AW: Umstrittene Rede von Papst Benedikt XVI.zum Islam
So langsam verstehe ich die eigentliche Intention: Die römisch-katholische Kirche hat viel an Einfluß im "Westen" eingebüßt. Also in einem Teil der Welt,das traditionell christlich,aber zunehmend säkularisiert ist.Stichwort Positivismus. Nun gilt es zu demonstrieren,wie unentbehrlich der christliche Glaube sei,in den Kategorien Vernunft,Wissenschaft und schließlich "Dialog der Kulturen". Meldungen über schrille Proteste und Morddrohungen kommen dem Papst entgegen,weil die Menschen ihn als schutzbedürftig ansehen. Er hat die Güter Vernunft und Meinungsfreiheit geschickt zu seinen gemacht,die es,wie nun viele Meinungsmacher fordern,härter zu verteidigen gilt. Gegen die fanatischen Moslems. Ein Feindbild kommt immer gelegen. Dieser Eindruck vom den Westen repräsentierenden Papst ist nach seiner Rede entstanden. So kommt man mehr an in den Herzen der Westler,die mit Religion nicht mehr viel am Hut haben. So gesehen,war es ein ziemlich kluger Schachzug,diesen Byzantiner zu zitieren. Und der Ibn Hazm,der war halt kein repräsentativer Vertreter der islamischen Theologie,aber wer liest schon die Islamwissenschaftler,die die Grenzen der Kenntnisse Ratzingers über den Islam verdeutlichen.
Zitat von alteglucke:Ich halte nicht so furchtbar viel davon, zwischen den Zeilen zu lesen, deshalb hier die umstrittene Passage aus der Dokumentation von Spiegel online:
In dieser Vorlesung möchte ich nur einen - im Aufbau des Dialogs eher marginalen - Punkt berühren, der mich im Zusammenhang des Themas Glaube und Vernunft fasziniert hat und der mir nur als Ausgangspunkt für meine Überlegungen zu diesem Thema dient. In der von Professor Khoury herausgegebenen siebten Gesprächsrunde kommt der Kaiser auf das Thema des Dschihad (heiliger Krieg) zu sprechen. Der Kaiser wusste sicher, dass in Sure 2, 256 steht: Kein Zwang in Glaubenssachen - es ist eine der frühen Suren aus der Zeit, wie uns die Kenner sagen, in der Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war. Aber der Kaiser kannte natürlich auch die im Koran niedergelegten - später entstandenen - Bestimmungen über den heiligen Krieg. Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von 'Schriftbesitzern' und 'Ungläubigen' einzulassen, wendet er sich in erstaunlich schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner. Er sagt: 'Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten'.
Der Kaiser begründet dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. 'Gott hat kein Gefallen am Blut, und nicht vernunftgemäß zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung... Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann...'.
Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Herausgeber, Theodore Khoury, kommentiert dazu: Für den Kaiser als einen in griechischer Philosophie aufgewachsenen Byzantiner ist dieser Satz evident. Für die moslemische Lehre hingegen ist Gott absolut transzendent. Sein Wille ist an keine unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit. Khoury zitiert dazu eine Arbeit des bekannten französischen Islamologen R. Arnaldez, der darauf hinweist, dass Ibn Hazn so weit gehe zu erklären, dass Gott auch nicht durch sein eigenes Wort gehalten sei und dass nichts ihn dazu verpflichte, uns die Wahrheit zu offenbaren. Wenn er es wollte, müsse der Mensch auch Götzendienst treiben.
Hier tut sich ein Scheideweg im Verständnis Gottes und so in der konkreten Verwirklichung von Religion auf, der uns heute ganz unmittelbar herausfordert. Ist es nur griechisch zu glauben, dass vernunftwidrig zu handeln dem Wesen Gottes zuwider ist, oder gilt das immer und in sich selbst? Ich denke, dass an dieser Stelle der tiefe Einklang zwischen dem, was im besten Sinn griechisch ist und dem auf der Bibel gründenden Gottesglauben sichtbar wird. Den ersten Vers der Genesis abwandelnd, hat Johannes den Prolog seines Evangeliums mit dem Wort eröffnet: Im Anfang war der Logos. Dies ist genau das Wort, das der Kaiser gebraucht: Gott handelt mit Logos. Logos ist Vernunft und Wort zugleich - eine Vernunft, die schöpferisch ist und sich mitteilen kann, aber eben als Vernunft. Johannes hat uns damit das abschließende Wort des biblischen Gottesbegriffs geschenkt, in dem alle die oft mühsamen und verschlungenen Wege des biblischen Glaubens an ihr Ziel kommen und ihre Synthese finden. Im Anfang war der Logos, und der Logos ist Gott, so sagt uns der Evangelist."...
... "Denn bei aller Freude über die neuen Möglichkeiten des Menschen sehen wir auch die Bedrohungen, die aus diesen Möglichkeiten aufsteigen und müssen uns fragen, wie wir ihrer Herr werden können. Wir können es nur, wenn Vernunft und Glaube auf neue Weise zueinanderfinden; wenn wir die selbst verfügte Beschränkung der Vernunft auf das im Experiment Falsifizierbare überwinden und der Vernunft ihre ganze Weite wieder eröffnen. In diesem Sinn gehört Theologie nicht nur als historische und humanwissenschaftliche Disziplin, sondern als eigentliche Theologie, als Frage nach der Vernunft des Glaubens an die Universität und in ihren weiten Dialog der Wissenschaften hinein. Nur so werden wir auch zum wirklichen Dialog der Kulturen und Religionen fähig, dessen wir so dringend bedürfen. In der westlichen Welt herrscht weithin die Meinung, allein die positivistische Vernunft und die ihr zugehörigen Formen der Philosophie seien universal.
Aber von den tief religiösen Kulturen der Welt wird gerade dieser Ausschluss des Göttlichen aus der Universalität der Vernunft als Verstoß gegen ihre innersten Überzeugungen angesehen. Eine Vernunft, die dem Göttlichen gegenüber taub ist und Religion in den Bereich der Subkulturen abdrängt, ist unfähig zum Dialog der Kulturen. Dabei trägt, wie ich zu zeigen versuchte, die moderne naturwissenschaftliche Vernunft mit dem ihr innewohnenden platonischen Element eine Frage in sich, die über sie und ihre methodischen Möglichkeiten hinausweist. Sie selber muss die rationale Struktur der Materie wie ihre Korrespondenz zwischen unserem Geist und den in der Natur waltenden rationalen Strukturen ganz einfach als Gegebenheit annehmen, auf der ihr methodischer Weg beruht.
So langsam verstehe ich die eigentliche Intention: Die römisch-katholische Kirche hat viel an Einfluß im "Westen" eingebüßt. Also in einem Teil der Welt,das traditionell christlich,aber zunehmend säkularisiert ist.Stichwort Positivismus. Nun gilt es zu demonstrieren,wie unentbehrlich der christliche Glaube sei,in den Kategorien Vernunft,Wissenschaft und schließlich "Dialog der Kulturen". Meldungen über schrille Proteste und Morddrohungen kommen dem Papst entgegen,weil die Menschen ihn als schutzbedürftig ansehen. Er hat die Güter Vernunft und Meinungsfreiheit geschickt zu seinen gemacht,die es,wie nun viele Meinungsmacher fordern,härter zu verteidigen gilt. Gegen die fanatischen Moslems. Ein Feindbild kommt immer gelegen. Dieser Eindruck vom den Westen repräsentierenden Papst ist nach seiner Rede entstanden. So kommt man mehr an in den Herzen der Westler,die mit Religion nicht mehr viel am Hut haben. So gesehen,war es ein ziemlich kluger Schachzug,diesen Byzantiner zu zitieren. Und der Ibn Hazm,der war halt kein repräsentativer Vertreter der islamischen Theologie,aber wer liest schon die Islamwissenschaftler,die die Grenzen der Kenntnisse Ratzingers über den Islam verdeutlichen.