ein land verlernt das lesen

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mar

Guest
Bereits an Grundschulen arbeiten Lehrer mit vereinfachten Versionen von Kinderbüchern wie Pippi Langstrumpf, weil sie den Eindruck haben, dass viele Schüler die Originale nicht mehr verstehen. Bei den Älteren geht es weiter mit Kleists Zerbrochenem Krug und Shakespeares Romeo und Julia, aus denen komplizierte Sätze gestrichen wurden. Universitätsprofessoren der Geisteswissenschaften berichteten den Autoren einer Studie der Universität Dortmund nicht nur von »Lesefaulheit«, sondern von »intellektueller Legasthenie« ihrer Studenten. Die wenigsten seien noch in der Lage, komplexe und abstrakte Texte zu durchdringen.

Muss man das heute noch können? Ist es wichtig, im Jahr 2009 den Zerbrochenen Krug komplett gelesen zu haben?
http://www.zeit.de/2009/47/DOS-Der-deutsche-Leser


ja -------
 

feshak

Moderator
AW: ein land verlernt das lesen


Darüber, welcher Literaturkanon es denn nun im Unterricht sein soll, kann man sicher streiten. Fakt ist aber, dass Lesen eben mehr ist und bewirkt, als nur entsprechend den Inhalt der Bücher zu kennen. Es bildet ja auch gewisse soziale Kompetenzen, Rechtschreibkenntnisse etc. Wahrscheinlich lernt man auch eine gewisse Konzentrationsfähigkeit, wie auch immer.

Was ich schlimm finde, ist das auch Angesprochene: Die Kinder können die Buchstaben, scheinen aber immer schwieriger wirklich den Sinn des Gelesenen zu verstehen. V.a. wenn die Sätze komplexer werden. Offenbar fehlt es da auch ab und zu an solchen Übungen, etwa die einzelnen Satzglieder herauszuarbeiten, das Wichtigste einmal in eigenen Worten zusammenzufassen etc.

Wäre sehr interessant, ob Deutschlehrer aus einer Grundschule das bestätigen könnten.
 

fritztotila

Active Member
AW: ein land verlernt das lesen

Ein Land verlernt auch das Schreiben. Jetzt kommen auch Schüler, die an der Grunschule ganz andere Buchstaben gelernt haben. Wenn die dann auch noch schlampig schreiben, ist es selbst für einen alten Graphologen wie mich, meine Frau oder meine erwachsenen Kinder einfach nicht mehr zu identifizieren.
So eine Aufsatzukorrektur ist ein Graus: Jedes dritte Wort muss man ganz einfach raten, meist geht das auch. Ab und zu jedoch ist einfach ?xxxxx?
Warum macht man so etwas ???
 
M

mar

Guest
AW: ein land verlernt das lesen

Darüber, welcher Literaturkanon es denn nun im Unterricht sein soll, kann man sicher streiten. Fakt ist aber, dass Lesen eben mehr ist und bewirkt, als nur entsprechend den Inhalt der Bücher zu kennen. Es bildet ja auch gewisse soziale Kompetenzen, Rechtschreibkenntnisse etc. Wahrscheinlich lernt man auch eine gewisse Konzentrationsfähigkeit, wie auch immer.

Was ich schlimm finde, ist das auch Angesprochene: Die Kinder können die Buchstaben, scheinen aber immer schwieriger wirklich den Sinn des Gelesenen zu verstehen. V.a. wenn die Sätze komplexer werden. Offenbar fehlt es da auch ab und zu an solchen Übungen, etwa die einzelnen Satzglieder herauszuarbeiten, das Wichtigste einmal in eigenen Worten zusammenzufassen etc.

Wäre sehr interessant, ob Deutschlehrer aus einer Grundschule das bestätigen könnten.

nicht nur kinder habe diese angesprochenen defizite, sondern auch erwachsene. zunehmend fühlt man sich wie ein fossil, wenn man korrektes deutsch spricht
ein anderer artikel in der ZEIT handelt von menschen, die lesen als zeitverschwendung sehen:roll:
 

Hazal

New Member
AW: ein land verlernt das lesen

Oh liebe mar, es ist grausam und zum groessten Teil schockierend wie schlecht sich ein Grossteil der Schueler heutzutage ausdruecken, in Wort UND Schrift!

Ich denke das sich die Medien und andere weitaus interessantere Dinge heutzutage in Kinderzimmern einfach durchgesetzt haben.

Da wo bei mir damals ein riesiges Buecherregal stand, steht bei meiner 12jaehrigen Cousine ein PC und eine Nintendo Wii...Da sie nur mit Doerflerinnen verkehrt, ist ihr Deutsch auf einem schwindenden Level und wird durch den oertlichen Dialekt ersetzt...sie wird wohl eines Tages in diesem Ort ihr Leben verdienen...hoffentlich.

Die Ausdrucksweise eines Menschens ist wie ein Ausweis, das 2. was uns nach der aeusserlichen Erscheinung einer Person entgegenschlaegt...wie schade das die Mehrheit der Jugend das heutzutage fuer unwichtig haelt...

Zitat: Wenn ich Zeitung lese verstehe ich die Haelfte doch garnicht...

traurig, traurig...

PS: Wieviele Kinder kriegen heutzutage noch Woeterbuecher oder Enzyklopaedien???
 
J

JoBuk

Guest
AW: ein land verlernt das lesen

Ein Land verlernt auch das Schreiben. Jetzt kommen auch Schüler, die an der Grunschule ganz andere Buchstaben gelernt haben. Wenn die dann auch noch schlampig schreiben, ist es selbst für einen alten Graphologen wie mich, meine Frau oder meine erwachsenen Kinder einfach nicht mehr zu identifizieren.
So eine Aufsatzukorrektur ist ein Graus: Jedes dritte Wort muss man ganz einfach raten, meist geht das auch. Ab und zu jedoch ist einfach ?xxxxx?
Warum macht man so etwas ???

Ich kann das für die Sekundarstufe bestätigen - unabhängig von der Schulform!

Da wünscht man sich manchmal das Schulfach "Schönschreiben" zurück.

Die einfachste Antwort wäre ja, dass es wohl an der mangelnden Übung liegt und Kinder einfach wieder mehr per Hand schreiben müssen.
Ich habe allerdings ein paar Schriftproben von Schülern aus den Jahren 1880/1890 - einfache Bauernkinder - die eine sehr sehr klare Handschrift hatten ....

Was das Lesen angeht ... nunja ... wir hatten da mal eine Umfrage ... es gibt einen Zusammenhang zwischen besuchter Schulform, Leistungsstärke und Anzahl der Bücher im heimischen Bücherregal.
 
J

JoBuk

Guest
AW: ein land verlernt das lesen

Oh liebe mar, es ist grausam und zum groessten Teil schockierend wie schlecht sich ein Grossteil der Schueler heutzutage ausdruecken, in Wort UND Schrift!

Ich denke das sich die Medien und andere weitaus interessantere Dinge heutzutage in Kinderzimmern einfach durchgesetzt haben.

Da wo bei mir damals ein riesiges Buecherregal stand, steht bei meiner 12jaehrigen Cousine ein PC und eine Nintendo Wii...Da sie nur mit Doerflerinnen verkehrt, ist ihr Deutsch auf einem schwindenden Level und wird durch den oertlichen Dialekt ersetzt...sie wird wohl eines Tages in diesem Ort ihr Leben verdienen...hoffentlich.

Die Ausdrucksweise eines Menschens ist wie ein Ausweis, das 2. was uns nach der aeusserlichen Erscheinung einer Person entgegenschlaegt...wie schade das die Mehrheit der Jugend das heutzutage fuer unwichtig haelt...

Zitat: Wenn ich Zeitung lese verstehe ich die Haelfte doch garnicht...

traurig, traurig...

PS: Wieviele Kinder kriegen heutzutage noch Woeterbuecher oder Enzyklopaedien???

Inhaltliche stimme ich Dir zu.

Ich erinnere mich auch an einen Jungen. Dem sollte ich vor ein paar Jahren mal Nachhilfe geben. Als ich das Kinderzimmer gesehen habe, wurde mir einiges klar. Auf dem Schreibitsch stand ein dicker fetter Fernseher. Kein Buch weit und breit.

Ich empfehle in diesem Zusammenhang einen Vortrag von Prof. Dr. Spitzer. Gibts bei Jokers als DVD.
 

ege35

Well-Known Member
AW: ein land verlernt das lesen

Oh liebe mar, es ist grausam und zum groessten Teil schockierend wie schlecht sich ein Grossteil der Schueler heutzutage ausdruecken, in Wort UND Schrift!

Ich denke das sich die Medien und andere weitaus interessantere Dinge heutzutage in Kinderzimmern einfach durchgesetzt haben.

Da wo bei mir damals ein riesiges Buecherregal stand, steht bei meiner 12jaehrigen Cousine ein PC und eine Nintendo Wii...Da sie nur mit Doerflerinnen verkehrt, ist ihr Deutsch auf einem schwindenden Level und wird durch den oertlichen Dialekt ersetzt...sie wird wohl eines Tages in diesem Ort ihr Leben verdienen...hoffentlich.

Die Ausdrucksweise eines Menschens ist wie ein Ausweis, das 2. was uns nach der aeusserlichen Erscheinung einer Person entgegenschlaegt...wie schade das die Mehrheit der Jugend das heutzutage fuer unwichtig haelt...

Zitat: Wenn ich Zeitung lese verstehe ich die Haelfte doch garnicht...

traurig, traurig...

PS: Wieviele Kinder kriegen heutzutage noch Woeterbuecher oder Enzyklopaedien???


Das ist das Traurige an dem Dilemma:
Nicht nur, dass die Leute nicht mehr richtig lesen und schreiben können - sie können sich nicht mal mehr mündlich einigermaßen erträglich ausdrücken.
Ob das am Elternhaus oder der Schule liegt - ich weiß es nicht.

Aber ich glaube nicht, dass es der richtige Weg ist, Texte in Büchern zu vereinfachen. Meiner Ansicht nach verstärkt es das Problem auf lange Sicht, wie weit soll in Zukunft vereinfacht werden? Bis nur noch ey alda, voll krasse schnidde drinsteht?

Wenn Pippi Langstrumpf in der Original-Übersetzung zu schwierig ist, stimmt vielleicht auch am Unterricht etwas nicht.:roll:
 
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