Reisen anderer Art

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nazdar

Guest
AW: Reisen anderer Art

All das hört sich so vertraut an....
.....aber ich schwöre-noch nie war ich dort....
 

univers

Well-Known Member
AW: Reisen anderer Art

Die Halbinsel war nicht nur wegen ihrem Klima und ihren Stränden ein beliebtes Reiseziel, sondern, sie bot auch reichlich historisches aus der Zeit der alten griechischen und römischen Zivilisation.
So konnte man ganze Umrisse der abertausend Jahre alten Straßen, Häusern, und der Agora nebst riesige Gemäuer der Bäder besichtigen.
An diesem Ort liebte ich, dass die Überreste der vergangenen Zivilisationen nicht durch die Neuansiedlungen vertrieben worden waren.
Wobei dieser Umstand vor etwa 10 Jahren noch in die Richtung ging, als wie Heute. Ich war angenehm überrascht, dass die an der Hauptrasse, die in das Zentrum führte, liegenden Motels abgerissen waren, so dass man an der einfahrt zu der antiken Stadt tatsächlich die ganze Stadt, wenn auch zum Teil ruiniert, die Mauern umgestürzt, ausmachen konnte.
Nicht weil ich jeden Stein, welches den Hauptbestandteil der Bauten ausmachte, aus der Nähe betrachten wollte, sondern das Eigenleben dieser Ruinen stimmte mich hoffnungsfroh, dass selbst wenn aus dem wuchernden Gebüschen eine Schlange mir sich in den Weg gestellt hätte, ich mir zugetraut hätte, mit dieser zu reden.
Ringsherum wuchsen allerlei Pflanzen, derer Duft an Gewürzen erinnerte, so dass ich alle Paar Schritte ein Blatt nahm und es zwischen den Finger rieb, um auszumachen nach was es roch.
In dieser Mischung aus Historischem und Duftendem stürzten wir uns rein. Die Sonne schien und still war es.
Meine Begleiterin sprach mehr zu sich, als zu mir und sagte, man stelle sich vor, dass anstatt all dieser Ruinen die Bauten noch stünden, die Stadt noch lebendig wäre mit all seinem Menschen und Treiben.
Sie hatte wohl eine Vision, was Angesicht der Ruhe und ihrer Wahrnehmungsfähigkeit als Frau nicht zu ignorieren war.
Ein Merkmal der Halbinsel war, dass sie im Osten mehr Wind ab bekam, wie im Westen, so dass durch den Wind herangetragen, sich im Laufe der Zeit im Osten Sanddünen zu Bergen gebildet haben.
Im Westen der Halbinsel hingegen lief der Strand flach und sanft ins Meer über, was mehr Badende anzog zumal auch der Küstenstreifen annähernd hundert Meter ins Meeresinnere lang flach verlief.
Wir liefen aber Richtung Osten der Halbinsel, auch wenn an manchen stellen, der Abstand von den beiden Ufern nur paar hundert Meter betrug.
Noch hatte die Touristensaison nicht angefangen, es war Ende März und man bereitete sich auf die Saison vor.
Überall hörte man hämmern, sägen, doch an an beiden Strandpromenaden hatten die Cafés auf.
Wir setzten uns in einem dieser Cafés und studierten aus Neugier die Speisekarte, denn wir wollten nur einen Kaffee trinken, um eine eingelegt zu haben und etwas das Meer zu betrachten, der durch den Wind ausgepeitscht weislich schäumte.
Wir bekamen unseren Kaffee und waren immer noch mit der Speisekarte beschäftigt.
Da war mitunter aufgelistet:
Hahnchen und der Preis dazu.
Ich machte meine Begleiterin darauf aufmerksam und wir witzelten darüber, dass es sich dabei wohl um einen noch nicht zu einem Hahn ausgewachsenem Hahn-chen handeln müsste.
Unserer Gelächter weckte bei der Betreiberin Aufmerksamkeit und sie begab sich ebenso lächelnd zu uns an den Tisch.
Auf ihr Nachfragen hin, wiesen wir sie auf das Hahnchen und fragten unsererseits, ob sie wüsste, um was es sich dabei handelte.
Gemeint war das als allgemein bekannte Brathähnchen. Wir erläuterten gemeinsam, was dem Hahnchen vom Hähnchen unterschied und sie lachte mit uns.
Nun fragte sie, ob wir es bestellen wollten.
Daraufhin meinte ich, dass wenn das Hahnchen erst ausgewachsen ist, wollten wir es auch haben.
Sie ging frohen Gemüts und lachend davon.
Von diesem Ort heißt es in Wikipedia, dass es einst eine eigene Sprache gehabt hätte, die von den Griechen vereinnahmt worden wäre.
Mich wird es nicht wundern, wenn derselbe Ort erneut eine eigene Sprache entwickeln würde, die sich Deutschsidaisch nennen könnte.
Denn überall sprach man neben anderen Fremdsprachen auch Deutsch, mal besser, mal wie vom selbst beigebracht.
Aber meiner Begleiterin genügte schon ein Hauch vom Deutsch und sie wurde prompt zu meiner Übersetzerin.
So hielten wir an einem Wegesrand, als wir uns die Gegend anschauen unterwegs waren, um Kamele aus der Nähe zu betrachten.
Sie sollte auch reiten, wenn schon die Möglichkeit dazu sich anbot, denn die Kamele waren eine Touristenattraktion. Ich verhandelte mit dem Besitzer, ein junger Mann von gerade etwa Fünfundzwanzig, den Preis.
Wir einigten uns und meine Begleiterin saß hoch zu Kamel, geführt durch den Besitzer des Tieres, allerdings dauerte ihr Ritt nur ein paar Minuten. Auch die junge Frau des Kameltreibers, im Schlepptau ihr Kind und auf den Schultern ein Äffchen, welches mit einem dünnem Seil an ihr gebunden war, hatte sich zu uns gesellt.
Der Mann fragte woher meine Begleiterin war, sie antwortete Almanya. Daraufhin sprach er in einer Fremdsprache, die dem Deutch ähnelte.
Er sagte;
Frau Vater Alanya Kamel.
Meine Begleiterin übersetze es mir als;
Der Vater von seiner Frau würde in Alanya ebenso Kamele treiben.
Aha.
 
H

hatira

Guest
AW: Reisen anderer Art

Wie immer, Uni hat den ganz speziellen Blick für´s Wesentliche.:razz:
Danke.
 

univers

Well-Known Member
Es waren wie erwartet lauter Skandinavier, von 8-9 jährigen Knaben bis sich dem Rollater bedienende alte Menschen, in dem Hotel, vom Strand mit einer Gehmeile getrennt.
Seltsam war die Vorgeschichte, wie ich zu diesem Hotel fand bzw. dort ein Zimmer kriegen konnte, denn es arbeiotet mit Reiseagenturen aus vorwiegend skandinavischen Ländern, England, Holland und Deutschland und zwar zahlenmäßig in dieser Reihenfolge.
Aber Einheimische und einen heimlichem Kurden wie mich hatte dort keine Chance, es sei denn er war aus dem Ausland eingereist. Dieses Problem hatte ich damit gelöst, dass wenn ich einen für Einheimische sozusagen verbotenes Hotel buchte, statt meinen Personalausweis den Pass vorzeigte, um den Anschein zu erwecken, dass ich aus Deutschland kam.
So auch diesmal, um erst gar nicht Zweifel an meiner Wohnstätte aufkommen zu lassen und bekam prompt ein Zimmer, dass der Preis günstiger war als die Hotels, die auf meiner Begleiterin weniger anziehend gewirkt hätte, setzte meinem Staunen die Krone auf.
Es war überraschend gut angelegt, mit einem Pool in der großräumigen Mitte der zwei zweistöckigen und zwei dreistöckigen Gebäuden, vielen hochgewachsenen Palmen ringsum um das Pool und auf dem Gehweg zum Strand, einigen Obstbäumen, Rasen zwischen den Abständen der Palmen.
Rundum, es wirkte gut auf den Geist und wenn der Geist auflebt, lebt auch der Körper auf, meine ich. Meiner Begleiterin, die erst einen Tag später ankam. gefiel es auch, wie sie es anmerkte.
Eines irritierte mich, das Reinigungspersonal! Ich meinte aus meinen unzähligen Hotelaufenthalts zu wissen, dass die Zimmer alle 3 Tage gereinigt werden, sofern dieses Hotel kein Sternehotel ist. Da ich nicht tägliche Reinigung erwartete, wunderte es mich jeden Tag, dass ein Gegenstand entweder den Platz gewechselt hatte oder erneut wurde, wie die Frottiertücher. Schließlich bat ich an einem Morgen eine Frau vom Reinigungskolonne, dass sie bei uns nicht jeden Tag aufzuräumen bräuchten, sie stimmte ein, doch am nächsten Tag war wieder jemand außer uns auf Zimmer.
Ich sprach die selbe Frau auf dem Nebenbalkon, wo sie ein anders Zimmer reinigte, an, wieso man sich nicht an unserer beidseitigen Abmachung gehalten hatte. Sie erwiederte, dass sie es so verstanden hätte, sie sollten nicht an dem Tag bei uns reinigen.
Ich gab es auf, die nächsten tage zu beobachten, ob das Zimmer wieder gereinigt wurde, aber ich glaube, dass es fort fuhr.
Skandinavier sind dafür bekannt, dass wen sie Urlaub machen, viel Alkohol zu sich nehmen und diese Erfahrung habe ich persönlich mit ihnen gemacht, da ich einst in dieser Branche gearbeitet hatte.
Darauf angesprochen , warum sie so viel Alkohol zu sich nehmen, erklärte mir man damals, dass das Alkohol in den erwähnten Ländern sozusagen rationiert verkauft würde und man den Bedarf danach hier stillen versuchte.
Wir hatten während unseres Aufenthalts in diesem Hotel zwei solcher Trinkergruppen, eine junge Familie mit einem knapp 9 jährigen Sohn, wobei der Vater trank und zwei Männer, die anscheinend das Zimmer teilten, zu unseren Rechte in gleicher Höhe, dass wir jeden Morgen Blickkontakt hatten, wenn ich mich aufs Balkon begab.
Noch während wir zwei uns auf dem Weg zum Frühstück machten, war ein Kellner mit Bierflaschen zu diesen bedien Herrn unterwegs war und wenn wir entweder von einem Spaziergang durch Stadt oder vom Meer zurück auf Zimmer kamen, war ihr Tisch voll mit leeren Bierflaschen.
Einer von ihnen war zu uns zugekehrt, der andere schaute in die gleiche Blickrichtung wie wir und sogleich den Anderen an. Der Mann, der zu uns schaute, ein an die fünfzig jähriger, sehr kurz geschorenen Haaren, blond und hellhäutig, rundes Gesicht, die Augen immer mehr geschlossen als schauend, gab mir mit seiner Erscheinung den Ansporn ihn ohne Umwege anzusprechen.
Da ich aber seiner Englisch Kenntnissen mir nicht sicher war, zumal ich aus eigener Erfahrung weiß, dass die Schweden und Finnen besser Englisch sprechen als die Norweger und dieser zu den letzteren gehören könnte, begnügte ich mich mit einem "Good Morning", gezielt und laut, dass das Patio erschallte, doch hielt ich den Blick solange an ihm gerichtet.
Er erhob langsam den Haupt und öffnete die Augen ein wenig weiter auf als gewöhnlich.
Das war es, ich wollte ihm die Augen öffnen, doch war dieser Gedanke sehr tief, als dass ich dies auf der bekannten Ebene der Wahrnehmung getan hätte. Auf dieser der allgemein bekannten Wahrnehmungsebene gab ich den Bild des Urlaubers ab, der übermütig und überschwänglich seinen Nachbarn grüßte, so als wäre alles Friede, Freude, Eierkuchen und dem, wenn er auch noch so die Alkoholiker anspricht, nicht zuzutrauen wäre, wie dicht er im Kopf wäre.
Auf der abstrakten eben der Wahrnehmung,war ich ein Werkzeug, der dazu dienen sollte, ihm die Augen buchstäblich zu öffnen. Den sein gesenkter Blick rührte von seinem dauerhaften alkoholisiertem Zustand, dass er zwar wusste wo er war, aber das Bild, welches er von seinem Standort hatte, war erstarrt, was eigentlich sich immerzu änderte.
Da waren die Schwalben, die im Sturzflug vom Pool Wasser tranken, schön gemusterte Spinnen, unterschiedlich geebnete Palmenstämme, lärmende Reinigungskräften und und..
Doch er und sein Gefährte blieben reglos auf ihren Sitzen auf dem Balkon und tranken, natürlich waren sie mal ab und an im Zimmer, doch meistens wie in der oben beschriebenen Haltung.
Mir schien, als ob mein schrill und lauter Ruf "Good Morning" bei ihnen wohltuend gewirkt hätte, dass der, der uns sichtigen konnte, am nächsten Tag mich freundlich anschaute, worauf ich sogleich meinen ruf anbrachte, er grüßte diesmal auffallender wie am Tag zuvor und die nächsten Tage ließ ich es nicht aus, sie laut zu grüßen.
Doch stieß mein Ruf nicht bei allen Gästen auf Wohlwollen, so bei dem Mann von der übernächsten Nachbarfamilie, der missgünstig und ermahnend zu mir schaute, er war aber auch der Einzige. Seine Begleiterin schien amüsiert drüber, die unmittelbaren Nachbarn, wieder ein älterer Mann und gleichaltrige Frau ebenso.
Ich behaupte heute, dass selbst wenn alle darüber nicht amüsiert wären, ich trotzdem nur wegen diesem Mann so gehandelt hätte, damit er um sich schaut..ich fühlte mich dazu verpflichtet, ohne mit ihm zu spotten oder ihn zu verurteilen, denn wenn auch mein Ruf durch die Luft schallte, so war er nicht unfreundlich.

Wie heiß die Überschrift zu diesem Thread noch:
"Reisen anderer Art"..!
Wir, ich und meine Begleiterin haben es nicht bereut uns entgegen das Übliche zu verhalten und schon aus diesem Prinzip, ohne jemand dabei absichtlich verletzen zu wollen, ermunterte ich sie, dass sie vor der Sonne nicht verhüllen, sprich die Hüllen fallen lassen sollte, also nicht alle:p wenn schon die Sonne zu dem Inventar ihres Urlaubs gehörte.
Sie machte mit, wenn auch wir uns zuvor um ähnliche Exemplare am Strand vergewisserten. Es waren 0,01 Prozent oder wie viel Prozent sind zwei von annähernd Zweitausend.
Ihr Vorgehen machte Beispiel und es folgten andere, nachdem auch diese sie ins Augenschein genommen hatten.
 
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