Depressionen, Identitätskrise

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Member
In Lübeck mag der Alltag noch mit Achtung zu einander sein. In Berlin ist die Achtung sehr fragwürdig!
Der Fehler ist dass alle mit den Erfahrungen aus Ihrem Umfeld sich beteiligen ohne Rücksicht auf mein Umfeld. Bitte berücksichtigt mein Umfeld. Ich möchte hier nicht in erlebte Details eingehen.
Die Jahre habe einfach zu viel in mir zerstört. Ich bin so lange in Deutschland dass ich mich auch in die Lage des Deutschen versetzen kann u. Ihm teilweise Recht geben muss. Anders gehöre ich aber nicht zu den die der Deutsche teilweise zu recht beanstandet. Wenn er dann verallgemeinert und solche Sätze wie ich habe ja nichts gegen dich du bist ja mehr Deutsch als Türkisch aber die anderen... und dass nimmt einfach kein Ende. Dann werde ich wütend und fühle mich eher Türkisch.
Ich weiß nicht zu welcher Kultur ich gehöre. Ich stelle mir vor dass die Ablehnung dazu zugehören mein größtes Problem ist das wiederum mich dazu veranlasst mich nicht mit Deutschland zu identifizieren.
Ich denke das Gefühl nicht dazu zu gehören würde bei Rückkehr im Herkunftsland nicht geben und somit wäre das größte Problem schon mal beseitigt. Ich höre viele die nach Jahren mit der Rückkehr glücklicher sind.
Ich habe Identitätsprobleme weil ich auch wenige aber gute deutsche Freunde habe und Sie nicht missen möchte. Weiter finde ich dass Deutschland ein schönes Land ist. Was soll ich tun? Kann eine Psychologische Therapie z.B. Verhaltenstherapie helfen? Ich habe große bedenken das es helfen kann weil ja die Gesellschaft mich krank macht. Durch eine Verhaltenstherapie wird ja die gemeine Gesellschaft nicht erträglich verändert.
 

alteglucke

Moderator

Wie sollen wir das denn tun? In deinem ersten Post hast du dazu gar nichts geschrieben, jetzt wissen wir immerhin, dass du in Berlin lebst, aber um dein Umfeld zu berücksichtigen, reicht das nicht.

Anders gehöre ich aber nicht zu den die der Deutsche teilweise zu recht beanstandet.

Das ist der Punkt, an dem ich aussteige. Der Deutsche - wer soll das sein? Ich? Deine Nachbarn? Deine Kollegen? Vermutlich ist niemand scharf darauf, unter einen so pauschalen Mantel gezogen zu werden.

Ich glaube dir, dass du eine Depression hast und Probleme mit deiner Identität. Aber die Tatsache, dass du Türke bist, ist sicher nicht der alleinige Grund dafür. Und die Rückkehr in die Türkei vermutlich nicht das Heilmittel.
 

44/23

Member
Ja ist richtig habe ich vergessen Berlin zu erwähnen. Aber nicht wie manche vielleicht denken wird Kreuzberg oder Neukölln uzw. sondern im grünen Reinickendorf.

Der Deutsche ist die Masse mit gemeint mit der wir im Alltag das "Miteinander" erleben.

ja Du hast recht, auch wir sind nicht scharf darauf pauschalisiert zu werden, ist nicht schön. Eine Pauschalisierung habe ich auch nicht gemacht. Es handelt sich um die Begegnung im Alltag.
Im Gegenteil findet die Pauschalisierung bei uns statt, und das unaufhörlich bis zur Depression.
 

Almancali

Well-Known Member

Vieleicht brauchst du einfach nur Tapentenwechsel ? Den könnt' ich auch vertragen. Gelegentlich hilft es, wenn man für einige Zeit aussteigt. Habt ihr ein Haus oder Appartment in der Türkei ? Dann zieh da doch für 1-2 Monate hin und erhole dich (Das setzt voraus, dass du keine Kinder oder sonstige Verpflichtungen hast). Oder einfach mal Urlaub in den Metropolen dieser Welt. Das muss nicht unbedingt Berlin, Istanbul sein. Es geht auch Barcelona, London, Edinbourgh oder so ähnlich.
 

Tanya

Active Member
Ich würde gerne die Kehrseite der Medallie darstellen.
Ich bin seit einigen Jahren mit einem Türken verheiratet.
Ich selbst bin Deutsche - und ich wurde auch ziemlich
diskriminiert als ich geheiratet habe. Ich wurde gefragt
wie ich einen Frauenfeind heiraten kann, nach einer
Woche wurde ich zum ersten mal gefragt ob ich noch
glück sei und fast jeden Abend musste ich zuhause
heulen weil ich wieder lauter viele dumme Dinge gehört
hatte. Ich habe mich gefragt wie man sich wohl als Ausländer fühlt,
wenn man schon als Deutsche solche Dinge zu hören bekommt.
Nun gut, die Zeit zog ins Land und die Sprüche liessen nach.
Wahrscheinlich weil ich nicht mit blauen Flecken oder Kopftuch
in der Arbeit auftauchte war es dann nach und nach unspektakulär
und die Kollegen verloren das Interesse. Aber die Anfangszeit
war schlimm, deshalb kann ich ansatzweise verstehen was man
als Mensch mit Migrationshintergrund fühlen muss.
Ich selbst bin eine der Deutschen die anderen Kulturen
gegenüber immer sehr interessiert und offen war, nun ja
ich wollte weltoffen sein und deswegen habe ich andere
Kulturen immer als Bereicherung verstanden.
 
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