Türkei ante portas?

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Ottoman

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Laledevri

Guest
Meine Meinung:
Musik hat für mich persönlich absolut nichts mit Politik zu tun - ein Ohrenschmaus und sonst nichts.

Nun ja, spätestens ab den 1920er Jahren hat Musik durchaus politische Aussagen bekommen, oft auch von den Komponisten selber. Oder es wurden Kollektivtraumata und- ängste und Unfassbares verarbeitet, siehe "Ein Überlebender aus Warschau".
Das ist aber nicht das, was Du meinst. Du meinst eher, wenn Musik benutzt oder auch abgewertet wird - aus politischen Gründen. Paradebeispiel "Entartete Kunst" im Dritten Reich (was der Grund dafür war, dass Paul Hindemith in die Türkei überhaupt kam. Man hatte damals gezielt um die "Ausländischen Experten" geworben, die in Nazideutschland verfolgt wurden).

Als ich 2001 in Israel einem Konzert beigewohnt habe, Dirigent Barenboim, gab es als Daraufgabe von Wagner einen Ausschnitt aus Tristan.Wagner und Israel.....:( Die Stille die danach eintrat war für mich beängstigend. Nach geraumer Zeit brach frenetischer Jubel und die Gegenreaktion aus....
Ein guter Teil der Zuhörer hat verstanden, dass Musik nicht etwas mit der politischen Einstellung des Komponisten oder eines Politikers zu tun hat, sie haben ganz einfach der Komposition gehuldigt und so sollte es sein.

Nun ja, Wagner war ein Antisemit durch und durch. Das ist für mich einer der wenigen Komponisten, die man wirklich nicht neutral betrachten kann. Ich dachte erst, das sei die Tournee gewesen, wo der Kontrabassist des Orchesters mit Adolf Hitler unterschrieben hatte, aber das war schon 1997.
 

Lynx72

Gesperrt
Generell fällt mir in diesem Forum immer wieder auf, dass die westliche Sichtweise als die überlegene dargestellt wird. Am besten alles 1:1 auf die Türkei übertragen. Das funktioniert aber nicht. Der Orient hat andere Gesetze, hat sie schon immer gehabt.
Die westliche Sichtweise als überlegen dazustellen, ist tatsächlich eine Gefahr. Allerdings pflegt nun mal ein beträchtlicher Teil der Türken einen westlichen Lebensstil und stellt diese Lebensweise als überlegen dar. Und knapp die Hälfte der türkischen Bevölkerung pflegt einen streng bis sehr streng nach religiösen Gesichtspunkten orientierten Lebensstil und stellt ihre Lebensweise als überlegen dar. Die Türkei ist also gespalten und das ist nicht unsere Schuld. Und dass sich viele westliche Ausländer westlich orientierten Türken solidarisch verbunden fühlen, kann keine Überraschung sein. Selbst wenn es ignorant, geschichtsvergessen und was weiß ich alles ist. Aber ich stehe dazu: Ich fühle mich in Kadıköy wohl und in Fatih nicht.
 
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