Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

Kümmelkartoffel

New Member
AW: Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

Denke aber auch, dass es teilweise an mir liegt. Einerseits bin ich sehr neugierig auf die fremde Kultur und würde gerne mehr Brücken bauen, gleichzeitig bin ich selbst immer unsicher, wenn ich so im Alltag auf Muslime treffe. Vielleicht gelingt es mir ja hier, meine Berührungsängste etwas abzubauen.

Von der Einstellung her bist du top,das wird schon 8)

Aber die Türken gehen halt auch oftmals nicht auf ihre deutschen Mitbürger zu, es muss auf beiden Seiten dran gearbeitet werden.
 
J

Junimond

Guest
AW: Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

hm, dieses Kopftuch ist ja für viele (Deutsche, aber auch Türken (Nekla Kelek)) ein rotes Tuch. Gibt hier im Forum bestimmt schon einige Diskussionen darüber, habe aber noch nicht so viel hier gelesen, deshalb schreibe ich an dieser Stelle.

Also, wenn mir eine türkische Mutti mit Kopftuch ein Gözleme an die Tür bringen würde, um sich als neue Nachbarin vorzustellen, fände ich das super.

Was mich irgendwie etwas betrübt ist, dass ich (hier in Neukölln) kaum Türken kennenlerne, oder Araber. Ist natürlich auch ein gewisses soziales Milieu hier, kenn auch wenig "Unterschichtsdeutsche" und Bierkneipenprolls, die hier ja auch leben.

Im Kunstbetrieb sind Muslime angesichts des kulturell doch stark verankerten Bilderverbotes auch nicht so häufig anzutreffen. Obwohl da in den letzten Jahren eine Öffnung stattgefunden hat. Dann aber häufig mit diesem Exotenbonus.

Denke aber auch, dass es teilweise an mir liegt. Einerseits bin ich sehr neugierig auf die fremde Kultur und würde gerne mehr Brücken bauen, gleichzeitig bin ich selbst immer unsicher, wenn ich so im Alltag auf Muslime treffe. Vielleicht gelingt es mir ja hier, meine Berührungsängste etwas abzubauen.

wenn du diese unsicherheit mal etwas ablegen würdest, hast du sicherlich kein problem. wenn nicht in neukölln, wo denn dann? gehe doch mal in ein türkisches geschäft und sage mit einem lächeln "merhaba" (hallo) und hänge an deinen wünschen ein "lütfen" (bitte) hinten ran und zum schluss sagst du noch tesekür erderim für danke (gesprochen: teschekür erderim)....das sollte den bann brechen :)
 

solresol

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AW: Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

bonsoir erdapfel

Aber die Türken gehen halt auch oftmals nicht auf ihre deutschen Mitbürger zu,

nur das, wenn es mit Kopftuch ist, nicht ‘zugehen’ heisst, sondern schlicht und greifend ‘herausfordern’, beinahe, nein, eine RICHTIGE Kriegserklärung, ist :razz:

innerhalb der eigenen vier Wände, oder nach betreten des Tors der Moschee, da ist es ganz anders. bayerische katholische Frauen tragen IMMER NOCH Kopftuch zu jedem religiösen Anlass, aber ganz privat!

mehrere Generationen von Frauen haben im Westen dafür gekämpft, dass das katholische Kopftuch (zurecht bei den Ostblockfrauen vorstehend erwähnt) aus der Öffentlichkeit verbannt wird, und darunter teilweise schwer gelitten!

salut
 

Majnomon

Well-Known Member
AW: Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

wenn du diese unsicherheit mal etwas ablegen würdest, hast du sicherlich kein problem. wenn nicht in neukölln, wo denn dann? gehe doch mal in ein türkisches geschäft und sage mit einem lächeln "merhaba" (hallo) und hänge an deinen wünschen ein "lütfen" (bitte) hinten ran und zum schluss sagst du noch tesekür erderim für danke (gesprochen: teschekür erderim)....das sollte den bann brechen :)

das mache ich gelegentlich auch, gerade heute noch ein "tesekür" von mir gegeben, aber manchmal werde ich auch doof angeguckt, als würde ich mich einschleimen wollen oder so, keine Ahnung. Heute hat die Frau das glaube ich gar nicht bemerkt, hat jedenfalls nicht reagiert.

Aber klar, manchmal kommt das auch sehr gut an.

Und hier in Neukölln ist teilweise escht krass Lan! Anders als vielleicht sogar in Kreuzberg oder Schöneberg. Wenn ich das Wort Parallelgesellschaft benutzen darf, das gibt's hier tendentiell schon recht stark. Obwohl ich eher ParallelgesellschaftEN sagen sollte, die Deutschen/Mitteleuropäer bleiben ja auch eher unter sich.

Doch auch in Neukölln gibt es immer mal wieder kleine Begegnungen. Kenne eine sehr nette ältere Türkin aus der Nachbarschaft, mit der habe ich mich neulich in meinem Stammcafé unterhalten. Sie hatte ihren Enkel mitgebracht und wir haben zusammen Kaffee getrunken. Sie schimpft allerdings manchmal über viele der Türken in Neukölln. Sie ist halt gebildet und ziemlich weltoffen. Kommt aus Istanbul/Ankara.
 

solresol

Gesperrt
AW: Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

bonsoir

Wenn ich das Wort Parallelgesellschaft benutzen darf, das gibt's hier tendentiell schon recht stark.

und?

ist es schlimm?

in Belgien gibt es nur 50.000 Deutschsprachige, unweit von Köln. Ihre Sprache ist dort Amtssprache, und der Aufwand wird für sie ohne zu nörgeln!

hier hat man gleich mehrere Millionen Türken (pi mal Daumen 50 Mal mehr als die Deutschsprachige in Belgien), davon einen Großteil, der nicht bewusst ausgewandert ist, sondern hierher aus reinem Gewinnstreben hergeholt wurde bzw. deren Eltern!

und um Bruxelles herum erstreckt sich heute eine fast rein marokkanische Welt!

in Lüttich auch (weniger als 100 km von Köln).

das wollten unsere Eltern!

das haben wir!

wenn man sofort ein Bisschen Geld, gerade dort wo Tausende sofort lebten, wo Automobile von ihnen produziert werden, und der ganzen Volkswirtschaft gut getan haben, für eine harmonischere Integration ausgegeben hätte, wäre alles vermutlich / womöglich ganz anders geworden.

salut
 

Majnomon

Well-Known Member
AW: Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

tja, da wird mal wieder am falschen Ende gespart. Schon traurig.

Muss aber auch sagen, dass ich meine Hoffnungen kaum noch in die Politik setze, wenn Leute wie Sarrazin das Sagen haben und Merkel davon redet, dass Multikulti gescheitert sei.
 

solresol

Gesperrt
AW: Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

bonsoir

in dem Fall erweist sich die Aufteilung in Ländern als eine Perversion, weil Schulausbildung Ländersache und Erwachsenenweiterbildung noch mehr...

wenn ein Land etwas wirksames in der Richtung machen würde (so öffentliche muslimischen Schulen mit Türkisch als gleichberechtigte Sprache) würden es alle andere als verrückt erklären!

und auch die Bundesanstalten, die die Türken selbst auch bezahlen müssen (Fernsehgebühren UND Solidaritätsbeitrag, angeblich nur für die ersten Monate, jetzt seit 20 Jahren :tongue: ) tun ... man muss sich vorstellen: Millionen Beiträge seit einem halben Jahrhundert an ARD und ZDF und nichts zurück oder derart lächerlich!

... schon gar nichts!

und jeder findet das normal!

weil keiner sich vorstellen kann, dass man nie mehrere Millionen Menschen heute

wo Flugverkehr
wo Presse
wo Media
wo Internet

unbegrenzten weiteren Zugang zur ursprünglichen Kultur

die teilweise die deutsche Bürgerschaft deshalb ablehnen, weil nie die Hoch-Gebührenpolitik aufgegeben wurde :idea:

und teilsweise beschämende Forderungen damit verknüpfte (welcher deutsche Einwanderer sonst wo in der Welt musste das je erfüllen?)

nie wird besser integrieren können, als deutschstämmige in Belgien oder Elsaß oder Saarland :idea: .

vielleich wäre die Lösung, ein Gebietstausch mit der Türkei :lol: , Deutschland kriegt ein paar Gebiete als Urlaubs- und Rentnergebiet

und die Türken bleiben Türken und kriegen ihr eigenes Land Mitte in Deutschland unter türkischer atheistischen Führung !

salut
 
J

Junimond

Guest
AW: Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

das mache ich gelegentlich auch, gerade heute noch ein "tesekür" von mir gegeben, aber manchmal werde ich auch doof angeguckt, als würde ich mich einschleimen wollen oder so, keine Ahnung. Heute hat die Frau das glaube ich gar nicht bemerkt, hat jedenfalls nicht reagiert.

Aber klar, manchmal kommt das auch sehr gut an.

Und hier in Neukölln ist teilweise escht krass Lan! Anders als vielleicht sogar in Kreuzberg oder Schöneberg. Wenn ich das Wort Parallelgesellschaft benutzen darf, das gibt's hier tendentiell schon recht stark. Obwohl ich eher ParallelgesellschaftEN sagen sollte, die Deutschen/Mitteleuropäer bleiben ja auch eher unter sich.

Doch auch in Neukölln gibt es immer mal wieder kleine Begegnungen. Kenne eine sehr nette ältere Türkin aus der Nachbarschaft, mit der habe ich mich neulich in meinem Stammcafé unterhalten. Sie hatte ihren Enkel mitgebracht und wir haben zusammen Kaffee getrunken. Sie schimpft allerdings manchmal über viele der Türken in Neukölln. Sie ist halt gebildet und ziemlich weltoffen. Kommt aus Istanbul/Ankara.

nun gut, in neukölln wird man alles mögliche antreffen....unterschicht, mittelschicht, oberschicht bezweifel ich sogar selbst. dafür eventuell künstlerisch angehauchte, intellektuelle usw. unschwer zu erkennen, ich komme selbst aus berlin und ich muss sagen, dass ich noch nie komisch angeschaut wurde, wenn ich auf türkisch auf die menschen zugegangen bin. ich werde schon mal hinterfragt und dann sage ich einfach, dass ich türkische freunde habe und es mir wichtig ist, mich verständigen zu können.

ich habe eine freundin in neukölln, ursprünglich aus istanbul, gebildet, lebt religiös und sagte auf meine frage "was hälst du von dem theater um sarrazin?".....na, ja wenn es um integrationsverweigerung geht, soooo unrecht hat er ja nicht! das gebe ich jetzt mal ganz wertfrei wieder, denn ich selbst lehne es ab, überhaupt irgendwelche texte von diesem typen zu lesen.

was ich eigentlich sagen will tobias....lass dich nicht entmutigen, wenn du kontakte möchtest. versuche nicht die ablehnung zu sehen, wenn es nicht sofort klappt. ich persönlich fühle mich unter türkischen mitmenschen bestens aufgehoben und auch wenn es bekloppt klingt, es ist dort wie an einem warmen ofen in dieser kalten welt!!!
 

Majnomon

Well-Known Member
AW: Mein Jahr mit Onkel Sarrazzin

was ich eigentlich sagen will tobias....lass dich nicht entmutigen, wenn du kontakte möchtest. versuche nicht die ablehnung zu sehen, wenn es nicht sofort klappt.


ja, so halte ich es eigentlich grundsätzlich. Bin ein unverbesserlicher Optimist. Mir sind die positiven Begegnungen viel mehr wert als die seltenen negativen. Und selbst die Negativen finde ich irgendwie interessant, kann mich selbst dabei ja wunderbar beobachten. Ich glaube einfach an die Möglichkeit des kulturellen und menschlichen Austauschs. Ich halte Sarrazin für einen reaktionären Kleingeist, der eigentlich schon längst der Vergangenheit, einer (fast) vergangenen Epoche, angehört.

Man muss sich auch ein bisschen Naivität bewahren. "Lasst uns Naiv sein für die Kunst" schreibt Emine Sevgi Özdamar in einem ihrer Bücher. Das gilt wohl auch für den Frieden im eigenen Land (und global).

Zum Stichwort "Parallelgesellschaft" fällt mir dann auch immer ein, dass es in den USA normal ist, dass es Chinatowns, Hispanoviertel, Schwarzenblocks gibt. Sind trotzdem alles Amerikaner.

Und dass man, wenn man aus einem anderen Land irgendwo hinkommt, vielleicht erstmal Seinesgleichen sucht, damit man sich überhaupt zurechtfindet in der Fremde und etwas Vetrautes um sich hat, finde ich auch nicht aussergewöhnlich.
 
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