Putins Rußland

alterali

Well-Known Member
Putin fährt eine absolut veraltete Industriepolitik, eine Großindustriepolitik: Alles aus einer Hand.

Ein VW-Golf wird nur noch zu 30% in Wolfsburg hergestellt. Der Rest kommt von Zulieferern. Mittelständischen Familienunternehmen, die zueinander in Konkurrenz stehen und so um Klassen besser sind, als das ein Träger, großer Tanker wie VW je selber sein könnte.

Hat aber den Nachteil natürlich, daß Du eine breite, große Mittelschicht hast von kreativen, selbstbewußten Querköpfen. Putin hat eine kleine Gruppe von superreichen Oligarchen zu kontrollieren. Geht nur, wenn die Basis deiner Ökonomie Rohstoffe sind, Du einen Rentierstaat hast.

Wohlstand wird dann substituiert durch antiwestliche, traditionalistische Propaganda.

Rußland hat die Wirtschaftskraft in der Größe des Bundesstaates New York.
Westliche Firmen (Renault, VW etc) bauen in Russland Autos und versuchen die Zulieferung lokal zu stärken.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Westliche Firmen (Renault, VW etc) bauen in Russland Autos und versuchen die Zulieferung lokal zu stärken.
Aber es sind Autos, die sie für den russischen Markt bauen, Polo, Skoda usw.
https://www.tagesspiegel.de/wirtsch...zweites-motorenwerk-in-russland/12694430.html
Hinzu kommen Absatzeinbußen, Schichtkürzungen wegen der insgesamt wirtschaftlich schwierigen Lage für potentielle Endverbraucher.
Rußland ist kein bedeutender Markt für VW (200 000 - 300 000 Autos pro Jahr in dem Riesenland), aber als Lernwerkstatt für die Russen wichtig, so wichtig - neben anderen Unternehmen - daß damit die Gasversorgung Europas sichergestellt ist. Insgesamt betrachtet können Rußland und Europa voneinander nur gewinnen.
Ein durch Europa wirtschaftlich und demokratisch gestärktes Rußland kommt nun aber den Machtansprüchen der USA in die Quere. Die waren mit Rußland eigentlich fertig und hatten nur noch China als Konkurrenten auf dem Schirm und andere Riesenländer wie Brasilien und Indien, die aber auf Westkurs lagen. Rußlands Wiedererstarken durch wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der EU machte die amerikanischen think tanks nervös.
Putins Fehler war, daß er die Rechten jeglicher Coleur ins Boot holte und statt Frankreich und Deutschland als Verbündete zu wählen, auf die Altkommunisten und Panslawisten der Ex-Provinzen zu setzen. Dadurch wurden seine stärksten Verbündeten in Europa zu Gegnern.
Die Internierung und Verbannung der pussy riots oder wie sie hießen, war der optische Wendepunkt: weg vom demokratischen Rechtsstaat und hin zur Autokratie mit dem Segen der Popen.
 

alterali

Well-Known Member
Aber es sind Autos, die sie für den russischen Markt bauen, Polo, Skoda usw.
https://www.tagesspiegel.de/wirtsch...zweites-motorenwerk-in-russland/12694430.html
Hinzu kommen Absatzeinbußen, Schichtkürzungen wegen der insgesamt wirtschaftlich schwierigen Lage für potentielle Endverbraucher.
Rußland ist kein bedeutender Markt für VW (200 000 - 300 000 Autos pro Jahr in dem Riesenland), aber als Lernwerkstatt für die Russen wichtig, so wichtig - neben anderen Unternehmen - daß damit die Gasversorgung Europas sichergestellt ist. Insgesamt betrachtet können Rußland und Europa voneinander nur gewinnen.
Ein durch Europa wirtschaftlich und demokratisch gestärktes Rußland kommt nun aber den Machtansprüchen der USA in die Quere. Die waren mit Rußland eigentlich fertig und hatten nur noch China als Konkurrenten auf dem Schirm und andere Riesenländer wie Brasilien und Indien, die aber auf Westkurs lagen. Rußlands Wiedererstarken durch wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der EU machte die amerikanischen think tanks nervös.
Putins Fehler war, daß er die Rechten jeglicher Coleur ins Boot holte und statt Frankreich und Deutschland als Verbündete zu wählen, auf die Altkommunisten und Panslawisten der Ex-Provinzen zu setzen. Dadurch wurden seine stärksten Verbündeten in Europa zu Gegnern.
Die Internierung und Verbannung der pussy riots oder wie sie hießen, war der optische Wendepunkt: weg vom demokratischen Rechtsstaat und hin zur Autokratie mit dem Segen der Popen.
Ich halte es für verwegen, wenn man meint, Russland brauche unsere Demokratie.

Ich stelle mir eher vor, das Russland eher eine Lehrwerkstatt für europäische Firmen ist.
Gerade weil man dort für den russischen Markt baut.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Russland sicher nicht.
Aber von der Bevölkerung wäre ein großer Teil sicher sehr froh um bessere Zustände.
Teil der schlechten Zustände ist ja auch, daß öffentliche Gelder nicht dorthin gelangen, wo sie verbucht werden. Etwa in Brandschutzmaßnahmen im öffentlichen Wohnungsbau. Unterwegs halten so viele Verantwortliche die Hand auf, daß das gesamte Bauvorhaben nur noch mit dem Geld der Privaten (der Steinreichen, die ihr Kapital in London und Dubai arbeiten lassen) zu realisieren ist. Wenn das Ding erstmal steht, werden ein paar Feuerlöscher in drei Sprachen aufgehängt.
Demokratie ist das einzige politische Mittel gegen Korruption, so wie Korruption das effektivste Mittel ist, einen demokratischen Rechtsstaat auszuhöhlen.

Putin läßt keine Kritik zu, dafür Korruption, mit der er sich Gehorsam erkauft. Das alte russische Prinzip, diejenigen mit Zuckerbrot zu füttern, welche die Knute gebrauchen.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Ich stelle mir eher vor, das Russland eher eine Lehrwerkstatt für europäische Firmen ist.
Gerade weil man dort für den russischen Markt baut.
Das meinst du doch nicht im Ernst oder? Was soll die europäische Firma in Rußland denn lernen? Wie man einen Skoda so billig baut, daß er Käufer findet, aber teuer genug, daß für das Unternehmen ein Gewinn zu verbuchen ist?
 

eruvaer

Well-Known Member
Teil der schlechten Zustände ist ja auch, daß öffentliche Gelder nicht dorthin gelangen, wo sie verbucht werden. Etwa in Brandschutzmaßnahmen im öffentlichen Wohnungsbau. Unterwegs halten so viele Verantwortliche die Hand auf, daß das gesamte Bauvorhaben nur noch mit dem Geld der Privaten (der Steinreichen, die ihr Kapital in London und Dubai arbeiten lassen) zu realisieren ist. Wenn das Ding erstmal steht, werden ein paar Feuerlöscher in drei Sprachen aufgehängt.
Demokratie ist das einzige politische Mittel gegen Korruption, so wie Korruption das effektivste Mittel ist, einen demokratischen Rechtsstaat auszuhöhlen.

Putin läßt keine Kritik zu, dafür Korruption, mit der er sich Gehorsam erkauft. Das alte russische Prinzip, diejenigen mit Zuckerbrot zu füttern, welche die Knute gebrauchen.
Während meines Aufenthaltes in Petersburg war mein Eindruck, das vornerum wo Touristen gucken alles hübsch gemacht wird, aber sobald man genau hinschaut oder mal in eine Seitengasse guckt ist alles furchtbar marode. Auch ganz neu restaurierte Museen wirkten eher wie glanzvoll aufgespachtelt als wie ordentlich hergerichtet.
Eine Frau die eine Führung geleitet hat, konnte auch viele herzzeitreissende Geschichten erzählen. Vorwiegend über kapputtrestaurierte Kunst, aber auch bspw von ihrer Mutter (nahe der 90), die nicht genug Geld hätte um für sich zu sorgen und sich nun eine Wohnung mit 11 weiteren Leuten teilen muss, die sie alle nicht wirklich kennt. Es gab nur ein Bad und eine Küche.
Zwei Rote Deutsche in der Gruppe (hatten beide rote Jacken an) meinten gleich, dass der mal wider typisch Kapitalistendenke sei und es doch ein tolles System sei, dass ihre Mutter nun so viele Menschen um sich hätte die für sie sorgen können, wenn sich die eigene Tochter schon zu fein dafür sei....... :rolleyes:
 
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