"Kurden-Konflikt in der Türkei: Kurdische Kinder sollen Abitur machen und studieren"

Mutter Courage

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AW: "Kurden-Konflikt in der Türkei: Kurdische Kinder sollen Abitur machen und studier

Und gewohnte Politik heißt das, was seit Wochen dort geschieht:

"Am Samstag meldeten türkische Medien, dass die Gendarmerie-Station Kuşluca in der Nähe der Kreisstadt Ovacik, 70km. von Tunceli entfernt, in der Nacht zum Samstag durch eine etwa 20 Mann starke PKK-Terrorgruppe bedroht war. Einem wachhabenden Gendarmen mit Wärmesuchkamera war der Annäherungsversuch der Terroristen im letzten Augenblick aufgefallen. Den Medien zufolge gab es daraufhin ein Gefecht. In Tunceli hoben kurze Zeit später Kampfhubschrauber und Mannschaftshubschrauber ab, um die Station zu unterstützen. Die Terroristen flohen danach in Richtung Tunceli.

Wie jetzt die DHA-Nachrichtenagentur mitteilt, soll die Gruppe im Dreieck Tunceli, Hozat und Ovacik durch Militäreinheiten umzingelt worden sein. Seit dem gestrigen Abend hatten Spezialeinheiten die Verfolgung aufgenommen. Kampfhubschrauber und Drohnen sollen die Spezialeinheiten aus Tunceli und Erzincan dabei weiterhin unterstützen. In der Region rund um das Dreieck operieren zur Zeit eine Kommando-Einheit des Brigadehauptquartiers in Tunceli sowie eine Spezialeinheit aus Erzincan. Dabei soll es immer wieder zu Gefechten gekommen sein, heißt es in der Meldung der DHA. Seit vergangenem Samstag ist das der dritte größere Gefecht zwischen der türkischen Armee und PKK-Terrorzellen."

Quelle: http://www.turkishpress.de/2011/05/22/pkk-terrorgruppe-die-zange-genommen/id3574
 
P

pauline09

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AW: "Kurden-Konflikt in der Türkei: Kurdische Kinder sollen Abitur machen und studier

Pulinchen, sei doch bitte wieder gut zu mir! :redface:

Ich war Dir nicht böse, nur etwas befremdet, weil ich den Eindruck hatte, Dir sei nicht nur eine Laus, sondern gleich eine ganze Kohorte über die Leber gelaufen. Aber sei's drum, dergleichen geschieht. ;-) Machen wir mal kurz weiter (auch wenn's in diesem Strang nur einen Nebenschauplatz tangiert):

Ich wollte damit doch nur sagen, dass sich die Zeiten seit 2007 drastisch geändert haben.
Das Militär ist nicht mehr der Garant von Fortschritt, Stabilität und Säkularität.
Die Bevölkerung sieht im Militär eher Negatives und wertet es ab.

Das kommt mir, mit Verlaub, ziemlich holzschnittartig daher und ich wüsste gern, worauf Du die Aussage stützt, dass "die" Bevölkerung 'im Militär eher Negatives sieht und es abwertet'?

Natürlich dürfte das Image des Militärs seit 2007 im Zuge der Ergenekon-Ermittlungen gelitten haben (da ranghohe Militärs verwickelt sind/sein sollen, fällt das automatisch auch auf die Institution zurück) - aber worin besteht denn Deiner Ansicht nach nun der ganz große, entscheidende Unterschied zu früheren Jahrzehnten mit ihren blutigen Militärputschen? Die doch an sich - zumindest nach meinem bescheidenen Dafürhalten - wesentlich eher dafür hätten sorgen können, dass das Militär allgemein als eher negativ hätte wahrgenommen werden können? Und teils sicher auch wurde, by the way - was aber m.E. wenig daran änderte, dass das Militär notfalls als letztes 'ausgleichendes' Korrektiv für einen laizistischen Staat zu garantieren schien: Im Sinne einer Haltung, die schlimmstenfalls den Deibel dem Beelzebub vorzieht, sofern nur die offizielle Ideologie dazu passt.

Und verzeih, aber ich glaube, Du machst es Dir auch etwas einfach, wenn Du glaubst, dass tradierte "Her Türk asker doğar"- Vorstellungen einfach mir nix, dir nix binnen weniger Jahre aus den Köpfen verschwinden und mehrheitlich einer völlig peacigen Einstellung Platz machen. Solche Prozesse vollziehen sich normalerweise über längere Phasen und Generationen; dafür braucht's mehr und stärkere zivilgesellschaftliche Umwälzungen - und ganz sicher auch sinnige Verfassungsänderungen, über die nicht im Paket quasi en gros abgestimmt wird (wie zuletzt zu besichtigen).

P.S. Bevor ich das jetzt abschicke und wieder 1000 Tippfehler entdecke: Wisst Ihr, wass ich in diesem Unterforum wirklich begrüßen würde? Die Wiedereinführung des Edit-Buttons. (Das ist jetzt ein formeller Antrag auf eine relativ filigrane tt-Verfassungsänderung. :oops::mrgreen: )
 

Mutter Courage

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Ich war Dir nicht böse, nur etwas befremdet, weil ich den Eindruck hatte, Dir sei nicht nur eine Laus, sondern gleich eine ganze Kohorte über die Leber gelaufen. Aber sei's drum, dergleichen geschieht. ;-) Machen wir mal kurz weiter (auch wenn's in diesem Strang nur einen Nebenschauplatz tangiert):



Das kommt mir, mit Verlaub, ziemlich holzschnittartig daher und ich wüsste gern, worauf Du die Aussage stützt, dass "die" Bevölkerung 'im Militär eher Negatives sieht und es abwertet'?

Natürlich dürfte das Image des Militärs seit 2007 im Zuge der Ergenekon-Ermittlungen gelitten haben (da ranghohe Militärs verwickelt sind/sein sollen, fällt das automatisch auch auf die Institution zurück) - aber worin besteht denn Deiner Ansicht nach nun der ganz große, entscheidende Unterschied zu früheren Jahrzehnten mit ihren blutigen Militärputschen? Die doch an sich - zumindest nach meinem bescheidenen Dafürhalten - wesentlich eher dafür hätten sorgen können, dass das Militär allgemein als eher negativ hätte wahrgenommen werden können? Und teils sicher auch wurde, by the way - was aber m.E. wenig daran änderte, dass das Militär notfalls als letztes 'ausgleichendes' Korrektiv für einen laizistischen Staat zu garantieren schien: Im Sinne einer Haltung, die schlimmstenfalls den Deibel dem Beelzebub vorzieht, sofern nur die offizielle Ideologie dazu passt.

Und verzeih, aber ich glaube, Du machst es Dir auch etwas einfach, wenn Du glaubst, dass tradierte "Her Türk asker doğar"- Vorstellungen einfach mir nix, dir nix binnen weniger Jahre aus den Köpfen verschwinden und mehrheitlich einer völlig peacigen Einstellung Platz machen. Solche Prozesse vollziehen sich normalerweise über längere Phasen und Generationen; dafür braucht's mehr und stärkere zivilgesellschaftliche Umwälzungen - und ganz sicher auch sinnige Verfassungsänderungen, über die nicht im Paket quasi en gros abgestimmt wird (wie zuletzt zu besichtigen).

P.S. Bevor ich das jetzt abschicke und wieder 1000 Tippfehler entdecke: Wisst Ihr, wass ich in diesem Unterforum wirklich begrüßen würde? Die Wiedereinführung des Edit-Buttons. (Das ist jetzt ein formeller Antrag auf eine relativ filigrane tt-Verfassungsänderung. :oops::mrgreen: )


Liebes Paulinchen :-D
Als erstes bekommst du mal ein Dankeschön für deine Freundschaft, deinen schönen Beitrag und - vor allem - für deinen formellen Antrag auf einen Edit-Button :biggrin:

Mit der inhaltlichen Beantwortung lasse ich mir noch ein wenig Zeit, wenn du es gestattest.
 

Mutter Courage

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Das kommt mir, mit Verlaub, ziemlich holzschnittartig daher und ich wüsste gern, worauf Du die Aussage stützt, dass "die" Bevölkerung 'im Militär eher Negatives sieht und es abwertet'?

Natürlich dürfte das Image des Militärs seit 2007 im Zuge der Ergenekon-Ermittlungen gelitten haben (da ranghohe Militärs verwickelt sind/sein sollen, fällt das automatisch auch auf die Institution zurück) - aber worin besteht denn Deiner Ansicht nach nun der ganz große, entscheidende Unterschied zu früheren Jahrzehnten mit ihren blutigen Militärputschen? Die doch an sich - zumindest nach meinem bescheidenen Dafürhalten - wesentlich eher dafür hätten sorgen können, dass das Militär allgemein als eher negativ hätte wahrgenommen werden können? Und teils sicher auch wurde, by the way - was aber m.E. wenig daran änderte, dass das Militär notfalls als letztes 'ausgleichendes' Korrektiv für einen laizistischen Staat zu garantieren schien: Im Sinne einer Haltung, die schlimmstenfalls den Deibel dem Beelzebub vorzieht, sofern nur die offizielle Ideologie dazu passt.

Und verzeih, aber ich glaube, Du machst es Dir auch etwas einfach, wenn Du glaubst, dass tradierte "Her Türk asker doğar"- Vorstellungen einfach mir nix, dir nix binnen weniger Jahre aus den Köpfen verschwinden und mehrheitlich einer völlig peacigen Einstellung Platz machen. Solche Prozesse vollziehen sich normalerweise über längere Phasen und Generationen; dafür braucht's mehr und stärkere zivilgesellschaftliche Umwälzungen - und ganz sicher auch sinnige Verfassungsänderungen, über die nicht im Paket quasi en gros abgestimmt wird (wie zuletzt zu besichtigen).

P.S. Bevor ich das jetzt abschicke und wieder 1000 Tippfehler entdecke: Wisst Ihr, wass ich in diesem Unterforum wirklich begrüßen würde? Die Wiedereinführung des Edit-Buttons. (Das ist jetzt ein formeller Antrag auf eine relativ filigrane tt-Verfassungsänderung. :oops::mrgreen: )

Da es spät ist und ich auch müde bin, möchte ich nicht mehr so weit ausholen.

Mein Wissen, über das gesunkene Ansehen des Militärs habe ich von Türken, die in der Türkei leben. Wenn du dort mit verschiedenen Leuten sprichst, bekommst du eine Vorstellung, wie man dort denkt. Natürlich sind sie jetzt nicht Pazifisten geworden. Sie sind einfach froh, dass die frühere Macht jetzt abgesetzt wurde. Mit dem letzten Referendum wurde die letzte Hürde, die Verfassungsänderung genommen. Ergenekon und andere Ereignisse haben das übrige getan. Erdogan hat es bewusst auf die Machtbeschneidung und diesen Image-Verlust abgesehen und schlau gehandelt.

Einen interessanten Artikel über die neue Rolle der Armee als Prügelknaben der Nation habe ich letztens hier gelesen:
http://www.turkishpress.de/2011/05/20/im-krieg-sind-soldaten-immer-die-verlierer/id3567

Hier ein Auszug:
"Nun stehen die militärischen Kämpfer die tagelang auf unwegsamen Wegen marschiert sind, Kälte, Nässe und Filzläuse ertragen mussten, als Angeklagte vor zahlreichen Gerichten und müssen sich für Vorgänge verantworten, in der sie einst als Helden gefeiert wurden. Helden eines Konflikts, das sie nun zu Verlierern hochstilisiert. Die heutige Generation, die in der Türkei gegenwärtig in Frieden aufwachsen konnte, kann die Risiken für die Soldaten in einem Kriegseinsatz wie im PKK-Konflikt nicht einschätzen, sie sogar unterschätzen und sie legt das immer mehr an den Tag. Und sie tendieren immer mehr dazu, die Gerichtsbarkeit ernsthaft als legitim zu betrachten. Das fatale daran ist aber, das über die einstigen Sieger und Helden, jetzt gerichtet wird, während PKK-Terroristen straffrei davon kommen. Dank Amnestie-Gesetze die seit Konfliktbeginn herrschen und dank der Unmöglichkeit einer Strafverfolgung, weil nichts gegen sie handfestes aufgetrieben werden kann, weil irregulär und ohne staatlichen Bezug. Im Gegenzug ermöglichte die erst vor kurzem beschlossene Gesetzesreform, das schlagartig das Militär belangt werden kann, auch und insbesondere durch Zivilgerichte. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sich kürzlich ein Kolumnist sowie ein General zu Wort meldeten und die Dimension aufzeigten, in der die Türkei sich gegenwärtig befindet. Es war eine regelrechte Anklage in Richtung Zivilgesellschaft."
 

Sommer2000

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AW: "Kurden-Konflikt in der Türkei: Kurdische Kinder sollen Abitur machen und studier

Gott möge all unseren Soldaten an der Front beistehen. Sie sind wirklich tapfer.
 
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