Aber bei dem aktuellen Kurs der Ampelregierung ist es gar nicht so unwahrscheinlich das sogar ihr
noch von Altersarmut betroffen sein werdet.
Gestattest du mir ein kleines, trockenes Lachen?
Nicht über dich oder deine Zukunftssorgen, nein - aber du ziehst aus einer Lage, die sehr viel mehr Menschen betrifft als nur deine Generation, m.E. einfach die falschen Rückschlüsse.
Die Ampel ist seit Ende 2021 am Ruder. Und nun schauen wir uns mal die Zahlen an, genauer: die historische Entwicklung.
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Armutsgefährdung in Deutschland
Seit 2006 ist die Armutsgefährdungsquote in Deutschland gestiegen. Auch wenn sich der Anteil der von relativer Einkommensarmut Betroffenen zwischen den neuen und den alten Bundesländern in den letzten Jahren immer weiter aneinander angenähert hat, lag die Armutsgefährdungsquote in den ostdeutschen Bundesländern im Jahr 2022 noch um etwas höher, als in den westdeutschen. Das Bundesland mit der höchsten Armutsgefährdungsquote war im selben Jahr jedoch Bremen mit einem Wert von 28,4 Prozent. Siehe auch die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen in deutschen Bundesländern."
Im Jahr 2023 galten in Deutschland 17,6 Prozent der Frauen als armutsgefährdet.
de.statista.com
Mag ja sein, dass du uns alle für 99+ hältst und nach Jahrzehnten im öffentlichen Dienst mit formidabler Altersversorgung steinreich - kann das sein?
Täusche dich mal besser nicht, junger Padawan.
Wie es bei anderen hier ausschaut, kann ich nicht sagen, zu mir nur so viel: Nach Studium und Ausbildung angestellt, dann aus freien Stücken selbständig, parallel dazu viele Jahre alleinerziehend und mit Ende 40 ganz plötzlich voll ausgebremst. Infolge schwerer Erkrankung seitdem dauerhaft schwerbehindert, berufs- und jahrelang arbeitsunfähig. Ich hatte mit allem gerechnet, nicht damit, aber shit happens. Dergleichen geschieht, und Hadern nützt gar nichts. Im Kern geht's ja nicht darum, im Gestern zu verharren, sondern einfach nur irgendwie durch- und weiter zu kommen, ganz gleich, wie das Leben sich dreht. Hat geklappt. Meine langjährige Wohnung, Eigentum, ist längst verkauft: An ein pensioniertes Ehepaar, von dessen zweifacher, supertoller Altersabsicherung Leute wie ich immer nur träumen konnten. Rein finanziell gesehen hätte ich mein Leben völlig anders planen müssen. Habe ich aber nicht. Deswegen fällt's mir auch schwer, schwerer als dir, andere dafür verantwortlich zu machen.
Auch wenn der Rückblick auf die gesamte politische Entwicklung über viele, viele Jahre ausgesprochen deutlich ausfällt:
Altersarmut und deren überproportionales Risiko insbesondere für Frauen ist weiß Gott nicht erst seit gestern ein Thema!
Der unter vormaligen Regierungen förmlich aufgeblühte Niedriglohnsektor auch nicht.
Nicht vergessen: Einen gesetzlichen Mindestlohn gibt es in Deutschland erst seit 2015.
Und glaub mal bloß nicht, dass Niedriglöhner, Aufstocker & Co. irgendwelche Reichtümer fürs Alter hätten ansparen können.
Ich sehe aber, was Jüngere wie dich umtreibt,
@Msane . Und ich kann's begreifen. Klar müsste vieles anders laufen. In einer idealen Welt.
Von Idealvorstellungen habe ich mich selbst infolge meines biblischen Alters (hihi) allerdings längst verabschiedet. ^^
Meinem Sohn habe ich nur nachhaltig verklart, dass er bitte-bitte was Handfestes lernen und sich eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung zulegen soll. Hat er getan, beides; er ist Koch geworden (was ich anfangs suboptimal fand, er aber wollte) und hat sich während der Corona-Lockdowns mit Security-Nachtdiensten in der Uniklinik durchgeschlagen. Parallel hat er auf dem 2. Bildungsweg fürs Abi gebüffelt. Jetzt steht er kurz vor seinem ersten Uni-Abschluss und arbeitet vier Tage die Woche als Vertretungs- und inzwischen Klassenlehrer (DaZ) an einer Brennpunktschule.
Bis vor kurzem war er jedes Wochenende in seinem genehmigten Zweitjob zugange, da habe ich ihn sacht gebremst, weil es einfach zu viel wurde.
Inzwischen hat er's runtergefahren, jobbt nur noch jedes 2. Wochenende zusätzlich. Seine Frau ist selbstständig, betreibt zusammen mit einer Kollegin eine eigene Kindertagesstätte. Wie es weitergeht? Schau'n mer mal. Aber sie machen sich ähnliche Sorgen wie du, auch wenn sie daraus andere Schlüsse ziehen. Auch die Familienplanung ist natürlich erstmal aufgeschoben. Denn Selbständigen wälzt man dabei leider immer noch Steine in den Weg, noch immer. Nicht nur bei solchen Fragen, versteht sich.
Merke: Deutschland war leider nie, glaube mir, junger Padawan, NIE sonderlich innovativ und progressiv!
Jetzt hätten wir m.E. eine Chance. Gehabt. Es dürfte in die Grütze gehen. Zumal es ja auch seit Jahren dorthin geschrieben + getalkt wird.
ps Nebenbei begreife ich auch nicht so ganz, wie bestens bestallte Verfassungsrichter sich bei ihrer Urteilsfindung restlos abkoppeln konnten vom Blick auf politische, ökonomische und gesellschaftliche Realitäten. Zwar war's nicht das erste Mal, dass Karlsruhe was kassiert und dem Parlament verordnet hat, hier und da nachzubessern - völlig okay -, aber sehenden Auges eine Vollbremsung zu veranstalten?
Das kommt mir fast vor, als hätten sie gar nicht begriffen, was angesagt ist. Dass es im Kern um die Entwicklung des Landes statt um Stagnation und Beharren auf Überkommenem geht. Aber mit der Ansicht stehe ich vermutlich allein, zumal Richterschelte was Unsportliches hat.
Es ist, wie es ist, und wir alle müssen es ausbaden. Fertig.