Vorausschauende Technik (?)

[turkish talk]

TT, die interessantesten Fragen sind doch die, auf die es keine einfache weil eindeutige Antwort gibt. Eindeutige Antworten sind in solchen Fällen fast immer extreme Antworten, die einen bestimmten Vorteil bieten, aber auch eine Menge Nachteile aufweisen.

Dieses Filmchen liefert aber eine eindeutige und bequeme Antwort, zudem wird der Tod eines Kindes in einem positiven Licht gezeigt. Ich will jetzt nicht moralinschwanger durch die Gegend rennen, aber ich finde das unpassend.

Aber so ein kleines Filmchen, das eine Alltagssituation hernimmt, mit der wir mehrmals täglich konfrontiert sind (Autowerbung!), und ihm eine ganz unerwartete Wendung verpasst, kann solche Fragen eben aufkommen lassen. Und ich finde es gut, dass sich die Menschen damit beschäftigen; wir tun und lassen heutzutage so vieles, das einer näheren vernünftigen kritischen Betrachtung gar nicht erst standhalten würde, dass ich es immer begrüße, wenn die Leute mal wieder ein wenig ihre grauen Zellen bemühen.

Da bin ich ganz Deiner Meinung. Wir denken zu wenig nach, informieren uns nicht ausführlich genug, schnappen uns hier und da boulevardeske Überschriften und bilden uns daraufhin eine Meinung.
Aber dieses Video regt nicht zum Nachdenken an, finde ich, im Gegenteil, es unterstützt eine unreflektierte Haltung. Komplexes Thema, einfache Antwort, ästhetisch zubereitet, fertig. Dieses Video kommt wie eine rote Überschrift auf Spiegel Online daher.

Darum ist es zumindest mutig und orginell.

Weder mutig noch originell. Mit Hitler kannst du nichts falsch machen, da kannst du sogar ein Kind über den Haufen fahren.

Eine TT-Werbung in dem Format würdest Du doch wohl auch nicht zurückweisen, oder?

Ich glaube nicht.

 

[Bukalemun]

Also an alle künftigen Zeitmaschinenerfinder. Es würde genügen dem Hitler die Malerkarriere zu ermöglichen. Das würde ihn auch auf Trab halten.

Ich mag die Art wie Du denkst.

 

[schneidersitz]

Ich finde in den Spot wird viel reinintepretiert. Er ist originell.


Aber zum Thema Zeitreisen....

Ich würde als erste in die Vergangenheit reisen und Hitler oder Stalin (wenn nötig auch als Kind) töten.
(Wenn es den keine andere Möglichkeit gäbe die Zukunft zu ändern.)

 

[Pit 63]

Seit wann heiligt der Zweck die Mittel?
Rückschritt durch Technik, das ist die unbeabsichtigte message dieses Clips mit seinen idyllischen Bildern.
Anders als Mercedes hätte Audi den kleinen Adolf deshalb vor der Kunsthochschule abgesetzt- wie Sommer hier so schön angeregt hat.

 

[Zerd]

Dieses Filmchen liefert aber eine eindeutige und bequeme Antwort, zudem wird der Tod eines Kindes in einem positiven Licht gezeigt. Ich will jetzt nicht moralinschwanger durch die Gegend rennen, aber ich finde das unpassend.

Ein paar zusätzliche moralische Gedanken und Diskussionen haben noch niemandem geschadet. Die Darstellung vom Tod eines Kindes in einem positiven Licht wäre tatsächlich problematisch, aber dem ist hier nicht so, denn damit würde das Filmchen gar nicht funktionieren (weshalb es vermutlich eben auch in Deinen Augen nicht funktioniert). Das tote Kind ist das Ergebnis eines eindeutigen (technischen) Fehlers, es kann (und darf?) damit so gar nicht sein. Das ist doch eben gerade der Punkt, an dem der Betrachter stutzt und nachzudenken anfängt. Da ist nämlich nichts eindeutig positives an diesem Ergebnis und diejenigen, die das so sehen, haben den meisten Grund, darüber etwas mehr nachzudenken.

...Aber dieses Video regt nicht zum Nachdenken an, finde ich, im Gegenteil, es unterstützt eine unreflektierte Haltung. Komplexes Thema, einfache Antwort, ästhetisch zubereitet, fertig. Dieses Video kommt wie eine rote Überschrift auf Spiegel Online daher.

Weder mutig noch originell. Mit Hitler kannst du nichts falsch machen, da kannst du sogar ein Kind über den Haufen fahren.

Nun, Mercedes hat das offensichtlich anders gesehen, als sie sich so deutlich distanziert haben von dem Filmchen. Und die stehen doch normalerweise auf rote Überschriften auf Spiegel Online oder in AutoBild. Ich meine, natürlich kann man das so sehen wie Du und sich nur darauf konzentrieren, was hier vermeintlich instrumentalisiert und relativiert wird. Reduktion ist die Hauptaufgabe unseres Gehirns, jede Botschaft lässt sich wegreduzieren. Aber ich glaube nicht, dass man dem Filmchen dadurch gerecht wird, weil er eben doch eine unerwartete Wendung nimmt und kein reiner Werbefilm ist, obwohl er denselben Rahmen benutzt.

Ich glaube nicht.

Okay, Du bist der Werbefachmann, ich bin nur ein einfacher Konsument von Werbung. Und auf mich wirkte dieser Film ebenso professionell gemacht wie andere teure Werbeclips der Automobilindustrie.

Ich finde in den Spot wird viel reinintepretiert. Er ist originell. Aber zum Thema Zeitreisen.... Ich würde als erste in die Vergangenheit reisen und Hitler oder Stalin (wenn nötig auch als Kind) töten. (Wenn es den keine andere Möglichkeit gäbe die Zukunft zu ändern.)

Schön, dass hier auch jemand den reinen Zeitgeist vertritt, sowohl im gedankenlosen Hedonismus des ersten Satzes (einfach nur genießen und möglichst nicht nachdenken darüber!) als auch im konsequenten Utilitarismus beim Thema Zeitreisen (der Zweck heiligt jedes Mittel!).

Rückschritt durch Technik, das ist die unbeabsichtigte message dieses Clips mit seinen idyllischen Bildern. Anders als Mercedes hätte Audi den kleinen Adolf deshalb vor der Kunsthochschule abgesetzt- wie Sommer hier so schön angeregt hat.

Hmmm, hast Du die Diplomarbeit gelesen? Wäre vielleicht interessant zu lesen, wie die Macher sich das Alles gedacht haben. Mir ging es hier vornehmlich darum, wie der Clip auf mich gewirkt hat, über die Motivatoin der Macher habe ich gar nicht spekuliert. Und Mercedes wollte offensichtlich gar nichts mit dem kleinen Adolf zu tun haben...

 

[Bender]

Dieser Werbespot gefällt Mercedes nicht (unbedingt ansehen!!!)
Quelle: SPIEGEL.de
Ich finde das Video persönlich klasse, aber auch die Kommentare auf spiegel.de sind lesenswert und machen nachdenklich.

Die Werbung ist an sich sehr gut gemacht und wirkt sehr professionell, aber die Werbebotschaft führt in eine Sackgassen- bzw. in ein Denkgassenlabyrinth.

 

[Bender]

Der Spot hinterläßt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Handwerklich gut gemacht und auch originell, aber doch irendwie zynisch oder Menschenverachtend. Kann mich nicht entscheiden.

Also an alle künftigen Zeitmaschinenerfinder. Es würde genügen dem Hitler die Malerkarriere zu ermöglichen. Das würde ihn auch auf Trab halten.

Oder es hätte zusätzliche Künstlerbaracken geschaffen.

Wenn man seine Motive vom "leeren Dorfplatz" sieht, dann schlummerte wohl doch schon in ihm ein kleiner Kern/Samen vom großen Adolf und einem beschaulichen Dorfdeutschland auf seiner Seele.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass man die Zeit nicht nach seinem eigenem Gutdünken richten kann.

 

[Bender]

Es würde genügen dem Hitler die Malerkarriere zu ermöglichen. Das würde ihn auch auf Trab halten.

Dadurch stellt sich auch die Frage, ob die Menschen gemacht werden.
Ging alles von ihm aus oder wurde er dazu gemacht?
Kommt es von einem selbst oder sind es die Umstände bzw. Umwelt oder ist es die Wechselwirkung daraus, die ihn zu dem machten, was er eben war.
Und ist es nicht zu einfach, alle Schuld auf Hitler zu schieben?
mmmhh?

 

[Erato]

Ich fand den Spot ehrlich gesagt verstörend und war auch unangenehm überrascht von meinem zweiten Gedanken... Mein erster Gedanke war "oh gott, nun wurde der Junge überfahren!". Mein zweiter Gedanke "achso, der kleine Junge sollte Hitler als Kind darstellen". Ich gehe mal davon aus, dass es anderen auch so ging...

Der Spot ist professionell gemacht, aber nicht originell. Mal überspitzt formuliert: Solange es sich dabei um Hitler handelt, könnte man damit auch das vorsorgliche Töten von einem unschuldigen Kind rechtfertigen, der als Erwachsener mal zum Täter wird... Unser Rechtssystem funktioniert aber so, dass man Leute bestraft, die eine Straftat begangen haben, keine Unschuldigen, die vielleicht mal zum Massenmörder werden könnten. Und an dieses Rechtssystem glaube ich auch. Ich finde auch Aussagen wie "unsere Wischiwaschi-Justiz" oder "warum wird der überhaupt angehört" (siehe die Diskussion über den Breivik-Prozess) bedenklich. Das geht für mich in dieselbe Richtung.

Vielleicht finde ich es auch so geschmacklos, weil es sich um ein unschuldiges Kind handelt, was da als Gefahr erkannt und "beseitigt" wird... Zum Schluss wird ja nochmal so eine Aussage getroffen nach dem Motto "Das Auto erkennt Gefahren rechtzeitig". Nö, da sträubt sich in mir vieles...

 

[Bender]

...
Zum Schluss wird ja nochmal so eine Aussage getroffen nach dem Motto "Das Auto erkennt Gefahren rechtzeitig". Nö, da sträubt sich in mir vieles...

Und gegen Aufpreis bekommt man noch einen mit integriertem Lügendetektor.

(und in weiter Zukunft, eins, was mit Lügen angetrieben wird.)
(positiver Nebeneffekt - Politiker können als optionale Beifahrer einen Nebeneinkommen erwirtschaften, ohne eine weitere Abhängigkeit von Lobbysten (Lobbiesten?).

Nichts ist unmöglich -