AW: Kopftuchverbot an türkischen Unis fällt
"Angeboren und psychisch verankert" - sicherlich muss ich nicht Psychologie studiert haben um beurteilen zu können, dass das wirklich ein Witz ist.
Wahrscheinlich ticken demnach einige Naturvölker völlig falsch, oder?
Dann steht die Türkei zumindest nicht allein als faschistisches Land, und kann sich den Titel zusammen mit Frankreich teilen.
Vielleicht hättest Du doch besser Psychologie studiert.
Die Scham ist der Grund für die Aufteilung menschlichen Handelns in öffentlich, nicht-öffentlich und intim. Diese Abgrenzung ist absolut unversell und ist sogar bei Tieren mit hochentwickeltem Sozialverhalten in Teilen zu beobachten.
Lediglich, welche Dinge den einzelnen Bereichen zugeordnet werden, ist unterschiedlich und Veränderungen unterworfen. In unseren Breiten gilt die Nacktheit neben Stuhlgang und Geschlechtsverkehr als so ziemlich das Intimste, was das Leben zu bieten hat. Deshalb geht der Gestzgeber davon aus, dass nacktes Auftreten das Schamgefühl anderer Menschen verletzt und untersagt es. Das mit dem Kopftuchverbot zu vergleichen stellt die Logik auf den Kopf und wird nichteinmal der Argumentation der Verbots-Beführworter gerecht.
Die Frage ist nun, ob ein Kopftuch andere grundlegende Gefühle anderer Menschen verletzt. Ich sage nein.
Warum nicht: Die Mehrheit der Menschheit gehört einer Religion an und der Großteil des Rests zelebriert seinen Atheismus wie eine Religion. Fester Bestandteil praktisch jeder Religion ist das Repräsentieren des Glaubens durch seine Anhänger. So erklären sich die vielfältigen religiösen Trachten und der entsprechende Körperschmuck. Religion war immer schon nur teilweise intim oder privat, nämlich soweit es dem Bedürfnis des Individuums entspricht. In erster Linie war und ist Religion aber öffentlich, in der Türkei ebenso wie in Deutschland. Kirchen, Moscheen und Tempel sind öffentliche Orte, zum sozialen Austausch bestimmt.
In einem freien Land wird diesem Sachverhalt entsprochen anstatt ihn durch eine Gesetzgebung, die den Bedürfnissen einer beträchtlichen Zahl von Bürgern zuwider läuft, zu unterbinden. Denn eben jene Gesetzgebung ist Merkmal des Faschismus.
Darüber hinsaus habe ich weder Frankreich noch die Türkei als faschistische Länder bezeichnet. Jede Demokratie leidet aber unter Entwicklungen und Zuständen, die einem Rechtsstaat nicht würdig sind. Seit 9/11 werden wir ja mit solchen Entwicklungen überschüttet. Umso wichtiger ist es, diese Vorgänge als das zu erkennen, was sie sind, und sie beim Namen zu nennen.
Der Grund weshalb Frankreich und die Türkei sich für die Etablierung desselben Missstands entschlossen haben, war in beiden Fällen die Angst eines jungen revolitionären Systems den religösen Dogmen politisch-argumentativ nicht gewachsen zu sein. Das Kopftuchverbot mag zu Zeiten Atatürks seine Berechtigung zum Schutz des Staates gehabt haben. Aus heutiger Sicht ist es jedoch völlig unverhältnismäßig.
LG TheCore