Morddrohungen gegen „Spiegel“-Reporter

Ottoman

Well-Known Member
Hetzkampagne gegen den „Spiegel“-Korrespondenten in der Türkei: Nach einem Erdogan-feindlichen Zitat eines Bergmanns zum Grubenunglück in Soma wird gedroht, ihm „die Kehle durchzuschneiden. Quelle

Die Vorurteile die es gegenüber Erdogan's Anhängern gibt scheinen nicht von ungefähr zu kommen.
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Der Journalist Yilmaz Özdil von der Hürriyet soll nach Erdogan's Wünschen entlassen werden.
Das stelle ich an eine andere Stelle.
 

Feryha

Well-Known Member
Es reicht nicht mehr die Journalisten und andere für die Regierung unliebsame Zeitgenossen im Land zu gängeln /wegzusperren ,nun folgen Korrespondenten des Auslandes.
 

Lynx72

Gesperrt
Hetzkampagne gegen den „Spiegel“-Korrespondenten in der Türkei: Nach einem Erdogan-feindlichen Zitat eines Bergmanns zum Grubenunglück in Soma wird gedroht, ihm „die Kehle durchzuschneiden. Quelle
Möglicherweise kommt bei Hasnain Kazim noch hinzu, dass er ein Muslim ist. Da fährt jetzt der Verräter/Abtrünnigen-Film ab, schließlich hat Tayyip inzwischen Prophetenstatus.
 
P

pauline09

Guest
Leider ist er nicht der erste Journalist, der mit solchen Hetzkampagnen überzogen wird - vermutlich wird er auch nicht der letzte sein. Im vergangenen Juni hatten sie sich namentlich auf Boris Kálnoky eingeschossen, den langjährigen Istanbul-Korrespondenten der "Welt". Insbesondere das regierungsfreundlichen Schmierblatt Yeni Akit prangerte die Berichte eines "ungarischen Juden" für die "zionistischen Medien des Axel-Springer-Verlags" an.

Und was Hrant Dink passiert ist, dem Herausgeber von "Agos", der trotz Morddrohungen nicht geschützt wurde, sich vergeblich an die Polizei wendete und seinen Mördern quasi auf dem Präsentierteller serviert wurde, weiß jeder.

Ich möchte nicht wissen, wie viele Drohungen Ahmet Şık bekommen hat und vermutlich nach wie vor bekommt, abgesehen davon, dass er zwischenzeitlich ein Jahr im Gefängnis saß. Zum Beispiel.

Das alles, weil Journalisten einfach nur ihre Arbeit machen, sich nicht mit auf Hochglanz polierten Fassaden zufrieden geben und Klartext schreiben. Solche Leute werden selten geschätzt, und in der Türkei leben sie gefährlich, wenn sie es wagen, den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten.
 
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sommersonne

Guest
Das alles, weil Journalisten einfach nur ihre Arbeit machen, sich nicht mit auf Hochglanz polierten Fassaden zufrieden geben und Klartext schreiben. Solche Leute werden selten geschätzt, und in der Türkei leben sie gefährlich, wenn sie es wagen, den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten.
Solche Journalisten gibt es tatsächlich noch, zum Glück. Ich kann nur hoffen, das die Drohungen nur Drohungen bleiben, so nach dem Motto: getroffene Hunde bellen, aber beißen nicht.
Darf mir garnicht vorstellen, man müßte sich nur über reißerische, sensationsgierige oder gleichgeschaltete Journalisten informieren.
 

turand

Well-Known Member
Möglicherweise kommt bei Hasnain Kazim noch hinzu, dass er ein Muslim ist. Da fährt jetzt der Verräter/Abtrünnigen-Film ab, schließlich hat Tayyip inzwischen Prophetenstatus.

Also ich denke ja, dass die Religionszugehörigkeit in diesem Falle völlig nebensächlich ist. Das hätte jedem anderen Journalisten auch passieren können.
 
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pauline09

Guest
Also ich denke ja, dass die Religionszugehörigkeit in diesem Falle völlig nebensächlich ist. Das hätte jedem anderen Journalisten auch passieren können.

So ist es. Bei Kazim regen sie sich vermutlich über den kritischen Gesamttenor seiner Berichte auf, aber was die offene Hasskampagne jetzt auslöste, war eine als Zitat gekennzeichnete Überschrift, für die er gar nicht verantwortlich war: nichts Ungewöhnliches und journalistisch okay, aber das schnallen die Leute nicht. Mich persönlich ärgern zwar etliche Überschriften im "Spiegel" oder auch bei Spon, weil sie seit geraumer Zeit gemessen am früheren Wortwitz oft eintönig und boulevardhaft-reißerisch bis einfältig daherkommen ("So tickt Europa", "So prüfen Sie, ob Ihre Daten im Internet kursieren" u.v.m.), aber in diesem Fall - bei so einem griffigen Zitat eines betroffenen Bergmanns - kann ich gut begreifen, warum die Redaktion nicht umhin kam, das aufzugreifen und als Überschrift reinzuhauen.

Der Korrespondent ist bloß derjenige, der das vor Ort ausbaden muss. Armer Kerl, aber auch dieser Shitstorm zieht hoffentlich vorüber. Abgesehen davon, dass es grundsätzlich eher unangenehm und heikel ist, erklären zu müssen, wie eine bestimmte Überschrift, Bildunterschrift oder Redigatur in einem Text zustande kam, weil das unfreiwillig wirkt, als wolle man sich herausreden und im Kern bedeutet, sich nach außen zumindest teilweise vom Ergebnis ganz normalen Teamworks zu distanzieren: - aufgebrachte Leser interessiert so was nicht oder nur selten. Sie differenzieren nicht und projizieren ihre geballte Wut auf den Überbringer der Botschaft - nicht auf deren Ursache: Hätte es dieses verheerende Grubenunglück nicht gegeben, wäre nicht darüber berichtet worden. So einfach ist das.

Aber ob das den Kanaillen einleuchtet, die jetzt die Messer wetzen wollen, wage ich stark zu bezweifeln. Morgen oder übermorgen eröffnen sie die Treibjagd auf einen anderen.
 

HeyÖzgürlük

Well-Known Member
Als ich in Berlin auf einer Gezi- Demo war, schleichten ständig Anhänger Erdogans rum.
Diese haben dann Fotos von den Veranstaltern - aber auch Demo- Teilnehmern geschossen.
Ich hab mich sogar in einer Online- Mediathek (Deutsche Zeitung) gefunden und gebeten das Foto
entfernen zu lassen. Man weiss ja nie was fürn Spaß man dann bei der nächsten Einreise hat.
Den hab ich nämlich auch so schon mit meinem "nichttürkischen" Vornamen :cool:
 
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