Das Problem mit Precht hatten wir ja schon im Israel-Thread, aber das Problem, das er jetzt bekommt, steht m.E. noch auf einem anderen Blatt:
Kampnagel in Hamburg hat ihm die Lesung seines neuesten Buches gestrichen (Geschichte der Philosophie Band 4), weil parallel dazu am selben Tag - 14. November - ein Konzert des israelischen Künstlers Asaf Avidan bei Kampnagel stattfindet (übrigens gibt es noch Karten, und der Mann ist großartig!).
Die Hamburger Kulturfabrik Kampnagel streicht eine Lesung des TV-Philosophen Richard David Precht aus dem Programm – weil am selben Abend auch ein israelischer Sänger auftritt.
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Die Hamburger Kulturfabrik hat Bedenken, weil am selben Abend der geplanten Precht-Lesung ein israelischer Künstler auftritt.
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Nun ist Kampnagel nicht irgendein Veranstaltungszentrum, sondern riesig. Dass Sicherheitsgründe bei der Absage offenbar keine Rolle spielten, sondern Prechts dümmliches Geschwätz in seinem Podcast mit Lanz, haben die Veranstalter glasklar dargelegt. Trotzdem finde ich deren Entscheidung unglücklich bis dumm, weil es beide Events m.E. unangemessen politisiert. Ob Asaf Avidan dazu überhaupt befragt wurde, weiß ich nicht, vermute es allerdings nicht. Er äußert sich üblicherweise nicht politisch und sagte mal sinngemäß in älteren Interviews, klar habe er eine Haltung, aber schließlich
"nicht Außenpolitik studiert" ( ; )), und natürlich würde er auch in Gaza auftreten. Von Precht kann man halten, was man will, seine "Entschuldigung" für den Podcast war wortreich, aber ungenügend - aber wo kommen wir eigentlich hin, wenn eine populärwissenschaftliche Buchvorstellung zur Geschichte der Philosophie vorauseilend gestrichen wird, weil der Autor sich bei anderem Anlass mit Anlauf im Schlammpfuhl gesuhlt hat?
Es war ja nicht das erste Mal. Das wissen inzwischen auch viele.
Also sollte man ihn, meine ich, einfach machen lassen. Oder hatten sie bei Kampnagel Angst vor massenweise anreisenden Protest-Studis aus Lüneburg?