sich ein Bauernfänger ausruhen und bereichern kann.
 

Sedatbey

Well-Known Member
Das osmanische Reich ist ja die Fortsetzung des oströmischen Reichs.

Nein. Nur weil es sich auf dem gleichen Territorium ausbreitete, ist dem sicher nicht so.


Das zeigt die ganze Verwaltungsstruktur. Deren Wurzeln liegen eher in Rom als im Kalifat von Baghdad.

Welche Verwaltung? Und was hat das von den Mongolen schon lange vor dem Beginn des Osmanischen Reichs zerstörte Bagdad damit zu tun?


Historisch betrachtet ist die Türkei ein Herzstück Europas. Nur deshalb spielen die Türken in der Euroliga und singen in European song contest - wie Israel.


Linker Ideologe muss man sein, um solche haarsträubenden Zusammenhänge herstellen zu können. Europa ist ein Kontinent, der an der Grenze zur Türkei endet. Die Türkei ist Teil Asiens, wenn man mal von den drei Prozent absieht, die tatsächlich in Europa liegen. Die Türken stammen aus Asien, sie sind nie Europäer gewesen und auch heute noch verachten die meisten Türken die Europäer. Erdogan hat nie einen Hehl aus seiner Einstellung den Europäern gegenüber gemacht. Es war Atatürk, der in weiser Voraussicht sein Land an die Seite des Westens positioniert hat. Durch zahlreiche Verträge u.a. NATO-Mitgliedschaft, hat sich die Türkei an den Westen gebunden und nur das ist der Grund für die Teilnahme am Musikwettbewerb. Israel wurde ebenso nur aus politischen Gründen Teil dieser Veranstaltung. Osmanisches Reich ein "Europäisches Herzstück"? Selten so gelacht.

Edogan ist kein Osmane. Dafür ist er zu ungebildet und kurzsichtig. Er ist ein Bauernfänger, der schlechte Politik macht, ohne jegliches geschichtliches Bewußtsein.

Junge, Junge! Wer bitte ist denn heute noch Osmane? Erdogan hat sehr wohl ein geschichtliches Bewusstsein allerdings auf einer ganz anderen Ebene. Gerade ihm wird unterstellt das Osmanische Reich wiederbeleben zu wollen, was er aber faktisch gar nicht will und vor allem gar nicht kann. Was die Türkei unter Erdogan aber betreibt, ist der aus dem Osmanischen Denken stammende Drang zur Vorherrschaft über die gesamte Region. Gut zu sehen an der Syrienpolitik oder am Verhältnis zu Israel und den Kurden. Bis heute hat die Türkei mit dem Osmanischen Reich nicht abgeschlossen und die Vergangenheit nie aufgearbeitet.


Und der Fehler des Kemalismus ist, daß er dem Nationalismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nicht abgeschworen hat, als es an der Zeit war, und damit etwas zementiert hat, auf dem sich ein Bauernfänger ausruhen und bereichern kann.

Grundfalsch! Es waren doch erst die Kemalisten, die den türkischen Nationalismus erfanden um ein Auseinanderbrechen der Türkei zu verhindern. Rund 35 nicht türkische Völker und die ethnischen Türken in der Minderheit, das war das, was Atatürk damals vorfand. Er schmiedete nicht nur den Nationalstaat Türkei, sondern "erfand" auch das Volk der Türken, indem per Zwangsassimilierung alle Völker zu Türken erklärt wurden, die auf dem Gebiet der Türkei lebten. Nur so blieb der Türkei das Schicksal Jugoslawiens erspart. Der Erfolg Erdogans ist erheblich vielschichtiger, als du dir vorstellen kannst und immer alle Leute, die einem nicht passen, als Dummköpfe hinzustellen, die "Bauernfängern" auf dem Leim gehen, greift viel zu kurz.
 

Hanni Heini

Well-Known Member

Mendelssohn

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Grundfalsch! Es waren doch erst die Kemalisten, die den türkischen Nationalismus erfanden um ein Auseinanderbrechen der Türkei zu verhindern. Rund 35 nicht türkische Völker und die ethnischen Türken in der Minderheit, das war das, was Atatürk damals vorfand. Er schmiedete nicht nur den Nationalstaat Türkei, sondern "erfand" auch das Volk der Türken, indem per Zwangsassimilierung alle Völker zu Türken erklärt wurden, die auf dem Gebiet der Türkei lebten. Nur so blieb der Türkei das Schicksal Jugoslawiens erspart. Der Erfolg Erdogans ist erheblich vielschichtiger, als du dir vorstellen kannst und immer alle Leute, die einem nicht passen, als Dummköpfe hinzustellen, die "Bauernfängern" auf dem Leim gehen, greift viel zu kurz.
Ich nehme jetzt nur diesen Punkt heraus, weil wir im Hinblick auf die Stellung des osmanischen Reichs als Nachfolgereich des oströmischen Reichs ohnehin keine Einigung erzielen werden. Ich schrieb, daß sich der Kemalismus vom Nationalismus nicht getrennt hat, als es an der Zeit war. An der Zeit war es nach der Militärdiktatur, als die neue Verfassung verabschiedet wurde, also in den 1980iger Jahren. Zieht sich der Kemalismus auf türkisches Nationalbewußtsein zurück, hat er nur noch historische Bedeutung. M. E. kommt es darauf an, den Kemalismus zu reformieren, also weniger Politik in Richtung Nationalstaat als in Richtung Rechtsstaat. Erst im Rechtsstaat findet sich auch die Nation und die ist, wie in den meisten Ländern dieser Welt, sehr vielfältig.
Noch ein Wort zu Baghdad. Baghdad war zusammen mit Cordoba Hauptstadt des Kalifats. Der Fall des konstantinischen Thrones erst im 15. Jahrhundert. M. a. W. Bevor Konstantinopel islamisiert war, war der Islam aus Spanien, seiner theologischen Hochburg, schon vertrieben. Und warum, glaubst du, hat das osmanische Reich so viele Jahrhunderte bestanden? Wegen seiner effektiven Verwaltungsstrukturen oder wegen eines religiösen Fundamentalismus? Es gab Zeiten, da haben die christlichen Staaten vom Zentralismus des osmanischen Reichs gelernt, etwa der französische Absolutismus.
 

Sedatbey

Well-Known Member
Ich schrieb, daß sich der Kemalismus vom Nationalismus nicht getrennt hat, als es an der Zeit war. An der Zeit war es nach der Militärdiktatur, als die neue Verfassung verabschiedet wurde, also in den 1980iger Jahren. Zieht sich der Kemalismus auf türkisches Nationalbewußtsein zurück, hat er nur noch historische Bedeutung.

Die Türken haben eine Heidenangst vor einer Teilung der Türkei. Angeblich lauern bis heute die bösen Westmächte - zu denen auch Deutschland gehört - auf eine Chance, die Türkei zu teilen. Der übertriebene Nationalismus ist eine Klammer, die das Land zusammenhalten soll. Der Putsch von 1980 beendete einen bürgerkriegsähnlichen Zustand, der das Land lähmte. Rechte gegen Linke, wobei Türkes als Chef der Rechtsextremisten die Machtübernahme des Militärs bewusst betrieb. Zur Erinnerung: dieser Türkes war treibende Kraft beim Putsch von 1971. Er war als einziger Politiker der bestehenden Parteien vom 10 jährigen Betätigungsverbot ausgenommen. Was seine Sonderrolle in der Türkei zeigt. Den überbordenden Nationalismus kann man nicht per Verordnung einfach eindämmen. Was über 70 Jahre aktiv gefördert wurde, kann nun nicht zurückgenommen werden weil alle Parteien vortrefflich davon profitieren. Wo die CHP überhaupt derzeit steht, ist nicht eindeutig.
Wenn du schreibst, "An der Zeit war es nach der Militärdiktatur, als die neue Verfassung verabschiedet wurde, also in den 1980iger Jahren" dann ist das nicht stimmig, denn die Verfassung stammt vom Militär und sollte erst durch Erdogan reformiert werden, wobei dieser vor allem seinen Vorteil sucht und eine Präsidialherrschaft installieren möchte. Bisher ist er damit gescheitert. Außerdem steht der Nationalismus der CHP nicht im Zusammenhang mit der Verfassung.



M. E. kommt es darauf an, den Kemalismus zu reformieren, also weniger Politik in Richtung Nationalstaat als in Richtung Rechtsstaat. Erst im Rechtsstaat findet sich auch die Nation und die ist, wie in den meisten Ländern dieser Welt, sehr vielfältig.

Dann müsste man den Begriff "Kemalismus" überhaupt definieren. Bisher dachte ich, dass es vor allem den Laizismus betrifft, als Kern der Ideologie. Ein Grundproblem des Kemalismus ist überhaupt seine Unbeweglichkeit in Wirtschaftsfragen. Erdogans Erfolg basiert auf seiner Wirtschaftspolitik in deren Fahrwasser er die Re-Islamisierung betreibt.



Noch ein Wort zu Baghdad. Baghdad war zusammen mit Cordoba Hauptstadt des Kalifats. Der Fall des konstantinischen Thrones erst im 15. Jahrhundert. M. a. W. Bevor Konstantinopel islamisiert war, war der Islam aus Spanien, seiner theologischen Hochburg, schon vertrieben.


Spanien war nie theologische Hochburg des Islams. Als Bagdad zerstört wurde, siedelte sich der Kalif nach einer längeren Phase des Chaos in Kairo an.


Und warum, glaubst du, hat das osmanische Reich so viele Jahrhunderte bestanden? Wegen seiner effektiven Verwaltungsstrukturen oder wegen eines religiösen Fundamentalismus?

Aufgrund seiner Militärmacht. Schon damals war das Reich im Grunde eine Militärdiktatur. Außerdem ist es falsch, zu behaupten, dass das Osmanische Reich in seiner größten Ausdehnung 600 Jahre bestanden hat. 300 Jahre Expansion und anschließend 300 Jahre permanenter Gebietsverlust, das trifft es eher. Außerdem lassen sich menschenleere Wüstengebiete schnell erobern. Wenn der Gegner ebenbürtig war, sah es durchaus brenzlig für die Heere des Sultans aus. Stichwort Tamerlan und Vlad Tepes.


Es gab Zeiten, da haben die christlichen Staaten vom Zentralismus des osmanischen Reichs gelernt, etwa der französische Absolutismus.

Was du mir gerne erläutern darfst.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Spanien war nie theologische Hochburg des Islams. Als Bagdad zerstört wurde, siedelte sich der Kalif nach einer längeren Phase des Chaos in Kairo an.




Aufgrund seiner Militärmacht. Schon damals war das Reich im Grunde eine Militärdiktatur. Außerdem ist es falsch, zu behaupten, dass das Osmanische Reich in seiner größten Ausdehnung 600 Jahre bestanden hat. 300 Jahre Expansion und anschließend 300 Jahre permanenter Gebietsverlust, das trifft es eher. Außerdem lassen sich menschenleere Wüstengebiete schnell erobern. Wenn der Gegner ebenbürtig war, sah es durchaus brenzlig für die Heere des Sultans aus. Stichwort Tamerlan und Vlad Tepes.




Was du mir gerne erläutern darfst.
Hast du mal von Ibn Rushd gehört?
http://www.deutschlandfunk.de/averr...glaube-und.886.de.html?dram:article_id=343591

Auch Hier: "In wenigen Jahren entwickelt sich die Palaststadt zu einer Hochburg des arabisch-islamischen Geisteslebens."
https://books.google.de/books?id=Sv...=onepage&q=cordoba hochburg des islam&f=false

Ergänzen wir modernes Verwaltungssystem als militärisch gesichertes Verwaltungssystem.
Und dann bist du auch schon ganz nah am französischen Absolutismus, an der Sonne (Zentrum), um die ein geordnetes Planetensystem kreist. Du weißt doch um den Hang des Orients zu den Naturwissenschaften ...
 
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