bei so viel meinungsfreiheit ist vielleicht auch etwas raum fuer ein bisschen traeumerei. ich etwa habe immer von einer welt getraeumt, in der der mensch und sein leben im mittelpunkt stehen, seine individualitaet, seine gefuehls- und gedankenwelt, sein tun; keine aeusserlichkeiten und sonstigen "dinge". ich traeume von menschen, die das leben, das sie fuehren, bejahen, zu sich und diesem leben stehen, das beste daraus machen, und allen anderen dies auch zugestehen.
aus dieser perspektive, also aus der perspektive der beteiligten menschen vor dem hintergrund des skizzierten wertegeruests, finde ich diese anzeige einfach nur peinlich und bedauerlich. sie ist entwuerdigend fuer die "angebotene" person, die von diesem ganzen schlammasel scheinbar keine ahnung hat, dabei auf einige wenige aeussere attribute reduziert wird, der man es scheinbar nicht zugesteht, ein leben ohne feste beziehung zu fuehren oder es ihr nicht zutraut, in dieser doch eigentlich recht bedeutenden angelegenheit von sich aus das richtige zu tun und von der dann ein hilsbeduerftiges fast bemitleidenswertes bild entsteht, dem sie so sicher nicht entspricht.
die anzeige laesst somit natuerlich auch die Kupplerin nicht in einem guten licht erscheinen, die hier die entwuerdigung ihrer ach so guten freundin betreibt. sie scheint nicht die geringste vorstellung davon zu haben, wie weit die konsequenzen ihres aktionismus reichen koennten und welche verantwortung sich daraus fuer sie ergibt, und zwar bei gutem wie bei schlechtem ausgang.
wenn der mensch im mittelpunkt stehen soll, dann kann es nicht darum gehen, dass man eine beziehung anstrebt und sich dafuer dann den geeigneten menschen ausguckt. denn so stuende die beziehung im mittelpunkt, nicht der mensch; der wuerde zum mittel zum zweck verkommen. das leben, und zwar das "eigene" leben, bringt einen eben mit einer anzahl von menschen zusammen, mit den einen ist sehr gut bei kaffee zu plaudern, mit den anderen laesst sich gut arbeiten, mit einigen laesst sich gut spass haben und dann ist haeufig eben auch noch der eine dabei, mit dem man sein schicksal verknuepfen moechte. das leben gibt das entweder her oder nicht. Und wenn es etwas nicht hergibt, das man sich aber sehr wuenscht, dann muss an diesem leben gearbeitet werden, oder an den eigenen beduerfnissen.
aber wie schon angedeutet: in einer welt, in der partnerboersen millarden mit starker tendenz nach oben umsetzen und dabei immer mehr Bedeutung darin gewinnen, zwei willige menschen zusammen zu bringen, in so einer welt muessen solche ansichten als traeumeri abgetan werden.