Vielleicht sollte Europa mehr vom Putin lernen. Putin ist Erdogan hart angegangen. Im Prinzip wurde er als Terrorist bezeichnet. Die anderen russischen Minister haben ebenfalls deftig ausgeteilt. Anschließend gab es Sanktionen gegen die Türkei.
Ergebnis:
Appeasement-Politik ist in der Regel vorzuziehen, aber bitte nicht hier.
Sputnik kennt nur schwarz-weiß. Die Realität ist etwas komplexer. Denn es war aus bestimmten Gründen nicht Erdogan, der sich bei Putin neu anbiederte, sondern Putin, der eine gute Chance darin sah, Erdogan beizustehen, als letzterer ganz allein zu Hause war. Wenn es Putin gelingen sollte, den bedeutenden Nato-Partner Türkei gegen die USA aufzubringen (wegen Gülen), dann hat er den Krieg in Syrien gewonnen. Und genau deshalb wird Erdogan gegenüber den USA zurückrudern, denn eine Versöhnung mit seinem Erzfeind Assad wird es nicht geben.
Sputnik träumt immer noch den gescheiterten Kalten-Krieg-Traum. Der mag im russischen Innern Stimmen bringen, wo der Panslawismus wegen eines enormen Demokratierückstands in Blüte steht, geopolitisch ist dieser Traum aber bedeutungslos, genauso bedeutungslos wie der Traum des KKK oder des IS.
Ein erfolgreicher Militärputsch in der Türkei wäre demgegenüber nicht bedeutungslos gewesen, nicht deshalb, weil Erdogan dann in Berlin um Asyl hätte bitten müssen, sondern weil die Reaktion radikaler Islamismus gewesen wäre, worauf die Saudis nur gewartet haben, um sich einzukaufen.
Türkei- und Erdoganbashing deckt jedenfalls nicht die Komplexität der Lage in der Türkei ab. Der Komplexitätsgrad kann sich mit dem im Nahen Osten vergleichen - historisch betrachtet sowieso.