in 28 Tagen um die Welt

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Vierte Etappe. Samoa
Epilog


Beste Reisezeit: Immer, das Land liegt so dicht am Polarkreis, dass es so gut wie keine Jahreszeiten gibt.

Anreise: Die schnellste Verbindung ist die westliche, also über Los Ángeles. Air New Zealand bietet bereits Tickets für 1800,-€ an. In einem guten Reisebüro, oder im Internet kann man sogar noch etwas runterdrücken, wenn man pauschal bucht. Mein persönlicher Tipp: zwei Tage in Los Angeles bleiben, und zwar in beide Richtungen, sonst wird’s zu lang und der Zeitsprung (-11) zu heftig. Die Ostroute bietet mehr Möglichkeiten, ist im Endeffekt aber teurer. Hier bietet Emirates die günstigste und schnellste Verbindung an.

Unterkunft: Willst du viel Geld ausgeben? Dann ab ins Aggie Greys Hotel in Apia. Übers Internet ab ca. 100,-€ p.P.
Es gibt auch noch ein neues Aggie Greys Resort & Spa. Ab ca. 300,- ÜF.
Auf Savai’i gibt es noch einen Resort & Spa 380,-€ bis 1800,-€ ÜF.
Für den normalen, oder kleineren Geldbeutel gibt es auf der Hauptinsel eine große Auswahl an Hotels; Motels; Bungalows. Auf Savai’i wird es hingegen schon wieder ein bisserl eng mit der Auswahl. Aber da es nicht soooo viel Touristen gibt, kommt man auch ohne Buchung gut unter.


Reiseart vor Ort: Der Bus fährt immer und überall. Man darf nicht unbedingt auf die Einhaltung eines eventuell vorhandenen Fahrplans pochen, manchmal wird auch Fracht transportiert und der Bus fällt aus. Aber billiger und lustiger geht’s wirklich nicht. Taxis sind günstig und stehen in Apia an jeder Straßenecke. Vorbestellte Taxis kommen in der Stadt on time, auf dem Land mit bis zu 10 Stunden Verspätung (selber erlebt), oder gar nicht. Mietwagen, gibt es mehr als Mieter. Vor Ort sind Preisverhandlungen möglich. Einen guten hochbeinigen Wagen, den man unbedingt mieten sollte, will man eine Insel Exkursion starten, gibt es nicht unter 50,-€ p.T.. Soll es dann auch noch nach Savai’i gehen, wird’s teuer. Was ich nicht wusste: auf Savai’i gibt es inzwischen auch Vermieter!
Selbstfahrer aufgepasst !!! Es gibt genaue Geschwindigkeitsvorschriften. Innerorts 30km/h außerhalb 50km/h. In und um Apia wird schneller gefahren, aber auf dem Land sollte man vorsichtiger sein.

Kriminalität: habe ich persönlich nicht erlebt und soll es auch nicht wirklich geben. Samstags des Nachts gibt es schon mal die eine oder andere Schlägerei in Apias Kneipenlandschaft, da die Landjugend in die Stadt kommt und sich sinnlos betrinkt. Hier sollte man sich tunlichst raus halten, dann wird man in der Regel auch in Ruhe gelassen.

Diebstahl: dieses Wort gibt es im Sprachsatz Samoas nicht, was nicht heißt, dass nicht doch mal was abhanden kommt. Wenn man, insbesondere auf Savai’i unterwegs ist, bewegt man sich fast immer auf Privatgrundstück, da das ganze Land in Parzellen aufgeteilt ist, welche jeweils einem Dorf gehört. Alles was sich auf diesem Grundstück befindet, gehört automatisch der Dorfgemeinschaft. Ein aus einem abgestellten, nicht abgeschlossenen Auto, entwendeter Fotoapparat hat somit also nicht den Besitzer gewechselt, sondern wurde lediglich an einen anderen Ort gebracht. Rechne bitte nicht damit, ihn wieder zurück zubekommen! Das Dorf fühlt sich nicht schuldig, der Apparat gehört ihnen, weil er nun mal auf ihrem Territorium lag.

Immobilienbesitz Ausländer: Ist grundsätzlich möglich, aber nur, wenn man eine/n Einheimische/n ehelicht. Man wird definitiv auch als Besitzer ins Grundbuch eingetragen und wird auch nicht enteignet. ABER! Du hast ja geheiratet und bist somit Familienmitglied einer samoanischen Familie und die sehen die Sache mit dem Besitz eher anarchistisch. Alles gehört der Familie, der Besitz, der Gewinn, der potentielle Verdienst, der Verkaufserlös…. Lässt du dich wieder scheiden, gehst du mit leeren Händen!

Besonderheiten: Der Samoaner an sich ist ein geselliger und freundlicher Mensch, aufgeschlossen gegenüber Fremden und hilfsbereit. Ein paar Regeln sollte man aber unbedingt beachten! Auf dem Land ist die Zeit des Kirchenganges auch die Zeit der Ruhe. Dann sollte man auf gar keinen Fall an einem Dorf vorbeilaufen oder –fahren. Samoaner sind auch gute Steinewerfer! Hat man sich in einem Fale-Resort eingemietet, wird man freundlich umsorgt und die Anlagen sind sauber. Sonntags aber, gibt es auf dem Land nichts! Da ist Familientag und zwar gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste. Am besten versorgt man sich rechtzeitig mit dem nötigsten, oder verzieht sich in ein Hotel, wo man die Sache nicht so eng sieht. Ist man mit dem Mietwagen unterwegs sollte man stets darauf achten, dass nicht jeder Samoaner die Geschwindigkeit eines herannahenden Gegenstandes auf Gummirädern einzuschätzen weiß. ALSO Fuß vom Gas und immer immer immer Bremsbereit sein. Blutrache gibt es in diesem Land nicht, aber Haue! Wird man eingeladen, geht man barfuss ins Haus und setzt sich zuletzt auf den zugewiesenen Platz. NICHT die Fußsohlen zeigen! Die Männer essen zuerst, dann Kinder und Frauen und erst dann die Gäste. Hört sich blöd an, macht aber Sinn: es dient der Clanerhaltung und der Wehrkraft.

Strand: gibt es reichlich, gehört aber fast immer zu einem angrenzenden Dorf. Wenn man nicht in diesem Dorf, oder einer dazugehörigen Anlage, wohnt, muss man unbedingt um Erlaubnis fragen. Niemand wird dir das baden verbieten, aber gefragt werden wollens halt schon. In einigen Reiseführern steht noch immer, dass man beim Fragen ein kleines Präsent dabei haben sollte, also so was wie kleine Taschenmesser oder ähnliches. Also das beste Mitbringsel ist auch hier inzwischen aus Papier und trägt ein Wasserzeichen.

Fotografieren: Nein, Angst um das Gesicht, den Verlust der Seele, oder des Augenlichts hat man in Samoa nicht mehr. Trotzdem geziemt es sich nicht, einfach drauf zu halten. Insbesondere das fotografieren von Kindern wird ohne Zustimmung nicht gerne gesehen. Und absolut kontraproduktiv ist das ablichten der Palaverfales, erst recht wenn gerade palavert wird. Dann hilft nur noch eins: rennen was die Schuhe halten… Ach ja und die Kirchen während Gottesdienst… oh je , bloß nicht. Aber im großen und ganzen haben eigentlich immer alle wie die kleinen Kinder gelächelt, wenn ich mal geknipst habe.
Leider kann ich hier keine meiner schönsten Samoa-Fotos zum besten geben. Warum erfahrt ihr in der letzten Etappe: San Franzisko … :frown:

Urlaub in Samoa: … ist eine schöne Sache, kann aber auch ein bisserl langweilig werden, wenn man alleine unterwegs ist. Ich bin ein Mensch, der sich wirklich gut zu beschäftigen weiß. Aber irgendwann ist auch das dickste Buch durch, die Strände haben bereits tiefe Kuhlen vom ständigen auf und ab und auf Kirchengänge steh ich nicht so sehr. Ich habe überall nette Leute aus Australien und Neu Seeland kennen gelernt. Aber ich war, glaube ich, der einzige Alleinreisende zu dieser Zeit auf Samoa, ansonsten gab es fast nur Paare und ein paar wenige Familien. Und dann ist halt am frühen Abend Sendeschluss, weil dunkel, oder Zweisamkeit in Verzug.
Daher mein ganz persönlicher und dringender Rat: Nehmt euch jemanden zum knuddeln, oder zumindest zum Gedankenaustausch mit, sonst wird’s schon mal einsam, auf Samoa!

Liebet euren nächsten…: aber geht ja nicht Hand in Hand. Samoa ist absolut und brutalst christianisiert worden und das steckt ganz ganz tief drinnen, in diesen wundervollen Menschen. Wenn man bedenkt, dass die Vorfahren es geschafft haben, anhand von Wellen- und Sterndeutung Tausende von Seemeilen durch die Meere zu segeln, oder zu paddeln. Wenn man bedenkt, dass diese Vorfahren viele Inseln bewohnbar gemacht haben und ihren eigenen Wurzeln treu geblieben sind, kann einem nurmehr ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken laufen, angesichts der unzähligen Gotteshäuser, der tiefschwarzen Moralvorstellungen und der ständig in Radio- und Fernsehsendern präsenten Predigern und Moralaposteln. Vor tausend Jahren waren hier noch alle nackernd, heute ist Bikini verpönt. Also Mädels: oben ohne iss nich!:idea:

Entsprach es meinen Vorstellungen? Leider nicht durchgängig. Aber na ja, es waren ja auch annähernd 25 Jahre, seit ich das erste mal von diesem Land gelesen hatte. Aber ich denke schon, dass ich irgendwann noch mal mit meinen Kindern hierher zurückkehren werde.8)



Und demnächst:
[FONT=&quot]Letzte Etappe San Francisco[/FONT]
 

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

ES GIBT EINE INTERNATIONALE DATUMSGRENZE???
LG Anja


liebe Anja

vielen lieben Dank, für die allzeit netten Kommentare und Belobigungen. Freut mich, dass es Dir so gut gefällt

zur Datumsgrenze:
Als "Phileas Fogg" nach London zurück kehrte, war er am Boden zerstört, wähnte die Wette in 80 Tagen um die Welt verloren. Und dann brachte ihm sein scheinbar verrückt gewordener Buttler "Passepartout" auch noch die Tageszeitung von gestern zum Frühstück. Aber ja!, er hatte sich verrechnet, beim überqueren der DATUMSGRENZE. Die Wette war also doch gewonnen :wink:

noch einen schönen Sonntag, bin im Büro (Spätdienst) jsvcp (Jörg)
 

Anja_H

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AW: in 28 Tagen um die Welt

zur Datumsgrenze:
Als "Phileas Fogg" nach London zurück kehrte, war er am Boden zerstört, wähnte die Wette in 80 Tagen um die Welt verloren. Und dann brachte ihm sein scheinbar verrückt gewordener Buttler "Passepartout" auch noch die Tageszeitung von gestern zum Frühstück. Aber ja!, er hatte sich verrechnet, beim überqueren der DATUMSGRENZE. Die Wette war also doch gewonnen :wink:

noch einen schönen Sonntag, bin im Büro (Spätdienst) jsvcp (Jörg)

Wunderschönen Guten Abend lieber Jörg!

Danke für die Erinnerung an die Story... stimmt, an die erfolgreiche Wette von "In 80 tagen um die Welt" hatte ich gar nicht mehr gedacht... :)

Und gar nich für für die Komplimente! Du berichtest einfach zu schön...

LG Anja
 

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Nach vier Wochen in unserer Wohnung in Colakli in der Kamelya 3 Sitese bin ich nun endlich wieder online und kann die letzte Etappe presentieren:

Fünfte Etappe San Francisco




Von Neu Seeland aus gibt es nur zwei Airlines, die Direktverbindungen in die USA anbieten. Air New Zealand (NZ) und „Queensland and Northern Territory Aerial Services” kurz Quantas (QF). Erstere ist etwas hochpreisiger, die zweite zwar preisgünstiger, aber auch immer voll. Ich musste notgedrungen mit NZ und zur Reisekassensicherung in der Economy fliegen, was auf dieser Strecke aber gar nicht mal so unangenehm war. Für die Verbindung Auckland – San Francisco setzt Air New Zealand eine brandneue Boeing 777-200 ein, die auch in der Holzklasse über akzeptable Sitze und Sitzabstand verfügt. In der Kopflehne des Vordersitzes befindet sich ein Monitor über den man zugriff auf 40 Filme und zwei Live-TV-chanels hat. Man kann aus 22 Musikkanälen was für die Ohren ziehen und nebenbei mit 8 Spielen glücklich werden. Und wenn die Sitznachbarin, oder der Sitznachbar drei Reihen vorher nicht Unattraktiv ist, kann man sie/ihn zum mitspielen einladen.
Ich setzte mich also in Reihe 40 auf meinen ganz persönlichen Gangmittelplatz und erwartete einen 12 Stunden Flug in Richtung Osten. Pünktlich um 19:10h hob die Maschine, voll bis auf den letzten Platz, ab und bohrte sich in die kurze Nacht um am folgenden, bzw. selbigen Tag (das mit der D-Grenze hatten wir ja schon) in den USA um 12:45h wieder Beton unter die Räder zu bekommen. Natürlich erwartete ich wieder den schon einmal genossenen Beefinblätterteighundefutterausderdosegourmetdeluxfraß. Aber was soll ich sagen: es gab auch Pasta und da kann man nicht so viel falsch machen, außer vielleicht mit der Würze und na ja, der Kochzeit… Ja o/k, ich verlange zuviel. Man muss ja auch nicht unbedingt an board etwas essbares zu sich nehmen und außerdem gab’s als Dessert ein echt lecker Schokoeis. Die beiden Jungs, die redlich bemüht waren, einen guten Service abzuliefern, konnten sich ganz offensichtlich nicht riechen. John, etwa in der Größe von Alf, aber wesentlich weniger Haare auf dem Kopf, geschätzte 65 Jahre alt, hatte die geeignete Höhe, ohne Verrenkung die Tabletts aus den Trolleys zu ziehen, während Harvey, so um die 50, die passende Statur aufwies, mühelos in die Gepäckablage zu schauen. Beide waren definitiv nicht dem weiblichen Geschlecht versprochen und tadellos gekleidet und frisiert. Aber sie redeten echt nur das wesentliche miteinander und schauten sich, wenn ich mich so recht entsinne, auch niemals an. Vielleicht hatten sie ja was miteinander. Nun ja, ich saß nicht am Fenster, neben mir wurde bereits geschnarcht, was blieb mir anderes übrig, als den beiden zuzusehen? Und es war köstlich, die Zeit verging „wie im Fluge“. Man muss dazu sagen, dass der kurze John und der lange Harvey eine absolute Routine und Professionalität an den Tag legten. Sieht man inzwischen ja leider immer weniger.


Die Amerikaner haben meine Iris! …
…Digitalisiert und die Zeigefingerabdrücke fotokopiert. Oh welch eine Schande, oh welches Unglück, meine Seele wandert nun durch US-amerikanische Hochsicherheitscomputer. In den Gefilden der Heimatschutzbehörde versuchen hoch bezahlte Mitarbeiter herauszufinden, ob ich nun zum Terrornetzwerk gehöre, oder dem Tupperwareverformung e.V. zuzuordnen bin. Nun kann man ja, ob der unbändigen Angst der US-Amerikaner unterschiedlicher Ansicht sein. Ich persönlich halte das ganze Gedöns für Ignorant, arrogant und über die Maßen überheblich. Jetzt wird der eine oder andere von euch fragen, warum ich dann hinfliege, es wird doch keiner gezwungen. Ja, richtig. Hab auch in der Planungsphase diverse Routings durchgespielt. Die interessanteste wäre sicherlich über Südamerika gewesen, also von Auckland mit Lan Chile Airlines nach Santiago de Chile und von dort nach hause. Aber ich habe Freunde in den USA, die ich zumindest für ein paar Tage besuchen konnte und bin zudem auch nach dem xten Mal noch immer zu begeistern von diesem Land. Zugegeben, ohne die Amerikaner wär’s noch ein bisserl schöner, aber es hat was, ehrlich.
Also lies ich die Prozedur über mich ergehen, wartete geduldig in der Schlaaaaaange und hielt mein Auge vor die Kamera, drückte beide Zeigefinger auf den Scanner und erzählte brav, dass ich ein lieber Mensch sei, der nur ein paar Tage in der Gegend herum schleichen möchte. Der Mann in Uniform, hinterm Tresen war denn auch ganz angetan, von meiner Weltreise und musste mir unbedingt noch ein paar Tipps geben, welche Strecke die schönste ist, sollte ich nach Los Angeles fahren wollen. Ich wollte nicht, fand das ganze aber wirklich nett.


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jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt


Fünfte Etappe San Francisco


San Francisco ist eine quirlige Metropole, die man am besten erlebt, wenn man ganz tief drin ist. Also hatte ich mir in der Nähe des Fisherman’s Wharf ein kleines Hotel ausgesucht. Da ich erstmal nur zwei Nächte bleiben wollte um dann für ein paar Tage nach Denver rüber zu düsen, war der Preis für das Zimmer im „Holiday Inn“ mit 90,-€ zwar saftig, aber o/k für die tolle Lage, dieser Tage. So bezog ich mein Zimmer am späten Nachmittag und spazierte erst mal los, um irgendwo was Essbares aufzutreiben, da die Pasta an Bord ja eher zu den nicht genießbaren Teigsachen gehört hatte. Wenn jemand behauptet, in den USA muss man unbedingt mal zu einem Mc D’ gehen, damit man das Original bekommt, kann ich nur sagen: a Schmarrn. Der Burger ist eine typisch US-Amerikanische Erfindung. Viel Volumen, wenig Substanz. Erzeugt zunächst einen Blähbauch, suggeriert Sättigung und verlangt alsbald nach mehr. In Sanfran (Einheimische würden nie niemals Frisco sagen) gibt es Restaurants von Weltklasseformat, wie übrigens in vielen Metropolen, vor allem an der Ostküste. Aber auch wenn man nicht so viel ausgeben will, finden sich hier eine ganze Reihe Imbissbuden, Shrimpcorners, Seafood take aways oder Pizzahütten (nicht nur Pizza hut). Und da ein Besuch des hard rock cafe’s sowieso zum Standardprogramm gehört, kann man bei dieser Gelegenheit auch gleich ein erstklassiges Steak einfahren. Hamburger stehen auch auf der Karte, aber man kann sich das Brot aussuchen und bekommt ihn sowieso offen auf einem Teller mit Beilagen serviert. Ich bevorzugte an meinem ersten Tag aber Seafood und davon gibt es in Sanfran jede Menge und oftmals auch direkt aus dem Korb, über die Küche, auf den Teller. Auch wenn mir, nach der ausgiebigen Ruhe Samoa’s der Lärm und die Menschenmenge erstmal gehörig auf die Nerven ging, genoss ich doch das üppige Mahl und spülte jeden einzelnen Bissen mit einem Schluck Nappa Valley in die Magenwände. Hätte ich wohl besser sein lassen. Zu vorgerückter Stunde und zunehmender Dunkelheit forderten meine Augenlieder eine Auszeit. Und weil ich ein guter Mensch bin, gönnte ich meinen Augen die Ruhepause, schlich mich zurück ins Hotel und begab mich in die Horizontale.

Trotz der Zeitverschiebung in Richtung Osten, wachte ich erstaunlich früh auf. Es war noch ziemlich ruhig, als ich Richtung Pier 39 lief und auch in den Breakfast Cafe’s war es angenehm leer. Ich setze mich an einen Fenstertisch, bestellte einen Bagel mit Lachs und einen Kaffee und schaute den Fischhändlern bei ihrer Arbeit zu. Gegenüber öffnete gerade ein Fahrad- und Rollerbladeverleih und ich beschloss spontan, den Tag auf zwei Rädern zu verbringen. Mit den rollenden Schuhen hab ich’s nicht so, aber ein Drahtesel ist gefällig und fällt auch nicht so oft um. Einen Tagespreis von 27,-$ empfand ich zwar ein bisserl großzügig bemessen, aber das Fahrrad machte einen guten Eindruck und immerhin war eine Fahrradroutenkarte im Preis enthalten. So steuerte ich, zuerst am Wasser entlang radelnd, den Golden Gate Park an. Diese Grünanlage ist echt riesig! Sie beginnt etwa in der Mitte der City und geht bis an die Pazifikseite der Stadt. Im Gegensatz zur Lungenrauspressenden Hügellandschaft im östlichen Teil San Franciscos, ist es hier aber eben und somit so richtig geeignet zum relaxed dahinrollen. Es gibt so einige Parks in dieser Stadt, aber der Golden Gate ist nicht nur der bekannteste, er ist auch mit Abstand der Größte von allen. Und so musste ich im Laufe des Tages meine Pläne, über die Golden Gate Bridge rüber nach „Sausalito“ zu radeln, wegen Zeitverzugs, aufgeben. Schade, weil ich den Ort kenne und total verzaubert von ihm bin. Am nächsten Tag wollte ich in der Früh nach Denver, zu meinen Freunden fliegen, da blieb natürlich auch keine Zeit mehr. Aber ich komme bestimmt wieder, dachte ich mir, dann zeige ich meinen Kindern die Stadt. Versprochen!
Zurück im Hotel, erwartet mich bereits eine Nachricht von meinen DenverFreunden. Sie hätten ein paar Tage frei bekommen und würden sich gerne mit mir in Las Vegas treffen. Also auf diese hektische Stadt hatte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich überhaupt keine Lust. Also kurzer Anruf, überred überred, Treffen verlegt nach „Sausalito“. Wegen Hotel solle ich mir keine Sorgen machen, das würden sie organisieren. So kann Urlaub also sein: erst mal einen gemütlichen GT an der Poolbar (ihr erinnert euch an Singapur?) und dann ins Hard Rock zu Music mit Steak und Bier. Nach 23 Tagen Weltumrundung ist mir nach Ruhe, obgleich ich die ja auf Samoa zur Genüge hatte. Aber ordentlich was aufs Ohr und (Vegetarier aller Länder mal weghören!) ein schönes saftiges 250gr. Filetsteak über die Zungengeschmacksknospen gleiten lassen, hmmm, Umami, das musste jetzt sein. Amerikanisches Bier kann man übrigens nicht bis zum Abwinken in sich schütten, weil die entsprechende Proportion Hopfen fehlt, welcher dann mit Geschmacksverstärkern kaschiert wird. Aber in San Francisco gibt es auch mehr als ein Dutzend Hausbrauereien, die ein wirklich anständiges Bier brauen. Es gibt sogar eine Brewery-Tour mit einem alten Doppeldeckerbus, bei der ein Dutzend Hausbrauereien abgeklappert werden. Naja im HRC gab es nur das amerikanische Standardgebräu und da muss man spätestens nach dem dritten aufhören, sonst gibt’s Sodbrennen.

Nach dem Frühstück des nächsten Tages packte ich mal wieder meine Sachen und wartete auf meine Freunde, die mich am frühen Nachmittag abholen wollten. In Sausalito hatten die beiden ein kleines, aber feines Hotel ausfindig gemacht, in dem ich dann auch die letzten Tage meiner Weltreise verbrachte. Die Stadt liegt im Norden von San Francisco, genau auf der anderen Seite der Bucht. Nur Alcatraz hat sich noch dazwischen gedrängt und sitzt drohend in den kalten Wellenbergen. Und wenn man genau hinüber schaut, erkennt man ganz deutlich „Clint Eastwood“, wie er mal wieder versucht, von dieser verdammten Insel zu entkommen.
In dieser kleinen feinen Stadt, in der sich viele Bildhauer und Maler niedergelassen haben, kann man flanieren, was das Zeug hält. Die Uferpromenade ist bestückt mit eher europäisch wirkenden Restaurants und Kaffees und Läden in denen die ansässigen Künstler ihre Werke feil bieten. Es macht einen riesigen Spaß durch die Gassen zu streunen, in einem Straßenkaffee einen Espresso zu sich zu nehmen und den Abend bei einem guten Chilenischen Roten ausklingen zu lassen. Wir haben das dann auch drei Abende exerziert, bis ich am vorletzten Tag meiner Reise wieder alleine war. In aller Ruhe und mit einem Traumhaften Blick auf die Skyline Sanfrans dachte ich definitiv nicht an die vergangenen 26 Tage, sondern freute mich auf den letzten Flug dieser Reise: Nach Hause.

Aber eines muss ich dann doch noch zugeben. Eigentlich wollte ich es ja niemanden erzählen, also bitte: nicht weiter sagen!
Wie in den meisten Großstätten dieser Erde, sollte man auch in San Francisco nie niemals seine Wertgegenstände einfach so neben sich auf eine Parkbank legen. Macht man es aber doch und der Fall der Fälle tritt ein, muss man den neuen Besitzer meiner Digicam laufen lassen, sonst könnte es unangenehm werden. Ich habe ihn laufen lassen…. daher keine weiteren Fotos von Samoa’s Savai’i und leider auch keine von San Francisco. Snief schluchz jammer ….

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Jsvcp ( Jörg )
 

jsvcp

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Fünfte Etappe San Francisco


San Francisco, die Weltstadt auf einem Pulverfass. Unter der Stadt brodelt es, süd-südöstlich zieht sich die San Andreas Verwerfung ihren Weg und die neueren Hochhäuser sind durchweg erdbebensicher konstruiert worden. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb wirken Stadt und Großraum wie ein Magnet, nicht nur auf Touristen. Im Süden stehen im Palo Alto District die modernsten Universitäten für Physik und Chemie. Wenige Meilen ostwärts schließt sich das Napa- an das Silliconvalley und im Norden geht es gleich hinter Sausolito hoch zu den Redwoods. Für USA-Reisende dient die Stadt mit den steilsten Autostraßen als Ausgangspunkt für Reisen in den mittleren Westen oder die Küstenstraße, vorbei an Hearth-Castle nach Los Angelas und Santa Barbara. Die Steilküstenroute zählt zu den schönsten der Welt und macht am meisten Laune, wenn man sich ein Convertible, also ein Cabriolet mietet und sich zwei drei Tage Zeit nimmt.

Sausalito ist fast genauso alt wie Sanfran, wurde aber erst sehr viel später von der Tourismus-Industrie entdeckt, da es nur per Auto oder Fähre erreichbar war. Inzwischen gibt es gut ausgebaute Fahrrad- und Fußwege über die Golden Gate Bridge und auch ein paar nette kleinere Hotels, die durchweg günstiger und gemütlicher als die großen Häuser auf der anderen Seite sind. Ein Abstecher, oder besser noch ein zwei Tage lohnen sich allemal!

Chinatown, Cablecar, Pier39, … alles was im Reisführer aufgezählt ist, lohnt auch der näheren Betrachtung. Noch immer dürfen/müssen Einwohner und Touristen die alte StraßenSeilbahn eigenhändig herumdrehen, in Chinatown wohnen definitiv nur Chinesen und auf dem Pier39 gibt es alles, wes das Tourieherz höher schlagen lässt. Vor dem Start in den USA-Urlaub, ob per PKW, oder Wohnmobile (RV), sind zwei Tage das absolute Minimum!

Nahverkehr wird groß geschrieben, auch wenn es faktisch keine Untergrundbahn gibt, wegen der verschachtelten Hügel und der Erdbebengefahr. Aber Straßenbahnen (Siemens) und Busse(Iveco, Neoplan & Mercedes) sind günstig und bedienen ein Netz, dass seines Gleichen sucht und auch die Taxen sind, wie überall in den USA, erschwinglich und jederzeit präsent.

Hotels sucht man sich am besten von Deutschland aus im Internet. Am billigsten fährt man bei Pauschalangeboten, oder über reine Onlineanbieter. Unbedingt lokale Feiertage und Messen beachten, sonst kann’s heftig teuer werden. Die Wochenenden sind, anders als in Deutschland, oft bis zu doppelt so teuer, da US-Amerikaner, aufgrund ihres geringen Urlaubsanspruchs, Wochenendreisende sind.


So, das war es dann auch endlich. Vielen Dank an alle für das gezeigte Interesse. Wer nähere Infos über das eine oder andere Reiseziel haben möchte, kann mich gerne kontaktieren.
noch einen schönen Sonntag, Jörg

ENDE
 

Anja_H

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AW: in 28 Tagen um die Welt

Wieder mal ein Erlebnis deinem Etappenbericht zu folgen!
Danke nochmals!

Und wenns mit dem Geld bei mir doch mal reicht, werd ich mir von dir vertrauensvoll genauere Infos zu den schönen Reisezielen von dir holen...

LG Anja
 
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