AW: Istanbul im Oktober
Sind seine Beweggründe auf die Vielfalt der Motive einer Metropole zurück zu führen, was in dem Falle seine Verwunderung verrät oder suchte er Bestätigung für die Vielfalt dieser Stadt? Wenn letzteres, ist es gelungen, so wenn man die Motive gegeneinander aufwiegt und feststellen muss, dass diese Stadt keine Homogenität aufzeigt. Wie sollte es, wenn ein Mann inmitten des Tumults sich die Einsamkeit auf Felsen, an der Meeresbrandung ausgesucht hat, indes zwei Blondine sich unbeschwert zur Schau stellen. Was für ein widersprüchliches Verhalten von Menschen in dieser Stadt!
Welche Stadt ist schon homogen?
Istanbul ist es bestimmt nicht und auch nicht Izmir weder New York, kurzum je größer die Menschenansammlung umso weniger eine Homogenität dieser Menschen.
Da du fragtest, welche Stadt schon homogen wäre, will ich behaupten, dass unter den Städten, in denen ich schon Mal war, Doğubeyazıt eine fast homogene Atmosphäre ausstrahlt. Dies mag daran liegen, dass dort die Menschen vom Berg Ararat, dessen Spitze zu der Zeit als Du in Istanbul 26 Grad Temperatur genossen hast, mit Schnee bedeckt war, beeinflusst werden, so wie es auch mich auf der Stelle in die Stille versetzte, wenn ich unwillkürlich aus der Beobachtung der Umgebung den Blick erhob und diesen erblickte.
Bingöl hat eine homogene Ausstrahlung, wohl daran gelegen, dass die meisten Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft der Willkür des Staates ausgesetzt sind, seit Jahrzehnten.
Kars wirkt auf einen ebenso homogen, ich denke daher, dass man sich dort bewusst ist, aus der Reichweite des Staates zu sein, stattdessen mit Georgier, Aserbaidschanischer, Iraner gar Armeniern und Deutschen in Berührung steht.
So ist es recht verständlich, wenn man zaudert:
Ich frage mich jedesmal, ob ich in Istanbul leben könnte und habe bis heute keine Antwort darauf gefunden.
und sich im Unterbewusstsein darüber im Klarem ist, dass man eigentlich nicht Anonym sein will, selbst wenn man in einer Stadt niemanden kennt. Eben aufgrund dieser fehlende Homogenität, sprich man sich nicht identifizieren bzw. sich nicht widerspiegeln und auch umgekehrt, der Stadt nicht als Spiegel dienen kann.
Es wäre die Einsamkeit und die Stadt wäre nicht mehr so randvoll mit Menschen sondern desto trotz eine Einöde- ich würde in so einer Stadt nicht leben wollen.