Mal über Erdoğan plaudern

Bintje

Well-Known Member
Weiss jemand hier, wie hoch die Inflation in der Türkei ist und wie lange es geht.
bis die TL einen Kurs zum Euro 1: 20 hat.

Wenn es so weitergeht wie bisher, vielleicht drei Jahre?
Bülent Mumay zumindest schrieb kürzlich, die Lira habe seit Juni 2018 90% eingebüßt.

"„Gebt diesem eurem Bruder am 24. (Juni) das Amt, dann werdet ihr sehen, wie man mit Zinsen und diesem und jenem umgeht.“ Der Kalender zeigte den 19. Juni 2018, als Erdogan diese Erklärung abgab. Ein Euro war damals 5,5 türkische Lira wert. Das Land verlieh Erdogan das Amt und übergab damit einer einzelnen Person den Schlüssel des Landes. Dank seiner Politik verlor die Lira in nur zweieinhalb Jahren 90 Prozent. Heute kostet ein Euro beinahe 10 Lira. Seit Erdogan den Präsidentenpalast bezog, kam uns die Hälfte des Geldes im Portemonnaie abhanden."

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/feuille...67524.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
 

Bintje

Well-Known Member
Und weiter geht es mit Einschüchterungen und Festnahmen. Jetzt gab es auch Haftbefehle gegen zehn pensionierte Admirale, die sich in einem offenen Brief kritisch zum geplanten gigantischen Istanbul-Kanal-Projekt geäußert hatten.

"Laut einem Bericht des türkischen Senders NTV wird ihnen der Versuch vorgeworfen, »mit Gewalt und Zwang die verfassungsmäßige Ordnung« zu stören. Vier weitere Verdächtige wurden nach Justizangaben aufgrund ihres hohen Alters nicht festgenommen, müssen sich jedoch innerhalb der nächsten drei Tage bei der Polizei in Ankara melden. Die Männer, die festgenommen wurden, hatten sich in einem offenen Brief kritisch über das Projekt »Kanal Istanbul« geäußert. Rund 100 pensionierte Admirale hatten diesen unterzeichnet. Zudem hatten sie sich zum Vertrag von Montreux, einem internationalen Schifffahrtsabkommen, bekannt. [...]
Der türkische Staatschef hatte in seinem Wahlkampf 2018 für den Bau eines 45 Kilometer langen Schifffahrtskanals zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmara-Meer geworben. Es ist das bisher ehrgeizigste Infrastrukturprojekt Erdogans. Nach seinen Vorstellungen soll die neue Wasserstraße mit dem Suez- oder dem Panama-Kanal vergleichbar und eine »globale Marke« sein. Mit einer Kapazität von 160 Schiffen pro Tag würde der neue Kanal die Wartezeiten für Schiffe reduzieren, die oft tagelang vor Istanbul ausharren müssen."

https://www.spiegel.de/politik/ausl...l-fest-a-166bdd33-6227-4fe9-92aa-94e12626d9be
 

santiago

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Vielleicht könnte dieser 45 KM lange Schifffahrtskanal sogar eine gute Sache sein ? Die vielen Güter welche täglich transportiert werden nehmen ständig zu.
 

sommersonne

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Der Bau des Kanals wäre eine mittlere Katastrophe für die Natur. Das ist aber Erdogan egal. Seine Familie ist im Baugeschäft vertreten und deshalb muss der Kanal gebaut werden. Deshalb liegt er auch im Streit mit dem Bürgermeister von Istanbul.
 

univers

Well-Known Member
und santiago hegen eine Hassliebe zur Türkei, will heißen, sie versuchen -Ich habe Bülent Mumay einige Male bei der Frankfurter gelesen und denke ihn enträtselt zu haben, soll nicht unbedingt heißen, dass ich eine gegensätzliche Meinung über die politische Landschaft der Türkei hätte sondern, dass ich versuche objektiv zu bleiben- auf Biegen und Brechen ein....ein düsteres, unheilvolles Bild der Türkei zu kreieren.
Mag sein, lieber santiago, dass es hier so düster ist, wie du es uns vermittelts, aber ich denke, du hast auch keine Lösung. um das Dunkle hier zu erhellen.
So auch Bülent Mumay, der nur kritisiert und keine Lösung parat hat.

Ich meine, dass es auf Welt verrückt zu geht, siehe Querdenker!
Hast du santiago, ein Heilmittel gegen das Querdenken, bevor du bei den Querdenkern Irrsinn diagnozierst- ich hoffe doch, das du es tust:)- ?
Also mein ich, das man ein Bild in Gesamten sehen sollte und nicht sich in Details verlieren, will heißen, dass für dein oder Bülent's Bild von der Türkei nicht adäquates gibt, so wenig es für das Bild z. bsp. Deutschlands oder den Staaten mit ihren Querdenkern.
Oder würdest du Deutschland auf die Querdenker reduzieren?
Gewiss nicht, erlaube ich mir deine Meinung wiederzugeben.

Ich meine weiterhin, dass, so gut ihr es auch mit der Türkei meint, das die Türkei bzw. das Türkische in einem Strudel der Geschichte steckt und bis dato kein Funken, wie das Zeitalter der Aufklärung gegeben hat, um ein Wandel herbeizuführen.
Daher finde ich die Kritik z. bsp. von Mumay so verstörend, vor allem weil er als Bezugspunkt die Demokratie heranzieht, im Gegensatz zu santiagos's Kritik, dem ja die Demokratie in die Wiege gelegt wurde- die gewaltsame Unterbrechung durch die Nazis ausgenommen- und folglich er kein anderen Weg als die Demokratie für die Türkei sieht..
Bülent Mumay sollte die Historie heranziehen, wenn er das System in der Türkei kritisiert, um womöglich produktiv zu sein, ab er nicht so, im Westen nach Zuspruch hechelnd...
 

univers

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Alubehütet

Well-Known Member
„Querdenker“ ist ja eigentlich ein positiver Begriff. Nur leiten sie es ab von der „Querfront“, dem u.a. von Compact-Jürgen-Elsässer versuchten Bündnis von Links- und Rechtsradikalen; Hauptsache erst einmal, gemeinsamer Feind. Das hatte ursprünglich nichts gegeben, nicht funktioniert; die Linken waren antifa und ließen die Rechten alleine.

Bei den heutigen Verquerdenkern kommen allerdings stramme Nazis und Esoterik-Hippies beisammen. Rudolf-Steiner-Esos zwar auch, aber auch viele, die man so tatsächlich eher links verortet hätte. Dann ganz merkwürdige Ultra-Liberale, für die alles übel ist, wenn es vom Staat kommt, und sei es Maskenpflicht in einer Pandemie. Wollen sich nichts vorschreiben lassen. Rote Verkehrsampeln sind auch so ein Unding.
 

sommersonne

Well-Known Member
Daher finde ich die Kritik z. bsp. von Mumay so verstörend, vor allem weil er als Bezugspunkt die Demokratie heranzieht, im Gegensatz zu santiagos's Kritik, dem ja die Demokratie in die Wiege gelegt wurde- die gewaltsame Unterbrechung durch die Nazis ausgenommen- und folglich er kein anderen Weg als die Demokratie für die Türkei sieht..
Bülent Mumay sollte die Historie heranziehen, wenn er das System in der Türkei kritisiert, um womöglich produktiv zu sein, ab er nicht so, im Westen nach Zuspruch hechelnd...
Es ist schwer sich einen anderen Weg als Demokratie vorzustellen, nicht nur für die Türkei. Ich bin ja in einer Diktatur aufgewachsen und sehe das die Demokratie auch viele Fehler hat. Trotzdem würde ich nicht darauf verzichten wollen.
Was könnte das für ein anderer Weg sein, den du für die Türkei siehst? Die Religion hat auch in einer Demokratie einen Platz.
Wir verstehen die Türkei wahrscheinlich auch nicht mehr, weil wir sehr wenig echte Informationen über sie haben und uns auf die wenigen Berichte in den Medien beschränken müssen.
 

Bintje

Well-Known Member
So auch Bülent Mumay, der nur kritisiert und keine Lösung parat hat.
[...]
Bülent Mumay sollte die Historie heranziehen, wenn er das System in der Türkei kritisiert, um womöglich produktiv zu sein, ab er nicht so, im Westen nach Zuspruch hechelnd...

Ich denke, man sollte ein bisschen mehr über ihn wissen als das, was du ihm vorwirfst. Er schreibt für BirGün und die FAZ. Dass er in der Türkei noch andere Möglichkeiten hätte, darf man bezweifeln.
Der Text über seinen Rauswurf bei der Hurriyet ist von 2015, der darauffolgende von 2016.

https://www.zeit.de/politik/ausland...gan-akp-pressefreiheit-gewalt/komplettansicht
https://www.welt.de/politik/ausland/article157398746/Nur-ein-Journalist-darf-am-Ende-gehen.html

Ich wüsste nicht, dass der Zustand der Pressefreiheit sich seitdem verbessert hätte? o_O
 

univers

Well-Known Member
dass die Vernunft im Stande sei, die Wahrheit ans Licht zu bringen und Tugenden zu fördern.
aus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vordenker_der_Aufklärung

Ich will über Mumay oder sonst wem nicht urteilen, sondern sämtliche also Regimekritische oder Treue Medien in der Türkei befinden sich im Zentrum des Strudels.
Ein Strudel, den zu halten niemandem in den Sinn kommt, wie es scheint, vielleicht auch aus Angst, dass wenn die Kontinuität unterbrochen wird nichts mehr kommt oder aber sie übersehen, dass sie verpflichtet sind die Abfolge ihrer Vision von der Türkei beim Schopf zu packen, um sich sicher zu sein, was sie wie und warum anstreben.
Die Abfolge;
1. Bruch mit der Tradition mit all seinen Facetten
2. Demokratie oder von mir aus religiös getünchte Demokratie.

Ich lese weder Birgün noch Sabah, Cumhuriyet usw. kein einziges Printmedium und auch nicht das türkische Fernsehen, weil wenn ich es mir anschaue nicht drum rum kommen Partei zu ergreifen.

Es ist kontraproduktiv, wenn sich die politischen Seiten bekriegen und die Medien nur zwei Äste bilden, so mein Eindruck von der politischen Bühne hierzulande, aber es scheint als ob nicht nur ich in dieser Lage ist.
So oft ich auch versucht habe in meinem Umfeld ein Gespräch über das politische Gescehen im Land anzufangen, hieß es reden wir nicht über Politik.
Was besagt das, Bintje?
 
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