Reisen anderer Art

univers

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48,5 Grad, um 8:55 Uhr (MEZ) auf Balkonia und die Glut bringt mich in die karge Berglandschaft, irgendwo im Osten der Türkei, etwa 1600 m über NN.
Wir wollen in ein Dorf, der sich uns als fast einzige Ansiedlung im Umkreis von 6 Km. anbietet, wobei die außerhalb dieses Umkreises sich befindenden Ansiedlungen an den Fingern einer Hand abzählen ließen.
Kurz vor dem Dorf fließt ein Bach, welcher mit der Zeit eine Senke in die Erde gefressen hat, so dass man eine Betonbrücke darauf gebaut hat, selbst wenn man das Wasser mit geschlossenen Augen durchqueren könnte, so wenig Wasser ist es.
Aber es hat eine Strömung und ist eiskalt, trotz der sengenden Sonne.
Wir halten das Auto an der Seite der Schotterstraße an und laufen zum Bach runter.
Ich wusch mir Gesicht und Hände, meiner Begleiterin fallen die Algen im Wasser auf. Sie nimmt ein dürres Holzzweig und stochert darin und gleichzeitig klärt sie mich über dessen gut bekommende Wirkung bzw. derer heilende Kraft für die Haut auf.
Ich denke bei mir, nach dem ich ebenso mit einem Zweig eine Portion aus dem Wasser raus hole, so glitschig und unheimlich anmutend es auch sein mag, dass wenn es im Wasser wächst und sich ständig darin aufhält, dieses gar nicht gefährlich für das körperliche Wohlbefinden sein könnte. Also lege ich es auf Nacken, Oberarme und Gesicht, es erfrischt mehr als das Wasser, weil es eine anhaltende Kühlung verschafft.meıne Be
- "Guck maaaaaa....." spricht meine Begleiterin heiter aufgewühlt und laut.
Ich schaue sie an, ihr Gesicht ist immer noch dem Bach zugekehrt und sie stochert mıt dem Zweig im Wasser.
- "Schau da, eine Schildkröte...", just in dem Augenblick erspähe ich im fließendem Wasser, wie eine kleine Schildkröte entgegen der Strömung schwimmt, so als wollte sie diesem Widerstand leisten und sich nicht treiben lassen. Dann verschwindet sie aus meinem Blick, entweder durch aufgewirbelten Sand und Schlamm unsichtbar geworden oder sie trieb mit der Strömung ab.
Aber meine Begleiterin hat sie immer noch im Blick; "...da, da ist sie!"
Ich strenge mich an, um das Tier im Wasser ausmachen zu können, vergeblich. Nach einer Weile sehe ich sie aber, wie sie rst jetzt von der Strömung davon getragen wird, Richtung des großen Flussbetts

Kurze Unterbrechung für eine Meldung aus Balkonia;
Das Thermometer zeigt 88, 8 Grad, was natürlich nicht sein kann und nach dem es sich kurz erholt hat, zeigt es nun 49,5 Grad. Dabei ist das Gehäuse des Gerätes nicht mal aus Metall, auch wenn das Plastik drumherum wie Metall angeheizt ist.

Nun ließen wir unsere Aufmerksamkeit auf die Gegend los-
Meine Begleiterin hatte sich an den Vorkommen der Algen, Bach abwärts bewegt bewegt, ich begnügte mich mit einer Portion Alge.
Sie badete regelrecht darin, so dass man annehmen musste, dass die Algen entlang ihrer Route ausgeschöpft wären.

Was mir während der ganzen Reise auffiel war, dass wenn wir uns ein Ziel gesetzten hatten, irgendeine Begebenheit uns noch vor erreichen des Ziels aufhielt und unsere Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch nahm, dass wir vergessen waren, jedoch nicht ungeduldig oder ungehalten und danach kamen wir ungestört, fließend zum Ziel.
 

univers

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Der Ortszentrum bestand aus einer Hauptrasse, auf der sich eine Postfiliale, zwei Geldautomaten statt Banken und eine Kooperative der Zuckerrüben Anbauer fanden, die man noch als eine Fremdinvasion ansehen konnte.
Alle anderen Läden, von deren viele das Betrieb eingestellt hatten, waren Initiativen der Einwohner, so auch wie die vielen Teehäuser, die eher als Basislager der aus dem Umfeld her gereisten dienten.
Denn das besondere an diesem Ort war wohl, dass es an der Bahnlinie und zentral zu den umliegenden Dörfern lag.
So kamen aus dem Umland alle Mittwoch Menschen her, um ihre Erzeugnisse anzubieten und hielten einen Viehmarkt ab.
Der Erlös wurde auf der Stelle in andere Gebrauchsgegenstände investiert, so dass man das Gefühl hatte, es fände nur Warenaustausch statt.
Da kaufte man Kekse als Kiloware oder deckte sich mit Stoff zu, um daraus eventuell Kleider für die Kinder zu nähen.
Kerzen, Petroleum, Teegläser, Aspirins, Schuhe und Hausschuhe, Obst und Gemüse wurden zumeist gegen Abend ins Dorf mitgenommen. Und ab und an, nahm man auch ein Vieh mit.
So kannte ich es vor drei Jahrzehnten und daran schien sich nichts geändert zu haben, zu mindestens nach dem äußerem Anschein, als ich und meine Begleiterin an der Seite der Hauptstraße uns in den Schatten der Gebäude zu Tisch gesetzten hatten.
Wir tranken Tee und spielten Kniffel.
Auch wenn meine Begleiterin für den Ausgleich einen vollwertigen Kniffelspiel mitgebracht hatte, so hatten wir es in der etwa 100 Km. entfernt liegender Stadt deponiert, damit wir nicht so viel mit schleppen mussten.
Also kaufte ich vom Schreibwarenhändler insgesamt acht Backgammon-Würfel, Zwei mehr, als man dazu braucht, als Ersatz und holte aus der Teestube einen Wasserglas zum würfeln.
Es klappte prima, bis meine Begleiterin von der Atmosphäre so ergriffen war, dass sie den Wasserglas auf den Tisch hämmerte, ich es ihr Glück zu schrieb, dass sie keine Glasscherben in der Hand hatte.
Also holte ich aus der Teestube erneut ein Glas, jedoch diesmal nur einen Teeglas, was meine Begleiterin daran hindern sollte, sich vom "auf dem Tisch hauen" zu berauschen, es wog schließlich nicht so viel, als dass sie mit dem Lärm sich aufputschen konnte.
Und wir würfelten heiter weiter, was die älteren Herrn auf der gegenüberliegenden Straßenseite oder die nebenan saßen wenig störte.
 

univers

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Dass die Bahnlinien in der Stadt endeten, in der wir eigentlich hin wollten und welches wir wegen den Übernachtungsmöglichkeiten als Basislager unser bedienten und die Wiederöffnung des Bahnbetriebs erst wieder just für den Tag angesetzt war, an dem sie sich in die Stadt begeben musste, damit sie den Flieger nach Deutschland erwischt, hätte als Anzeichen ausreichen müssen.
Ich registrierte es jedoch und im Laufe der Tage und versuchte nicht verbissen noch östlicher zu kommen.
So gewann zumindest ich, die Erkenntnis, wie sich die Ereignisse aneinander fügten, auch wenn es nicht immer nach unserem Wunsch geschah. Jedoch hatten die Ereignisse keine niederschmetternde Wirkung, eher ein Hauch von einer Berührung, die schaudern ließ.
Wir wurden regelrecht neuen Ereignissen entschädigt, als das wir uns über manche Unzulänglichkeiten ärgern konnten.

Es war der letzte Tag im Osten der Türkei, auch wenn wir einen Tag zuvor versucht hatten, noch östlicher vorwärts zu kommen, was wie hinter einem verriegeltem Tor uns aus schloss.
Wieder deuteten die Anzeichen dafür, in welche Richtung wir uns begeben sollten, denn wenn auch drei Möglichkeiten uns sich anboten, so erloschen zwei von diesen drei wie Funken.
Eines dieser Möglichkeit war ein Canyon, doch war dieser Recht weit weg und wenn wir es gewagten hätten, so konnte es geschehen, dass wir aufgrund der spärlichen Verkehrsverbindungen, nicht rechtzeitig zum Zug zurück geschafft hätten, für den wir schon die Fahrticket gekauft hatten.
Die zweite Möglichkeit war ein See, von dem ich gehört hatte. Aber die Informationen, die ich bei einheimischen bekam, ermutigten einen nicht geradezu. Schon die genaue Lage dieses Sees wurde nicht übereinstimmend beschrieben.
Also blieb die dritte Möglichkeit, so weit zu kommen, wie es die Zeit zu ließ, Richtung Eines von zwei Flussquellen des Euphrat.
Diese Quellen waren zudem bei den Einheimischen ein Wallfahrtsort bzw. eine Pilgerstätte.
Am Busbahnhof erfuhren wir, dass der nächste Sammeltaxi um Zwei Uhr Nachmittags in die Richtung fuhr, was uns einen Strich durch die Rechnung machte. Denn zugleich erfuhren wir, dass die nächste bzw. günstigste Verkehrsverbindung auf dem Rückweg um Siebzehn Uhr war, später fuhr nicht, oder auf Gut Glück.
Ich stand in der Halle des Busbahnhofs und überlegte, wie ich das deuten könnte bzw. welche Schlüsse daraus zu ziehen wären, als einer der Fahrer mich ansprach.
Er schlug vor, dass wenn wir für die leeren Plätze, derer waren Vier, aufkommen, so könnten wir den Kleinbus chartern und man würde eher losfahren bzw. sofort. Die Vier Leersitze mussten nicht wir Zwei allein zahlne, sondern mit noch zwei Reisenden uns teilen.
Ich sprach erst mit diesen Reisenden, es war ein Paar, um die 60, dass aus Deutschland kam, jedoch waren sie Leute aus dieser Gegend.
Wir einigten uns, dass wir für die vier Sitzplätze aufkommen, dann begab ich mich zu meiner Begleiterin, schilderte ihr die Situation und rechnete aus, was es uns mehr kosten würde, nämlich das doppelte vom Fahrpreis, was umgerechnet zehn Euro gleichkam.
Nachdem auch sie ihr Einverständnis gegeben hatte, lief ich zum Fahrer und teilte ihm mit, dass wir einverstganden wären und wir fuhren sogleich los.
Es war kurz nach Mittag.
Wir fuhren erst Richtung Osten und bevor noch man die 70 Km. lange enge Schlucht zwischen den Dreitausender verließ, bogen wir über eine Brücke in die Berge.
Gleich am Fuß der Brücke, rechts und links davon, waren Sandsäcke auf einer Mauer, die etwa 1,50 hoch war, aufgestapelt. Dahinter konnte man Soldaten, die Maschinengewehre im Anschlag, ausmachen.
Es gehörte nun mal zu der Realität in diesem Lande und so wies ich meine Begleiterin auf die Szene hin.
Ich scherzte noch, als ob man über eine Landesgrenze schreite. Man hieß uns anzuhalten, ein Soldat lief eiligen Schrittes vor dem Bus und als er neben dem Fahrer stand, merkte ich es erst jetzt, dass er einen großen braunen Umschlag dem Fahrer übergab, dann deutete man uns an weiter zu fahren.

Der Ausblick ließ mir buchstäblich den Atem stocken, ob des schmalen Feldweges und wie hoch es hinauf stieg.
Am Ende des Anstiegs, sozusagen an der Passhöhe standen ebenso Soldaten, verschanzt hinter übereinander aufgestapelten Sandsäcken.
Eine Schranke hinderte uns am weiterfahren. Der Fahrer des Kleinbusses hupte einige Male, bis ein Soldat gelaufen kam und dem Fahrer erst den braunen Kuvert abnahm, dann die Schranke hoch klappte.
Wir waren auf der asphalttierten Straße nun.
Jedoch hatte der Anstieg auf dem Feldweg mehr Zeit in Anspruch genommen, zudem hatten wir einem Ort, wo Quellwasser aus etlichen Rohren unaufhörlich raus floss, halt gemacht und uns am Wasser erfrischt als auch davon getrunken, an die dreitausend Meter über dem Meeresspiegel.
Die verpassten Quellen des Euphrat waren entschädigt.

Schließlich nahmen wird für die Rückreise den Bus um siebzehn Uhr, nachdem wir uns in der Gegend was umgesehen und gegessen haben.
Auf der Passhöhe fragte mich meine Begleiterin;
- Sag mal, gibt es hier Flutgefahr?
Auf mein verdutztes Gesicht hin, erklärte sie ihre Frage damit, dass hier und dort Sandsäcke aufgestapelt wären.
Ich lachte.
 

univers

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und das passende Photo zu der letzten Geschichte. Im Vordergrund der unerschrockene Fahrer des Kleinbusses.

Edit; will mir nicht gelingen, das Photo rein zu stellen

Edit zum Zweiten; will, will
 

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nazdar

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Ich liebe es, deine Geschichten zu lesen, univers.....
.....und dein Begleiter auf Reisen durch das Land zu sein,muss wohl etwas ganz Besonderes sein.
Wann kommt die nächste Fortsetzung?
 

univers

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Ich liebe es, deine Geschichten zu lesen, univers.....
.....und dein Begleiter auf Reisen durch das Land zu sein,muss wohl etwas ganz Besonderes sein.
Wann kommt die nächste Fortsetzung?
Nur Frauen können so aufrichtig sein, wenn sie ihre Liebe bekunden, denn sie ahnen, dass das was außerhalb von ihnen Selbst abgeht, sie in sich haben, von einem selbst ein Teil ist.
Ein Mann muss erst leiden, wenn er diese Gewissheit gewinnen will, bis er Blut weinend sich eingestehen kann, dass das Gesamte um ihn die Liebe ausmacht.
Meine Begleiterin wärst du, wenn man von der Annahme ausgeht, dass gesamt Alles die Leibe ausmacht und nicht ein einziges Wesen, was denselben aber die Besonderheit nicht abspricht.
Wen du schon aus der Ferne, unsere Suche nach der Verbundenheit mit Allem wahrnehmen kannst, dann zeigt dass doch deinen Geistesblitz, wie besonders Wertvolles es ist, was sich hinter den Ereignissen verbirgt.
Hoffe doch, zu mindestens die Ereignisse gut wiedergegeben zu haben, so dass man die Struktur dahinter erkennt.
Denn diese Ereignisse waren nur Boten. Boten des kosmischen Wandels und schwer in Sprache wiederzugeben.
Einzig meine Sprachlosigkeit ist Teil von den Geschichten.
Gruss
 
N

nazdar

Guest
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Nur Frauen können so aufrichtig sein, wenn sie ihre Liebe bekunden, denn sie ahnen, dass das was außerhalb von ihnen Selbst abgeht, sie in sich haben, von einem selbst ein Teil ist.
Ein Mann muss erst leiden, wenn er diese Gewissheit gewinnen will, bis er Blut weinend sich eingestehen kann, dass das Gesamte um ihn die Liebe ausmacht.
Meine Begleiterin wärst du, wenn man von der Annahme ausgeht, dass gesamt Alles die Leibe ausmacht und nicht ein einziges Wesen, was denselben aber die Besonderheit nicht abspricht.
Wen du schon aus der Ferne, unsere Suche nach der Verbundenheit mit Allem wahrnehmen kannst, dann zeigt dass doch deinen Geistesblitz, wie besonders Wertvolles es ist, was sich hinter den Ereignissen verbirgt.
Hoffe doch, zu mindestens die Ereignisse gut wiedergegeben zu haben, so dass man die Struktur dahinter erkennt.
Denn diese Ereignisse waren nur Boten. Boten des kosmischen Wandels und schwer in Sprache wiederzugeben.
Einzig meine Sprachlosigkeit ist Teil von den Geschichten.
Gruss

Du ahnst garnicht,wie sehr deine Erzählungen berühren.
Ich spüre deine Sprachlosigkeit....
....und genau das macht das Lesen zu einem besonderen Erlebnis.

LG
nazdar
 

univers

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Als in China ein Schmetterling mit den Flügeln schlug, stiegen wir an der Kreuzung, inmitten von sanften Hügeln und Ackerland, vom Bus.
Nach meinen Einschätzungen durfte von dort, wo wir uns am Tag hinstellten, kein Problem sein, um nach Hattuscha zu kommen.
Denn erstens lag es auf der Straße zu der nächsten Stadt (Yozgat) und letzteres war es eine antike Stätte, dass mich glauben ließ, dass es viel besucht wird, sowohl von den ausländischen wie von den einheimischen.
Auf dem Hinweisschild waren 14 Km. angegeben, was uns ab und übermutig dazu verleiten ließ, es doch zu Fuß anzugehen, jedoch war da noch der Koffer meiner Begleiterin.
Wir warteten lange, setzten uns zur Straßenrand auf Steinen, um uns was auszuruhen, doch es fuhren nur einzelne Fahrzeuge in die Richtung, in der wir hin wollten, gelegentlich Traktoren.
Selbst das wollten wir nach langem Warten in Kauf nehmen, auf der Ladefläche solch eines Traktors mitzufahren, aber auch diese fehlten entweder, oder sie waren beladen.
Schließlich liefen wir in die entgegengesetzte Richtung, weil dort in etwa dreihundert Meter mehr Grün und Bäume es gab. Als wir dirt ankamen, sahen wir eine Tränke und wir tranken ausgiebig aus dem immerzu fließendem Wasser.
Menschen fuhren mit ihrem autows vor und legten eine Pause ein, um Wasser zu trinken, oder wie der eine, der seine Autoscheiben wusch.
die Tränke selbst fand sich an der Abzweigung von der Hauptstraße, auf der wir gewartet haben, nach einer Ortschaft. so fuhren einige Fahrzeuge hin und her, dass mir erst heute einfällt, ich hätte eines dieser Autofahrer fragen können, ob sie nach Hattuscha fuhren und uns mitnehmen konnten.
Aber Hülle abgetrennt wären, dass uns keine Kommunikation möglich schien.
ein Mann gesellte sich uns, der einige Kühe trieb. Er fragte um Feuer.
Schließlich redete ich mit ihm über ihn und seine Kühe, dass er sich mehr Kühe nicht leisten konnte, und ich übersetzte meiner Begleiterin wie immer, wenn ich mit den einheimischen selbst so belangloses sprach.
Er reit uns zu der Tankstelle in paar Hundert Meter Entfernung zu laufen, in der uns verkehrt gelegenen Richtung liegend, weil seiner Meinung nach, eventuell der Tankstelleninhaber uns mit nehmen könnte.
Nachdem er sich mit den Worten, dass er uns nicht mehr Zeit schinden wollte, verabschiedete, machten wir uns beide auf dem Weg zu der Tankstelle, die auch wenn die Straße, auf der wir gewartet hatten und auf der wir nun liefen schnurstracks verlief, nicht zu sehen war.
Aber schließlich erreichten wir sie, ich zog den Trolli Koffer hinter mir her.
die Tankstelle schien wie verlassen, auf der einen Seite des Geländers hatte man einen einstöckigen Bau leer geräumt, dass immer noch Spuren von Speiselokal aufwies, das hierzulande recht typsich für die Tankstellen ist.
also gingen wir zu dem noch gut erhaltenem Bau und dort stand ein Mann vor der Tür.
Wir grüßten, ich laut, meine Begleiterin still und sogleich schilderte ich ihm die Lage, aber zog zugleich einen Plastikstuhl für mich und eines für meine Begleiterin, so dass während wir noch redeten, uns schon hingesetzt hatten.
Ich fragte ihn, ob er Abhilfe wüsste.
Er meinte, dass wir besser dran täten, wenn wir uns nach der Kreuzung stellten, weil hier an dieser Stelle der Straße die Fahrzeuge sowohl Richtung Hattuscha, als auch Richtung Çorum (Chorum), also nordöstlicher fahren.
Das trübte meine Stimmung, denn dort hatten wır zuerst gewartet, bevor wır Rıchtung der Bäume lıefen und von dort durch den Hirten jetzt an der Tankstelle landeten.
Ich schaltete ab und fragte, ob man bei ihm Kaffee haben kann. Nein, sie boten weder Tee noch Kaffee an. Also schlug ich ihm vor, dass wenn es ihm möglich ist, er bitte Wasser zum kochen aufsetzen soll, weil wir Kaffeepulver dabei hatten und ich lud ihn zum Kaffee ein.
Er lächelte und begab sich rein, um das Wasser zu kochen und kam erst wieder, als er es fertig hatte, samt drei Wassergläser und Zucker.
Kaffeeweißer hatten wir ebenso dabei. Wir tranken unsren Kaffee und er erzählte auf meine Fragen hin, von sich selbst.
Er war verheiratet und hatte Kinder, die in den nächsten Ortschaft, Sungurlu wohnten. Zwei Tage der Woche hatte er frei, in denen er die Familie aufsuchte, ansonsten aß und schlief er dort.
Er hielt sich Hühner und einige verschieden rassige Hähne, die schön bunt ausschauten, jede Menge Küken zwitscherten und liefen den Muttertieren hinterher.
Ansonsten war es still, gegenüber waren die Felder voller Sonnenblumen.

Nachdem wir nun ausgeruht waren und unseren Kaffee ausgetrunken hatten, zogen wir unseren Weges, in die gleiche Richtung, aus der wir kamen.
wieder an die selbe Stelle, wo wir vor etwa mehr als zwei Stunden aus dem Bus ausgestiegen waren und warteten.
Ich weiß nicht mehr wie lange wir schon dastanden, aber meine Überzeugung schwand dahin, dass uns jemand mitnehmen konnte.
Es war Sonntag, so dass auch die regulären Sammeltaxen (Dolmuş/Dolmusch) fehlten.
so wie ich die Umgebung betrachtete und zugleich den Verkehr im Blickfeld behalten versuchte, fuhr ein Van Richtung Chorum ab.
Doch hielt es noch bevor er die Kurve durch war, inmitten der Straße an, setzte zurück und fuhr dann in unsere Richtung.
Auf unserer Höhe angekommen, hielt es an.
Vorne im Beifahrersitz saßen zwei Mädchen, etwa 6 - 8 Jahre alt, ein Mann um die Vierzig saß am Steuer, in den hinteren Sitzen saßen zwei Frauen auf der selben Sitzbank.
Er sprach mich aus dem offenem Fenster an, ob dies nach Sivas der richtige Weg wäre.
Es war und zugleich war es nicht, dachte ich bei mir, aber wenn er in die Richtung, aus der er umkehrte, lang fuhr, dann würde es eine mühselige Fahrt werden und ein Umweg würde es auch sein.
Dagegen die Richtung, in die auch wir wollten, stellte einen schnellen und gut ausgebauten Weg in Aussicht.
Ja, und wir wollten doch fort von dort.:-D
Ich bejahte seine Frage, dass es hier lang nach Sivas ginge und fragte zugleich, ob er uns ein Stückchen mitnehmen würde.
Wir durften.
Als ich die Schiebetür aufmachte, lag auf dem Autoboden ein noch etwa vier jähriger Junge auf ausgebreiteter Decke und schlief. Ich versuchte mit einem Bein über ihn hochzuklettern, aber das wachte ihn auf und er schaute verdutzt.
Eines der Frauen schien nicht besonders erfreut zu sein, dass wir mitfahren durften, sie verwies gleichgültig auf den Sitz, der hoch bepackt war, aber ich räumte auf und wir saßen.
Schließlich redete der Mann während der Fahrt davon, dass sie mit Bekannten in zwei Autos sich von Istanbul auf dem Weg gemacht hatten und er irgendwo nach Ankara sich verfahren hätte bzw. er schon Mal davon gehört hatte, dass dieser Weg nach Sivas die bessere Verkehrsverbinden sei.
Aber nach der Abzweigung nach Samsun seien ihm aufgrund der schmalen Fahrspur und der öden Gegend Zweifel aufgekommen, dass es nach keiner Hauptverkehrsverbindung ausschaute.
Ich erklärte ihm, was mir einfiel, noch bevor wir eingestiegen waren und durchs Autofenster miteinander geredet hatten, dass es nicht so abwegig gewesen wäre, wenn er weiter gefahren und nicht umgedreht hätte.
Aber zählte aus der Sicht eines Autofahrers, zumal ich die Hauptverkehrsader schon Mal weiter wie Sivas nach Osten gefahren war, das Für und Widder für beide Fahrtmöglichkeiten.

Irgendwann, als ich abschaltete und wir uns für den Kaffee entschieden hatten, müssen ihm Zweifel ob der Richtigkeit seiner Entscheidung an uns vorbeizuziehen gekommen sein.
Das wir uns trafen.
Jedoch war die Auswirkung dieser Begegnung im folgendem für uns nicht chaotisch, wie es dem Spruch zugeschrieben wird.
Wir verschmolzen die nächste Zeit mit Allem, was uns widerfuhr und reisten ohne Hast und ohne Zweifel weiter.
Wohl mit dem Gegebenem den Frieden pflegend, ohne selbstlos zu sein.
 

univers

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Vor Ort angekommen, fragte ich sie nach einem ausgiebigen jedoch teurem Frühstück, dass mir die Sinne nahm, was während unserem zweiwöchigem Aufenthalt jedoch nur noch ein oder zwei Mal vor kam, wo es sie hinziehe in der Türkei.
Jedoch wurde die Enthaltsamkeit in diesen zwei Wochen auf immer wieder auf die Probe gestellt und ich glaube, dass ich der Scheu vor der Enthaltsamkeit mehr Herr wurde und mir gegenüber härter.
Auf die Gefahr hin, gefährlich auszusehen, die womöglich der Selbstüberschätzung zugeschrieben sein würde.
Jedoch war mein Wille stark und ohne jegliches Grübeln, dass als uns ein Hotelier am frühem Vormittag, der unsere Einquartierung erst nach der Übernachtung erfuhr, da wir von einem anderem Mann ins Hotelbuch eingetragen wurden.
Als dieser nun vor mir stand, informierte er uns, dass heute die Renovierung der kompletten ersten Etage anfangen würde und wir bitte räumen sollten.
Ich war nahe dran seiner Überzeugung von sich selbst mich zu ergeben, jedoch meldete sich der Gedanke, dass er uns schon Abend der Einquartierung nicht in sein Hotel aufgenommen hätte und wo er es jetzt erfährt, kommt er mit dieser sanfter Warnung.
Auch wenn sie sich gewünscht hatte, auf die Spitze der Plandöken Berge zu gehen, wo nächstes Jahr die Winterolympiade der Universitäten stattzufinden geplant ist, hatten wir uns während unserer Reise bis in diese Stadt eine Flexibilität angeeignet, dass es ihr nicht schwer fiel. sich von diesem Wunsch frei zu machen und wir zogen los.
Doch wollten wir nicht klein beigegeben haben, mit einem nicht auf Erfüllung hoffendem Gang fragten wir bei einigen Hotels, die entweder teuer waren oder unverheiratete Paar nicht aufnehmen wollten bzw. laut Gesetzt nicht konnten bis ich schließlich auf die Idee kam, dass in der Nähe, noch in der Richtung, die wir gehen müssten, eine Therme gab und wir diese besuchen konnten.
Ich wünschte insgeheim, dass sie in dieses Wasser badete.
Schon das erste mal, als sie dieses Land besuchte, hatte sie mit ihrer Enthaltsamkeit einen Pakt geschlossen, nämlich eine Nacht in einem recht teurem Hotel zu verbringen, der dafür Luxus bot.
Ich hatte vor über zwanzig Jahren die Thermen aufgesucht gehabt und war überrascht, als ich die Anlage nun erneut vor mir sah,
Es war nicht dieselbe altes Dachkuppel, im ganzem war es ein gelungenes Bau mit viel sinnvoll ausgenutzter freier Fläche.
Ein langes Gebäude bildete mit seinen getrennten Räumen für Mann und Frau den Hamam, in einem ebenso langem Gebäude war das zweistöckige Hotel mit Flachdach angebracht und ein im Verhältnis zu den anderen zwei Gebäuden kleineres Drittes Gebäude bestehend aus Kabinen für geschlossene Kreise, waren inmitten vom gepflegtem Rasen unlinear angebracht.
Ein klarer Mond war am Himmel, als wir uns diesem Willen übergaben:
mit einem Sieg im Blick ganz ohne Zufriedenheit und dies selbst nicht mit der augenscheinlicher Zufriedenheit, die in solchen Orten der geheime Motor einer Geselligkeit ist, die man zwar wahrnimmt, aber nicht immer ausnützt.
Zum Glück nicht, denn der Geselligkeit reicht allein die Wahrnehmung vom Anderem ohne jegliche Worte.
Doch ist das Zenit dieser Stille erreicht, treibt sie einen voran mit anderen Menschen auch mal zu reden, sachte und aufmerksam.
Das danach folgende Aufflackern ist etwas sehr persönliches, dass es sich verbietet dort einzumischen.
Wir spazierten auf der Hauptstraße und irgendwann wollte sie in einen der Nebengassen reingehen.
Ich hatte zuvor einen weißen großen Hund bemerkt, jedoch kam mir ein seltsame Gedanke, dass dieser Hund uns hier führen wird, wohin auch immer.
Also überging ich meine Angst vom Hund angegriffen zu werden und legte das auch offen zur Tag, dass mir die sonst bedrohlich werdende Angst vor herum streuende Hunde wie ein verschlungenes Denkprozess vor kam, ein vor Denken und Thesen aufstellen lärmender Verstand.
Sicherlich ein auch nützliches Instrument, wenn es gilt aus Vergleichbares eine Struktur aufzubauen, die uns das Leben erst ermöglicht.
Was, wenn ich der Endgültigkeit des Verstandes mich widersetzte?
Denn der Glaube an dieser Endgültigkeit macht einen auch träge, und jetzt erkenne ich, wie gut wir uns verhielten, als es galt Flexibel zu sein, um die Ortschaften zu wechseln.
Dass ich bis heute mit dem gewohntem Gang des Verstandes nicht erklären kann, wie wir auf dem Rückweg, wie es mir schien, den Weg verloren hätten, weil auf einem Schild ein andere Ortsname zu lesen war, so dass ich glaubte, wir wären in das benachbarte Dorf gelaufen und wie überrascht war ich, als dass wir nach knappe fünfzig Meter vor dem Eingang den Thermalbädern standen.
Ja, der Hund hatte uns geführt, ich erinnerte mich vage, dass der Hund sich noch zweimal gezeigt hatte. In dem einem Bild schlief er sich unserem Dasein bewusst, jedoch hellwach und gefährlich, als wir an ihm vorbei liefen, wobei ich meinen Blick nicht den von seinen, wie es mir schien hinter den Augenlidern uns beobachtenden Augen abwendete.
In dem anderem Bild läuft er geschäftig, in sein Vorhaben vertieft, dass es mich nur berührte.
Das Wissen darüber, das ich dort eine Verabredung hatte, die außerhalb des Verstandes liegt und somit nicht erklärbar ist, zu mindestens jetzt noch, war so tief in mir, jedoch genügte die Erinnerung an dieses Wissen um im nächstem Schritt nicht darüber in Selbstmitleid zu fallen, doch keine Erleuchtung bekommen zu haben.
Dabei ist die Erleuchtung selbst das Wissen.
Ein dauerhaftes erleuchten ist der Tod, mit dem der Verstand enden würde.

Adana!
War ihre Antwort, also klärten wir als nächstes, welcher Zug wann dahin fährt und nach einer Übernachtung in Ankara ging es mit dem Zug nach Nigde, denn ich wollte nicht die ganze Strecke nur mit der Zugfahrt verbracht haben.
Wir kamen in Nigde, als noch Sterne am Himmel zu sehen waren, und es herrschte noch ein angenehm und verträgliches Wetter, gegen Morgen.
Wir packten unsere Sachen, die uns eigentlich recht albern aussahen ließen, doch das lag eher an meinem, als ihr Gepäcks oder doch in der Summe?
Denn ich hatte mich auf die Reise begeben, eine Woche vor ihrer Ankunft, und war in privater Angelegenheit unterwegs.
Außer einen Tankwart sah man der ersten halben Stunde unseres Rundganges durch die Altstadt, wohin wir vom Bahnhof laufend hin kamen. Wir entzifferten in der sich anbahnenden Morgendämmerung und den Laternen einen Schild auf den alten Gemäuern einer Moschee, dass diese an die achthundert Jahre alt wäre.
Während wir noch zum Zentrum und somit auch Neuerem Teil der Stadt näherten wurde es auch hell und wir tranken einen Tee, und in der frischen sonne aufwärmend.
Wie so oft auf unseren Reisen, wurde nach meiner Begleiterin gefragt, woher sie käme. Daraufhin folgte ein leichtes Entzücken und mal wurden Wünsche vorgebracht, mal Fragen über die Sprache und das Land und auch mal Empfehlungen ausgesprochen.
Das Verhalten einiger Männer, wenn sie eine Gelegenheit fanden mit ihr zu reden, sie persönliche auszufragen war nicht verwunderlich, man musste sich schützen vor der Grobheit.
Wenn der Ego ins Spiel eintritt.
Der Cafebetreiber war nett und zuvorkommen, er zählte uns die Sehenswürdigkeiten aus, die man in dieser Stadt sich anschauen konnte und auch merkte er an, dass eine Sehenswürdigkeit nicht ausgelassen werden durfte.
Ein Kloster aus den Anfängen des Christentums.
Doch zuvor war meiner Begleiterin, während wir dort zur Tee saßen, der Blick gelungen, ein Hinweis sozusagen aus der Luft zu greifen.
Ein übergroßes Schild war an einem Kreisverkehr in nördlicher Richtung angebracht, wo drauf das Foto de Wasserbögen der alten Römer aufgedruckt waren, in Reihe und Glied und hoch, wie es schien.
Ich betonte, dass dies eine Eingebung es wäre, was ich ansonsten ihr gegenüber immer als Begebenheit bezeichnete.
Solche Begebenheiten begegneten uns des öfteren während unserer Reise.
So auch, als wir uns bei den Bögen fanden. Es war aus riesigen Steinblöcken gemauert, an die drei Meter hoch, jedoch wurde es in unserer Laufrichtung immer niedriger, bis es mit der Erde eben mäßig war. Es zog sich über zwei Kilometer hin, doch war es an manchen Stellen eingestürzt und ab und an sah man Steine aus der Mauer als Sitzgelegenheit vor den Haustüren hingestellt.
Kaum waren wir im Dorf angekommen, wo der Bogen aufhörte zu bestehen und wir uns für einen Tee entschieden und einen Platz in der Sonne ausgemacht hatten, kam das Sammeltaxi und lies uns buchstäblich von der Straße. Es kam uns gelegener, als einen Tee zu trinken, denn wir hatten für die weiterfahrt nach Adana schon die Busfahrkarten erworben und füllten sozusagen die Zeit.
Die Zeit, ein Bewusstsein, ein Aufflackern von Mehreren, weiter nichts.
 

univers

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Wir frohlockten nicht, wir waren nicht betrübt, als wir uns entscheiden hatten, nach Harput zu gehen, statt zu den zweitgrößten Stausee des Landes, den Keban Barajı.
Der Name war mir aus einem Volkslied in Erinnerung geblieben, mehr wusste ich darüber nicht.
Auch wenn es ende Oktober war und die Gegend hoch über dem Meeresspiegel lag, war es ein sonniges, leicht windig aber angenehmes Wetter.
Harput selbst lag auf einer Bergkuppe über der Stadt Elazığ ragend. Es war ein Dorf, die Häuser waren meinst einstöckig und aus Stein gemauert. doch lagen im ganzem Dorf verstreut historische Bauten, manche von ihnen Ruinen.
Vorort erfuhren wir, dass Harput eine Abertausend Jahre alte Geschichte hatte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Harput
Nach einigem Verweilen machten wir uns auf den Rückweg, zu Fuß. Als ich von oben runter in das Tal schaute, nahm ich eine Fährte wahr, die abseits der Hauptstraße den Hang entlang lief, also bogen wir in den Feldweg ein. Nach einigen Metern erreichten wir eine Holzpforte, an derer linken Seite ein Schild mit einem blauem Pfeil drauf, so wie wir es vom Verkehrsschild kennen, auf den Boden gestellt war. Das Pfeil zeigte geradeaus. durch die Pforte.
Über der Pforte auf einer Holztafel war ein Spruch in Handschrift verfasst, welches auf die Besonderheiten des Platzes hinwies.
Es war ein verwunderlicher Ort,dass ich heute noch darüber nachsinne, wie wir dahin fanden, aus dem Nichts dahin kamen, und nun das, was wir vorgefunden hatten.
Auf der Holztafel hatte in etwa geschrieben gestanden;
Was nützt's , hätte mich zum König dieser Stätte gekrönt
wenn ich es nicht behalten kann
mir kein Paradies auf Dauer es ist
So, tretet vor, ihr die Mutigen
die es wagen wollen zu pflegen
diese Stätte, auf dass ihr es Euer nennen könnt.
Doch waren wir beide durchreisende, so sehr ich auch beim Anblick des Platzes, mich gar mit den Gedanken anfreunden, auch ich konnte mir zumuten, diese Stätte zu pflegen.
Aber anscheinend gab es in diesem historischem Ort viele Mutige, weil die Anlage mit allerlei Pflanzen, Gemüse und Obst sehr gut gepflegt war.
Wir liefen am anderem Ende der Anlage raus und liefen der Hauptstraße entgegen. Als wir es schon erblickt hatten, standen wir an einem Schotterweg. Ein Schild mit der Inschrift "Üryan Baba Türbesi/Reliquienschrein des Üryan Baba" nahm uns die Entscheidung, so dass wir dem Schotterweg folgten, statt auf die Hauptstraße zu gelangen.
Nach nicht ganze dreihundert Metern gelangten wir an ein kleines einstöckiges Steinhaus, vor der Tür saß ein älterer Mann. Ich grüßte, meine Begleiterin eher still. Er bat uns Platz an, und ich setzte mich zu ihm, auf ein Stein, meine Begleiterin ging noch einige Meter und schaute uns aus Abstand zu.
Er erzählte erst von sich, dass er seit über 10 Jahren den Schrein bewache und von seinem Leben, Machenschaften mit seiner Nachbarschaft, dann davon, wieso dieser Schrein so genannt wird;
Üryan käme aus dem arabischem und bedeutet nackt, einst hat der Heilige, der hier begraben liegt, auf der flucht vor der mongolischen Invasion Zuflucht hier in einer Höhle gefunden, doch war es Winter und ihm fehlte Nahrung, dass er verhungerte. Als man ihn fand, war seine Bekleidung vergammelt und er war nackt.
Also nannte man ihn den Nackten Heiligen, Üryan Baba. Anschließend führte er uns in den Schrein, der Zwei mal Zwei Meter maß und eine tiefe Decke aus Gestein aufwies, da ganze war in die Höhle eingehauen, dass der alte Herr uns drauf hinwies, wir sollten uns die Köpfe nicht anstoßen,was ich meiner Begleiterin übersetzte. Sodann hieß er uns in das an die Höhle angrenzenden Steinhaus einzutreten, dort waren Kilims ausgebreitet, und er nahm von einem Nagel an der Wand einen Rosenkranz, dessen Kugeln einer Aprikose gleich groß, aus Holz waren.
Er erklärte dazu, dass der Rosenkranz tausend Kugel hätte, nun wickelte er die Kette noch zweimal, so dass er sie mit beiden Händen hoch halten könnte. Er wies uns an, dass er jetzt uns weihen wird und dazu den Ring aus der Kette jeden von uns drei Mal über den Kopf stülpen wird und beim dritten Mal, wir Amen sagen sollten. Ich erklärte es meiner Begleiterin, dann war ich dran und wartete ab, dass der ältere Herr sein Gebt aussprach, während er die Kette mir von oben über den Kopf bis zum Hals runter zog und sprach meinen amen aus. Nun war meine Begleiterin, sie lies es ebenso über sich ergehen und ...ich hörte es nicht und wie sie drauf hin, sie meinte sie hätte es schon ausgesprochen, aber dann muss es sehr sehr leise gewesen sein, denn wir alle Drei standen dich beieinander.
Sie wiederholte nun das Amen lauter und nach einem kurzem Verweilen aus Höflichkeit nahmen wir Abschied. Meine Stimmung schlug um, als er um eine Spende bat, denn ich hatte kein Kleingeld da und fragte ihn, ob er wechseln konnte, konnte er nicht, aber er zeigte Nachsicht und verabschiedete uns ebenso höflich.

Nun fragte mich meine Begleitern vor Kurzem, ob wir nun durch diese Zeremonie verlobt oder verheiratet wären.
Sind wir es?
 
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