Michel Houellebecqs "Soumission"

Majnomon

Well-Known Member
Kurz gesagt: Religion und weltliche Macht vertragen sich nicht.

Ja? Doch nur, wenn man weltliche Macht als einem rein materialistisch-rationalistischem Utilitarismus unterworfen definiert... in der Präambel des Grundgesetzes steht immerhin, dass es in "Verantwortung vor Gott und den Menschen" steht.

Der Koran versucht nach meinem Verständnis, die Kluft zwischen weltlich und überweltlich zu überbrücken, die sich im realexistierenden Christentum aufgetan hat.

Darüber, ob seine Gebote und Verbote in jedem Falle praktikabel und sinnvoll sind, müsste natürlich ganz anders nachgedacht werden als bisher. Eine Auslegungssache, genau wie bei jedem weltlichen Gesetz auch - In Verantwortung vor Gott und den Menschen.
 
P

Pit 63

Guest
Es geht mir nicht um den Islam sondern um Religion, vor allem um Buchreligion- im Gegensatz zur reinen Erfahrungsreligion oder Spiritualität.
"Gesetzes"- Religion als Ideologie ist naturgemäss unaufgeklärt, denn die Religion steht für ihre Verfechter über allem anderen. Politik unter dem Primat einer Religion halte ich für Irrsinn.
Läge die weltliche Macht in den Händen von Religionsvertretern, wäre das ein grosser Rückschritt. Ich hoffe nicht, dass es soweit kommt.
An die Spitze von hierarchisch organisierten Systemen gelangen Machtmenschen, also Menschen, die willens und fähig sind, anderen ihren Willen aufzuzwingen. In der Kombination mit Religion, die sich in allen Belangen der Menschen zuständig fühlt, ist mir das ein besonderes Gräuel.
 

Majnomon

Well-Known Member
Als Ideologien sind alle Philosophien, Weltanschauungen und Staatsformen unaufgeklärt, sogar die Ideologien der Aufklärung.
 
P

Pit 63

Guest
Deshalb darf es in der Politik ausser den staatstragenden Prinzipien (Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Grundrechte usw.) auch kein vorstehendes ideologisches Primat geben- ganz gleich um welche "Heilslehre" es sich dabei handelt.
P.S.: Philosophie und Ideologie sind grundsätzlich zwei Paar Schuhe. Die Abgrenzung der beiden Begriffe wäre aber ein anderes Thema.
 

YALOVALI

Gesperrt
Ich habe das Buch nicht gelesen. Da die Satirezeitschrift diesem Buch eine Ausgabe widmen wollte, muss es also schlecht sein.
 

Majnomon

Well-Known Member
Ich habe das Buch nicht gelesen. Da die Satirezeitschrift diesem Buch eine Ausgabe widmen wollte, muss es also schlecht sein.

Das sieht mir doch stark nach den Mechanismen vorurteilsbehafteten Denkens aus. Ein geistiges Armutszeugnis, mit Verlaub.


Bin zwar noch nicht am Ende des Buches angelangt, aber es liest sich tatsächlich wie eine intellektuelle Einladung, sich ohne Vorbehalte und positiv mit dem Islam auseinanderzusetzen.

Würde mich nicht wundern, wenn es so manchen Islamskeptiker zu einem Umdenken bewegt, sofern er keine Scheuklappen aufgesetzt hat.
 
P

Pit 63

Guest
@Majnomon
Persönlich finde ich spirituelle "Positionierung" belanglos oder je nachdem abwegig aber an der Stelle würde ich Dich gerne mal was fragen. Was bedeutet es Dir, wenn andere Menschen sich positiv mit dem Islam auseinandersetzen? Ist das nicht auch nur eine von drei Buchreligionen?
Oder siehst Du Dich als Muslim und misst den Worten des Koran eine für Dich besondere oder gar entscheidende Bedeutung bei?
 

Majnomon

Well-Known Member
Oder siehst Du Dich als Muslim und misst den Worten des Koran eine für Dich besondere oder gar entscheidende Bedeutung bei?


Dazu kann ich im Moment nichts sagen, weil ich (u.A. inspiriert von der Lektüre Houellebecqs) vor einer viertel Stunde beschlossen habe, den heutigen Tag in Weinseligkeit zu verbringen und deshalb zu keiner intellektuellen Glanzleistung mehr fähig sein werde...:p
 
Top