Laschet und Kujat befürworteten das ebenfalls. Bei van Aken hat mich seine realitätsferne Beurteilung von Waffenlieferungen an die kurdischen Verteidiger gestört. Einerseits behauptet er, in der Region seien genug Waffen, von denen die meisten dem IS in die Hände gefallen seien, und das befürchte er auch für Waffen, die an die Kurden geliefert würden. Andererseits trompetete er, wenn die TR nur genug kurdische Kämpfer aus anderen Gebieten über ihr Territorium ins Kampfgebiet gehen ließe, wäre Kobane gerettet. Ja, was denn nun?(..)
Exakt. Van Aken fand ich widersprüchlich und überhaupt nicht überzeugend. Was er erzählte, wirkte wie am grünen Tisch konzipiert. Ich hatte den Eindruck, dass er aus sicherlich gut gemeinten, aber sehr theoretischen, ideologiegefärbten Überlegungen nicht herauskam. Dass er nebenbei Parteigenossen abbbürstete, die seine Sichtweise nicht teilen ("die sind uninformiert!"), gehört bei ihm wohl dazu. ; )
Angenehm überrascht war ich vom Auftreten des Nato-Generals a.D.: er brachte nicht als einziger, aber sehr deutlich auf den Punkt, dass die TR a) den Bündnisfall herausfordern will, und b) nicht unterstützt werden solle, solange sich die türkische Regierung verhält, wie sie sich verhält. (Wer sich genau anhören will, was er sagt: ab 18'30'' kommt er kurz zu Wort, und dann noch mal - die Passage fand ich wirklich erhellend! - ca. ab 35'30''.)
Zusammengefasst: der Bündnisfall tritt nicht ein, wenn die TR in Syrien einmarschiert und die IS zurückschlägt. Die Panzer an der Grenze stehen zu lassen, sei eine reine Machtdemonstration, Imponiergehabe. Die Türkei wolle die Nato mit in diese Situation hineinziehen, um Assad auszuschalten. Wie es den Kurden ergehe, sei bei diesen geostrategischen Zielen völlig sekundär.
Und dann kam's: Echtes Druckmittel der Bundesregierung, um ein Zeichen zu setzen, seien nicht Telefonate mit Erdogan oder andere Diskussionen, sondern der sofortige Abzug der Patriot-Raketen. Die Grundlage für deren Stationierung sei sowieso entfallen. Und: "Ein Verbündeter, der sich so verhält, verdient auch nicht den Schutz des Bündnisses." Wer in so einer tragischen Situation nicht einschreite, verdiene selbst keinen Schutz.
Den Ansatz fand ich bemerkenswert. Bemerkenswert klasse. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass Kujat das Szenario wesentlich intensiver durchdrungen hatte als z.B. van Aken oder auch Laschet und den türkischen Stursinn komplett auf dem Zettel hatte. Respekt.