Kurban bayramınız kutlu olsun

rüzgar

Well-Known Member
Ich glaube nicht, dass man Ostern oder Weihnachten auch nur annähernd mit der Masse an Opfertieren vergleichen kann, die an Kurban Bayramı geschächtet werden. Das sieht man schon davor, wenn Massen von Tieren durchs Land gekarrt bzw. an Plätzen gesammelt werden. Das Opfern ist ja schließlich der Hauptanlass dieses "Festes" (über die zum Teil unsachgemäße Art und Weise an allen möglichen und unmöglichen Orten etc. möchte ich mich lieber gar nicht auslassen).
Und ich kenne niemanden in der Türkei, dessen Familie diese Feiertage vegetarisch feiert, das verwundert mich doch sehr, ob das nicht eher hierzulande ist? Da herrscht doch auch viel Druck mitzumachen, was sollen denn die Nachbarn/Verwandtschaft etc. denken. So endet es leider bei vielen in einer großen Fleischvöllerei, denn so viele Fleisch kann man ja kaum an Arme spenden oder maßvoll verwerten.
 

EnRetard

Well-Known Member
Ich glaube nicht, dass man Ostern oder Weihnachten auch nur annähernd mit der Masse an Opfertieren vergleichen kann, die an Kurban Bayramı geschächtet werden. Das sieht man schon davor, wenn Massen von Tieren durchs Land gekarrt bzw. an Plätzen gesammelt werden. Das Opfern ist ja schließlich der Hauptanlass dieses "Festes" (über die zum Teil unsachgemäße Art und Weise an allen möglichen und unmöglichen Orten etc. möchte ich mich lieber gar nicht auslassen).
Und ich kenne niemanden in der Türkei, dessen Familie diese Feiertage vegetarisch feiert, das verwundert mich doch sehr, ob das nicht eher hierzulande ist? Da herrscht doch auch viel Druck mitzumachen, was sollen denn die Nachbarn/Verwandtschaft etc. denken. So endet es leider bei vielen in einer großen Fleischvöllerei, denn so viele Fleisch kann man ja kaum an Arme spenden oder maßvoll verwerten.

Dass zu Kurban Bayram mehr Völlerei betrieben wird, als zu Weihnachten, da bin ich mir nicht sicher. Der Unterschied dürfte darin liegen, dass zu Kurban Bayram, wie du sagst, das "Opfern" der Anlass ist, das Schlachten der Tiere öffentlich geschieht und religiös überhöht wird. Aus Tierschutzsicht kann ich aber keinen Unterschied zwischen der weihnachtlichen Massenschlachtung von Gänsen, Puten, Enten und Karpfen und der von Opfertieren zu Kurban Bayram/Eid al-Adha erkennen. Für Vegetarier/Veganer sind beide Feste aufgrund des Gruppendrucks zum Tiere essen kein Vergnügen.

Ein anderes Thema ist, dass es aufgrund des Stellenwerts des Opferfests - behaupte ich mal - so gut wie keine Vegetarier/Veganer unter praktizierenden Muslimen gibt.
 

sommersonne

Well-Known Member
Zum Opferfest gehört ja für manche unbedingt dazu das der Herr des Hauses selbst Hand ans Tier legt. Das geht oft schief und ist Quälerei für die Tiere.
Das könnte mal verboten werden.
Aber sonst ist es Tradition. Andere Länder, andere Sitten.

Ansonsten wird ob des hohen Fleischpreises bestimmt weniger Fleisch in der Türkei gegessen als in Deutschland oder Europa generell. Gleicht sich dann vielleicht auch wieder aus. Und - nicht jede türkische Familie kann sich so ein Tier leisten.
 

Bintje

Well-Known Member
Ich glaube nicht, dass man Ostern oder Weihnachten auch nur annähernd mit der Masse an Opfertieren vergleichen kann, die an Kurban Bayramı geschächtet werden. Das sieht man schon davor, wenn Massen von Tieren durchs Land gekarrt bzw. an Plätzen gesammelt werden. Das Opfern ist ja schließlich der Hauptanlass dieses "Festes" (über die zum Teil unsachgemäße Art und Weise an allen möglichen und unmöglichen Orten etc. möchte ich mich lieber gar nicht auslassen).

rüzgar, ich verstehe das und respektiere deine Einstellung dazu wie auch bei ege. Was du so vornehm mit teilweise "unsachgemäßer Art an allen möglichen und unmöglichen Orten" umschreibst, ist nicht nur für engagierte Tierschützer schwer erträglich. Ihr habt das vor Augen. Und trotzdem ist es in meinen Augen ein Trugschluss, davon auszugehen, dass in der sog. "christlichen" Welt insbesondere zu hohen Festen weitaus weniger geschlachtet wird. Nur weil Fleisch sich gebrauchsfertig portioniert und in Plastikfolie verpackt in Discounter-Kühltruhen stapelt, steckt doch nichts anderes dahinter. Diese Mengen und vielen Sonderangebote kommen nicht von ungefähr.

Und ich kenne niemanden in der Türkei, dessen Familie diese Feiertage vegetarisch feiert, das verwundert mich doch sehr, ob das nicht eher hierzulande ist? Da herrscht doch auch viel Druck mitzumachen, was sollen denn die Nachbarn/Verwandtschaft etc. denken. (...)

Klar gibt es den Gruppendruck. Wie auch bei Hochzeiten. Je größer und pompöser inklusive Nachbarn des Cousins 3. Grades, desto besser, glauben die Allermeisten. Und trotzdem gibt es auch in der Türkei Menschen, die ganz bewusst in kleinem und modernem, längst nicht so traditionellem Rahmen feiern. Dann kippen zwar die Verwandten teils aus den Schuhen, aber da müssen sie durch und schaffen das auch.

Jede größere Veränderung beginnt mit Diskussionen, teilweise auch boshaftem Getratsche über Leute, die [angeblich] aus der Reihe tanzen. Wobei es auf dem Land sicherlich sehr viel schwieriger sein dürfte, aber ist das in kleinen deutschen Dörfern wirklich soooooo anders?

Ein anderes Thema ist, dass es aufgrund des Stellenwerts des Opferfests - behaupte ich mal - so gut wie keine Vegetarier/Veganer unter praktizierenden Muslimen gibt.

Doch, gibt es. Nachzulesen u.a. auch hier:

http://weilmuslimehelfen.org/vegetarisch
https://ze.tt/opferfest-ohne-fleisch-gibt-es-alternativen-zum-schlachten/

Ansonsten würde ich allgemein etwas stärker differenzieren. Im übersatten Deutschland ist Fleisch nichts Besonderes mehr. Für umso besser und gesünder halte ich den bewussten Umgang damit, wenn man nicht darauf verzichten will.
In Ländern, in denen sich viele Leute Fleisch nur selten leisten können und u.U. lange darauf sparen, ist das ein Luxus, auf den sie sich lange freuen. Das würde ich ihnen nie verübeln geschweige denn Festtagswünsche verweigern. Und überhaupt: soll ich Nachbarn gegenüber tagelang ein muffiges Gesicht aufsetzen, weil ich aus ethisch-moralischen Gründen nicht mit ihrem Ernährungsstil einverstanden bin? Nö. Ganz dezidiert: nö!
 

rüzgar

Well-Known Member
rüzgar, ich verstehe das und respektiere deine Einstellung dazu wie auch bei ege. Was du so vornehm mit teilweise "unsachgemäßer Art an allen möglichen und unmöglichen Orten" umschreibst, ist nicht nur für engagierte Tierschützer schwer erträglich. Ihr habt das vor Augen. Und trotzdem ist es in meinen Augen ein Trugschluss, davon auszugehen, dass in der sog. "christlichen" Welt insbesondere zu hohen Festen weitaus weniger geschlachtet wird. Nur weil Fleisch sich gebrauchsfertig portioniert und in Plastikfolie verpackt in Discounter-Kühltruhen stapelt, steckt doch nichts anderes dahinter. Diese Mengen und vielen Sonderangebote kommen nicht von ungefähr.



Klar gibt es den Gruppendruck. Wie auch bei Hochzeiten. Je größer und pompöser inklusive Nachbarn des Cousins 3. Grades, desto besser, glauben die Allermeisten. Und trotzdem gibt es auch in der Türkei Menschen, die ganz bewusst in kleinem und modernem, längst nicht so traditionellem Rahmen feiern. Dann kippen zwar die Verwandten teils aus den Schuhen, aber da müssen sie durch und schaffen das auch.

Jede größere Veränderung beginnt mit Diskussionen, teilweise auch boshaftem Getratsche über Leute, die [angeblich] aus der Reihe tanzen. Wobei es auf dem Land sicherlich sehr viel schwieriger sein dürfte, aber ist das in kleinen deutschen Dörfern wirklich soooooo anders?



Doch, gibt es. Nachzulesen u.a. auch hier:

http://weilmuslimehelfen.org/vegetarisch
https://ze.tt/opferfest-ohne-fleisch-gibt-es-alternativen-zum-schlachten/
Es wäre schön, wenn es so wäre, dass an Kurban Bayramı nur so viel geschlachtet werden würde wie an christlichen Feiertagen. Das kann ich allerdings wirklich nicht glauben angesichts dessen was ich in der Türkei vor diesem Feiertag gesehen habe. Wenn es Zahlen gäbe, die das belegen, lasse ich mich aber sehr gerne überzeugen.

Ich persönlich feiere kein Weihnachten etc., aber bei allen Verwandten/Freunden gab und gibt es nicht mehr Fleisch als an einem normalen Tag, nur eben festlichere Gerichte. Sehr viele in meinem Freundeskreis feiern vegetarisch, in der Türkei habe ich das noch nie gehört (deine Links waren ja auch deutsch). Das, was ich von einheimischen Freunden in der Türkei über den Fleischkonsum am Feiertag berichtet bekomme, klingt da hingegen ganz anders, nach dem Motto so viel Fleisch essen wie irgend möglich und noch sämtliche Gefriertruhen füllen.
Und ja, in einigen Gegenden in der Türkei isst man im Alltag nicht so viel Fleisch, weil es teuer ist, dagegen hatte ich in anderen Ecken der Türkei ernsthafte Probleme überhaupt etwas vegetarisches zu essen zu finden (außer Süßem), wie z.B. in Urfa, Mardin, ...

Das hoffe ich wirklich von ganzem Herzen, dass es Veränderungen geben wird...!
 

Bintje

Well-Known Member
Es wäre schön, wenn es so wäre, dass an Kurban Bayramı nur so viel geschlachtet werden würde wie an christlichen Feiertagen. Das kann ich allerdings wirklich nicht glauben angesichts dessen was ich in der Türkei vor diesem Feiertag gesehen habe. Wenn es Zahlen gäbe, die das belegen, lasse ich mich aber sehr gerne überzeugen.(...)

Weil du es bist, hier die Ergebnisse einer Schnellsuche. Das wurde 2016 bei agrarheute veröffentlicht und basiert auf den zuletzt verfügbaren Zahlen der FAO von 2011. Um neuere Zahlen habe ich mich jetzt nicht bemüht bzw weiß auch gar nicht, ob es die gibt. Da geht's nicht nur um Feiertage (die sind darin enthalten), sondern um den jährlichen Fleischkonsum pro Kopf. Und das spricht Bände.

  • Australien: 121,2 Kilogramm pro Kopf
  • USA: 117,6
  • Österreich: 106,4
  • Argentinien: 101,7
  • Brasilien: 93,0
  • Frankreich: 88,7
  • Deutschland: 87,9
  • Schweiz: 74,7
  • Russische Föderation: 66,9
  • Südkorea: 62,2
  • China: 57,7
  • Türkei: 33,4
  • Kenia: 16,0
  • Indonesien: 12,9
  • Indien: 4,1
Die EU und andere Regionen sowie die Welt insgesamt:
  • Europäische Union: 82,6 kg/Kopf
  • Afrika: 18,6
  • Asien: 31,3
  • Südamerika: 78,4
  • Welt: 42,4
Quelle: https://www.agrarheute.com/land-leben/fleischkonsum-diese-laender-konsumieren-meisten-528934

Und mehr: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/ImFokus/Internationales/Fleischverbrauch.html

Zitat:
Neben Indien waren die Türkei und Indonesien die einzigen G20-Staaten mit einem Fleischverbrauch unterhalb des weltweiten Mittelwerts. Die Werte der FAO basieren auf dem Gesamtangebot an Fleisch für Nahrungsmittelzwecke im jeweiligen Land.

Daran dürfte sich seitdem nicht so ganz viel geändert haben.

Zitat von rüzgar:
Das hoffe ich wirklich von ganzem Herzen, dass es Veränderungen geben wird...!

Die gibt es sicherlich, aber so was dauert. ; ) Erfahrungsgemäß erhöht es auch nicht die Akzeptanz für ein Anliegen, wenn man die Leute erstmal vor den Kopf stößt, indem man ihnen Feste madig macht, die ihnen selbst etwas bedeuten.
 
Zuletzt bearbeitet:

Yaso2.0

Well-Known Member
Zum Opferfest gehört ja für manche unbedingt dazu das der Herr des Hauses selbst Hand ans Tier legt. Das geht oft schief und ist Quälerei für die Tiere.
Das könnte mal verboten werden.
Aber sonst ist es Tradition. Andere Länder, andere Sitten.

Ansonsten wird ob des hohen Fleischpreises bestimmt weniger Fleisch in der Türkei gegessen als in Deutschland oder Europa generell. Gleicht sich dann vielleicht auch wieder aus. Und - nicht jede türkische Familie kann sich so ein Tier leisten.

Es ist verboten, dass Tier in seinem eigenen Garten oder an anderen öffentlichen Orten etc. zu schlachten. Zudem gibt es mittlerweile in fast jeder Stadt solche Hallen, wo die Stadt die Tiere schlachtet. In 6 Minuten zerlegen die ein ganzes Rind.

Zudem gibt es für das "qualvolle" Schlachten von Tieren sehr hohe Geldstrafen.

Aber wie bei allen anderen Dingen auch, gibts immer wieder Leute, die das wahrscheinlich weder mitbekommen haben, noch interessiert es die.

Ich kenne viele Familien, wo der Vater auf Mindestlohn arbeitet, Frau und Kind/Kinder hat, die können sich das nicht leisten.

Ich habe mein Opfertier gekauft (1550 TL hat es gekostet) und mein Onkel hat es geschlachtet. Das gesamte Lamm haben wir an das Kinderheim gespendet.

Mein Mann war als einer von 7 an einem Rind beteiligt ( 1625 TL hat sein Anteil gekostet) und das hat mein anderer Onkel geschlachtet. Der gesamte Fleischanteil meines Mannes wurde direkt im gesamten Dorf an alle verteilt, die nicht geschlachtet haben.

Die Leute, die ein Tier schlachten, soviel Fleisch in sich reinstopfen bis sie platzen und den Rest in die TK stecken, haben mal wieder den Sinn dieses Feiertages nicht verstanden und ja, davon gibts so einige!!
 
Zuletzt bearbeitet:

rüzgar

Well-Known Member
Weil du es bist, hier die Ergebnisse einer Schnellsuche. Das wurde 2016 bei agrarheute veröffentlicht und basiert auf den zuletzt verfügbaren Zahlen der FAO von 2011. Um neuere Zahlen habe ich mich jetzt nicht bemüht bzw weiß auch gar nicht, ob es die gibt. Da geht's nicht nur um Feiertage (die sind darin enthalten), sondern um den jährlichen Fleischkonsum pro Kopf. Und das spricht Bände.

  • Australien: 121,2 Kilogramm pro Kopf
  • USA: 117,6
  • Österreich: 106,4
  • Argentinien: 101,7
  • Brasilien: 93,0
  • Frankreich: 88,7
  • Deutschland: 87,9
  • Schweiz: 74,7
  • Russische Föderation: 66,9
  • Südkorea: 62,2
  • China: 57,7
  • Türkei: 33,4
  • Kenia: 16,0
  • Indonesien: 12,9
  • Indien: 4,1
Die EU und andere Regionen sowie die Welt insgesamt:
  • Europäische Union: 82,6 kg/Kopf
  • Afrika: 18,6
  • Asien: 31,3
  • Südamerika: 78,4
  • Welt: 42,4
Quelle: https://www.agrarheute.com/land-leben/fleischkonsum-diese-laender-konsumieren-meisten-528934

Und mehr: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/ImFokus/Internationales/Fleischverbrauch.html

Zitat:


Daran dürfte sich seitdem nicht so ganz viel geändert haben.



Die gibt es sicherlich, aber so was dauert. ; ) Erfahrungsgemäß erhöht es auch nicht die Akzeptanz für ein Anliegen, wenn man die Leute erstmal vor den Kopf stößt, indem man ihnen Feste madig macht, die ihnen selbst etwas bedeuten.
Ich danke dir für deine Mühe und die Zahlen. Das sind traurige Werte, auch wenn man sehr unterschiedliche Zahlen findet wenn man Google befragt. So ist beispielsweise in Deutschland aktuell auf 59,73 kg pro Kopf im Jahr "gesunken".
Ja, das war nicht das, worum es hier bezüglich Kurban Bayramı ging, aber es ist natürlich ein anderes wichtiges Argument deinerseits.

Ich stoße niemanden vor den Kopf, ich flüchte lediglich aus der Türkei und versuche mich von all dem fernzuhalten, weil es für mich ein Horror ist, das zu ertragen. Und ja, ich gratuliere auch meinen türkischen Freunden nicht zu diesem Feiertag, den Grund kennen alle und sie wissen, es wäre eine Lüge wenn ich es lächelnd tun würde. Dasselbe würde ich im umgekehrten Fall in Deutschland tun, auch wenn es meine eigene Familie wäre. Es kommt darauf an, wie man es betrachtet, provokativ und überspitzt gesehen - ohne es vergleichen zu wollen - würde ich auch aus kulturellem Respekt keinem Chinesen gratulieren, der das Dog Meat Festival feiert.

Neyse, ich wünsche allen Muslimen glückliche freie Tage!
 

EnRetard

Well-Known Member
Selbst die Ansonsten-Veganerin in dem verlinkten ze.tt-Artikel schlachtet. So kenne ich das auch. Selbst (praktizierende) Muslime, die ansonsten kein Fleisch essen, machen zu Kurban Bayram/Eid al-Adha eine Ausnahme, weil sonst die Glaubenstreue angezweifelt wird. Ethischer Fleischverzicht gilt als haram.
 
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