in 28 Tagen um die Welt

jsvcp

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In 28 Tagen um die Welt:

Frankfurt-Singapur-Auckland-Tonga-Samoa-San Francisco-Frankfurt



Erste Etappe: Singapur


Im Mai 2006 machte ich einen meiner Träume war, ich reiste einmal um die Welt. Auch wenn mir nur 28 Tage für diese Aktion zur Verfügung standen, sollte es doch ein unvergessliches, weil einmaliges Erlebnis werden. So startete ich an einem verregneten, kalten Freitag abend von Frankfurt am Main aus, um 23Uhr in Richtung Singapur.
Ich muss vielleicht noch vornweg sagen, dass es mir nicht ausschließlich um das bereisen nie gesehener Länder ging. Der Genuss eines solchen Vorhabens sollte schon an Bord des Flugzeuges beginnen, welches mich durch die Hemisphären der Sonne entgegenbringen würde. Also wählte ich, soweit dies möglich war, Business-Class, übers Internet gebucht nicht so teuer, wie man glauben mag.

Richtung Osten heißt: ab in die Nacht. Wenn man aber um 23Uhr startet, kann die Dunkelheit nicht lange vorhalten. Und so wurde es denn auch schon wieder hell, als mir nach einem opulenten Mahl das erste mal die Augen schwer wurden. Aber wofür fliegt man denn Business. Ein Knopfdruck genügt und aus dem Sitz wird ein Bett. Schlafmaske über die Augen, Musik in die Ohren und: Schlummer.
In Singapur ist es bereits Mittag, als der Jumbo genussvoll den Bauch zu Boden drückt. 240 Tonnen setzen mit einem satten Schmatzer auf den glühend heißen Beton auf und rollen gemächlich zum Terminal. Die Einreise ist unproblematisch. Die Uniformierten stellen keine überflüssigen Fragen und sind durchweg freundlicher Natur, was den ersten Eindruck dieses Stadtstaates positiv beleuchtet.

Im Reiseführer stand zwar, dass es Busse in die City gäbe, aber ich entschied mich trotzdem für ein Taxi, welches mich für 32,- SGD (100,-€ = 206,-SGD) zum Novotel, direkt am „Clarqe Quay“, brachte. Der Hit des Hotels war der Pool, der sich auf dem Dach befindet. Bei 33°C habe ich mir an diesem Abend, in einer gemütlichen Pool-Liege, erst einmal einen schönen gepflegten GinTonic gegönnt. Dann ab ins Abend- Nachtleben am „Clarqe Quay“, einer Flaniermeile mit netten Restaurants und Bars in mitten der Singapurer Krachten. Es ist aber wohl doch noch ein bisserl früh. In den Restaurants sind viele Tische frei und die offenen Bars verwaist, also „flaniere ich“. In Singapur ist es heiß und die Luftfeuchtigkeit hoch, was die Einwohner dieser Stadt in deep frozen Einkaufszentren und Büros treibt. Erst wenn die Sonne schon seit Stunden dem Mond Platz gemacht hat, kommen sie aus ihren Schutzwällen und genießen den kühlen Wind an den unzähligen Kanälen. Dann aber bekommt man den einen Fuß nicht vor den anderen gesetzt. Das Bier an den offenen Bars ist teuer und Magenschleimhautverrenkend kalt. Aber die Menschenmassen aus aller Herren Länder lassen es nicht zu, in einer der vollklimatisierten Discos zu verschwinden. Ja, ich gebe es zu: ich war in keiner dieser hochgepriesenen Tanztempel und auch in keinem Kabarett, in keiner Show. Um zwei Uhr waren meine Augenlieder dann auch so schwer, dass sie den GPS in mir aktivierten und das Hotel ansteuerten.

Samstag in Deutschland:
hektischer Einkaufs- und Familienstress in allen Einkaufsstraßen der gesamten Republik.
Samstag in Singapur:

Kein Mensch auf der Straße. Ich war zunächst baff und hatte schon Angst, einen kompletten Tag verschlafen zu haben, wähnte mich am Sonntag kurz vor dem Kirchgang. Doch weit gefehlt. Es war Samstag, es war 10Uhr und die Straßen wie leer gefegt. Also marschierte ich los, wie ich es bisher in jeder Großstadt getan habe. Städte muss man sich erlaufen, sonst war man nicht da. Die Wasserstraßen entlang, durch Parks und Grünanlagen, an Monolithen und Kirchen vorbei und niemandem begegnet, also von den ersten Joggern und Restaurantbesitzern mal abgesehen. Und weil ich mir unbedingt noch eine zweite Speicherkarte für meine Digicam kaufen wollte, führte mich der Weg ins größte Elektronikkaufhaus der Stadt. Das muss man sich mal vorstellen: 300 Läden, mit HiFi, Elektronik, Computern, Handys und und und . Und Menschen, überall Menschen. Natürlich, sie fliehen in die Kaufhäuser, in denen man theoretisch 24 Stunden überleben könnte. Nicht ein Kaufhaus ohne Restaurants, Sushibars, Mc D’s und Coffeeshops. Am besten hat es mir aber da geschmeckt, wo nur Einheimische anzutreffen waren. Man muss manchmal die Augen verschließen und Fragen nach den Ingredienzien tunlichst unterdrücken. Aber es ist günstig und superlecker. Jam jam.

[FONT=&quot]
[/FONT] Was ist sehenswert in Singapur:
Der Zoo, den ich allerdings nicht mehr geschafft habe, weil er ein gutes Stück außerhalb liegt. Freunde von mir waren mit ihren Kinder dort und hellauf begeistert.
Sentosa Park. Das ist der Hit: mit der Seilbahn in einen der größten Freizeitparks der Welt. Hier kann man sich nur mittels Bus (es gibt drei Linien) oder Besucherbahn bewegen, sonst kommt man nie ans Ziel. Das hier ansässige Aquarium kann ich allerdings nicht empfehlen. Ich bin Taucher und weiß, dass die meisten, hier eingepferchten Tiere im Meer niemals so dicht nebeneinander wohnen würden. Die viel zu zahlreichen Haie hetzen entsprechend ruhelos von einem Punkt zum anderen, ohne auch nur einmal richtig anzuhalten. Absolut gegen die Natur. Aber die Seilbahnfahrt, hin und zurück, war super. In 80 Metern Höhe, mitten durch Hochhäuser und über Kreuzfahrtschiffe hinweg. Für 12,-SGD in der Standardkanzel, für 15,-SGD vollverglast, Honeymoonerkanzel auf Anfrage möglich.
Shopping Shopping Shopping. In Singapur gibt es rießige Einkaufstempel, mit bis zu 600 Geschäften. Immer im Mai: VisaCardSale. Alles was man mit Visa bezahlt, gibt’s für die Hälfte.
Parks. Es gibt zu viele, um alle aufzuzählen. Die ganze Stadt hat, ähnlich wie Berlin, eine grüne Lunge. Einfach loslaufen lohnt sich allemal. Viele Wasserstraßen werden mit Ausflugsschiffen befahren auf denen es Infos über Kopfhörer in allen Sprachen gibt.


… und demnächst:
[FONT=&quot]zweite Etappe: Auckland, New Zealand[/FONT]
 

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Anja_H

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AW: in 28 Tagen um die Welt

In 28 Tagen um die Welt:

Frankfurt-Singapur-Auckland-Tonga-Samoa-San Francisco-Frankfurt

Wow! Schöne Berichterstattung, die du da angefangen hast...

Da hattest du dir aber echt ein Programm vorgenommen... supertolle Idee sowas mal zu machen... und selbst in der recht kurzen Zeit scheinst du Beachtliches erlebt zu haben!

Freu mich schon auf deine Beschreibung zu den nächsten Etappen!

Die Pics zu Singapur übrigens auch superschön!

War selbst noch nie Richtung Asien unterwegs und merk schon, dass man da gut mal hinreisen könnte mit dem nötigen Kleingeld in der Tasche (aber so geht es einem ja bei vielen unbeschreiblich faszinierenden Orten dieser Erde)

LG Anja
 
S

simonehai

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Ich bin gespannt, wie es weitergeht... :)

Ich wäre aber eher für 28 Tage Türkei zu haben, da mir Deine Variante einfach zu anstrengend wäre in der "kurzen" Zeit! :)
 

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Zweite Etappe: New Zealand


Die Strecke Singapur - Auckland wird von mehreren Airlines angeboten. Die schnellste Direktverbindung bietet „Air New Zealand“(NZ), die Zeitintensivste „Emirates Airline“(EK). Da ich aber bei NZ für ein Economy-Ticket gerade mal 120,-€ weniger hätte hinlegen müssen, als für ein Business-Ticket bei EK, waren die etwa drei Stunden Umweg über Brisbain/Australia durchaus hinnehmbar. Für Geschäftsreisende sicherlich unattraktiv, für mich „einmalumdieweltreisenden“ aber hinsichtlich der Bequemlichkeit angenehmer. Und ehrlich: habt ihr schon mal Wachteleier gegessen? Allein in den neun Stunden nach Brisbain gab es drei mal was warmes zu Essen, plus Käse- und Dessertwagen, plus Espresso bis zum abwinken. Bei der Zwischenlandung (05:00Uhr Ortszeit) musste ich dann auch noch in die Lounge, was dann so richtig furchtbar war:smile:. Schon mal mit Schafskäse überbackenes Müsli an Mangocreme gegessen? Ein Gedicht, kann ich nur sagen. Als die Stewardess beim letzten Streckenabschnitt auch noch mit einem warmen Frühstück ankam, musste ich (fast) passen.

Rundgerollt und angespeckt, zufrieden und müde, stieg ich also in Auckland aus dem grünen Flieger. Noch ein Foto mit einer Stewardess, und ab Richtung Immigrations. Nun hat es sich Neu Seeland offensichtlich zum erklärten Ziel gesetzt, nicht die kleinste Sprosse, den trockensten Zweig, nicht den schönsten grünen Apfel ungestraft ins Land der Kiwis kommen zu lassen. Der Versuch, einem dieser „Natural Items“ bei der illegalen Einreise zu helfen, ob mit oder ohne Absicht, wird mit mindestens 200,-NZD Strafzoll geahndet. Und keine Bange, auch dein Gepäck wird aufs intensivste und mindestens drei mal durchgecheckt, durchleuchtet, durchfingert. Ach den netten Hund, der an diesem morgen allein in meiner Schlange 400,-NZD Umsatz vorweisen konnte, nicht zu vergessen. Die Beamten, zu denen man nach etwa einer Stunde vorgedrungen ist, sind hingegen wieder mal sehr nett und haben sogar den einen oder anderen Ratschlag parat.

Doch dann der Schock: es ist kaaaaaalt :frown:
Nach 33°C und 94% Luftfeuchtigkeit in Singapur, erwarteten mich hier 6°C und 100% Luftfeuchtigkeit. Ihr wisst schon, dieser feine Sprühregen, der in jede Tasche, in jede Faser eurer Kleidung, in die letzte Ecke beider Lungenflügel und gaaaanz tief ins Gemüt vorzudringen vermag. Gut, dass ich nur eine Nacht gebucht hatte.
Eine Arbeitskollegin aus Deutschland, die zu dieser Zeit eine sechsmonatige Auszeit in ihrer Heimat verbrachte, holte mich am Flughafen ab und brachte mich ins „Mercure Hotel Windsor“, direkt am Hafen. Ihr freundlicher Hinweis, dass es schließlich Winter in New Zealand und sie am Morgen in Christchurch (Süd Insel) bei Schneetreiben abgeflogen sei, brachte keinen spürbaren Wärmeerfolg.
Aber wie war das doch gleich wieder: es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung? Ich hatte natürlich „Neu Seeland Kleidung“ im Gepäck und wir konnten uns auf die Socken machen. So berauschend wie Singapur war Auckland dann allerdings nicht wirklich. Und im Größenvergleich vielleicht so in etwa mit Frankfurt/Main einzuordnen. Allerdings provinzieller, nicht so viele Hochhäuser. Die Hafengegend ist unbedingt empfehlenswert. Viele bunte Kneipen und Boutiquen säumen die Promenaden und es ist, trotz Winter, ein reges Leben zu beobachten. Das sich die Einheimischen aber, inklusive meiner Kollegin, auch bei diesem Wetter unbedingt ins Freie setzen müssen, um das (kalte) Glaserl Wein zu genießen, na ja, muss man mögen. Wir haben uns, auf meine dringende Intervention hin, dann doch noch in ein geschlossenes Restaurant gesetzt. Hiermit nochmals vielen dank an meine ganz persönliche „Kiwi“.
Einen zweiten Tag hat es für die Stadt nicht bedurft, also sind wir mit einer Schnellfähre auf eine vorgelagerte Insel gefahren. Unbedingt empfehlensert! Die Wein Insel „Waiheke Island“ hat das typischen Neu Seeland Flair, wie man es aus dem Fernsehen so kennt. Rau, verwinkelt, linksdrehend. Neben kleinen Kneipen kann man durch viele verträumte Künstlerwerkstätten bummeln und schnüffeln. Hier eine Ausstellung, dort ein Geschäft für Malerbedarf, dahinter ein Coffee Shop. Und am Strand hätte ich Stunden verbringen können. Und man glaubt es nicht: eine Stunde mit dem Schnellboot und schon sitzt man in der Sonne bei 16°C…8)

Kiwi = Neuseeländisches Gewächs, welches in Deutschland in Gewächshäusern aufgezogen und zu Schleuderpreisen verscherbelt wird.
Kiwi = Neuseeländisches Wappentier. Eigentlich ein Vogel, aber mir Fliegen is nich.
Kiwi = Neuseeländischer Einwohner, mit kuriosen Anwandlungen, wie etwa 120-Meter-Bungee-Jumping von einem Fernsehturm in Auckland, oder Wein trinken mit Wolldecke über den Knien und Regenschirm in der Hand bei vorzugsweise niedrigen Temperaturen.



Und demnächst: dritte Etappe, Tonga, der König stirbt zuerst.
 

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Anja_H

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AW: in 28 Tagen um die Welt

(...) Und ehrlich: habt ihr schon mal Wachteleier gegessen? Allein in den neun Stunden nach Brisbain gab es drei mal was warmes zu Essen, plus Käse- und Dessertwagen, plus Espresso bis zum abwinken. Bei der Zwischenlandung (05:00Uhr Ortszeit) musste ich dann auch noch in die Lounge, was dann so richtig furchtbar war:smile:. Schon mal mit Schafskäse überbackenes Müsli an Mangocreme gegessen? Ein Gedicht, kann ich nur sagen.
(...)
Die Wein Insel „Waiheke Island“ hat das typischen Neu Seeland Flair, wie man es aus dem Fernsehen so kennt. (...)

Hallo! Meine beiden persönlichen Highlights aus diesem Reiseabschnitt habe ich mal zitiert...

Wachteleier? Selbst noch nie in den scheinbaren Genuss gekommen.
Schafskäse überbackenes Müsli an Mangocreme? Neid, Neid, Neid...
Und noch vieles vieles mehr und das alles im Flieger, der sicher auch noch netten Ausblick auf Meer und Landschaft tausende Kilometer weiter unten geboten hat bzw. in sicher schick eingerichteter Lounge...

Deine Beschreibung von "Waiheke Island" klingt wundervoll... kann mir vorstellen, dass man dort so schnell nicht wieder weg wollte...
Aber du hattest ja noch ein riesiges Programm vor dir! :)

Freu mich schon auf Etappe 3 und Tonga...

LG Anja
 

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Dritte Etappe: Tonga

Teil-1
Ich schaffte es, einigermaßen kostengünstig, weiter in Richtung Osten zu reisen, mit Air New Zealand (NZ) in der Economy auf stand by basis. Also, mal ehrlich: ich war ja schon ein wenig verwöhnt, vom letzten Trip mit EK. Aber was mir hier als Dinner (Abflug war am Abend) angeboten wurde, habe ich zuletzt aus einer Hundefutterdose geholt. Angeboten als Beefsteak, bekam ich eine dunkelbraune geleeartige Fleischmasse im Blätterteigmantel vorgesetzt. Ich bin nun wirklich schon viel in der Gegend herum gekommen, aber so eine Fehlinterpretation des Begriffes „Essen“ war mir bis dato nicht zuteil geworden. Der Flieger, eine etwa hundert Jahre alte Boeing 767, war dermaßen verschlissen und heruntergekommen, dass man nur hoffen konnte, dass sie niemals ohne den Willen der Piloten herunterkommen möge. :vogel)

Aber der Weg ist das Ziel, oder das Ziel der Zweck des Weges. Also, Augen zu und durch, bis nach Tonga.
Beim verlassen des Flugzeuges blickte mich die Purserette etwas verschwommen an. Ob ich denn sicher sei, dass ich nicht doch noch eine Etappe weiter fliegen wolle? Der nächste Stop wäre Samoa, da könne man sich ein paar schöne Tage machen und dann weiter nach Los Angeles fliegen. Aber ich war mir sicher, ich wollte hier raus, auch wenn außer mir lediglich drei weitere Touristinnen ausstiegen. Es war bereits nach Mitternacht, als ich durch die Emigrations marschierte. Da ich mich nicht an die Citizens Schlange anstellen musste, ging es wirklich schnell. Das Gepäck dauerte zwar ein bisschen und beim Geldwechsler gab es auch noch die eine oder andere Unklarheit, aber dann konnte ich endlich in den bereitstehenden Minibus steigen, der nur auf mich und drei junge Chinesinnen, die anderen Touristen aus der NZ, gewartet hatte. Die Fahrt durch die tiefschwarze Nacht dauerte eine gute Stunde und erst kurz vor unserem Ziel, dem "Harbour View Motel Nuku'alofa Tonga" etwas außerhalb der Hauptstadt „Tongatapu“ leuchteten die ersten Straßenlaternen. Trotz der nächtlichen Stunde war es angenehm warm, als wir aus dem Bus stiegen und zur Rezeption gingen. Ein freundliches Hallo eine nette Begrüßung ein Bier an der Hausbar und dann ins Bett. Nicht wirklich einladend, aber auch nicht wirklich schmuddelig. :-?

Der nächsten Morgen erwartete mich, mit einem leichten Frühstück aus Papaya, Mango, Annanas, Pancakes und einem abscheulichen, weil löslichen Kaffee. Ich bin für den Rest meiner Südseerunde auf Tee umgestiegen, da kann man nicht so viel falsch machen. Aber das frische Südseeobst zum Frühstück sollte mich bis ans Ende meines Tonga und Samoa-Aufenthaltes begleiten. Wie bereits bei meiner ersten Etappe: man muss sich die Städte erlaufen…. Also, los geht’s. Aber wie bereits erwähnt, das Motel lag etwas Außerhalb, so etwa dreißig Minuten bis zur Stadt. Aber ich laufe gerne und viel. Es waren an diesem Tag viele Wolken am Himmel, als Vorbote der nächsten Tage, die tatsächlich sehr verregnet und Buchverbindend werden sollten. Nun ja, es war warm, was solls. Der Weg in die Stadt, der Ort daselbst: ernüchternd. Ich kann mich nicht annähernd erinnern, jemals so viele große Kirchen auf so kleinem Raum gesehen zu haben. Später sollte ich erfahren, dass die Methodisten inzwischen mehr als 65% des öffentlichen Lebens ausmachen. Sie sitzen einfach überall, in den Kirchen, den Schulen, den Behörden, den Geschäften. :-(

Aber was noch viel erschreckender war: es gab keine Touristen. Ich schlenderte vorbei an Geschäften, die zum Verkauf standen. An Restaurants und Bars, in denen niemand saß, vorbei an Läden ohne Kunden und an Autovermietungen mit überfüllten Parkplätzen. Um etwas in meinen Magen und Infos in meinen Kopf zu bekommen, steuerte ich ein kleines Lokal an. Zu meiner Überraschung waren die Besitzer Deutsche aus dem Osten der Republik. Sie erzählten mir, dass sie vor zehn Jahren hierher kamen, um es sich in der Sonne gemütlich zu machen. Als sie das Restaurant eröffneten, begannen sie mit zehn Mann Personal und immer vollem Haus. Heute steht Er am Grill und Sie an der Theke, für manchmal Gäste. Tonga sei unmittelbar vor einer Revolution. Der etwas übergewichtige König Taufa’ahau Tupou IV sei im Krankenhaus in Neu Seeland, sein Sohn verschleudere das Silber und die Tochter sei dabei, das Land an die meistbietenden zu veräußern. Sie empfahlen mir dringendst, das Land zu verlassen, solange es noch Flüge gäbe. Von ehedem 300 Deutschen seien noch etwa 12 Familien im Land, er Rest sei zurück nach Europa, oder nach Neu Seeland geflohen.

Äh, naja, mein Flug war für den übernächsten Tag gebucht, vorher gab es ja eh keine Verbindungen. Warum also verrückt machen lassen, dachte ich mir. Und trottete von dannen. Die Einladung zum Grillabend nahm ich natürlich und trotzdem an, es würden auch noch ein paar Freunde kommen, die auf einem Segelboot lebten. Ich schlenderte also durch die Stadt, begutachtete das einzige Königsschloss der Welt, welches ausschließlich aus Holz gebaut ist, fotografierte Gotteshaus um Gotteshaus und Friedhof um Friedhof und kehrte erst am Abend wieder zum vereinbarten Grillabend zurück. Es gab Neuigkeiten vom König. Es hieß, er solle in den nächsten Tagen nach hause kommen, um in Frieden in sein entgültiges Königreich übertreten zu können. Allerdings sei das für die sich im Land aufhaltenden Touristen nicht ohne Risiko. Sollte er König sterben, sagten viele Politiker einen Aufstand vorher, die Einheimischen würden schon mit den ersten Hamsterkäufen beginnen.
Rosige Zeiten, kann man da nur sagen. Aber nach dem sechsten Bier (in der Südsee trinkt man für gewöhnlich aus Literflaschen) wagte ich mich auch ohne Bodygards auf die Straße und in das nächste Taxi...:roll:

Der folgende Tag war hell und freundlich und der/das Zimmerboy/mädchen lächelte unverstohlen in mein großes Herz. Wer kann da noch Angst haben wollen? Ich mietete mir ein Fahrrad und vergrößerte so meinen Radius erheblich.
Erst jetzt viel mir auf, dass der Junge vom anderen Ufer nicht alleine war, auf dieser Insel. In Tonga und auch in Samoa, dem Ziel meiner langen Anreise, gibt es eine etwas gewöhnungsbedürftige Tradition. Gibt es in einer Familie nicht genügend Mädchen, wird der Letztgeborene einfach umerzogen. Das heißt tatsächlich, dass der kleine ab dem Zeitpunkt seiner Geburt ausschließlich Mädchenkleidung angezogen bekommt, wenn er größer wird im Haushalt hilft, kochen putzen waschen lernt und im Teenie alter anfängt sich zu schminken. Männer helfen nicht im Haushalt, sagt die Tradition und auf diese wird großen Wert gelegt, in der Südsee. Die“ tangata fakafefine“ , kurz: Fakaleiti ,hingegen werden auch im Erwachsenenalter von der Gesellschaft respektiert. Bei uns in Europa (und ich zähle die Türkei bereits dazu), werden Transsexuelle ja eher von der Seite angeschaut, in Kabaretts zur Belustigung ausgestellt, zumindest aber mitleidig belächelt. In Tonga hingegen gehören sie genauso zum Straßenbild, wie zum Beispiel der LavaLava, das ultimative Kleidungsstück der Inselwelten. Von der inneren Zerrissenheit redet allerdings niemand, als Hotelangestellte sieht man sie hingegen gerne, da sie nicht nur putzen, sondern auch Koffer tragen können. Als ich einmal fragte, ob er/sie einen Freund, oder eine Freundin habe, wurde in der Runde nur freundlich unverbindlich gelächelt.
Ich erkundete also den „Großraum“ Tongatapus per Pedes. Nicht die allerbeste Idee, wie ich feststellen musste. Autofahrer sehen hier die anderen Verkehrsteilnehmer noch weniger, als bei uns und der am Nachmittag einsetzende Regen verwandelte die Schlaglochpisten in Wasserlochteermatten. Aber ich kam mit Einheimischen in Kontakt und erfuhr so, unter anderem, dass die im Hafen vor sich hinrostenden Schiffe der chinesischen Hochseefischerei gehörten. Weil sie in tonganischem Hochheitsgewässer fischten, wurden sie kurzerhand beschlagnahmt. Nun rosten sie vor sich hin und keiner will sie mehr haben. Am Abend setze ich mich in ein Steakrestaurant im zweiten Stock eines Geschäftshauses in der Mainstreet, mit Blick auf das nächtliche Treiben der Stadtjugend. Nun ja, der Laden war nicht wirklich überfüllt. Nach mir kamen noch zwei einheimische Geschäftsleute, die mich auch unvermittelt an ihren Tisch baten. Man könne doch nicht alleine zu Abend sitzen. Wir unterhielten uns über die Lage in Tonga und dem Rest der Welt und auch die beiden Tonganer bewerteten die Situation am Königshaus eher kritisch. Man strebe eine ganz neu zu erfindende Demokratie an, weshalb der Neffe des Monarchen sich derzeit in den USA aufhielt, um demokratische Politiker zu Rate zu ziehen. (Dieser Neffe kam übrigens nicht mehr nach Tonga zurück, er starb in einem Krankenhaus nach einem Verkehrsunfall in Kalifornien.)

dupe to follow...

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jsvcp

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Dritte Etappe: Tonga

Teil-2
Nach dem Dinner luden die beiden mich noch in einen Club ein. Nun hatte meine Frau ja noch vor meiner Abreise gesagt, ich solle niemals alleine in ein fremdes Auto einsteigen. Naja, so sind türkische Ehefrauen halt, sie sehen ihre Ehemänner als zusätzlich zu erziehendes Kind:smile:. Im Jahre 1985 bin ich mit einem Mietwagen quer durch die DomRep gefahren und habe trampende Polizisten mitgenommen. Im nachhinein erfuhr ich, dass diese normalerweise das Auto gestohlen und mich ins Gefängnis gesteckt hätten. Ein paar Jahre später habe ich nächtliche Sparziergänge durch New York/NY überlebt, genauso wie den Versuch der Drogenmafia auf San Andress mich zu einer nächtlichen Bootsfahrt zu überreden, weil sie überzeugt waren, ich wäre Agent der DEA. Natürlich stieg ich in den Geländewagen. Hey Leute, es regnete kübelweise Südseewasser vom Himmel und der Tag war noch lange nicht zu Ende. Und in einen Einheimischen-Club kommt man sonst nicht ohne weiteres rein. So lernte ich noch viele Freunde der beiden kennen und hatte einen echt super Abend.
popcorn


Als ich in den sehr frühen Morgenstunden zu meinem Motel kam, saßen die Angestellten noch auf der Veranda. Auf und unter dem Tisch lag der Inhalt eines Altglascontainers, bestehend aus Whiskey- Bier- und Colaflasche, verstreut. Die beiden Fakaleiti waren offensichtlich in der Verköstigung der dargebotenen Getränke am weitesten fortgeschritten. Jedenfalls machten sie keinen Hehl daraus, dass sie gegen ein kleines Tet à Tet nichts einzuwenden hätten. Nun ja, ich hatte… . Freundlich trank ich noch ein Bier (ich hasse Whiskey-Cola) und entfleuchte in mein Zimmer. Am nächsten Morgen bediente mich beim Frühstück der Chef selbst und brachte mich auch persönlich zum Flughafen, sein Personal sei komplett verschollen. :p



König Taufa’ahau Tupou IV : hat es nicht mehr nach hause geschafft, er starb im September in einem neuseeländischen Krankenhaus. Immerhin hatte er mehr als 40 Jahre die Regentschaft inne und brachte seinem Land eine 97%tige Alphabetisierungsrate. Er orientierte sich zudem sehr an Europa und war begeistert von Deutschland, wo er auch mehrmals zu Besuch war. Zu zweifelhaftem Ruhm kam er, als er zur Jahrtausendwende einmalig die Sommerzeit einführte, damit sein Land, noch vor Samoa, als erstes Land der Welt ins neue Jahrtausend eintauchen möge. Des weiteren verkaufte er meistbietend Tonganische Pässe an Ausländer. Diese Pässe berechtigen zur freien Ein- und Ausreise in Neu Seeland und wurden daher von zwielichtigen Geschäftsleuten mit Vorliebe ersteigert.

Anreise: Der Weg ins Paradies ist weit und teuer. Man kann, wenn man nicht unendlich Zeit hat, nur fliegen und darauf bauen die beiden Großen, im Pazific route business, Air New Zealand (NZ) und Quantas (QF). Alle Pazifischen Airlines wurden mehr oder weniger aufgekauft und dem Preisgefüge angepasst. Von Australien aus gibt es noch einen Virgin-Airline Ableger „Virgin blue“, auch nicht wesentlich günstiger. Es hat mich wochenlange Internetsitzungen und Nerven gekostet, Tickets für die Strecken Auckland-Tonga-Samoa-San Francisco zu erstehen. Aber letztendlich hat sich die Sucherei ausgezahlt.

Tonga:ist eine Inselwelt mit 150 Inseln und Korallenarchipelen. Eigentlich ein Traum und auf einigen Inseln auch mit sündhaftteuren und sündhaftschönen Hotels bebaut. Die tonganische Fluggesellschaft bringt einen auch relativ günstig (was man halt günstig nennt) zu verschiedenen Inseln. Auf die Einhaltung eines Flugplanes sollte man aber nicht unbedingt pochen.

Die Revolution fand bereits statt, allerdings ist sie etwas kleiner ausgefallen. Zwar brannten einige Geschäfte und Hotels vollständig aus, aber der neue König wird im September, ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, inthronisiert werden. Leider habe ich keinen Kontakt mehr zu den beiden Deutschen herstellen können. Ich denke aber, dass sie inzwischen wieder in Deutschland leben. Auch von den beiden Geschäftsleuten habe ich nichts mehr gehört, wir hatten unsere email adressen ausgetauscht. Ich hoffe, es geht ihnen gut.:idea:

und demnächst: Samoa, am Ziel angekommen
 

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Kleopatra

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Hallo,

toller Reisebericht. Wie du in New Zealand warst - hast du auch die Drehorte von Herr der Ringe gesehen?

Lg,

Kleopatra
 
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