turkish talk
Well-Known Member
Schon unsere Vorfahren haben es gesagt: Renne niemals zur U-Bahn! Das geht gar nicht, das ist uncool. Jede halbwegs vernünftige Lady, die dich dabei beobachtet, wird dich immer verachtend ansehen, sollte sie dich jemals wieder erkennen. Haben sie gesagt, echt! Aber wie jede in Stein gemeißelte Vorschrift, hat auch diese ein paar Ja-aber-Regeln, die man anwenden kann: Todesfall, letzte S-Bahn, vielversprechendes Date und noch ein paar andere ...
Heute war so ein Tag, ich musste zur U-Bahn, ganz schnell, ich hatte es eilig, habe mir ein paar Ausnahmeregeln zurecht gelegt, die Hände in die Füße, ähh, die Füße in die Hände genommen, losgestartet und los.
Aus der Ferne habe ich gesehen, wie ein altes, fragiles Ehepaar, sie mit Gehstock, er gesenkten Hauptes, Richtung Rolltreppe dackeln. Eile hin oder her, ich musste sie ob meines eiligen Schrittes warnen und schrie, während ich lief: "Entschuldigung, darf ich mal." Zwei Meter, nur noch einer, ein halber. Kurz davor, das muss man sich mal vorstellen, hebt die Alte ihren Gehstock, knallt das Ding mit einer unglaublichen Wucht auf die Grifffläche der anderen Seite und sagt: "Nichts Entschuldigung." Fuck!
Gott sei dank, neue Schuhe, guter Gripp, ich kann gerade noch bremsen. "Bitte, was?", stammele ich gerade noch fragend. "Sie stellen sich hinten an, so wie alle anderen!", sagt sie. Ich sehe mich um und erfahre, dass niemand ansteht, was ist hier los?! Und seit wann stellt man sich da an?
"Gute Frau, ich muss dringend zur U-Bahn, die kommt genau in einer Minute, vielleicht fährt sie auch schon ein. Es ist eilig. Lassen Sie mich bitte durch."
"Nein, sie warten!" Der Gehtstock versperrt mir immer noch den Weg.
"Geh, Imgard, lass doch den jungen Mann vorbei, der hat's eilig", sagt der Alte neben ihr.
Irmgard denkt nicht daran, nicht eine Sekunde. Da man alte Menschen nicht die Rolltreppe runter schubst, starte ich einen neuen Versuch und äußere meinen dringenden Wunsch, vorbeigehen zu dürfen - und auch dieser wird unnachgiebig verweigert. Das darf doch nicht wahr sein. Vielleicht darf man Menschen ab eines bestimmten Alters doch irgendwohin schubsen, ich muss das mal dringend in Erfahrung bringen.
Die U-Bahn fährt ein, ich nehme den Fahrtwind wahr, der die Rolltreppe hochsteigt. Wie ich mir so denke, dass jetzt alles vorbei ist, fällt mir eine Schweinerei ein und ich möchte mich hier demütig dafür entschuldigen, aber anders konnte ich mir nicht helfen, das war sozusagen die letzte Karte, der Joker im Ärmel und so.
Ich nähere mich der Frau mit dem Blick eines Fatih Fighters: "Okay, schauen Sie, ich bin Türke, Sie sind ein alter Mensch, wir sind auf der Rolltreppe in einem U-Bahnhof. Lesen Sie keine Zeitung!?"
Der Alte reisst die Augen auf. "Irmgard!!" Irmgard reisst ihre Augen noch weiter auf, der Gehstock schnellt in die Höhe und wirbelt durch die Luft, ich ducke mich, halte Freitag ganz fest und flitze darunter die Rolltreppe runter. Endlich, freie Fahrt, die Bahn steht schon da, ich hechte rein, hinter mir gehen die Türen zu, "Nächste Halt Marienplatz, bitte in Fahrtrichtung rechts aussteigen". Freiheit!
Viele Grüße
Heute war so ein Tag, ich musste zur U-Bahn, ganz schnell, ich hatte es eilig, habe mir ein paar Ausnahmeregeln zurecht gelegt, die Hände in die Füße, ähh, die Füße in die Hände genommen, losgestartet und los.
Aus der Ferne habe ich gesehen, wie ein altes, fragiles Ehepaar, sie mit Gehstock, er gesenkten Hauptes, Richtung Rolltreppe dackeln. Eile hin oder her, ich musste sie ob meines eiligen Schrittes warnen und schrie, während ich lief: "Entschuldigung, darf ich mal." Zwei Meter, nur noch einer, ein halber. Kurz davor, das muss man sich mal vorstellen, hebt die Alte ihren Gehstock, knallt das Ding mit einer unglaublichen Wucht auf die Grifffläche der anderen Seite und sagt: "Nichts Entschuldigung." Fuck!
Gott sei dank, neue Schuhe, guter Gripp, ich kann gerade noch bremsen. "Bitte, was?", stammele ich gerade noch fragend. "Sie stellen sich hinten an, so wie alle anderen!", sagt sie. Ich sehe mich um und erfahre, dass niemand ansteht, was ist hier los?! Und seit wann stellt man sich da an?
"Gute Frau, ich muss dringend zur U-Bahn, die kommt genau in einer Minute, vielleicht fährt sie auch schon ein. Es ist eilig. Lassen Sie mich bitte durch."
"Nein, sie warten!" Der Gehtstock versperrt mir immer noch den Weg.
"Geh, Imgard, lass doch den jungen Mann vorbei, der hat's eilig", sagt der Alte neben ihr.
Irmgard denkt nicht daran, nicht eine Sekunde. Da man alte Menschen nicht die Rolltreppe runter schubst, starte ich einen neuen Versuch und äußere meinen dringenden Wunsch, vorbeigehen zu dürfen - und auch dieser wird unnachgiebig verweigert. Das darf doch nicht wahr sein. Vielleicht darf man Menschen ab eines bestimmten Alters doch irgendwohin schubsen, ich muss das mal dringend in Erfahrung bringen.
Die U-Bahn fährt ein, ich nehme den Fahrtwind wahr, der die Rolltreppe hochsteigt. Wie ich mir so denke, dass jetzt alles vorbei ist, fällt mir eine Schweinerei ein und ich möchte mich hier demütig dafür entschuldigen, aber anders konnte ich mir nicht helfen, das war sozusagen die letzte Karte, der Joker im Ärmel und so.
Ich nähere mich der Frau mit dem Blick eines Fatih Fighters: "Okay, schauen Sie, ich bin Türke, Sie sind ein alter Mensch, wir sind auf der Rolltreppe in einem U-Bahnhof. Lesen Sie keine Zeitung!?"
Der Alte reisst die Augen auf. "Irmgard!!" Irmgard reisst ihre Augen noch weiter auf, der Gehstock schnellt in die Höhe und wirbelt durch die Luft, ich ducke mich, halte Freitag ganz fest und flitze darunter die Rolltreppe runter. Endlich, freie Fahrt, die Bahn steht schon da, ich hechte rein, hinter mir gehen die Türen zu, "Nächste Halt Marienplatz, bitte in Fahrtrichtung rechts aussteigen". Freiheit!
Viele Grüße