AW: Religionen/ die Wege zu Gott
Menschen sind unvollkommen. Alle. Ausnahmslos.
Ich habe selbst Jesus Christus nie für perfekt gehalten. ME nach ist das auch in keinster Weise geboten oder erforderlich. Im Gegenteil, seine menschliche Unvollkommenheit inkl. Zweifel und Schwäche (z. B. "Vater, warum hast Du mich verlassen...") während er doch als Prophet bzw. Sohn Gottes ganz andere Einsichten hatte als gewöhnliche Sterbliche, fand ich stets besonders ergreifend und überzeugend.
Bei aller Erleuchtung, Offenbarung etc. sind und bleiben alle Heiligen oder Propheten als verkörperte Personen doch auch immer Kinder ihrer Zeit und Lebensumstände. Menschen zu lieben, zu schätzen, sie zu achten und grosse Stücke auf sie zu halten, ist nachvollziehbar und verständlich, sie zu verabsolutieren und zu verherrlichen ist abwegig. Hätte der Mensch die Fähigkeit zur "Vollkommenheit", wären wir nicht, wer wir sind.
Wer der wörtlichen Auslegung historisch überlieferter religiöser Texte unabhängig von Ort, Zeit und Kultur zum Zeitpunkt ihrer Entstehung mehr Bedeutung beimisst, als der Suche nach ihrem darüberhinausweisenden philosophischen und spirituellen Gehalt, entmündigt seinen Geist und hemmt seine spirituelle Entwicklung.
Das Ergebnis ist kleinliche, herz- und seelenlose Rechthaberei. Darüberhinaus läuft man schnell Gefahr, vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu erkennen. Ein Schamane, der sein Krafttier entdeckt hat, ist da spirituell gesehen wesentlich weiterentwickelt, ohne jemals etwas von all diesen Dingen gehört zu haben. (Womit ich nicht sage, er sei ein besserer Mensch oder auf einem besseren Weg, nur auf einem anderen!)
Religion ist mE nach nur auf einer ersten primitiven Ebene ein Regelwerk aus Ge- und Verboten, um die Menschen zum konventionell nachvollziebaren Guten und Wahren zu erziehen.
Es gibt noch andere Ebenen. Auf die kommt es eigentlich an.
Wer sich mit "pharisäerhaftem Buchstabenglauben" den Blick darauf verstellt, versäumt das Wesentliche.
P.S.: Zum Thema Schweinefleisch: Diese biblische/koranische "Nahrungsmittelverordnung" halte ich heute für sinnfällig. Es mit Glauben zu verbinden, ist rein traditionell begründbar. Mit einem religiösen Gehalt könnte ich allenfalls die Regel verbinden, überhaupt keine Tiere zu essen.