AW: Heirat zwischen Muslime und Christen
Also fassen wir mal zusammen:
Dein Freund ist scheinbar keiner der üblichen Vollhorsts, die sich letztendlich dann doch verheiraten lassen. Er meinte, auch wenn Du nicht konvertierst, könnt Ihr heiraten. Gut. Nein, das ist nicht schwieriger. Als Christin bist Du Angehörige einer Buchreligion, damit gibt es keine Probleme. Wer was anderes erzählt, verzapft Bullshit.
Der Mutter würde ich freundlich aber bestimmt sagen, dass auch viele gebürtige Muslima ihren Weg zum Kopftuch erst nehmen müssen (und dafür Jahre brauchen, um sich dafür oder dagegen zu entscheiden) und Du erst mal dabei bist, Dich grundlegend mit der Religion zu befassen. Als Argumentationshilfe würde ich listenartig die wichtigsten Übereinstimmungen dieser beiden Religionen gegenüberstellen, um zu zeigen, dass es letztenlich ein Gott ist, nur gelegentlich etwas anders verpackt. Sie soll sich das bitte so vorstellen wie einen Teller Köfte, den sie einmal in Akcabat und einmal in Inegöl isst. Die Zubereitung ist unterschiedlich, aber es bleiben Köfte.
Für mich stellt sich jetzt aber die Frage: wie religiös bist Du, bzw. wie religiös erzogen? Wie viele Christen sind Christen nur auf dem Papier? Ich bin zum Beispiel sehr katholisch erzogen und aufgewachsen, habe aber gelernt, meinen Verstand zu gebrauchen, weshalb mir heute ziemlich schnurz ist, was irgendwelche Tattergreise in Rom von sich geben. Ich habe durchaus religiöse Wurzeln, die mein Handeln und Verhalten prägen (was christliche Werte bedeuten können und wie sie prägen, wird einem meist erst dann bewusst, wenn man im nichtchristlichen Ausland lebt). Ich habe beruflich und privat ziemlich viel mit Mitgliedern eines Tariquats (Sufi-Bruderschaft) zu tun und da kam noch nie jemand auf die Idee, mich bekehren zu wollen. Die Message ist da eigentlich klar: es gibt mehr, was uns vereint als was uns trennt.
Wie kam Dein Interesse für den Islam und was fasziniert Dich daran mehr als das, was Du bereits kennst? Das frage ich völlig wertneutral.