AW: in 28 Tagen um die Welt
Vierte Etappe. Samoa
Von Tonga über Pago Pago nach Apia
Nachdem mich der Chef des Harbur View Motels auf Tonga zum Flughafen gebracht hatte, hieß es erst einmal, in guter alter Südseetradition, warten warten warten. Ich war der erste Mensch, der an diesem Tag das Flughafengebäude erklomm (siehe Foto), noch vor allen Angestellten, vor den Zollbeamten, vor allem vor dem Mitarbeiter der Wechselstube. Warum in Gottes Namen hatte man bei der Fluggesellschaft darauf bestanden, dass ich spätestens drei Stunden vor Abflug zu erscheinen habe? Nun denn, ich harrte der Dinge, wohlwissend, dass ich an dieser Situation sowieso nichts mehr ändern konnte. Nach einer guten Stunde kamen die ersten Passagiere, die ersten Angestellten, niemand von der Wechselstube. Als die Schalter etwa anderthalb Stunden vor Abflug besetzt wurden, ging erst mal gar nichts, weil…. Keine Leitung zum Hauptrechner. Irgendwann wurde ich dann doch noch zum Schalter gebeten, das Ticket entgegen genommen, und, abgelehnt. Woher ich denn dieses Ticket habe, man könne mich so nicht mitnehmen, der Flug wäre ausgebucht. „Wieso nicht?“ „es ist kein Touristenticket“ „Es ist ein Ticket aus dem Reisebüro“ „Ja aber nicht aus den USA. Wo wollen Sie denn hin?“ „Nach Apia“ „Warum sagen Sie das nicht?“ „Sorry, ich dachte es wäre da irgendwo vermerkt“. Erst als ich etwas lauter nach einem Supervisor fragte, bekam ich unvermittelt meine Bordkarte, erste Reihe, Fensterplatz. Ich möge bitte jetzt zum Ausreiseschalter gehen und die Flughafengebühr begleichen. Da war es nun, mein Problem: Die Flughafengebühr war mit 15,-Tonga$ veranschlagt, die ich aber nicht mehr hatte. Es waren nur noch 200,-NZD in meiner Hosentasche. Die beiden Mädchen hinter dem Tresen lehnten lächelnd ab, nein keine ausländischen Währungen. Und die Wechselstube war und blieb unbesetzt. „Ich gebe ihnen 15,-NZD, das sind etwas mehr als 20,-TGD, also ein Gewinn für Sie“ Kicher kicher, „nein“. „Aber was soll ich machen, ich komme hier nicht weg“ Kicher kicher, „dann bleiben sie halt noch ein bisschen“ „Aber meine große Liebe erwartet mich in Apia“. Kicher kicher, „o/k“. Wusste ichs doch, auch hier wird Rosamunde Pilcher gelesen. Als letzter Gast bestieg ich also die Zwanzig-Sitzige Twinotter der Polynesian Airlines in Richtung „Pago Pago“.
Es war laut, es war eng und es war unendlich schön. Hinwegschwebend über die Inselwelt des Königreiches Tonga. 3000 Metern über „normal Null“, bei strahlend blauem Himmel, bekämpfte ich die Zeit. Ich war wild entschlossen die vierte Dimension auszutesten und ins Gestern zu reisen. Der Samoaner an sich, ist ja eher etwas gewichtiger proportioniert, was an der nicht gerade ausgewogenen Ernährung in Form von in Erdfeuern gegartem Schweinefleisch und jeder Menge Sättigungsbeilagen, liegt. Die nette Dame neben mir war aber noch nicht zur vollen samoanischen Schönheit erblüht, so dass meine Bewegungsfreiheit durchaus gegeben war. So konnte ich Foto um Foto schießen und den Flug zur Gänze in mich einsaugen und zutiefst genießen. Es gibt nur eine Strecke, die noch schöner ist: Von München, mit einer kleinen Turboprop, über die Alpen, zum Beispiel nach Bergamo oder Milano, möglichst bei Fönwetterlage. „A Traum“.
Und ich schaffte es: Schaut mal auf eurem Globus, holt euch im Internet die Internationalen Zeitenzonen auf den Schirm, oder nehmt den Atlas aus dem Regal. Habt ihr? O/K. Dann schaut mal in den Pazifischen Ozean und sucht euch Tonga, so mit dem Finger, von Neu Seeland aus, Richtung Nord/Nord-Ost…. Ja, genau dort. So, und jetzt Samoa, liegt eigentlich direkt darüber, aber im Gestern. Die internationale Datumsgrenze verläuft direkt zwischen diesen beiden Inselgruppen. Ich startete am 8.Juni 12:30Uhr und landete am 7.Juni um 15:45Uhr. Da muss man bei der Hotelbuchung höllisch aufpassen, kann ich euch nur sagen!
Wir landeten also in Papo Pago, bei herrlichstem Sonnenschein und einer sanften Brise, die zu spüren ich eigentlich gar nicht erwartet hatte. Bei flugplanmäßigen 2o Minuten Transitzeit, bleiben die Passagiere, die weiterfliegen wollen, normalerweise an Bord. Wir aber sollten mit unserem Handgepäck in den Transitraum, aus Sicherheitsgründen. Ich trottete also mit den anderen Transits in den nahegelegenen Warteraum, setzte mich auf einen Plastikstuhl und… schon kam die Durchsage, dass das Boarding nun beginnen würde. Punkt 20 Minuten nach der Landung, rollten wir wieder zum Start. In der Südsee läuft eben alles ein bisschen anders…
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