in 28 Tagen um die Welt

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Hallo,

toller Reisebericht. Wie du in New Zealand warst - hast du auch die Drehorte von Herr der Ringe gesehen?

Lg,

Kleopatra

Da muss ich passen, Kleopatra. Nein habe ich nicht gesehen. Ich war nur eine Nacht in Auckland und bin bereits am Abend des zweiten Tages nach Tonga weitergeflogen. Die Drehorte sind, glaube ich, ein ganzes Stück weiter im Süden, da brauchts Zeit und Muse und gute Wanderschuhe.

8)
 
R

Renée

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Hallo und vielen Dank für diesen tollen Bericht, Neuseeland - Samoa, usw. - dieser Teil der Erde würde mich auch brennend interessieren, aber leider hapert es bei mir zumindest zurzeit noch schwer an den finanziellen Umsetzungsmitteln :lol:
Du schreibst sehr interessant und ich freue mich wirklich sehr auf Deine Fortsetzung...
Herzliche Grüße, Renate
 

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Vierte Etappe. Samoa
Verwirkliche deine Träume bei Zeiten, sonst verblassen sie!


Prolog.
Im Jahr 1980 las ich in einer Tageszeitung einen Artikel über ein Land, das sich die polynesischen Wurzeln erhalten hatte und in der Tradition ihrer Vorfahren von vor über 2800 Jahren lebte. Es hieß, die Menschen in diesem Land würden in Dorfgemeinschaften leben, die mit denen der Europäischen nicht ansatzweise zu vergleichen seien. Jedes einzelne Dorf lebe in einer Symbiose mit der Natur, welche nicht überlebensfähig sei, wenn es durch Einflüsse von außen gestört oder in der Traditionsführung unterbrochen würde. Die Häuser, in denen diese Dorfbewohner schliefen, kochten, arbeiteten, palaverten und Liebe machten, bezeichne man als „Fale“, welche weder Wände noch Türen hätten, somit also für jedermann zugänglich seien. Die gesamte Gemeinschaft schlafe in einem Fale, der Häuptling in der Mitte, die Bewohner in der Rangfolge der Wichtigkeit, drum herum. Es gäbe kein Militär in diesem Land, da es keinen Streit suche, nur Polizisten mit blauen Röcken, aber ohne Waffen, würden für Ruhe und Ordnung sorgen.
Ein paar Jahre später bekam ich Erich Scheurmann’s „Der Papalagi“ in die Hand. Das Buch ist zwar nicht mehr, als ein Märchen, aber ein nettes, was dem Traum des Paradieses keinen Abbruch tat. Etwa zur gleichen Zeit, verfolgte ich auf SWF3 (heute SWR3) den Bericht eines Mannes, der ein Jahr in einem Dorf in Samoa gelebt hatte und alles, was ich bis dato gehört hatte, wurde bestätigt. So fasste ich den Entschluss, eines Tages selber in dieses Traumland zu reisen, koste es, was es wolle.

Samoa gibt es gleich in doppelter Ausführung, als da wären: Samoa, ehemals West Samoa, mit der Hauptstadt Apia und American-Samoa, mit der Hauptstadt Pago Pago(gespr. Pango Pango). Das war aber nicht immer so. Im Jahre 1900 wurde in Apia die deutsche Flagge gehisst, Samoa zur deutschen Kaiserkolonie erklärt. Dies war das Ergebnis der Dreimächte-Samoa-Konferenz, die in Berlin stattfand und die Handels- und Gebietsaufteilung der USA, Englands und Deutschlands besiegelte. Großbritannien zog sich aus Samoa zurück und erhielt andere pazifische Inseln, die USA bekamen den östlich gelegenen Anteil und der Kaiser von Deutschland erhielt Upolu und Savai’i mit der Hafenstadt Apia zugesprochen. Nach dem Krieg und dem Ende der deutschen Kolonialmacht blieb American-Samoa den Amerikanern, West Samoa kam unter das Protektorat Neu Seelands. Heute ist der Unterschied der beiden Länder nahezu wie Tag und Nacht. Während man in Amerikan-Samoa den typischen Mc-D’ Zyklen unterliegt und vornehmlich von der Dosenfischproduktion lebt, konnte Samoa den urtypisch-polynesischen Lebensstil weitestgehend erhalten, allerdings verbunden mit einer exorbitant hohen Arbeitslosenquote.



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jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Vierte Etappe. Samoa

Von Tonga über Pago Pago nach Apia

Nachdem mich der Chef des Harbur View Motels auf Tonga zum Flughafen gebracht hatte, hieß es erst einmal, in guter alter Südseetradition, warten warten warten. Ich war der erste Mensch, der an diesem Tag das Flughafengebäude erklomm (siehe Foto), noch vor allen Angestellten, vor den Zollbeamten, vor allem vor dem Mitarbeiter der Wechselstube. Warum in Gottes Namen hatte man bei der Fluggesellschaft darauf bestanden, dass ich spätestens drei Stunden vor Abflug zu erscheinen habe? Nun denn, ich harrte der Dinge, wohlwissend, dass ich an dieser Situation sowieso nichts mehr ändern konnte. Nach einer guten Stunde kamen die ersten Passagiere, die ersten Angestellten, niemand von der Wechselstube. Als die Schalter etwa anderthalb Stunden vor Abflug besetzt wurden, ging erst mal gar nichts, weil…. Keine Leitung zum Hauptrechner. Irgendwann wurde ich dann doch noch zum Schalter gebeten, das Ticket entgegen genommen, und, abgelehnt. Woher ich denn dieses Ticket habe, man könne mich so nicht mitnehmen, der Flug wäre ausgebucht. „Wieso nicht?“ „es ist kein Touristenticket“ „Es ist ein Ticket aus dem Reisebüro“ „Ja aber nicht aus den USA. Wo wollen Sie denn hin?“ „Nach Apia“ „Warum sagen Sie das nicht?“ „Sorry, ich dachte es wäre da irgendwo vermerkt“. Erst als ich etwas lauter nach einem Supervisor fragte, bekam ich unvermittelt meine Bordkarte, erste Reihe, Fensterplatz. Ich möge bitte jetzt zum Ausreiseschalter gehen und die Flughafengebühr begleichen. Da war es nun, mein Problem: Die Flughafengebühr war mit 15,-Tonga$ veranschlagt, die ich aber nicht mehr hatte. Es waren nur noch 200,-NZD in meiner Hosentasche. Die beiden Mädchen hinter dem Tresen lehnten lächelnd ab, nein keine ausländischen Währungen. Und die Wechselstube war und blieb unbesetzt. „Ich gebe ihnen 15,-NZD, das sind etwas mehr als 20,-TGD, also ein Gewinn für Sie“ Kicher kicher, „nein“. „Aber was soll ich machen, ich komme hier nicht weg“ Kicher kicher, „dann bleiben sie halt noch ein bisschen“ „Aber meine große Liebe erwartet mich in Apia“. Kicher kicher, „o/k“. Wusste ichs doch, auch hier wird Rosamunde Pilcher gelesen. Als letzter Gast bestieg ich also die Zwanzig-Sitzige Twinotter der Polynesian Airlines in Richtung „Pago Pago“.

Es war laut, es war eng und es war unendlich schön. Hinwegschwebend über die Inselwelt des Königreiches Tonga. 3000 Metern über „normal Null“, bei strahlend blauem Himmel, bekämpfte ich die Zeit. Ich war wild entschlossen die vierte Dimension auszutesten und ins Gestern zu reisen. Der Samoaner an sich, ist ja eher etwas gewichtiger proportioniert, was an der nicht gerade ausgewogenen Ernährung in Form von in Erdfeuern gegartem Schweinefleisch und jeder Menge Sättigungsbeilagen, liegt. Die nette Dame neben mir war aber noch nicht zur vollen samoanischen Schönheit erblüht, so dass meine Bewegungsfreiheit durchaus gegeben war. So konnte ich Foto um Foto schießen und den Flug zur Gänze in mich einsaugen und zutiefst genießen. Es gibt nur eine Strecke, die noch schöner ist: Von München, mit einer kleinen Turboprop, über die Alpen, zum Beispiel nach Bergamo oder Milano, möglichst bei Fönwetterlage. „A Traum“.

Und ich schaffte es: Schaut mal auf eurem Globus, holt euch im Internet die Internationalen Zeitenzonen auf den Schirm, oder nehmt den Atlas aus dem Regal. Habt ihr? O/K. Dann schaut mal in den Pazifischen Ozean und sucht euch Tonga, so mit dem Finger, von Neu Seeland aus, Richtung Nord/Nord-Ost…. Ja, genau dort. So, und jetzt Samoa, liegt eigentlich direkt darüber, aber im Gestern. Die internationale Datumsgrenze verläuft direkt zwischen diesen beiden Inselgruppen. Ich startete am 8.Juni 12:30Uhr und landete am 7.Juni um 15:45Uhr. Da muss man bei der Hotelbuchung höllisch aufpassen, kann ich euch nur sagen!

Wir landeten also in Papo Pago, bei herrlichstem Sonnenschein und einer sanften Brise, die zu spüren ich eigentlich gar nicht erwartet hatte. Bei flugplanmäßigen 2o Minuten Transitzeit, bleiben die Passagiere, die weiterfliegen wollen, normalerweise an Bord. Wir aber sollten mit unserem Handgepäck in den Transitraum, aus Sicherheitsgründen. Ich trottete also mit den anderen Transits in den nahegelegenen Warteraum, setzte mich auf einen Plastikstuhl und… schon kam die Durchsage, dass das Boarding nun beginnen würde. Punkt 20 Minuten nach der Landung, rollten wir wieder zum Start. In der Südsee läuft eben alles ein bisschen anders…




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Anja_H

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Ach... wieder mal sehr schön erzählt...
Und vor allem noch mit Lerneffekt für mich als Leserin. Da das ja nun wirklich fast das andere Ende der Welt ist, wusste ich noch so gar nix über Samoa.
Und muss sagen: wow! Das hast du toll erzählt und auch erklärt aus dem geschichtlichen Kontext heraus


„Ich gebe ihnen 15,-NZD, das sind etwas mehr als 20,-TGD, also ein Gewinn für Sie“ Kicher kicher, „nein“. „Aber was soll ich machen, ich komme hier nicht weg“ Kicher kicher, „dann bleiben sie halt noch ein bisschen“ „Aber meine große Liebe erwartet mich in Apia“. Kicher kicher, „o/k“. Wusste ichs doch, auch hier wird Rosamunde Pilcher gelesen.
(...)
Die internationale Datumsgrenze verläuft direkt zwischen diesen beiden Inselgruppen. Ich startete am 8.Juni 12:30Uhr und landete am 7.Juni um 15:45Uhr. Da muss man bei der Hotelbuchung höllisch aufpassen, kann ich euch nur sagen!


:) Lovestories ziehen wirklich auf der ganzen Welt! :razz: Einfach nur zu schön sich vorzustellen wie die Damen nach diesem Statement von dir schnell schnell gearbeitet haben um dich noch in den Flieger zu bekommen...

Und dann nochmal eine Randnotiz zum Lerneffekt aus deinem Reisebericht:
ES GIBT EINE INTERNATIONALE DATUMSGRENZE???

Man, bin ich unwissend... wurdest du da wenigstens vorher drauf hingewiesen oder hast du dir dieses Spezialwissen im Alleingang erarbeitet?

Spannend, spannend...

LG Anja
 

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Vierte Etappe. Samoa

… am Ziel angekommen


Die Twin Otter startete in Richtung Norden, gewann nur schwer an Höhe und drehte in eine lange Rechtskurve. Ich glaube, in diesem Moment wurde ich kreidebleich. Ich war mir 100% sicher, dass wir Richtung Westen hätten drehen müssen. In so einem Moment schießt einem ja alles durch den Kopf: doch den falschen Flug erwischt, vielleicht hatte die Schaltertante in Tonga ja recht und ich hätte auf den nächsten Flieger warten müssen, südpazifische nicht genannte Routingänderung und und und… Aber der Flieger zog seine Bahn immer weiter nach rechts und immer weiter, bis plötzlich das komplette Flugfeld des Pago Pago Airports unter uns auftauchte, ein Anblick, wie aus einem Film. (Foto) Natürlich: die Piloten mussten die schwerfällige Maschine hochschrauben, um über den Bergkamm zu kommen, also drehten sie eine gaaaaanz lange Rechtskurve. Eigentlich logisch, oder? :lol:

Nach dreißig Minuten landeten wir endlich in Apia. Nach annähernd 25 Jahren war ich im Land meiner Träume und Sehnsüchte angekommen. Ein Glücksgefühl, welches zu beschreiben mir bis heute schwerfällt, nahm Besitz von mir und lies mich so schnell auch nicht wieder los. Ich war in diesem Moment richtig glücklich!
Die einreise war, schön. Die Fahrt mit dem Taxi in die Stadt war, schön. Das Hotel war, ok/ok, jetzt langt es aber mit diesem Synonym. Das „Pasefika Inn Hotel“ ist ein dreigeschossiger Vollholzbau aus der Kolonialzeit. Im Erdgeschoss befand sich, zu meiner totalen Überraschung das US-Peace corps. Eigentlich ging ich davon aus, dass man im friedlichsten Land der Erde keine Belehrungen mehr in diese Richtung bräuchte. Aber das Missionare ihre eigenen Wege gehen und gingen, sollte ich in den nächsten Tagen noch eindringlichst erfahren. Zunächst einmal bezog ich mein Zimmer, mit der Raumnummer 1. Der Raum hatte wirklich viel Raum, war gute vier Meter hoch, weiß angestrichen und mit dem typischen Van an der Decke. Das Duschhandtuch hatte das Zimmermädchen zu einer gefächerten Blume trapiert und mit Bourgonvilleblüten geschmückt, die beiden kleinen Handtücher bildeten Stängel und Blätter. Zum Duschen aber hatte ich jetzt wirklich weder Zeit noch Lust, ich musste loslaufen. Meine Füße standen schon gar nicht mehr still, Adrenalin durchzog gemächlich jede einzelne Körperzelle und im Kopf herrschte totale Leere. Obwohl ich durchgeschwitzt und verklebt war, zog ich einfach nur schnell ein Tshirt und eine leichte, aber langbeinige Hose an und bewegte mich alsbald in Richtung Hafenpromenade.


:razz:JETZT WAR ICH WIRKLICH ANGEKOMMEN.




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jsvcp

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Vierte Etappe. Samoa

Apia


Apia ist die Hauptstadt Samoa’s und liegt auf der Hauptinsel „Upolu“. Hier leben gut 90.000, der 180.000 Menschen zählenden Bevölkerung. Man muss allerdings dazu sagen, dass noch mal so viele Samoaner im Ausland, vornehmlich in Neu Seeland leben, da es im eigenen Land an Arbeitsplätzen mangelt. Bezeichnend für die erhaltenen polynesischen Wurzeln ist die Tatsache, dass Apia keine Stadt, im eigentlichen Sinne, somit auch ohne Stadtverwaltung ist. Es handelt sich hier vielmehr um eine räumliche Konzentration von 45 Dörfern, die alle für sich eigene Verwaltungen und Häuptlinge haben. Die Häuptlinge wiederum sind Mitglieder eines Kreisrates, aus dem Abgesandte in den Inselrat bestellt werden. So ist Apia auch schon die einzige (Dorf-)Stadt im ganzen Land. Die restliche Bevölkerung lebt in Dorfgemeinschaften, wie schon zu Anbeginn der Besiedlung dieser Inselgruppe durch Polynesier, die damals wahrscheinlich aus Tonga kamen.

Mein Hotel befand sich genau am Anfang der lang geschwungenen Hafenpromenade, mit einem herrlichen Blich über die große, nach Nord-Osten ausgerichtete Bucht und dem Hafen. So schwebte ich also, noch immer voller Glückseeligkeit, hinein in das bunte und laute Treiben der Stadt. Und es war laut und überraschend voll. So viele Menschen hier zu sehen, hatte ich eigentlich nicht erwartet. Vorbei am Aggie Greys, dem ultimativen Urgestein eines Hotels im Kolonialstil, schlenderte ich an der Kaimauer entlang und sog Land und Leute in mich auf. Wie auch in Tonga zeigten Farbe und Qualität des Lava Lava, also der einfache, von Männern getragene Wickelrock, den Stand der ihn tragenden Person. Angestellte im öffentlichen Dienst, aber auch Geschäftsleute, tragen vornehmlich dunkelblaue oder dunkelrote Stoffe, dazu weiße Hemden und Krawatten. Arbeiter hingegen haben oftmals zerschlissene Röcke umgebunden. Die in Tonga üblichen Bastarbeitsröcke, die über dem Lava Lava getragen werden, sah ich Samoa hingegen nicht ein einziges mal. Auch trugen hier, in Samoa, die Männer eher farbenfrohe Lava Lava’s durch die Stadt, so sie denn überhaupt welche trugen. Die meisten hatten Hosen an und waren genauso geschäftig, wie in allen anderen Hauptstädten dieser Welt auch. Polizisten in blauen Lava Lava’s regelten den Verkehr und riefen übermütige Jugendliche zur Ordnung, Handys klingelten, surrten und gurgelten wild durcheinander, Straßenverkäufer boten Obst, Gemüse, Badeschlappen und Fliegenklatschen feil und in den zur Straße hin offenen Bars und Kneipen saßen Einheimische wie Touristen und genossen samoanisches Bier (man trinkt deutsch). Ich muss zugeben: ganz so viel Trubel hatte ich nicht wirklich erwartet. Also gönnte ich mir erst einmal ein kühles braunes, setzte mich an einen Tisch direkt an der Straße und ließ das ganze auf mich einwirken. Es sah beinahe so aus, als hätte ich mich in der Stammkneipe der hier angesiedelten Deutschen eingefunden. Für Touristen sahen die Jungs ein bisserl zu alltäglich gekleidet aus, auch galten die Gesprächsthemen eher der Steuererklärung, als den nächsten Tagestouren. Und so erfuhr ich nach und nach, dass es im Land tatsächlich so um die einhundert Einwohner deutscher Abstammung, oder deutscher Staatsangehörigkeit gibt. Zumeist Bar- Restaurant- oder Hotelbesitzer, wobei das mit dem Besitz so seine Eigenheit hat, aber dazu erzähle ich später mehr. Es gab auch Geschäftsleute, die Uhren- und Schmuckgeschäfte betrieben, aber auch Lebensmittelläden, Metzgereien, Bäckereien und Autovermietungen. Und es ist, wie überall im Ausland: Man sucht Kontakt zu Landsleuten, bildet einen Club, oder Zirkel und betreibt gemeinsam Handel. Und wenn du nicht Mitglied bist, klappt das auch nicht, mit den Geschäften. Es war spät geworden. Ich genoss noch ein weiteres Bier, bestellte dazu ein Sandwich und trottete irgendwann später, in der Dunkelheit Richtung Hotel.

Der nächste Tag führte mich tiefer in die Stadt und weiter ans andere Ende der großen Bucht, hin zu den kolonialen Wurzeln unserer Ahnen. Ein Denkmal, zu Ehren der deutschen Flagge steht einsam und verlassen in der Nähe des Parlamentsgebäudes. Kein Mensch scheint sich dafür zu interessieren und auch ich schieße nur ein paar Fotos und laufe weiter. Nun ist Apia nicht wirklich groß und die Randbezirke nicht vergleichbar mit anderen Hauptstädten. Je weiten man raus kommt, desto ursprünglicher wird die Gegend und die Art zu leben. Schon auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt fielen mir die offenen Fales und unzähligen Kirchen auf. Man hat geradezu den Eindruck, jedes Dorf habe sein eigenes Kirchengebäude. Ganz im Gegensatz zu Tonga, sah ich aber keine Friedhöfe. Die Toten werden auf Samoa vor der eigenen Haustüre bestattet, so dass sie immer in der Nähe der Familie sind. Sie gehören auch nach dem Tod noch fest zur Gemeinschaft. Und wirklich, es gibt sie und sie werden bewohnt: die offenen Fales, zum Kochen, zum schlafen, zum Palavern. Um 18:00h (und bitte pünktlich) geht es weiß gekleidet in die Kirche, danach setzt sich das ganze Dorf in einen großen viereckigen Palaver-Fale und palavert. Je nachdem wie wohlhabend die Familie ist, stehen Holzbänke, oder Ledersofas an den imaginären Wänden. Ich habe Fales gesehen, mit einem großen Bett in der Mitte und Strohmatten drum herum. Sie schlafen wirklich alle unter einem Dach. Dürfte für Jungverliebte sicherlich schwierig sein, da zur nächtlichen Zweisamkeit zu gelangen…:oops:




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Anja_H

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und noch ein Kommentar von mir :):

So viel Trubel auf so einem entlegenen Fleckchen Erde?
Hätte ich nun wirklich auch nicht vermutet...

Aber wie ich so lese, hat das deiner Freude im Paradies keinen Abbruch getan!

Danke nochmal für die tiefen Einblicke in die Kultur...
 

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Vierte Etappe. Samoa
Raus aufs Land

Zwei Nächte hatte ich im Pasefika Inn gebucht. Am dritten Tag war ich am Mittag mit einem Fahrer des „Virgin Cove“, einem Fale-Resort auf der anderen Seite der Insel verabredet. Ich war der einzige Fahrgast und fand mich zwischen Gemüse und Obst vom Markt wieder. Kanister mit Öl und Käse waren hinter und neben mir verteilt und ein paar Angestellte wurden auf der Fahrt eingesammelt. Die Fahrt ging durchs Hochland durch eine dichte Regenwolke und über löchrige Pisten bis hinunter an die Uferstraße. Zunächst bekam ich allerdings nicht viel vom Meer zu sehen. Der alte Nissan kämpfte sich gemächlich durch Mangrovenwälder über ausgewaschene Waldwege und quer liegende Äste. Zwischen den Bäumen erkannte ich Fales, die nicht dem Standard derer in Apia mithalten konnten und scheinbar gab es hier auch nicht so viele Bewohner. Nach ungefähr 90 Minuten waren wir am Ziel. Das „Virgin Cove“ lag direkt am Wasser, aber auch inmitten eines Mangrovenwaldes. Happy Moskitos, kann ich da nur sagen. Das wird ja ein Festmahl für die kleinen Biester werden. Bereits bei der Buchung wurde mir mitgeteilt, dass leider kein Fale mehr frei sei, so bekam ich einen Bungalow zugewiesen. Natürlich freute ich mich über den Luxus einer eigenen Dusche, die auch wirklich funktionierte. Das breite Bett und die Privatveranda waren supertoll und das ganze Haus von Sand eingebettet. Aber der Nachteil sollte sich erst heraus stellen, als ich es mir mit John Irwing in einen Korbstuhl auf der Terrasse bequem machte. Ich glaube, so viele biestige Vampirmücken habe ich das einzige Mal in Alaska gesehen. Zugegeben, dort waren sie hundert mal größer, aber die Südseemonster waren flinker und aggressiver. Es schien, als hätten sie seit Jahren nur auf mich gewartet. Das Haus lag etwa 50 Meter vom Strand entfernt und somit im Windschutz. Die offenen Fales, die speziell für Touristen für zwei bis sechs Personen konzipiert sind, waren hingegen direkt am Wasser platziert und so einer ständigen Meeresprise ausgesetzt. Das hatte zwei Vorteile: erstens bekam man hier auch nachts immer frische Luft um die Nase (es kühlt selten unter 23°C ab) und zweitens halten sich die Mücken hier nicht. Ich lag also mitten im Sumpf und den Killermückennestern, während die anderen Gäste das Meeresrauschen genießen konnten. Das Restaurant erwies sich als angenehm und gut geführt. Mit etwa zwanzig anderen Gästen, darunter auch sechs Kinder, genoss ich ein gutes Dinner und eine anschließende kleine Show. Die Kinder der besitzenden Familie führten polynesische Tänze und Gesänge auf und hatten dabei ihre helle Freude. Im Gespräch mit dem Besitzer der Anlage erfuhr ich, dass er ein ehemaliger schwedischer Marine-Offizier war, der den Dienst quittiert und anschließend durch die ganze Welt gereist war. Mit Jachtenüberführungen verdiente er offensichtlich ganz gut. Als er aber eines Tages nach Samoa kam, lernte er eine Tanzlehrerin kennen und blieb. Sein Geld steckte er in diese Anlage, installierte ein gutes Dutzend Photovoltaik und Solarzellen, kaufte eine Meerwasserentsalzungsanlage und lief fortwährend nur noch barfuss und frohgelaunt durch die Mangroven.
Leider war der Strand, als auch die Mangroven, den Gezeiten ausgesetzt, sodass man nur für gute sechs Stunden am Strand spazieren gehen oder Baden konnte. Die restliche Zeit stand der gesamte Strandabschnitt unter Wasser. Genau drei Tage hielt ich das aus. Da auch danach keiner der Beachfales zu haben war, packte ich meine Sachen und lies mich nach Apia zurück fahren.

Ich blieb noch eine Nacht in der Stadt und mietete mir dann einen bedingt geländegängigen Toyota. Einen Platz auf der Fähre nach Savai’i konnte ich erst für den übernächsten Tag ergattern. Also fuhr ich gaaaanz langsam gen Süden, mehr als 50 ist Außerorts nicht erlaubt! In Samoa muss man erst einen Führerschein machen. Das heißt, man geht zu den Bürozeiten zur Polizei, zeigt seinen englischsprachigen Führerschein und erhält das Dokument für umgerechnet 10,-€. Den Platz auf der Fähre muss man hingegen bei der Hafen- und Schifffahrtsverwaltung buchen. Da es lediglich eine Autofähre in Samoa gibt, sind die Plätze rasch vergeben und Einheimische werden natürlich bevorzugt. Also fuhr ich verträumt die Ringstraße, die sich um die gesamte Insel zieht, immer tiefer in den Süden. Hier unten waren die Strände dann auch nicht in den Wald gebaut, überall Beachfales zu haben und der seichte Wind nur für mich vorgehalten. Ich genoss die zwei Nächte an der Südspitze Upolus in vollen Zügen und machte mich im Morgengrauen des dritten Tages auf den Weg zur Fähre.



Savai’i


8)Eine Seefahrt die ist lustig, ganz besonders in Samoa. Familien mit Kind und Kegel, Huhn und Schwein und Motorrad, lautes Geschrei der kleinen und großen Passagiere und ausschließlich freundlich lächelnde Mitreisende. Viel Wind, der den Fahrplan mitunter gehörig durcheinanderzuwirbeln vermag, und für den Magen gewöhnungsbedürftige Wellen lassen die gute Stunde schnell vergehen und man kommt an, im Paradies. Wenn man Samoa als das Herz Polynesiens benennen kann, so ist Savai’i das Kernstück des Herzens. Ursprünglicher kann Polynesien wohl kaum sein und gewöhnungsbedürftiger wohl auch nicht. Aber wenn man bestimmte Spielregeln beachtet, kann man es hier durchaus für eine längere Zeit aushalten. Ich hatte den Fehler gemacht, mir ein Auto zu mieten und somit einen fest vorgegebenen Fährplatz zu haben. Umbuchen wäre zwar möglich, aber über die Maßen umständlich gewesen. Also hieß es für mich, das beste draus machen und los fahren. Da ich an der Ostküste bereits von Deutschland aus etwas gebucht hatte, musste ich auch direkt dieses Ziel ansteuern. Was sich übrigens durchaus lohnte! Aber ich wäre sehr gut ohne Buchung ausgekommen, da es auch auf dieser Insel einige Beach Fales und andere Resorts gab, die zwar nicht unbedingt komfortabel, aber durchweg freundlich geführt und erholsam bedingungslos waren. So hatte ich nur ein einziges mal Strom in einem Restaurant. Normalerweise wurden abends Petroleumlampen oder Kerzen angezündet und über einem Feuer, oder Gasofen gekocht. Aber es muss ja nicht immer ein drei Gänge Menu sein, ein Teller mit Jamswurzeln, Kartoffeln und Schweinefleisch tut’s auch. Zum Frühstück hatte ich immer das Vergnügen von großen Obsttellern, oder einfach nur halben Mangos. Soviel Vitamine innerhalb so kurzer Zeit, ob das gut ist, für den Körper? Es ist, wenn man es isst!

Samoa Vacations Beach Resort war meine erste Anlaufstelle auf dieser Insel. Man muss natürlich immer Abstriche machen, wenn man im Internet bucht, das hatte ich ja schon im Virgin Cove gelernt. Aber hier hatte ich einen offenen Fale für mich alleine, es gab nur einen geringen Tiden hub und jede Menge Strand, das Essen war gut und die wenigen anderen Gäste durchaus gesprächig. Traumhaft, wie in der Bacardi Werbung, nur ohne Bacardi, aber auch ohne Mücken, naja ok, so die eine oder andere kam schon mal um die Ecke geflogen. Das Resort war ein idealer Ausgangspunkt für ausgedehnte Strandwanderungen und Exkursionen. Es kann einem mitunter passieren, dass sich ein Einheimischer anbietet, eine Führung in die Berge zu übernehmen. Ohne Witz: besser darauf verzichten, viele der Strandbewohner kennen sich in den höheren Regionen nicht aus und verlaufen sich gnadenlos. :ang)




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Vierte Etappe. Samoa
Abschied


Den Abschied von Samoa sollte man sich so angenehm, wie möglich gestalten. Also buchte ich meine beiden letzen Nächte im Aggie Greys. Nicht wirklich günstig, im Vergleich zu den letzten Unterkünften, aber angenehm, sehr angenehm. Pagen, die einem die Tür aufhalten, eine Bar, an der abends ein Pianomann Fingerübungen absolviert und ein Zimmer der Gemütlichkeit. Um 17uhr gibt es Tee, Gebäck und Smalltalk und am Abreisetag darf man das Zimmer bis in die Nacht nutzen, da die Abflüge durchweg am Abend (westbound) oder ab Mitternacht (eastbound) sind. Mein Flug ging, leider, erst noch mal zurück nach Auckland, da ich für den einzigen Direktflug in die USA, der nur einmal in der Woche durchgeführt wird, keinen Platz mehr ergattern konnte. Also, noch mal einen Kalendersprung nach vorne, eine Nacht in Auckland verbracht und am Abend wieder einen Sprung zurück, über die Datumsgrenze, gen Osten. Zu kompliziert? Es geht noch besser: am 17ten um 18Uhr30 gestartet, am 18ten um 23Uhr gelandet, am 19ten um 19Uhr gestartet und am 19ten um 14uhr gelandet. Also, zwei mal über die Datumsgrenze, über Nacht gen Osten geflogen, somit am 18ten eingetaucht, aufgrund der langen Flugzeit von annähernd 15 Stunden aber doch wieder einen Tag verloren. Oder so ähnlich….


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