Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

DameTR

Member
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

Einmal scheint das Problem der unverstandenen Identität vor allem diejenigen von euch zu treffen, die gut integriert und angekommen sind, die jemandem wie mir nur durch ihren Namen und möglicherweise ihr Aussehen als Türken auffallen. Menschen, die ich (das ist eins der Ergebnisse meines Nachdenkens) kaum noch wirklich als Türken wahrnehme. Ich gehe einfach nicht bei jedem Menschen auf die Suche nach Unterschieden, das machen wahrscheinlich die wenigsten, aber es führt natürlich zu Unaufmerksamkeiten.

Noch eins ist mir aufgefallen. "fehlende männliche Sensibilität"

Ja Andrea, sehr gut erkannt. Es betrifft uns "sooo genannte Integrierte Türken" Wir fallen nicht auf, wir werden einfach so behandelt wie ein Deutscher Partner ... eigentlich ist das doch klasse ... es gibt keine Probleme, wir leben einfach zusammen, wir sind Multikulti ... und seht wie toll alles funktionieren kann ... da beginnt das Problem, nur weil wir nicht auffallen sind und bleiben wir doch auch Türken. Ich habe doch zuletzt mein entsetzen über ein Weihnachtsgeschenk geäußert ... es war für mich ein schlag ins Gesicht, nach dem ich einige Jahre immer wieder versucht habe zu sagen, wie ich es sehe. Mein Partner wird das in 100 Jahren nicht verstehen können, ich habe doch immer brav Weihnachten und Ostern gefeiert. Irgend wann kommt dann die Zeit wo man auf den Tisch schlägt und sagt: Hallo, ich bin auch noch da! Je älter man wird um so deutlicher wird das. Dies ist im übrigen kein typisch weibliches Problem. Männer empfinden es ähnlich. Leider tauschen wir uns darüber nur über PN aus. Keiner will seinen deutschen Partner kränken.

Kommt Jungs, traut euch. Ich denke wir konnten den Partnern erklären, dass es nicht an ihnen liegt und das wir sie lieben .. es schmerzt vielleicht etwas wenn ich als deutscher Partner zu hören bekommen, dass meinem TR Partner etwas fehlt. Ich glaube aber mit diesem Wissen kann man besser die kleinen Zeichen verstehen. Ich wäre ja schon froh gewesen, wenn mir mein Partner nicht schon am frühen morgen ein Frohes Weihnachtsfest gewünscht hätte ... oder mal zum essen vor meinen Teller eine Peperoni gelegt hätte.
 

alteglucke

Moderator
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

Zum einen: Wenn mir jemand nach fünf Jahren plötzlich sagt, dass er Weihnachten schon immer blöd fand, falle ich auch aus allen Wolken. (Damit sind deutsche Männer viel schneller. Ich habe immer schon das genervte Gesicht zu sehen bekommen, wenn ich meine Weihnachtsdeko ausgepackt habe.) Ich denke, jede Schwierigkeit lässt sich umso besser bewältigen, je früher sie angesprochen wird.

Und so wirklich verstehe ich dein Problem mit Weihnachten nicht. Meine Vorstellung ist eher gewesen, dass halt dann beide Feste gefeiert werden. Ist das naiv? Für mich kann ich jedenfalls sagen, dass ich Weihnachten weder auf meinen Weihnachtsbaum noch auf die entsprechende Musik verzichten will, aber auch nicht auf meinen Partner. Er muss das nicht toll finden, aber er darf mir die Freude daran nicht verderben. Ach ja, zu der Freude, die ich an diesem Fest habe, gehört auch das Schenken.

Umgekehrt fände ich es aber genauso wichtig, dass er mir seine Feste "zeigt" und erklärt, was daran für ihn wichtig ist.

Bei allen Unterschieden habe ich mir immer genau überlegt, wie weit kann ich ihm entgegen kommen? Wo sind meine Grenzen? Aber auch: Kann ich das von ihm verlangen?

Zusammengefasst: Ich glaube fest daran, dass es hilft, zu sagen, wo es piekst und möglichst viel darüber zu sprechen.

Edit: Anders als abgehackt ist heute irgendwie nicht drin, weil dauernd jemand in mein Büro kommt und mich stört.

Und noch ein Edit: Was hat es mit der Peperoni auf sich?
 
M

mar

Guest
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

[...]Es betrifft uns "sooo genannte Integrierte Türken" Wir fallen nicht auf, wir werden einfach so behandelt wie ein Deutscher Partner ... eigentlich ist das doch klasse ... es gibt keine Probleme, wir leben einfach zusammen, wir sind Multikulti ... und seht wie toll alles funktionieren kann ... da beginnt das Problem, nur weil wir nicht auffallen sind und bleiben wir doch auch Türken [...] Ich glaube aber mit diesem Wissen kann man besser die kleinen Zeichen verstehen. Ich wäre ja schon froh gewesen, wenn mir mein Partner nicht schon am frühen morgen ein Frohes Weihnachtsfest gewünscht hätte ... oder mal zum essen vor meinen Teller eine Peperoni gelegt hätte.



ja ich verstehe einen recht großen teil davon, was du meinst dametr ,es ist eine ambivalenz ganz tief im alltäglichen, in der sich deutsch-türkische parnter/ paare befinden.
aber ich denke auch nicht, das es nur die weibliche sensibilität betrifft.
ich habe unter anderem bei einem deutsch-türkischen freund anfangs überhaupt keine verborgenen oder empfindlichen türkische wurzelspitzen gefunden, die das miteinander sprechen oder miteinander schreiben in irgendeiner weise berührt hätten...
da ich diesen freund kaum sehe sondern meist schriftlich verkehre, sind die begleitenden sprachen wie gestik, mimik oder auch blicke weitestgehend untergegangen. in einer zurückliegenden klärenden diskussion per brief versuchten wir, ein problem, welches ursprünglich verbaler ursache war, aufzulösen. je mehr wir versuchten, die situation zu entspannen ( zumindest dachte ich es von meiner seite ) um so mehr schottete sich der freund verbal ab ... die verzweiflung , das wir aneinander vorbeiredeten war auf meiner seite sehr groß. ich schätze auf der seinigen ebenfalls...
denn je weiter und weiter wir diskutierten um so näher kamen wir dem unvermögen- einander zu verstehen. ich bin vielleicht, wie viele andere dem trugschluss gefolgt , in diesem freund "den türkischen " part auszuklammern. das fiel mir ja auch nicht leicht, denn die kommunikation fand in deutsch statt, und sein deutsch ist exellent ( sicher bräuchte mancher deutscher gar ein wörterbuch , so perfekt war es ) .

die hilflosigkeit und die eigene verlassenenheit in meiner sprache erschütterte mich . aber im verlauf des briefwechsels erspürte ich eigentlich immer mehr seine erschütterung über irgendetwas,und dies spiegelte sich sehr dramatisch im verbalen ab... der erste spur dieser art hilflosigkeit war, den schuldigen zu suchen für das missverständniss , und seine bemerkung, die ziemlich unter die gürtellinie ging brachte mich zuerst aus der fassung, denn sie ging in meine jüdische richtung ( ...schreckliche worte ), nach mehreren weiteren briefen kam dann die hilflosigkeit in einer anderen bemerkung daher, die mich wiederum so erschrocken machte, das ich tränen in den augen hatte . meine versuche, die missverständnisse aufzulösen mit hilfe der von uns beiden geliebten deutsche sprache endete damit , das er sich selbst als ...... betitelte und worte gegen sich selbst wählte , die mich in meinen grundfesten erschütterten.
bis dahin hatte ich nie im geringsten je einen gedanken daran verschwendet, das dieser brieffreund ja ein türkischer mann ist , der in deutschland aufgewachsen ist und das hier in diesen ganz subtilen , feinen unterschiedlichen lebenshintergründen diese missverständnisse zu hause sind und wir beide möglicherweise in der sprache UNTER der sprache aneinander vorbeigeredet haben.
das mag , wie gesagt, daran liegen, das der freund nicht mein lebenspartner ist, den ich täglich oder öfters sehen würde, sondern das hier bei diesem NUR die gesprochene sprache zum einsatz kam und eben nicht die alltägliche wahrnehmung der unterschiedlichen bedürfnisse, die aus der kindheit mitgenommen werden und , wie du schon sagtest, diese feinheiten im alter mehr und mehr hervorbrechen. das geschieht ja meist immer dann, wenn man selbst auf familiären wegen wandelt , eine partner hat, mit dem man lebt , kinder hat, denen man etwas weitergeben möchte...

mit deiner schilderung, dametr triffst du mich von zweierlei richtung ins herz. ich kann sehr gut begreifen, wie es schmerzt wenn man aneinander vorbeiredet oder wenn man spürt, das der partner oder freund die kleinen wichtigen signale im alltag einfach übersieht . ich kenne solche befindlichkeiten teilweise von mir selbst.
kaum jemand in meinem umkreis weiss um meine jüdischen wurzeln. es ist nicht notwendig für mich . oder ich sage mal, es ist für mich nichts besonderes, das ich dies als dreh-und angelpunkt im umgang mit meinen mitmenschen zu sehen .aber eigentlich möchte ich auch vermeiden, das menschen durch dinge befangen werden , die mit mir zu tun haben könnten. ich kenne solche aussprüche sehr gut: du bist typisch--- oder du bist nicht typisch--- deshalb möchte ich das typisieren von vornherien vermeiden und ergehe mich nicht in erklärungen.
aber dann kommen die momente, wo diese ambivalenz da ist, und die kindheit mit erziehungsmustern durchbricht, so z.b. waren meine ex-lebenspartner nie deutsche ( ist das zufall? ) ich überlege noch immer, ob es dafür eine erklärung gibt...

ich würde sicher traurig sein, wenn mein lebenspartner den einzigen wichtigen feiertag, den ich tatsächlich bewusst begehe ( jom kippur) genau mitten in den jahresurlaub legen würde. und wenn das über jahre so ginge, es ist eine art lieblosigkeit oder taktlosigkeit, für die er ja im gewissen sinne ja nichts kann, denn für ihn ist ein anderer tag eben traditionell wichtig. und die ursache dieser lieblosigkeit die ich empfinde ist nicht etwa kurioserweise das er den tag vergessen oder übersehen oder einfach uninteressant fände... nein, die ursache meines unbehagens ist , das ich mich "schon wieder outen muss" ...

es klingt absurd, aber es ist glaube ich genau diese zerissenheit, die menschen erspüren und am eigenen leib erfahren, welche eine andere kultur, eine andere sprache und einen anderen familiären backround in eine beziehung hineinbringen müssen.
ich sage bewusst MÜSSEN, denn nur können wir uns selbst reflektieren lernen und seiten an uns entdecken, die auf den ersten blick für aussenstehende fremd erscheinen aber auf den zweiten blick die vielschichtigkeit menschlicher gefühle und facetten und lebensfreude in das leben hineinbringen und die partnerschaft bereichern. es wäre einfacher, gäbe es worte für diese feinen nuancen aus unseren erfahrungen von wärme und geborgenheit, die wir unser ganzes leben bewahren möchten . es gibt einfach keine worte dafür. man kann diese worte nur durch das ausleben seines inneren ICH umschreiben.... menschen sind einfach geheimnisvolle wesen ...

MAR
 

alteglucke

Moderator
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

kaum jemand in meinem umkreis weiss um meine jüdischen wurzeln. es ist nicht notwendig für mich . oder ich sage mal, es ist für mich nichts besonderes, das ich dies als dreh-und angelpunkt im umgang mit meinen mitmenschen zu sehen .aber eigentlich möchte ich auch vermeiden, das menschen durch dinge befangen werden , die mit mir zu tun haben könnten.

Das bringt mich wieder zu einem Gedanken, der vielleicht die andere Seite etwas verständlicher macht. Wir Deutschen sind mit dem Erbe einer besonders schrecklichen und grausamen Form von Rassismus aufgewachsen. Eines der wichtigsten Dinge meiner kulturellen Identität ist, dass ich diese Erbschuld trage, dafür verantwortlich bin, dass nie wieder etwas ähnliches passieren kann. Sehr lange Zeit habe ich geglaubt, Rassismus sei ein rein deutsches Phänomen und käme in anderen Ländern nicht vor. Was sich bei mir bis in die hintersten Gehirnwindungen eingebrannt hat, ist: Tue und sage niemals etwas, was in irgendeiner Weise diskriminierend sein könnte. Das macht einen unbefangenen und offenen Umgang mit Anderartigkeit sehr schwer.
 
M

mar

Guest
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

Das bringt mich wieder zu einem Gedanken, der vielleicht die andere Seite etwas verständlicher macht. Wir Deutschen sind mit dem Erbe einer besonders schrecklichen und grausamen Form von Rassismus aufgewachsen. Eines der wichtigsten Dinge meiner kulturellen Identität ist, dass ich diese Erbschuld trage, dafür verantwortlich bin, dass nie wieder etwas ähnliches passieren kann. Sehr lange Zeit habe ich geglaubt, Rassismus sei ein rein deutsches Phänomen und käme in anderen Ländern nicht vor. Was sich bei mir bis in die hintersten Gehirnwindungen eingebrannt hat, ist: Tue und sage niemals etwas, was in irgendeiner Weise diskriminierend sein könnte. Das macht einen unbefangenen und offenen Umgang mit Anderartigkeit sehr schwer.

ja genau das ist es , was ich vermeiden will. ich gehöre zu einer anderen generation und meine recht unorthodoxen ansichten zu meiner eigenen person machen mich selbst im jüdischen umfeld zum "schwarzen schaf". vielleicht mag aber auch mein bizarrer lebenshintergrund eine rolle spielen,das in der ex-ddr ja jedwedige religionsausübung nicht gern gesehen war und meine großmutter die güte in person , mich nie negativ beeinflusst hatte ( in dieser speziellen richtung dieser dunklen zeit...)
ich finde es geradezu wichtig, ganz und garnicht befangen zu sein, das erleichert mir mein leben ungemein. mir ist es eher unangenehm, wenn man plötzlich , käme ich zufällig hinzu , in einem gespräch verstummt, welches möglicherweise "peinlich oder unangemessen " erscheint für die gesprächsparteien. in dem moment, wo man verstummt, würde ich das als zeichen von scham deuten oder furcht ( vor sich selbst) und ich denke, man sollte über ALLES sprechen können, denn nichts ist schamvoller oder fürchterlicher für menschen als verdrängen oder verschweigen von dingen,
das gilt ja auch im weitesten sinne für die partnerschaft im kleinen wie im großen.

MAR
 
A

alkim

Guest
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

ich verstehe das nicht,da leben deutsch türkisch in einem haushalt und es wir d nicht gesprochen...

mein mann hilft mir das weihnachtszeug aufzustellen,er schmückt mit mir den baum,er backt mit meiner tochter kekse

ich feiere mit ihm bayram und auch alle anderen feste,ich erkundige mich wie es gefeiert wird und dann versuche ich es so schön zu machen das mein mann freude daran hat.

mein mann versteckt auch gerne die ostereier für die kinder hier bei uns(bei meine eltern im dorf),es macht ihm spass.

ich habe diese jahr das erste richtige schlachtfest gefeiert,mein mann hat am 24.12 sogar ein kleines weihnachtsfest für mich und meine tochter in der türkei gemacht. und auch silvester,haben wir gefeiert(seine familie hat noch nie diese feste gefeiert,aber jetzt tun sie es)weil ich mit meiner religion dazu gehöre.

wenn ich so viele hier lese wird mir von tag zu tag bewusster was ich vor einen wundervollen menschen geheiratet habe.

warum können andere nicht auch türkische und deutsche freste zusammenlegen ?
es bringt doch viel mehr freude in eine beziehung...ich werde auch so gut ich schafe im sep. den ramadan mitmachen.klar ich werde es nicht schafen,aber solange es geht versuche ich es.
 

alteglucke

Moderator
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

in dem moment, wo man verstummt, würde ich das als zeichen von scham deuten oder furcht

Aber wir haben Scham und Furcht (das wird mir erst jetzt so richtig klar), es ist nur unterschiedlich, wie sich das äußert.

und ich denke, man sollte über ALLES sprechen können, denn nichts ist schamvoller oder fürchterlicher für menschen als verdrängen oder verschweigen von dingen,
das gilt ja auch im weitesten sinne für die partnerschaft im kleinen wie im großen.

MAR
Ja, ich denke, das ist genau das Pfund, mit dem wir (d.h. unsere Genration und die jüngeren) wuchern können. Wir haben auch gelernt, über alles zu reden und uns auseinander zu setzen. Aber damit das Sinn macht, braucht man eben auch ein Selbstbewusstsein im Sinne davon, dass man sich bewusst wird, wer man ist und was einen bewegt. Und das brauchen in einer Partnerschaft eben beide Seiten.
 
M

mar

Guest
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

............. Wir haben auch gelernt, über alles zu reden und uns auseinander zu setzen. Aber damit das Sinn macht, braucht man eben auch ein Selbstbewusstsein im Sinne davon, dass man sich bewusst wird, wer man ist und was einen bewegt. Und das brauchen in einer Partnerschaft eben beide Seiten.


ja, das ist ja ein teil dieser auseinandersetzung, die eine annäherung bringen soll...
das vorhandene selbstbewusstsein meines partners auch dadurch zum weiterwachsen und über sich hinauswachsen können zu bringen, indem ich meine bereitschaft zeige , dieses vielleicht vorher fremde in den alltag zu integrieren und meine freude zum ausdruck bringen kann, wie unglaublich wichtig und schön das für mich ist, DAS er durch sein anderssein auch mich wachsen lässt. das er erkennt und ich erkenne, das unser SELBST durch den ANDEREN erst bewusst gemacht werden kann. die partnerschaft ist ja auch eine art spiegel , in dem man sich selbst auch mal verkehrt herum wahrnehmen lernt, wenn nämlich der partner mir mal meine nachlässigkeiten und vielleicht mal meine "blindheit " sichtbar machen kann . ich denke schon, das man , wenn man den richtigen lebenspartner an seiner seite weiss, sich auch mal "gehen lassen muss" . damit meine ich auch ein vielleicht hemmungsloses weinen oder auch das sichtbarmachen von unverständnis, damit ich den boden , auf dem wir beide stehen, auch als den gemeinsamen boden wieder wahrnehmen kann.
das ich auch das zeigen seines kummers zu seinem selbstbewusstsein hinzuzählen lernen muss , denn damit "bespiegelt" er mich ja auch , und ich kann ihm da nicht einfach ausweichen , indem ich meine: ach, wie kann man nur so lamoryant sein...
ich habe für mich festgestellt, das das , was meist der männliche part als "schwäche" empfindet, für mich eher seine stärke ist , die ich erkennen kann. denn auch im kummer kann er/sie so bewusst sein, das man sich fallen lassen kann- in dem wissen, das in der gleichwertigkeit des verstehens die basis dafür gegeben ist, zu wissen, das man aufgefangen wird. das selbstbewusstsein am DU erkennen, und nicht nur am ICH, das ist glaube ich ein wichtiger weg, besonders binationale partnerschaften oder bireligiöse partnerschaften gedeihen zu lassen.

MAR
 

Sultan

New Member
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

Ausserdem finde ich das so langsam intolerant von manchen Leuten hier.
Ich bin Türke und finde meine Kultur und Religion super, ich möchte in meinem Kulturkreis bleiben und meine Religion und Kultur ausleben. Mit einer Bi-Nationalen Ehe ist das einfach nicht machbar. Ich akzeptiere die Meinung von anderen als sollte man meine Meinung auch akzeptieren Punkt aus.

Leider lese ich erst heute in diesem Thread....:

Ich bin Deutscher und finde die Kultur und Religion meiner (türkischstämmigen) Ehefrau auch super. Trotzdem möchte auch ich in meinem Kulturkreis bleiben, meine Religion und Kultur ausleben. Aber gerade das ist doch in einer Bi-Nationalen Ehe machbar. Was spricht denn gegen Toleranz für das Andere ? Wo ist denn der Gegensatz ? Ich kann ihn nicht erkennen !

Dass meine (türkischstämmige) Frau in mein Leben getreten ist, betrachte ich als ein Gottesgeschenk, welches mein Leben um ein Vielfaches bereichert hat.

Ich kann heute für mich sagen, ohne diese andere Kultur ohne die andere Sprache, und ohne die andere Lebensweise möchte ich heute gar nicht mehr sein.

Lg Jens
 
A

Anouk

Guest
AW: Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

ich habe unter anderem bei einem deutsch-türkischen freund anfangs überhaupt keine verborgenen oder empfindlichen türkische wurzelspitzen gefunden, die das miteinander sprechen oder miteinander schreiben in irgendeiner weise berührt hätten...
da ich diesen freund kaum sehe sondern meist schriftlich verkehre, sind die begleitenden sprachen wie gestik, mimik oder auch blicke weitestgehend untergegangen. in einer zurückliegenden klärenden diskussion per brief versuchten wir, ein problem, welches ursprünglich verbaler ursache war, aufzulösen. je mehr wir versuchten, die situation zu entspannen ( zumindest dachte ich es von meiner seite ) um so mehr schottete sich der freund verbal ab ... die verzweiflung , das wir aneinander vorbeiredeten war auf meiner seite sehr groß. ich schätze auf der seinigen ebenfalls...
denn je weiter und weiter wir diskutierten um so näher kamen wir dem unvermögen- einander zu verstehen. ich bin vielleicht, wie viele andere dem trugschluss gefolgt , in diesem freund "den türkischen " part auszuklammern. das fiel mir ja auch nicht leicht, denn die kommunikation fand in deutsch statt, und sein deutsch ist exellent ( sicher bräuchte mancher deutscher gar ein wörterbuch , so perfekt war es ) .

die hilflosigkeit und die eigene verlassenenheit in meiner sprache erschütterte mich . aber im verlauf des briefwechsels erspürte ich eigentlich immer mehr seine erschütterung über irgendetwas,und dies spiegelte sich sehr dramatisch im verbalen ab... der erste spur dieser art hilflosigkeit war, den schuldigen zu suchen für das missverständniss , und seine bemerkung, die ziemlich unter die gürtellinie ging brachte mich zuerst aus der fassung, denn sie ging in meine jüdische richtung ( ...schreckliche worte ), nach mehreren weiteren briefen kam dann die hilflosigkeit in einer anderen bemerkung daher, die mich wiederum so erschrocken machte, das ich tränen in den augen hatte . meine versuche, die missverständnisse aufzulösen mit hilfe der von uns beiden geliebten deutsche sprache endete damit , das er sich selbst als ...... betitelte und worte gegen sich selbst wählte , die mich in meinen grundfesten erschütterten.

... und so schreibt man sich quälend auseinander oder zerredet ein einstmals enges Verhältnis, eine liebevolle Beziehung. Das ist traurig, aber das kenne ich auch. Und ich glaube inzwischen, nein: bin sogar überzeugt, auch wenn es naiv klingen mag, dass nicht jeder Konflikt vertieft, intensiv verbalisiert und durchdiskutiert sein muss. Natürlich ist es unumgänglich, wenn es ans Eingemachte geht, oder wenn ein vielleicht nur geringfügiges Missverständnis etwas sehr viel Größeres zu zerstören droht.

Aber jede Gefühlsregung verbalisieren? Hinterfragen? Definieren, sezieren und quasi wie einen aufgespießten Schmetterling unter dem Mikroskop betrachten, nur um sich (noch) klarer zu werden darüber, wer man selbst und wer der Andere ist?

Es mag Auseinandersetzungen geben, die an der Oberfläche hässlich, aber im Grunde sehr heilsam und produktiv sind, weil sie auf etwas Tieferes und womöglich den eigenen Wesenskern, das Unverwechselbare hinweisen. Weil man plötzlich begreift, wo man möglicherweise zu wenige oder zu viele Zugeständnisse gemacht, sich selbst oder den Anderen verletzt, eine ausgestreckte Hand übersehen hat. Und dann ist es, zumindest nach meinem Empfinden, ein Akt der Zuneigung und menschlichen Interesses, die Dinge zu benennen und einander Zeit für Veränderungen zu lassen.

Aber Schweigen kann genau so heilsam sein, wenn es "kracht" und Worte nur mehr Schneisen und keine Brücken zur Verständigung schlagen. Einen Konflikt beschweigen zu können, bis es an der Zeit ist, das Gespräch - vielleicht - wieder aufzunehmen, finde ich persönlich sehr viel entspannender und manchmal auch sinnvoller als den verzweifelten und in aufgeheizter Verfassung oftmals zum Scheitern verurteilten Versuch, das einzig richtige erlösende Wort zu finden, das die plötzlich aufgetretene Kluft überbrücken möge..

Was Du geschildert hast, liebe Mar, klingt mir persönlich nicht nach vermeintlich unüberbrückbaren kulturellen Differenzen oder gar manifesten Unvereinbarkeiten. Es klingt vielmehr nach einer zunehmend machtvoll geführten Auseinandersetzung, in der das Wissen oder die Ahnung um latent vorhandene Verletzlichkeiten gezielt als Waffe benutzt wurde. Mit Freundschaft oder gar Liebe hat das nichts zu tun. Es geht dann um Macht, vielleicht auch "nur" um eine Art Definitions- oder Deutungshoheit, wer weiß.. aber in solchen waffenklirrenden, kalten Wortwechseln (oder sollte man vielleicht sagen: Wortgemetzeln?) erkennt man einander ganz plötzlich nicht wieder... und dann immer weniger... Und das ist das eigentlich Schmerzliche: weil es so unnötig ist und eine wachsende bzw. gewachsene Nähe auf einen Schlag zerstören kann. Bisweilen für immer.

Nur glaube ich, dass so etwas sehr viel mehr eine Frage der Persönlichkeit als der türkischen oder deutschen Sozialisation ist. Sicher hat das mit reingespielt, klar, aber so, wie Du diesen letzten (?) Briefwechsel beschrieben hast, macht es auf mich den Eindruck, als sei der anderen Seite jedes Mittel recht gewesen, um etwas Gewachsenes zu zerschlagen. Warum auch immer. Genau so gut könnte man hingehen und einen Partner mit anderem kulturellen Hintergrund, der auch seine eigenen Wurzeln pflegt, platterdings des Rassismus' bezichtigen.. viele miese Varianten sind denkbar. Nur ist es schäbig.

Wer vor allem das Trennende betonen will, kann es tun, und es gibt Zeiten, in denen das notwendig sein mag, um mehr und verstärkt zum Individuum zu werden.
Aber in einer echten Freundschaft hat so ein Übermaß an Abgrenzung nichts verloren. Und wenn dann tatsächlich mit solchen Bandagen gearbeitet wird, wie Du es beschrieben hast, scheint mir das sehr vorgeschoben. Mir tun solche Menschen im Grunde immer sehr leid, weil es zumindest für mein Empfinden von sehr viel Zerrissenheit zeugt.

Natürlich gehört ein gewisses Maß an Selbstbesinnung, Wissen um und vielleicht sogar Stolz auf die eigene Herkunft, die eigenen Wurzeln, dazu, innerlich freier und glücklicher zu werden. Ohne Wurzeln geht es nun einmal nicht, ohne Freunde und Liebe aber auch nicht. Und warum sollte das nicht vereinbar sein? Eine Sprache, ein Mensch, zwei Sprachen, zwei Menschen.. und so weiter. :)

Puuuh, viel geschrieben. Hoffentlich nicht zuviel, aber ich finde das ganze Thema sehr spannend, eigentlich fast alle Beiträge dazu.

;)
anouk
 
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