Türkei nach dem Referendum

NeoAslan+

Well-Known Member
Die Frage nach der Heimat sagt viel über einen Türken aus. Mittlerweile hat die AKP Regierung Register, wo man nur kurz reinklicken muss, und man weiß, wen die Person höchstwahrscheinlich wählt, welche Konfession und welche ethnische Herkunft man hat und und und.

Kilicdaroglu nereli?​

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Alubehütet

Well-Known Member
Die taz.gazete hat sich die Bildungsreform in der Türkei mal genauer angeguckt. Nicht nur Darwin ist von den Lehrplänen gestrichen.

So steht es in dem alle Fächer umfassenden neuen Lehrplan, an dem das Bildungsministerium nach eigenen Angaben seit 2005 arbeitet. Er sieht eine reduzierte Stundenzahl in Naturwissenschaften, Philosophie und Kunst vor, ganze Themenblöcke wie die Evolutionstheorie kommen darin nicht mehr vor. Die Begründung: Die Schüler*innen verfügten nicht über die ausreichende „philosophische Sachkenntnis und Kompetenz“.

Auch laizistische Inhalte wie beispielsweise die Gründung der kemalistischen Republik wurden gestrichen. Künftig sollen die jungen Türk*innen weniger über den in der Türkei all präsenten Staatsgründer Kemal Atatürk lernen, sondern mehr über – Erdoğan und die jüngsten Ereignisse der türkischen Geschichte.


[…]

Im Jahr 2012 führte die AKP-Regierung das umstrittene 4+4+4 Schulsystem ein. Mit der neuen Schulregelung war es nun möglich, nicht erst nach der achten, sondern bereits nach der vierten Klasse eine Imam-Hatip-Schule zu besuchen. Deren Hauptaufgabe besteht darin, religiöse Geistliche auszubilden. Inzwischen werden Imam-Hatip-Schulen in der konservativen Bevölkerung als Regelschulen bevorzugt.

Dem Bildungsministerium zufolge sie die am meisten wachsende Schulart. Die Schülerzahlen stiegen von 95.000 (2012–13) auf knapp 660.000 (2016–17). Aktuell gibt es 1.149 Imam-Hatip-Schulen, 976 wurden seit 2002 neu gegründet und 109 Gymnasien in solche umgewandelt.

Diesen Kurs verstärkt der neue Lehrplan, der nach den türkischen Sommerferien im September gelten soll. Ein zentraler Bestandteil, der in alle Fächer in den Unterricht eingebettet wird: die Ereignisse rund um die Putschnacht des 15. Juli. In sämtlichen Unterrichtseinheiten, in denen Demokratie ein Thema ist, lautet fortan der Schwerpunkt „15. Juli und der Tag der nationalen Einheit“.

Und im Fach Türkisch müssen künftig alle Schüler*innen einen Aufsatz mit dem Titel „Der Sieg der Demokratie und die Märtyrer des 15. Juli“ schreiben. Dort, wo bislang über Atatürk und die Anfänge der Republiksgründung gesprochen wurde, steht nun verstärkt die osmanische Geschichte auf dem Stundenplan.


[…]

Künftig wird es an Schulen ein neues Unterrichtsfach namens „Wertekunde“ geben. Dazu gehören religiöse Unterrichtseinheiten wie etwa „Halal, Haram, Rechte der Gläubigen“, die über islamische Grundbegriffe aufklären. Oder „Krieg und Dschihad“, eine Unterrichtseinheit, von dem sich das Bildungsministerium offensichtlich viel verspricht.

[…]

Zur Wertekunde gehören aber nicht nur Themen wie „Gebete im Alltag“, „Fasten im Ramadan“ und „Liebe zum Propheten“. Sondern auch die Einordnung jüngerer politischer Ereignisse. Die Gezi-Protestbewegung in Istanbul wird darin als Machenschaft von in- und ausländischen Mächten dargestellt, die Gülen-Bewegung als als Terrororganisation, die für den Putschversuch verantwortlich ist.

[…]

Wie sehr die Religion aufgewertet wurde, zeigt nicht nur die erhöhte Stundenzahl des Schulfaches. Sondern auch, dass „religiöse Aktivitäten“ auch in den Fächern Philosophie, Musik, Geografie und Weltgeschichte integriert werden sollen. Es ist die Handschrift der Religionsstiftung Ensar, die am neuen Lehrplan mitschrieb. Die konservativ religiöse Stiftung engagiert sich vorrangig im Bildungssektor und steht ideologisch der AKP nahe.

[…]

Prof. Dr. Nejla Kurul, ehemalige Lehrbeauftragte für Bildungswissenschaften an der Universität in Ankara, ist sich sicher: Die Regierung will mit dem auf islamistische Werte basierenden Lehrplan eine „ganz bestimmte Ideologie implementieren und verbreiten“. Dadurch solle die Bevölkerung weiter homogenisiert werden.

Kurul wurde aus dem Staatsdienst entlassen, weil sie vergangenes Jahr die Forderung der „Academics for Peace“ unterzeichnete, den Krieg der Regierung gegen die kurdische Bevölkerung im Osten der Türkei zu beenden. Sie glaubt, dass die Regierung über eine religiöse Bildung und Gehorsam „neue Menschen“ schaffen will, die nicht selbst denken müssen.

Der neue Lehrplan, fürchtet Kurul, könnte das hervorbringen, was Kritiker dem Präsidenten Erdoğan schon lange als Wunsch unterstellen: eine hasserfüllte und religiöse Generation.

https://gazete.taz.de/article/?article=!5438080
 

univers

Well-Known Member
Der neue Lehrplan, fürchtet Kurul, könnte das hervorbringen, was Kritiker dem Präsidenten Erdoğan schon lange als Wunsch unterstellen: eine hasserfüllte und religiöse Generation.
Kurul mag Recht haben, aber nur auf die urbane Bevölkerung bezogen, denn in ländlichen Gebieten bzw. außerhalb des Radius der Metropolen, ca 80 Km. ist und war es so.
Selten grüßt man sich mit "Merhaba" und nimmt dafür das arabische "Selam u aleyküm"..ich antworte, wenn ich so gegrüßt werde, das davon nichts mehr übrig sprich, dies alle wäre..:)
 

beren

Well-Known Member
Oh allmächtiger RTE.. und so weiter und so fort. :D Es gibt nur dich, du one and only ... :D


Na ja, die Unterstützung der Mafia und der Ultranationalisten darf man nicht vergessen. Erinnert mich an so manch Hollywoodstreifen der böse endet. :eek:


http://m.huffpost.com/de/entry/17696686

http://m.faz.net/aktuell/politik/au...pagiert-ehre-blut-und-vaterland-14360368.html (Müßte ich vor einem Jahr schon mal gepostet haben.)
 

Leo_69

Well-Known Member
Die taz.gazete hat sich die Bildungsreform in der Türkei mal genauer angeguckt. Nicht nur Darwin ist von den Lehrplänen gestrichen.

So steht es in dem alle Fächer umfassenden neuen Lehrplan, an dem das Bildungsministerium nach eigenen Angaben seit 2005 arbeitet. Er sieht eine reduzierte Stundenzahl in Naturwissenschaften, Philosophie und Kunst vor, ganze Themenblöcke wie die Evolutionstheorie kommen darin nicht mehr vor. Die Begründung: Die Schüler*innen verfügten nicht über die ausreichende „philosophische Sachkenntnis und Kompetenz“.

Auch laizistische Inhalte wie beispielsweise die Gründung der kemalistischen Republik wurden gestrichen. Künftig sollen die jungen Türk*innen weniger über den in der Türkei all präsenten Staatsgründer Kemal Atatürk lernen, sondern mehr über – Erdoğan und die jüngsten Ereignisse der türkischen Geschichte.


[…]

Im Jahr 2012 führte die AKP-Regierung das umstrittene 4+4+4 Schulsystem ein. Mit der neuen Schulregelung war es nun möglich, nicht erst nach der achten, sondern bereits nach der vierten Klasse eine Imam-Hatip-Schule zu besuchen. Deren Hauptaufgabe besteht darin, religiöse Geistliche auszubilden. Inzwischen werden Imam-Hatip-Schulen in der konservativen Bevölkerung als Regelschulen bevorzugt.

Dem Bildungsministerium zufolge sie die am meisten wachsende Schulart. Die Schülerzahlen stiegen von 95.000 (2012–13) auf knapp 660.000 (2016–17). Aktuell gibt es 1.149 Imam-Hatip-Schulen, 976 wurden seit 2002 neu gegründet und 109 Gymnasien in solche umgewandelt.

Diesen Kurs verstärkt der neue Lehrplan, der nach den türkischen Sommerferien im September gelten soll. Ein zentraler Bestandteil, der in alle Fächer in den Unterricht eingebettet wird: die Ereignisse rund um die Putschnacht des 15. Juli. In sämtlichen Unterrichtseinheiten, in denen Demokratie ein Thema ist, lautet fortan der Schwerpunkt „15. Juli und der Tag der nationalen Einheit“.

Und im Fach Türkisch müssen künftig alle Schüler*innen einen Aufsatz mit dem Titel „Der Sieg der Demokratie und die Märtyrer des 15. Juli“ schreiben. Dort, wo bislang über Atatürk und die Anfänge der Republiksgründung gesprochen wurde, steht nun verstärkt die osmanische Geschichte auf dem Stundenplan.


[…]

Künftig wird es an Schulen ein neues Unterrichtsfach namens „Wertekunde“ geben. Dazu gehören religiöse Unterrichtseinheiten wie etwa „Halal, Haram, Rechte der Gläubigen“, die über islamische Grundbegriffe aufklären. Oder „Krieg und Dschihad“, eine Unterrichtseinheit, von dem sich das Bildungsministerium offensichtlich viel verspricht.

[…]

Zur Wertekunde gehören aber nicht nur Themen wie „Gebete im Alltag“, „Fasten im Ramadan“ und „Liebe zum Propheten“. Sondern auch die Einordnung jüngerer politischer Ereignisse. Die Gezi-Protestbewegung in Istanbul wird darin als Machenschaft von in- und ausländischen Mächten dargestellt, die Gülen-Bewegung als als Terrororganisation, die für den Putschversuch verantwortlich ist.

[…]

Wie sehr die Religion aufgewertet wurde, zeigt nicht nur die erhöhte Stundenzahl des Schulfaches. Sondern auch, dass „religiöse Aktivitäten“ auch in den Fächern Philosophie, Musik, Geografie und Weltgeschichte integriert werden sollen. Es ist die Handschrift der Religionsstiftung Ensar, die am neuen Lehrplan mitschrieb. Die konservativ religiöse Stiftung engagiert sich vorrangig im Bildungssektor und steht ideologisch der AKP nahe.

[…]

Prof. Dr. Nejla Kurul, ehemalige Lehrbeauftragte für Bildungswissenschaften an der Universität in Ankara, ist sich sicher: Die Regierung will mit dem auf islamistische Werte basierenden Lehrplan eine „ganz bestimmte Ideologie implementieren und verbreiten“. Dadurch solle die Bevölkerung weiter homogenisiert werden.

Kurul wurde aus dem Staatsdienst entlassen, weil sie vergangenes Jahr die Forderung der „Academics for Peace“ unterzeichnete, den Krieg der Regierung gegen die kurdische Bevölkerung im Osten der Türkei zu beenden. Sie glaubt, dass die Regierung über eine religiöse Bildung und Gehorsam „neue Menschen“ schaffen will, die nicht selbst denken müssen.

Der neue Lehrplan, fürchtet Kurul, könnte das hervorbringen, was Kritiker dem Präsidenten Erdoğan schon lange als Wunsch unterstellen: eine hasserfüllte und religiöse Generation.

https://gazete.taz.de/article/?article=!5438080
Tja. Damit verhindert er ja auch gleich die Abwanderung der Intelligenz.
Wer will jemanden mit so einem Bildungsstand in der Realität einstellen?
Dagegen war ja Staatskunde Unterricht in der DDR harmlos
 
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