War Gandhi ein Rassist?

eruvaer

Well-Known Member
Ich frag mich, warum das jetzt so brisant berichtet wird?
Weiss noch wie ich damals in der Grundschule ein Freunde-Buch ausfüllen wollte und kein Idol hatte...
meine Mutter schlug Ghandi vor - aber mein Bruder hatte mir über ihn zu lesen gegeben.
zugute halten muss man ihm die unvergleichliche friedliche Form des Protests, die tatsächlich zum Erfolg führte - neben seiner Fähigkeit Menschen zu begeistern/erreichen.

Dass er nackt neben Frauen schlief - darunter auch eigene Töchter lernte ich vorher, aber dass er die niederen Arbeiten den Frauen überließ und auch das Kastensystem wogegen er teilweise kämpfte, achtete er andersrum wieder selbst (steckte wohl zu tief drin und er war ja auch kein Opfer davon), das eben auch die Diskriminierung von Schwarzen mit einschliesst, lernten wir später auch in der Schule...

hatte ich ja kürzlich schon mal woanders geschrieben:
wirklich JEDER kann ein Rassist sein ;)
sogar Ghandi.
 

sommersonne

Well-Known Member
Es sagt ja keiner das berühmte Männer oder Frauen auch einen guten Charakter hatten/haben. Die meisten waren als Privatmenschen echte Versager. Ich sag nur Goethe ... .
 

Alubehütet

Well-Known Member
Arundhati Roy hatte vor einigen Jahren eine große Welle gemacht, als sie Gandhi in einem Vorwort zu einem Buch über ihn – nicht von ihr – auseinandernahm. Leider hat die ZEIT das lesenswerte Interview mit ihr inzwischen hinter eine Paywall gestellt :(

Was ich im Focus gelesen habe, habe ich auch schon anderswo gelesen.
 

EnRetard

Well-Known Member
Gandhis historisches Verdienst liegt nicht in seiner anwaltlichen Tätigkeit im kolonialen Südafrika, sondern in seinem Beitrag zur Befreiung Indiens. Das wird weder durch seine unappetitlichen Ansichten zu Schwarzen noch zu seiner patriarchalischen Haltung zu Frauen geschmälert. Überdies werden im englischen Wikipedia-Eintrag Quellen zitiert, die dadauf verweisen, dass Gandhi seine zunächst überhebliche Haltung gegenüber schwarzen Südafrikanern im Laufe seines Aufenthalts in Südafrika aufgegeben habe.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Gandhis historisches Verdienst liegt nicht in seiner anwaltlichen Tätigkeit im kolonialen Südafrika, sondern in seinem Beitrag zur Befreiung Indiens. Das wird weder durch seine unappetitlichen Ansichten zu Schwarzen noch zu seiner patriarchalischen Haltung zu Frauen geschmälert.
Das ist richtig. Nur wurde ihm in den 70ern und 80ern von vielen, auch von mir als Teenager, eine Quasiheiligenverehrung erwiesen, was durchaus ja nicht seine Schuld ist (er hat sich auch immer gewehrt gegen den Titel „Mahatma“, „Große Seele“, wenn ich mich richtig erinnere). Der große Kinofilm legt davon Zeugnis ab.

Momentan ist da eine Phase, wo das Denkmal entgipst wird. Das schmerzt natürlich vielen.

Auch Martin Luther King war nicht nur der Tolle. Daß er notorischer Fremdgänger ist, mag dabei noch seine Privatsache sein; mir stinkt inzwischen auch so einiges, was er politisch gemacht hat.

Es wird Zeit, ein historisches Verhältnis hinzukriegen. Das Achtenswerte und die bleibenden Errungenschaften zu ehren und vor allen Dingen weiterzugeben, aber aus dem Stadium der Verehrung herauszukommen.
 

eruvaer

Well-Known Member
Muss ich da als einzige die ganze Zeit an die Ikone Che Guevara denken, die auch heute noch auf Kleidung friedfertiger Menschen gepatcht ist? o_O
 

Msane

Well-Known Member
An Gandhi ist nichts verkehrt, der war Inder, dort sozialisiert und hat sich auch so verhalten.

Fraglich sind da wohl mehr westliche Humanitätsfantasien, die gerne ausländische Personen romantisieren.


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