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Und!
Hat man ein Problem mit den Banater Schwaben in Rumänien?
Danke für den Link. Es kamen Erinnerungen an.
In den letzten Jahren der Ceausescu-Zeit war der rum. National-Kommunismus extrem. Es gab im Radio und TV fast nur patriotische nationalistische Lieder zu hören und zu sehen (deswegen hörte fast keiner mehr Radio Bukarest, nur Free Europe aus München). Die ungarische Minderheit wurde als Feind angesehen und man gab vielen Leute Pässe, um auszuwandern. Die Pässe musste man beantragen und bekam sie fast nie und man durfte nicht reisen. Nach etwa 1986 wurden Pässe an Ungarn doch gegeben, in der Hoffnung, dass sie Rumänien verlassen und von der Reise nicht zurückkehrten.
Die ethnischen Rumänen hatten kaum diese Möglichkeit.
Was die dt. Minderheit betrifft: Nach 1966 hat man mit den Deutschen das gemacht, was man ab Mitte der 50ger mit den Juden gemacht hat: man gab Ausreisefreiheit im begrenzten Maße (eine gewisse Zahl pro Jahr), aber gegen Bezahlung aus Deutschland oder Israel. Es war eigentlich de fakto ein Menschenhandel. Deutsche (Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben) und Juden durften raus / auswandern, aber gegen Bezahlung von der BRD und Israel. Pro Person mussten diese 2 Staaten bis zu 10.000 DM bezahlen (je nach der Bildung der Ausreisenden). Die Prozedur: man schickte an die Botschaft den Antrag zur Ausreise aus Rumänien und Einreise nach Deutschland. Man bekam von der Botschaft eine sogenannte RO-Nummer. Man wartete bis man die Bewilligung aus Deutschland bekam (durch Post von der Botschaft - die sogenannten "kleinen Akten"). Und man dauerte dann noch eine Weile (auch Jahre) bis die sogenannten "großen Akten" von der Botschaft kamen, mit der Planung der Ausreise, der Aufnahmelager in Deutschland usw. usf. Die "großen Akten" wurden nur dann geschickt, nachdem die Bundesregierung das Geld überwies. Es blieb nun den Betroffenen einige Monate Zeit, ihr Gepäck zu machen, das Hab und Gut zu verschenken oder sehr billig zu verkaufen, und sogar die Häuser zu lächerlichem Preis dem Staat zu "verkaufen" (falls keine Anverwandten noch blieben). Alle Personalpapieren wurden konfisziert und die Betroffenen wurden entlassen (mein Grundschullehrer wurde auch entlassen, musste die Zeit als einfacher Arbeiter in einer Fabrik schuften). Mit 2-3 Koffer durfte man endlich Rumänien als Staatslose verlassen. Und kam dann in Deutschland ins Aufnahmelager.
Etwa die Hälfte der ethnischen Deutschen aus Rumänien haben das Land auf dieser Weise bis 1990 verlassen. Die andere Hälfte wanderte in den nächsten 2 Jahren aus, man durfte dabei das Hab und Gut in Rumänien behalten.
Meine Stadt Mediasch hatte 1989 etwa 88.000 Einwohner. Nach ein Paar Jahre waren es nur etwa 55.000. Die Deutschen sind massiv Anfang der 90ger ausgewandert.
Es folgte dann die 3. Migrationswelle der ethnischen Rumänen nach 2002.
Da Du über die Banater Schwaben gefragt hast: Siehe hier eine Reportage des Bayrischen Rundfunks aus 1971. Lohnt sich, anzuschauen, wie das Leben damals aussah