Gandhis historisches Verdienst liegt nicht in seiner anwaltlichen Tätigkeit im kolonialen Südafrika, sondern in seinem Beitrag zur Befreiung Indiens. Das wird weder durch seine unappetitlichen Ansichten zu Schwarzen noch zu seiner patriarchalischen Haltung zu Frauen geschmälert.
Das ist richtig. Nur wurde ihm in den 70ern und 80ern von vielen, auch von mir als Teenager, eine Quasiheiligenverehrung erwiesen, was durchaus ja nicht seine Schuld ist (er hat sich auch immer gewehrt gegen den Titel „Mahatma“, „Große Seele“, wenn ich mich richtig erinnere). Der große Kinofilm legt davon Zeugnis ab.
Momentan ist da eine Phase, wo das Denkmal entgipst wird. Das schmerzt natürlich vielen.
Auch Martin Luther King war nicht nur der Tolle. Daß er notorischer Fremdgänger ist, mag dabei noch seine Privatsache sein; mir stinkt inzwischen auch so einiges, was er politisch gemacht hat.
Es wird Zeit, ein historisches Verhältnis hinzukriegen. Das Achtenswerte und die bleibenden Errungenschaften zu ehren und vor allen Dingen weiterzugeben, aber aus dem Stadium der Verehrung herauszukommen.