Verliebt in Türkin - kann sowas gut gehen?

Gugu

New Member
@DameTR

Ich reagiere natürlich auf deine Schreiben, aber nur am Rande. Dadurch möchte ich in keinster Weise das ursprüngliche Thema überdecken. Und in diesem geht es um einen jungen Deutschen der das Verhalten und die eventuellen Probleme die noch kommen können, in einer Verbindung zu einer türkischen Frau, nicht versteht aber begreifen möchte.

Deshalb schrieb ich, das ich als Deutsche evtl. nicht die passenden Erklärungen liefern kann und bat auch gleichzeitig um die Unterstützung der jungen türkischen Frauen die dieses Problem wohl alle im Moment aus eigener Erfahrung beurteilen können.

Das verschiedene Kulturen auf einander prallen ist wohl jedem mit einem ausländischem Partner klar. Aber unterschiedliche Erfahrungswerte können auch bei gleicher Nationalität entstehen. Ich glaube nicht das ich die gleichen Erinnerungen als Stadtmensch gesammelt habe als ein "Dörfler". Selbst in unserem 6 Familienhaus gab es eine Familie die keinen Fernseher hatte, streng gläubig lebte usw. Diese direkten Nachbarn haben z. B. nichts mit mir gemein. Meine Gefühle sind sicher nicht mit denen in dieser Familie vergleichbar.

LG, Gugu
 

DameTR

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Zu Hause, da ist zunächst erst einmal alles vertraut. Zu Hause, das ist die Umgebung, in der man aufgewachsen ist. Den Menschen, denen man dort begegnet, kann man sich mitteilen. Man spricht die gleiche Sprache, man geht mit den gleichen Begriffen um, man kann sich selbst dem Anderen erklären, und den Anderen in seiner Art verstehen. Dies geschieht jeden Tag, ohne große Anstrengung oder Schwierigkeiten, denn man lebt in der gleichen Welt. In dieser Welt weiß man, wer man ist.

Durch eine binationale Ehe heiratet man in einen komplexen und festgefügten Familienverband hinein. Die normalen Erkennungsmechanismen sind also erstmal außer Kraft gesetzt oder nur eingeschränkt verfügbar.Hat die Familie des Partners vorher bereits mit Ausländern zu tun gehabt oder ist sie selbst im Ausland gewesen, erleichtert dies das gegenseitige Kennenlernen. Ist das jedoch nicht der Fall, kann es leicht zu Verständigungsschwierigkeiten kommen.
Das Zusammenleben ist normalerweise geprägt durch die Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen. Der Andere wird verständlich, lässt sich erklären und kann sich darstellen als Person, durch seine Reaktionen. Diese sind es, die den Anderen vertraut oder fremd erscheinen lassen. Vertraut ist, was erlernt wurde von Kindheit an. Fremd ist, was nicht vertraut ist. Wann wird gelacht, wann wird getrauert, wann ist man gereizt, wann ist es zu viel, wann zu wenig?

Innerhalb dieser Reaktionsmuster kommt es erst zu einer eigentlichen Begegnung von Menschen. Oder auch nicht, wenn alles nur fremd erscheint und dadurch Berührungsängste entstehen. Dann stoßen die Welten aufeinander. Dann wird nicht verstanden, jedenfalls nicht selbstverständlich, warum jemand so oder so reagiert, und zwar auf beiden Seiten.

In einer binationalen Ehe ist die 'Seitenstärke' ungleich verteilt. Der neu aufgenommene Einzelne steht einer ganzen Familie gegenüber. War vorher das Muster, ganz selbstverständlich in dieser oder jener Weise zu reagieren, so sieht man nun, dass die Mehrheit anders reagiert. Innerhalb dieser Wahrnehmung, die eine Woge an Gefühlen - wie Erstaunen, Verunsicherung, Fremdheit - mit sich bringt, stellt sich die Frage: "Wer oder was bin ICH?" neu. Auch die Möglichkeiten der Selbstdarstellung müssen neu überdacht werden.

In der Familie geht es aber nun darum, sich darzustellen und einen Platz in dem bereits bestehenden Familiengefüge zu finden. Doch die erlernten Parameter fehlen oder sind zumindest nicht mehr selbstverständlich klar. Das Miteinander, in welcher Form auch immer, bedarf einer ständigen Hinterfragung der eigenen Person. Wieder und wieder und noch einmal.

Ich bekenne: Alles nur geklaut ! 8)
 

DameTR

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macclesfieldman

ich gebe wieder mal ein Beispiel aus meiner Sicht:

Ich bin in Istanbul geboren, meine Familie stammt aus Istanbul. Wir leben aber seit über 40 Jahren in Deutschland. Ich spreche beide Sprachen perfekt. Niemals würde jemand in Deutschland oder der Türkei daran denken, daß ich nicht die jeweilige Nationalität besäße. Bin sehr modern erzogen worden. Meine Eltern sind dreisprachig (beide zweisprachig aufgewachsen + 40 Jahre Deutschland) und können besser die Internationale singen als die Nationalhymne. Aus der Sicht meiner Familie könnte mein Partner aus jedem beliebigen Land stammen. Aus diesem Hintergrund heraus konstruiere ich nun etwas: Ich fahre in die Türkei in Urlaub. Lerne einen gebildeten, studierten aber nicht der deutschen Sprache mächtigen Mann kennen und lieben. Da ein zusammen sein in Deutschland nur möglich ist in dem man heiratet, wird alles überstürzt in die Wege geleitet. Nach Monaten des Wartens ist man nun vereint und lebt in Deutschland. Der Mann, sagen wir Arzt oder Jurist, hat keine Arbeit und auch keine Aussicht jemals etwas in seinem Fachbereich zu bekommen, weil keine perfekten Deutschkenntnisse vorhanden. Wir eröffnen einen Imbiss / Autohandel / Importexport ... oder er wird Hausmann und erzieht die Kinder, weil mein Einkommen eine Familie bestens ernähren würde. Was meinst Du wie lange so etwas gut gehen würde. Sprachlich hätten wir keine Probleme, aber auch wir hätten nicht die selben Erfahrungswerte. Keine gemeinsamen Kinobesuche, kein Theater, kein Kabarett, kein TV-Abend. Er könnte nichts mit meinen Freunden anfangen, eigene Freunde hätte er ja nicht. Alles was etwas anspruchsvoller als der Lebensmittel-Einkaufen wäre müsste von mir erledigt werden. Behördengänge, Gespräche mit Lehrern, Banken, Vermieter, Arztbesuche, Besuch einer Kfz-Werkstatt was auch immer. Ich als in Deutschland aufgewachsene Türkin würde mir nicht zutrauen diese Situation dauerhaft zu meistern. Ich hätte nicht den Mut dazu.

Wir haben hier doch bestimmt den einen oder anderen Türken / in, der / die einen Ehepartner aus der Türkei geheiratet hat, war alles Sonnenschein?

An alle Anderen mal die Frage, was würde euch davon abhalten einen Ehepartner aus der Türkei zu heiraten ... oder umgekehrt eben doch einen Partner aus der Türkei zu heiraten. Um "macclesfieldman" zu helfen wäre es schön, wenn sich die Herren, die auch hier aufgewachsen sind dazu äußern.
 

DameTR

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Re: Schoen und gut..

Zitat von macclesfieldman:
Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass die Menschen ueberall so verschieden sind, dass individuelle Probleme nicht einfach nur auf die tuerkische "Frauen"-Kultur abgeschoben werden kann. Soweit ich weiss, gibt es ja so etwas wie einen "Kutlurkampf", und ob die Frau auf der einen oder anderen "Seite" steht, macht doch einen riesigen Unterschied!?

Das was Du schreibst ist so selbstverständlich, daß ich erst gar nicht erst darauf eingegangen bin. Ich wollte Dir von Dingen berichten, die Dir unbekannt sind. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß eine 25 Jahre alte Türkin aus Izmir, mit einem gewissen Bildungsgrat, keine Probleme hat ihren Willen gegen über ihrer Familie durchzusetzen. Ich kann mir auch gut vorstellen, daß eine türkische Familie , aus der Großstadt keine Einwände gegen einen ausländischen Schwiegersohn haben wird. Meine 24 Jahre alte Cousine ist nach ihrem Studium für ein Jahr nach England gefahren um ihren Dr. zu machen. Sie kam mit einem Engländer zurück. Ihr Bruder (26 ) hat in den USA studiert und heiratet im Sommer eine Japanerin. In beiden fällen hatten mein Onkel und meine Tante keine Einwände. Da mein Onkel und meine Tante sehr gut die Englische Sprache beherrschen war ein kennenlernen der jeweiligen Partner auch kein großes Problem. ... Du siehst es geht alles.
 

DameTR

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AW: Verliebt in Tuerkin - kann sowas gut gehen?

Hallo Zusammen,

ich habe diesen uralten Threat hervorgekramt, weil mich 4 türkische TT Mitglieder (3 Frauen, ein Mann) darauf angeschrieben haben, als ich zuletzt zum Ausdruck gebracht habe, dass ich "FÜR MICH" eine Deutsch / Türkische Partnerschaft ausschließe. Wir haben festgestellt, dass wir die selben Sehnsüchte haben, aber aus angst nicht darüber sprechen, weil wir unsere deutschen Partner nicht kränken möchten. Vielleicht geht es einigen neuen TT Mittglieder auch so. Vielleicht hilft es zu wissen, dass man mit seinen Gefühlen nicht allein ist.
 

Dine

Well-Known Member
AW: Re: Verliebt in Tuerkin - kann sowas gut gehen?

Ja, ihr beiden bilateral Geschädigten ... so ist es eben wenn zwei Kulturen auf einander treffen. Selbst wenn der "Ausländische Partner" die Sprache des Landes perfekt beherrscht werden sich dennoch Probleme in der Beziehung ergeben. "Eine Sprache sprechen" bedeutet ja nicht nur das gesprochene Wort des anderen zu verstehen, es steckt doch viel mehr dahinter. Gesten, Blicke, schweigen, lachen, riechen, schmecken, weinen, amüsieren, langweilen, wohlfühlen ... alles ist anders, wobei keines von den jeweiligen Haltungen des Partners falsch oder richtig sind, es ist eben ANDERS. Ich bin hier aufgewachsen, kenne die Körpersprache der Deutschen und kann sie richtig deuten, aber mein Deutscher Partner kann es umgekehrt nicht. Er ahnt gar nichts von den zarten zwischen Tönen meiner Bewegungen und Worte. Wenn ich nun rein rational an die Sache ran gehe, kann ich mit diesem "Manko" in einer Deutsch - Türkischen Partnerschaft umgehen. Aber wer kann in der Liebe schon immer rational sein? Irgend wann, kann man sich nicht mehr verstellen und man beginnt wütend auf den anderen zu werden, der ja eigentlich gar nichts dafür kann. Ich glaube man kann eine Weile damit leben, weil die Liebe größer ist, aber die Sehnsucht nach einem Partner aus dem eigenen Kulturkreis wächst mit der Zeit. Da ich ja nun nicht mehr die Jüngste bin, kenne ich dt-tr - Paare, die lange Jahre verheiratet sind und hauptsächlich einen deutschen Freundeskreis haben ... unbemerkt vom deutschen Partner, hat jeder der türkischen Partner (nach einigen Jahren) Probleme mit dieser Situation. Der eine mehr, der andere weniger ... ich kenne "keinen" der nicht wehmütig wird, wenn er an eine eventuelle türkisch - türkische Partnerschaft denkt. Es stellt sich immer heimlich die Frage: Was wäre, wenn? ... aber man macht aus seinem Herzen eine Mördergrube und schweigt. Ein Teil des ausländischen Partners wird dem deutschen Partner "immer" fremd bleiben und oft wird dieser es nicht mal merken. Was z.B. im Umgang miteinander in Deutschland richtig wäre, könnte in der Türkei schon eine Beleidigung des Partners sein und umgekehrt.

Wer sich auf eine solche Partnerschaft einlässt muß dies alles bedenken!

Dann kommt natürlich noch die Familie mit ins Spiel: Je nach Bildung, Religiosität und politischer Ausrichtung der Familie kann es zu mehr oder weniger Problemen kommen. Aufgrund der Sprachschwierigkeiten mit der Familie wird der Gesprächspartner oft als "Dumm" angesehen ... kann nichts, weiß nichts, wollen alles anders machen als in Deutschland / Türkei üblich ... der Respekt schwindet. Der ausländische Partner gerät zwischen die Fronten ... man muß schon stark sein um dem standzuhalten ... der ausländische Partner weiß, daß die Positionen der Parteien aus der jeweiligen Kultur heraus gesehen richtig sind.

Das Ganze hat euch beiden nun nicht wirklich weiter geholfen ... ich weiß. Ich weiß auch, daß jetzt viele die einen türkischen Partner haben entsetzt auf meine Äußerungen reagieren werden. Aber glaubt mir, es ist so! Das bedeutet nun nicht, daß euch euer Partner nicht aufrichtig liebt. Ich wollte euch nur die kleinen, heimlichen Gedanken euerer Partner vor Augen führen.

Hallo DameTR

Ich finde diesen Beitrag sehr schön geschrieben und auch wahr. Habe es aber nicht so verstanden, dass es NICHT funktionieren kann - es macht nur deutlich woran es scheitern könnte, wenn man solche Dinge irgendwann in den Mittelpunkt stellt oder nicht darauf achtet... Allerdings denke ich auch, dass man mit dem Verständnis und Lernen der anderen Kultur dagegen ankommen kann, nie 100% - aber man kann lernen damit umzugehen, so dass es zu keinen Problemem führt.

Wie gesagt; schön geschrieben!

LG
Dine
 

Inada

New Member
AW: Verliebt in Tuerkin - kann sowas gut gehen?

Wieso könnt ihr eine solche Beziehung von vornherein ausschließen?
Also ich denke es kommt doch auch irgendwie auf die Einstellung und die Kultur an. Nicht bei allen hindert der kulturelle Background an einer glücklichen Beziehung mit einem Menschen, der einer anderen Kultur.
 

Dine

Well-Known Member
AW: Verliebt in Tuerkin - kann sowas gut gehen?

Hi Inada

Ich schliesse eine solche Beziehung nicht aus, denn ich führe selbst eine.

;)
 

Hatice

Active Member
AW: Verliebt in Tuerkin - kann sowas gut gehen?

Ich muss sagen, dass für mich eine deutsch-türkische Beziehung auch NIE, NIE und NIE in Frage kommen würde!
Auch wenn es jetzt Kritiken hagelt.
 
B

berliner

Guest
AW: Verliebt in Tuerkin - kann sowas gut gehen?

@hatice : Sag niemals nie. Lasse bitte diesen Satz eines 36jährigen einfach mal so stehen.

Und : Nicht alles ist Gold (türkische Männer), was glänzt.
Lass bitte auch diese Feststellung eines türkischen Mannes, der Hunderte von türkischen Männern kennengelernt hat,einfach mal so stehen.
 
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