Camus wertet Sisyphos ja auf:
Der Antike ist er eine tragische Figur, der drastische Strafen nach seinem Tode bekommt ähnlich dem Tantalus, im heutigen Alltagsverständnis ist eigentlich mehr die Arbeit sprichwörtlich geworden: Vergisses, das kannst Du wieder und wieder versuchen, das führt zu nichts. Wikipedia: „
heute ist Sisyphusarbeit bzw. Sisyphusaufgabe ein geflügeltes Wort für eine ertraglose und dabei schwere Tätigkeit ohne absehbares Ende.“ Einer, der dennoch dieselbe Arbeit wieder und wieder verrichtet, wie hier
@manden1804 , oder auch die, die ihm wieder und wieder sagen: „Lass es doch einfach!“
, wird entweder auch zu einer tragisch-traurigen Figur, weil er sich offensichtlich in etwas verrannt hat, oder zur Witzfigur, zum Trottel im minder schweren Falle.
Camus hingegen sieht in Sisyphos eine tragische Grundgegebenheit jeglicher menschlicher Existenz: Im Grunde ist jeder Mensch ein Sisyphos, insofern er versucht, seinem Leben einen Sinn zu geben, das es angesichts der absoluten Sinnlosigkeit des Lebens, angesichts der „zärtlichen Gleichgültigkeit des Weltalls“ gar nicht haben
kann. Camus’ Frage ist, wieweit nicht darin gar die Schönheit und Würde des Menschen liegt: Dem Weltall Sinn abzutrotzen, von dem er weiß, daß es ihn nie geben wird.
Da ist mein Verständnis von Camus also weit entfernt von deinem: Der Mensch findet keinen Sinn, auch nicht im Unglück; im Gegenteil. Das eben ist seine Tragik, das Absurde: Nicht, daß er Sinn sucht, das ist legitim. Nicht, daß das Leben keinen Sinn hat; dem Weltall sind wir egal, es ist uns auch nichts schuldig, und einen Gott gibt es nicht (für Camus). Aber das macht eben die Größe und Schönheit des Menschen aus. Noch einmal Wikipedia:
„Heute bekannt ist er vor allem als eine Figur der griechischen Mythologie, die im Volksglauben als Schalk, gerissenes Schlitzohr und Urbild des Menschen und Götter verachtenden „Frevlers“ gilt.“
Tja, und dann gibt es inzwischen den dritten Fall, der zwischen beiden Bedeutungen hin- und herschillert, seitdem der Existenzialismus doch mal recht populär wurde: Ein Mensch, der etwas wieder und wieder unternimmt, obwohl es offensichtlich sinnlos ist – Einfach, weil er es für das Richtige hält. Zeugen Jehovas wollen mir da immer einfallen. Wie mitleidig werden ihre achselzuckenden Blicke sein, wenn Er dann tatsächlich wiederkehren wird: Wir haben es Euch ja wieder und wieder sagen wollen, wir standen an den Bahnhöfen und Fußgängerzonen, Ihr hättet uns nur fragen brauchen; wir haben sogar an Eurer Türe geklingelt, aber Ihr hattet ja nie Zeit?
@manden1804 scheint ja so einer zu sein, der in seinem Leben den Sinn sieht (unter anderem), die Harmonie mit der Schöpferexistenz, den tauben Nüssen vom TT-Forum, die Ohren haben, aber nicht hören wollen, Augen, aber nicht lesen wollen, wieder und wieder zu verklickern, wie der Hase wirklich läuft. A man has got to do what a man has got to do. Chuck Norris, oder doch Ernest Hemingway?
Ich weiß es nicht mehr.