Michel Houellebecqs "Soumission"

Bender

Well-Known Member
So nach dem Motto: "In fünf Minuten werde ich gepinkelt haben!" ?

ne, nicht ganz.
Wenn er über die ferne Zukunft schreibt, so müsste er diese auch neu erfinden, was nicht einfach ist.
sprich, du wirst auch in 50 Jahren gepinkelt haben, nur kann es auch sein, dass eine Maschine dir die Hose aufmacht, es rausholt, abschüttelt und wieder einpackt.
Oder es Islamierungsmaschinen gibt, für die Religion to go.
von anderen Entwicklungen mal abgesehen.
 

alterali

Well-Known Member
Es ist einfacher über die nahe Zukunft zu schreiben.
Du redest vom Wetterbericht?

Ansonsten ist es schon schwierig, auch die nähere Zukunft einzuschätzen.

Die hochsubventionierten professionellen Wirtschaftsweisen haben doch kein Problem damit, dass sie Jahr für Jahr falsch liegen.

Ein Roman soll sich ja ein paar Jahre verkaufen, da macht die nähre Zukunft keinen Sin.

Ich sehe dieses Werk eher als ein Gedanken(Experiment), was wäre wenn.
In soweit ist es völlig gegenwartsbezogen.
 

alterali

Well-Known Member
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sprich, du wirst auch in 50 Jahren gepinkelt haben, nur kann es auch sein, dass eine Maschine dir die Hose aufmacht, es rausholt, abschüttelt und wieder einpackt.
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Also wenn Du an einen Pflegeroboter denkst, da sind doch 50 Jahre viel zu lang gedacht, Schau mal in die Autoproduktion.

Und das mit der Pinkelei, das ist doch Gegenwart, nur nicht so kompliziert.
Auf der ISS kann man nicht mal vor die Tür gehen, um zu pinkeln.
Und so ungenau wie die Männer pinkeln, kriegen die wenigstens einen Kondomurinal, wahrscheinlicher noch einen Dauerkatheter wie auch die Frauen wahrscheinlich.
Schließlich kann man auf keinen Tropfen verzichten, denn er wird wiederaufbereitet und zum Frühstück serviert. Sind natürlich alles nur Mutmaßungen meinerseits.
 

Majnomon

Well-Known Member
Habe angefangen, die "Unterwerfung" zu lesen. Liest sich mal wieder wie geschnitten Brot, Houellebecq hat's echt drauf.

Einerseits so unaufgeregt, andererseits komisch-ironisch. Das Buch dürfte allenfalls die europäische Rechte und islamophobe Abendländler provozieren.

Sein Bild eines gemäßigten Islam, der in Frankreich an die politische Macht kommt, klingt gerade für Houllebecq ziemlich versöhnlich und entspannt.



Hier nochmal ein Interview aus der Zeit:

http://www.zeit.de/2015/04/michel-houellebecq-unterwerfung-charlie-hebdo-frankreich-radikalisierung

"Der Tod ist nicht auszuhalten"

[...]
ZEIT: Es macht Ihnen sichtlich Vergnügen, mit der gesamten Moderne aufzuräumen.

Houellebecq: Es tut mir leid, wenn ich hier etwas pedantisch werde. Aber diese Idee hatte vor mir schon Auguste Comte. Er hat vorausgesagt, dass das Zeitalter der Revolution und der Aufklärung von einem neuen religiösen Zeitalter abgelöst werden wird. Diesem Gedanken habe ich schon immer zugestimmt. Eine Gesellschaft ohne Religion ist nicht überlebensfähig. Der Laizismus, der Rationalismus und die Aufklärung, deren Grundprinzip die Abkehr vom Glauben ist, haben keine Zukunft. Sie finden in vielen meiner Romane Entwürfe einer neuen Religion.

ZEIT: Gefällt Ihnen der Antimodernismus des Islams auch persönlich?

Houellebecq: Oui ... bof ... hmmm ... ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich stärker ist als der Antimodernismus des Katholizismus.

ZEIT: Und beide sagen Ihnen gleichermaßen zu?

Houellebecq: Der Sorbonne-Präsident Rediger im Roman interessiert mich. Er will zunächst zum Katholizismus konvertieren, bekennt sich aber schließlich zum Islam.

ZEIT: Wo ist das Problem mit dem Katholizismus?

Houellebecq: Gute Frage. Es ist vielleicht zu kompliziert mit dem Katholizismus, es gibt die Jungfrau Maria, Jesus Christus ...

ZEIT: ... einfach zu viel unübersichtliches Personal?

Houellebecq: So ungefähr. Im Islam gibt es den Schöpfer, und Schluss.

ZEIT: Und die Unterwerfung unter den Schöpfer ist das höchste Glück?

Houellebecq: Genau.

ZEIT: Sie warnen Ihre Leser keineswegs vor der Unterwerfung unter den Islam. Im Gegenteil.

Houellebecq: Was ich denke, ist ganz unwichtig.

[...]
 
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