AW: Gedanken über Pauline
Pauline ist -bislang- die einzige Person hier, die mich beschämt, daher dazu zwingt, so zu verhalten, wie ich eigentlich bin. Nicht weil, sie mir zwischen Tür und Engel schon ein paar Mal es riet - schliesslich ist sie nicht die einzige, die solcher Meinung ist bzw. wäre. Dadurch, dass sie sich hier genauso wie ein Mensch verhaltet, erinnert sie mich daran, dass ich auch ein Mensch bin. Dann habe ich sofort das Gefühl, sich zu schämen. Bin ich damit zufrieden? Auf jeden Fall, ja! Würde ich mir das wünschen? In manchen Fällen, nein!
Selten habe ich mit Floskeln tu zun. Nun da aber ich hier zu mir spreche, soll ich diesmal -ausnahmsweise- darum nicht kümmern. Zwischen Pauline und einer Muschel ziehe ich ab und zu eine Parallele. Sie scheint, von draussen gesehen, sehr hart. Nichts Falsches hier, ein Gehäuse soll tatsächlich hart sein, damit es das sichern soll, was drin versteckt ist. Es kann sogar schneidend sein, wenn man nichts weiss, wie man das Gehäuse anfassen soll. Aber sie ist einem immer dort - nur fasse den Gehäuse in richtiger Art und Weise an, dann steht die Perle mit dem ganzen Glanz vor dir! Habe ich selber einmal die Perle vor mir gesehen? Aber nein! Schliesslich behauptete ich hier nicht, dass ich weiss, wie ich es anfassen sollte.
Zurechnungsfähig ist sie meistens - manchmal sogar zurechnungsfähiger als nötig! Alles müsste, wohl nach ihrer Meinung, unbedingt unter ihrer Beherrschung sein! Ich zwinge gerade mich, mir sie in so einer Situation vorzustellen, in der sie ihren Common Sense einmal verlor, aber es klappt nicht. Sie ist, sagen wir, sinnlos betrunken durch Wein, Gedichten oder Musik. Dennoch beherscht sie in solcher Situation auch jedes Buchstabe, geschweige denn jedes Wort, jede Geste, jeden Blick, jede Gedanke, wie noch nie! Und ich kann mir nicht entscheiden, ob ich mich darüber freuen, trauern oder ärgern soll!
