Finanzminister Lindner will das 9 €-Ticket verpuffen lassen

Bintje

Well-Known Member
Christian Lindner (FDP) will offensichtlich keinen bürgerfreundlichen ÖPNV.
Das wundert mich bei ihm zwar nicht, aber dafür hat er immerhin bettelarme Öl-Multis gepampert.


"Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat sich strikt gegen eine weitere Finanzierung des 9-Euro-Tickets oder eines Nachfolgeangebots ausgesprochen. »Das 9-Euro-Ticket ist eine befristete Maßnahme, genau wie der Tankrabatt«, sagte Lindner den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag. »Deshalb sind im Bundeshaushalt weder eine Fortsetzung des Tankrabatts noch Mittel für eine Anschlussregelung für das 9-Euro-Ticket vorgesehen.«"

Zur Begründung rhabarbert er unter anderem, nicht kostendeckende Angebote würden "übermäßig in Anspruch genommen". Aha! Seltsam nur, dass sämtliche Bahnstrecken, für die die DB teils weit im voraus eine "mittlere" bis "hohe Auslastung" prognostiziert, keineswegs für neun Euro, sondern zu üblichen Bahnpreisen angeboten werden. Wüsste er das, würde er garantiert darauf drängen, die teils ohnehin stolzen Fahrpreise zu verdoppeln.
Warum nicht? Mobilität kostet halt. Wäre ja noch schöner, wenn jede:r das könnte! :cool: *Ironie off*

Ich wette, Herr Lindner hat noch nie versucht, eine halbwegs brauchbare Bahnverbindung von wenigen hundert Kilometern mit dem 9 €-Ticket zu bestreiten. Die Bahn hat den Kniff nämlich längst raus, auf ihrer Website dafür ausschließlich Bummelzüge zwischen 19 und 7 Uhr früh anzubieten: Selig die, die spätestens um 6.10 h starten und kein Problem damit haben, per 9 €-Ticket für eine auch im Regionalverkehr normalerweise in zweieinhalb Stunden mit einem Umstieg zu bewältigende Strecke locker viereinhalb bis mehr als sieben Stunden einrechnen zu müssen - mit mindestens vier Umstiegen. Alternativ gern auch über Nacht, mit ellenlangen Umwegen in Himmelsrichtungen, in die man nie wollte und teils mit stundenlangen Wartezeiten auf den nächsten Anschluss.

ps Um nicht missverstanden zu werden: So, wie es momentan läuft, nehme ich dann zwar ebenfalls kopfschüttelnd andere Verbindungen, aber finde das 9 €-Ticket insgesamt klasse! Und natürlich wünsche wahrscheinlich nicht nur ich mir eine Fortsetzung in einem sinnvollen Modell - und sei es, um die teils horrenden ÖPNV-Kosten zum Beispiel in "meiner" Stadt auch für Menschen erschwinglich zu machen, die sich weder über ein Sozialticket noch über eine Gratis-Bahncard 100 (gell, Herr Lindner!) noch über den kostenlosen Fahrdienst des Bundestages freuen können.
 

Msane

Well-Known Member
Es ist 16:30 Uhr, Feierabend, ich gehe nach 10 Stunden Arbeit erschöpft zur Straßenbahn Richtung home.

Die Bahn kommt nicht.
Ein Blick auf die digitale Anzeigetafel hilt nicht weiter, defekt.
Ebenso wie die Handyapp, wo die "Liveabfahrtzeiten" einfach nur den normalen Fahrplan anzeigen, sprich nutzlos.

Mittlerweile ist der Bahnsteig brechend voll, denn wenn eine Bahn ausfällt ist die nächste doppelt so voll.
Die Enge nervt, ebenso wie die herumbrüllenden Junkies die dort die Leute anbetteln oder anbrüllen, je nachdem ob sie was kriegen oder nicht.
Sicherheitspersonal, Fehlanzeige.

Endlich ist die Bahn da.
Ich steige zu.
In der Bahn riecht es nach Pisse und Bier, man weiß nicht wo man sich festhalten soll, man will nichts anfassen
und sich auch nirgendwo dranlehnen.
Es ist brechend voll, über 30 Grad und keine Klimaanlage.

Nach einer halben Stunde stehen in der hoffnungslos überfüllten Bahn bin ich am Ziel.
Jetzt muss man sich nur noch irgendwie bis zur Türe vorkämpfen, aber geschafft.
Endlich kann ich den Coronatrain verlassen welcher in Zeitlupengeschwindigkeit durch
die Gegend gegondelt ist.

Jetzt würde ich mich über Rolltreppen freuen.
Aber Pustekuchen, ein Absperrband verwehrt den Zutritt.
Rolltreppe defekt! (schon seit Wochen).
Aber ich will nicht jammern, den Rentnern und Gehandicapten die sich die Stufen hochquälen
gehts noch schlechter.

Eine kleine Zustandsbeschreibung des kölner ÖPNV.

So, warum ich gegen die Weiterführung des 9 Euro Tickets bin...
einfach weil es nicht zielführend ist.
Es spricht nichts gegen ermäßigte Tickets für Menschen mit geringem Einkommen, daurm geht es nicht.
Sondern darum, dass der ÖPNV nicht per se billiger werden muss, sondern besser.
Der ÖPNV muss pünktlicher, schneller, sauberer und sicherer werden.
Ich zahle gerne mehr für ein Jobticket wenn ich dafür den entsprechenden Mehrwert bekomme.
Das ist im ÖPNV aber nicht der Fall, jeder der kann versucht diesem Elend irgendwie zu entkommen.
Das 9 Euro Ticket oder Ähnliches ist nur ein populistisches Wahlgeschenk was wir durch unsere Steuern hintenrum sowieso wieder zahlen
und nicht dazu beiträgt die Probleme des ÖPNV zu lösen geschweige denn den ÖPNV attraktiver zu machen.
Wenn der Staat die Bürger spürbar entlasten will, dann sollte die Mehrwertsteuer gesenkt werden.
Das kommt dann auch bei den Menschen an die das am meisten brauchen.


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Msane

Well-Known Member
Man könnte alternativ auch die Höhe der Einkommensteuer an die Inflation koppeln und so Entlastung schaffen.


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Alubehütet

Well-Known Member
Sondern darum, dass der ÖPNV nicht per se billiger werden muss, sondern besser.
Der ÖPNV muss pünktlicher, schneller, sauberer und sicherer werden.
Ich zahle gerne mehr für ein Jobticket wenn ich dafür den entsprechenden Mehrwert bekomme.
Das war auch mein erster Gedanke. Verbessert erst einmal das Angebot, bevor Ihr die Nachfrage durch Verbilligung erhöht. Immerhin aber ist jetzt klar, daß die Nachfrage bestünde. Der Ball liegt jetzt bei den Grünen, etwas draus zu machen ...




... merke ich selber.
 

Msane

Well-Known Member
Die wirklich Bedürftigen zahlen kaum oder gar keine Steuern.
Bedürftige geben jeden Monat quasi ihr ganzes Geld aus, fast überall ist Mehrwertsteuer drauf, deshalb fände ich halt die Absenkung der Mehrwertsteuer besser... die Leute würden die Entlastung sofort im Geldbeutel merken.
Deine Sorge das alles beim Handel hängenbleibt sehe ich so nicht, der Einzelhandel ist kein Kartell wie die Treibstoffproduzenten.
Der Einzelhandel hat ein natürliches Interesse daran das die Menschen konsumieren und in den Laden kommen, sobald Lidl zum Beispiel damit wirbt alle Preise um soundsoviel Prozent billiger, ziehen Aldi, Rewe und Konsorten sofort mit und senken auch die Preise.


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EnRetard

Well-Known Member
Bedürftige geben jeden Monat quasi ihr ganzes Geld aus, fast überall ist Mehrwertsteuer drauf, deshalb fände ich halt die Absenkung der Mehrwertsteuer besser... die Leute würden die Entlastung sofort im Geldbeutel merken.
Deine Sorge das alles beim Handel hängenbleibt sehe ich so nicht, der Einzelhandel ist kein Kartell wie die Treibstoffproduzenten.
Der Einzelhandel hat ein natürliches Interesse daran das die Menschen konsumieren und in den Laden kommen, sobald Lidl zum Beispiel damit wirbt alle Preise um soundsoviel Prozent billiger, ziehen Aldi, Rewe und Konsorten sofort mit und senken auch die Preise.


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Du sprachst von Einkommensteuern, meintest wahrscheinlich Lohnsteuern. Gegen die Not helfen direkte Zuschüsse. Mehr Hartz IV, sowas wie das 9-€-Ticket (das bekanntlich unter den Mängeln der Bahn leidet; die KVB, früher auch Kölner Verbrecher Bande waren immer schon unsagbar schlecht). Was die MwSt angeht, halte ich den Gedanken für gut, aber nicht ohne ein striktes Preis-Monitoring quer durch das Sortiment, denn sonst geben Lidl und Konsorten die Senkung bei Preisen, die jedeR im Kopf hat wie Mineralwasser weiter und z.B. bei Aktionsware nicht.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Es gab ja einen Wirbel um den Porscheminister: Porsche-Chef Blume, inzwischen VW-Chef, prahlte öffentlich rum, Porsche habe maßgeblich mitlobbyiert, um eFuel in den Koalitionsverhandlungen durchzubringen, Lindner habe ihm nahezu stündlich Bericht erstattet.

Aktuelle Version: Ja, Blume habe geprahlt, aber dem sei nicht so gewesen.
(Hochploppen ließ das Die Anstalt.)

 
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