Ach weißt Du, Richie, vielleicht müsstest Du mal den Blick von Großstadtvierteln (in denen natürlich erheblich mehr Zuwanderer leben und ergo auch einen höheren Prozentsatz bei kriminellen Delikten ausmachen), in stinknormale Städte von der Größe Gelsenkirchens oder Kiel richten. Mein Sohn und dessen bester Freund (Deutschperser) beispielsweise wurden vor zwei Jahren am hellichten Tag von einer zehn- bis zwölfköpfigen Gang überfallen und ansatzlos zusammengeschlagen; auf meinen Sohn traten sie noch ein, als der längst am Boden lag, und dass er bis auf Prellungen und einen gewaltigen Schock zu seinem ganz großen Glück wenig abbekam, kam nur daher, dass er sich instinktiv zusammenrollte und seinen Kopf schützte. Seinem Freund haben sie sofort die Nase gebrochen, er musste ins Krankenhaus und operiert werden. Anlass: Abzocke von Handys und Geld. Täter: teils schon polizeibekannte Gleichaltrige, überwiegend 14 bis 17 Jahre alt, der Jüngste sogar erst 12, Deutscher, die anderen ebenfalls deutscher, türkischer und osteuropäischer Herkunft - jedenfalls soweit bekannt. Einige konnten bis heute nicht ermittelt werden, die Ermittlungen zogen sich ewig lang hin; der Haupttäter, ein Deutscher, saß zum Zeitpunkt des späteren Prozesses vor einem halben Jahr in Jugendhaft und wurde vor Gericht in Handschellen vorgeführt. Einer seiner angeklagten Mittäter, Deutschtürke, befand sich auf freiem Fuß, hatte nach Angaben meines Sohnes, der als Zeuge hin musste, deutlich weniger angerichtet, gestand aber nach übereinstimmenden Erzählungen von Sohni und bestem Freund viel mehr, als man ihm vorwarf. Möglicherweise wollte er einen Bruder oder Cousin schützen, weiß man es? Richter können nur nach dem urteilen, was in den Akten enthalten ist und sich im Lauf der Beweisaufnahme vor Gericht bestätigt - was für eine Verurteilung zählt, ist letzteres. Und die Angaben der Polizei, natürlich, aber die kam erst dazu, als alles zu spät war. Und Zeugen, die sie gerufen hatten, Passanten, die zufällig vorbeikamen, konnten sich nach anderthalb Jahren natürlich auch nicht mehr sonderlich gut erinnern.
Was und wie viel die beiden Angeklagten kassiert haben, weiß ich übrigens noch nicht mal; wir waren bloß froh, dass die Sache (wenn auch sehr spät und nur teilweise) vor Gericht kam. Neulich trudelte noch ein Einstellungsbescheid über ein laufendes Verfahren gegen einen weiteren Beteiligten hier rein - eingestellt, weil der Typ in anderen laufenden Verfahren eine wesentlich höhere Strafe zu erwarten hat und seine aktive Tatbeteiligung bei dem Überfall demgegenüber offenbar eher gering war. So las es sich zumindest. Und ich schätze mal, das war's dann, weiteres ist nicht zu erwarten; die restlichen Täter machen vermutlich so lange weiter, bis sie geschnappt werden.
So läuft es - so und nicht anders, und die Bestätigung dafür findest Du in dürren Zahlen in jeder Kriminalstatistik. (Btw, dafür müsste man sie aber auch lesen, nicht einseitig interpretieren, nur das Opportune rausziehen und im Nachhinein auf Leute wie Chr. Pfeiffer eindreschen - der weiß zumindest, wovon er redet. Das geht jetzt nicht an Dich, Richie, das bezieht sich auf einen sehr "sachlichen" Beitrag weiter oben.) Weswegen es m.E. total verquer ist, das ganze Problem lediglich bei bösen-bösen Türken und Arabern zu verorten.
Du wirst mir hoffentlich recht geben, dass es hauptsächlich eine Frage von Schichtzugehörigkeit, mangelnder Erziehung, Bildung und sonstigen Frustfaktoren ist - da tritt die ethnische Herkunft wirklich zurück, solche Dinge geschehen übergreifend. Das glaube ich auch deshalb sagen zu können, weil ich unabhängig von der Geschichte meines Sohnes beruflich schon recht oft (genauer: regelmäßig) mit solchen Dingen konfrontiert war. Und oft, sehr oft sind bei derartigen Eskalationen auch Alkohol und/oder irgendwelche Aufputschmittel im Spiel.
Für die Opfer spielt das alles natürlich keine Rolle, für die geht es "nur" darum, nach solchen üblen Gewalterfahrungen Hilfe zu bekommen, mit den Folgen klarzukommen oder möglichst gar nicht erst überfallen zu werden. Mein Sohn hat danach ernsthaft mit Kampfsport angefangen und tigert nun in die Muckibude, wann immer er kann. Gut so!, finde ich völlig in Ordnung. Noch lieber wäre mir, er würde bestimmte Stadtviertel und Quartiere konsequent meiden, aber einen beinahe Volljährigen kann man andererseits auch nicht an die kurze Leine legen und permanent kontrollieren.