Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

cassandra

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AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

"Das die Ostdeutschen so einen Hang zum Nationalismus haben ist mir persönlich nicht verständlich. Ein Volk das über viele Jahrzehnte an sich ja fast ausschliesslich unter sich gelebt hat ohne große Berührung zu anderen Nationen, Religionen oder Kulturen sollte doch ein anderes Verhalten an den Tag legen oder. Zumindest würde ich davon ausgehen. Aber auch dies schein ein deutsches Phaenomen zu sein. Jeder versucht in der Kette den vermeintlich nächstschwächeren zu idendifizieren um sich an Ihm aufzubauen. Dann gibt es natürlich eine ganze Menge von Leuten die entweder keine Jobs bekommen oder auch gar Arbeiten wollen wollen, für die sind dann natürlich die Ausländer gutes Material um für Ihre schlechte Lage herzuhalten."

Lieber Ali,

darin stimme ich dir auf jeden Fall zu.

Komischerweise gibt es ja statisch gesehen die höchste Fremdenfeindlichkeit ausgerechnet in den Gebieten, wo so gut wie gar keine Ausländer leben. Die aufgrund von Arbeitslosigkeit oder einem Gefühl der Benachteiligung frustrierten Menschen suchen sich dann meiner Meinung nach einfach ein "schwarzes Schaf" für ihre Probleme, das sie dann für alles verantwortlich machen und auf das sie ihre Ängste projezieren können.
Ob das nun, wie im Dritten Reich geschehen, die Juden oder eben die zugewanderten "Ausländer" sind.

Wenn man dann aber mal genauer nachfragt, worauf diese Phobie vor dem vermeintlich "Fremden" denn beruht, muss man meist feststellen, dass diese Leute aus ihrem persönlichen Umfeld überhaupt keine Ausländer kennen. Fast alles, was sie zu kritisieren haben, beruht auf purem "Hörensagen". Und aus den Medienberichten werden natürlich nur die Negativmeldungen ("kriminelle Ausländer"etc) herausgefiltert. Von vorn herein ist man oft gar nicht bereit, mal einen "Nichtdeutschen" persönlich kennenzulernen. Das wäre ja auch gefährlich. Man könnte ihn ja, wider Erwarten, doch nett finden. Und dann hätte man ja gar keinen Sündenbock für seine eigenen Probleme mehr!

Wenn ich solche Kommentare höre, macht mich das einfach krank. Sie kommen auch meistens von Leuten, deren eigenes Benehmen doch oft sehr zu wünschen übrig lässt. Und eben die sprechen dann von den angeblichen "Werten der deutschen Kultur" oder einer "Leitkultur", die sie durch die Zuwanderung von Ausländern bedroht sehen. Wenn ausgerechnet die unsere deutsche Kultur repräsentieren, dann verzichte ich gern darauf. Dann wäre der Verlust ja auch verschmerzbar...Denn wenn ich etwas an meiner Kultur schätze, dann hat das mit dem, wovon die reden, bestimmt nichts zu tun.



"Aber tatsächlich ist es so das sich der türkische Staat und auch letztendlich seine dort lebenden Bürger die in Deutschland lebenden Türken immer nur als Devisenbringer und finanzierer gesehen haben."


Auch das kommt mir bekannt vor. In der DDR wurde zwar nichts ausgelassen, um die Bundesrepublik aufs schärfste zu kritisieren, aber als Devisenquelle war sie dann doch willkommen.
Viele Ostdeutsche / Osteuropäer haben die Menschen aus dem Westen auch immer nur als Finanzierer betrachtet. (Der "reiche Onkel aus dem Westen") Dabei haben sie oft übersehen, dass es auch im Westen Leute gab, denen es gar nicht so gut ging.

Ich kenne dieses Problem auch von vielen in Deutschland lebenden Ausländern, die hier sehr hart arbeiten müssen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Wenn sie sich dann einen Flug in ihr Heimatland vom Munde abgespart haben, um dort ihre Verwandten zu besuchen, werden von ihnen nur grosse Geschenke und Geld erwartet. Jeder geht davon aus, dass sie aus dem vermeintlichen "Schlaraffenland" kommen und ihnen hier alles zufällt.

Ein Bekannter von mir ist Afrikaner. Er schuftet täglich viele Stunden in der Küche eines Restaurants, wofür er nur einen Hungerlohn bekommt. Er lebt sehr bescheiden, weil er sein Geld immer zurücklegt, um aller 2-3 Jahre mal seine Familie in Afrika besuchen zu können. Dort will aber niemand hören, dass sein Leben hier auch alles andere als leicht ist.
Wenn er dann hier auf der Straße noch von irgendwelchen Rassisten angepöbelt wird und als "dreckiger, arbeitsscheuer Nigger" (Zitat !) beschimpft wird, dann ist das wirklich unerträglich.

LG cassandra

PS: Sorry. Bin ein wenig vom ursprünglichen Thema "Zaza" abgeschweift
 

cassandra

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AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

Hab mich da offensichtlich selbst zitiert. :oops:
Irgendwie schaffe ich das noch nicht, mehrere Zitate in einen Text einzubauen. Aber ich bin ja noch lernfähig...
 
M

mar

Guest
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

da ich auch im osten grossgeworden bin, kann ich dieses phänomen der recht merkwürdigen ablehnung ausländern gegenüber nur so erklären, das "wir ossis" ja zwangsverpflichtet worden sind, die bruderländer zu lieben und zu achten. wir "mussten" in der schule so "tun" als wären wir einer meinung mit den oberen. das hatte sicher zur folge, das viele nach der wende einen sündenbock für alles gesucht haben, für alle mangelwirtschaft, für alles, was vermeintlich in die bruderländer an materiellem und finanzen geflossen ist.
es ist in den schulen nie wirklich die reiche kultur eines nichtkommunistischen landes schmackhaft gemacht worden, sondern die schönheit des kommunistischen bulgarien , russlands, polens, kuba etc.. alles , was hätte sehnsucht nach freiheit machen können, ist einfach zugeschüttet worden mit parteiparolen.
die menschen nach der wende , ich sage mal sehr viele , waren wirklich orientierungslos . gute politik, gute migrationspolitik muss man erst lernen. wenn man als kind gesagt bekommt: guck mal da , die schönen , guten russischen soldaten... ( die in wirklichkeit arme seelen waren) und du bekommst von den eltern erzählt, das die russische armee schuld sei, das es nun im osten nichts zu essen bzw. zu kaufen gibt dann kann man schwer als erwachsener sagen, ach du schöner unendlich schöner baikal, ich liebe russland ausnahmslos. es ist eine tragödie. und solche tragödien sind übertragbar in jeder kultur. wenn geschichte verfälscht wird, wenn kultur totgeschwiegen wird, wenn etwas mit unterschwelliger lüge wegkaschiert wird, wie kann die folgende generation auf etwas aufbauen.... ich denke das ist eine der ursachen für die ausländerfeindlichkeit in den östliche bundesländern. und natürlich auch eine stille resignation über unsere bundesdeutsche politik.

ich hoffe ich war nicht zu sehr off-topic. es hat nur am rande mit dem thema zu tun... sorry ali, ich hatte nur kurz dein posting aufgreifen wollen

MAR
 

ali

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AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

mar
Ja, das klingt logisch... zunächst
Die Mauer ist 1989 gefallen. also vor 18 jahren!
Ich meine deine Erklärungen sind logisch wenn wir über 50 jährige sprechen.
Aber welche Unterdrückung hat den ein Heute 15,20,25 oder 30 jähriger erlebt?
 

cassandra

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AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

mar
Ja, das klingt logisch... zunächst
Die Mauer ist 1989 gefallen. also vor 18 jahren!
Ich meine deine Erklärungen sind logisch wenn wir über 50 jährige sprechen.
Aber welche Unterdrückung hat den ein Heute 15,20,25 oder 30 jähriger erlebt?

Hallo Ali,

nicht dass du denkst, das sollen jetzt irgendwelche Rechtfertigungen für Neonazis sein. Eine Entschuldigung für so was kann und darf es nicht geben. Ich wollte es nur mal aus meiner Sicht versuchen zu erklären, wie es zu so was kommen konnte. Denn ich bin ja selbst in einem kleinen ostdeutschen Dorf aufgewachsen. Dort sind zwar auch heute noch die Rechten in der Minderzahl, aber diese Stammtischsprüche gegen Ausländer sind mir aus meiner Kindheit leider nur allzu geläufig.

Wenn die 50jährigen so denken, dann geben sie das oft auch genau so an ihre Kinder weiter. Leider ! Die einen lehnen sich gegen ihre Eltern auf und machen ihre eigenen Erfahrungen, die anderen plappern einfach nach, was sie von den Älteren immer gehört haben. Besonders die, die eben nach einem Grund für ihr eigenes Scheitern suchen. Und es gibt leider tatsächlich viel soziales Elend im Osten.

Den umgekehrten Fall gibts natürlich auch. Vater war Parteisekretär oder bei der Stasi und hat seine Autorität und Glaubwürdigkeit längst eingebüßt. Weil in der DDR die "internationale Solidarität" und die "Freundschaft zu den sozialistischen Bruderländern", zu den Völkern Afrikas und Lateinamerikas, zu den Palestinensern usw staatlich angeordnet wurde, verfallen dann die Söhne und Töchter dieser ehemaligen Funktionäre oft ins genaue Gegenteil.

Der Kontakt mit Ausländern erfolgte fast nur staatlich kontrolliert auf irgendwelchen Propagandaveranstaltungen wie den Pfingsttreffen der FDJ, sogenannten "Freundschaftstreffen" etc. Zu einer wirklichen menschlichen Annäherung kam es daher nur äußerst selten. Daran war der Staat auch gar nicht interessiert. Und über verschiedene Religionen, Kulturen und Mentalitätsunterschiede wurde auch nicht gesprochen. Bei den Leuten, die sich in der DDR eingesperrt und unterdrückt fühlten, war diese angeordnete Völkerfreundschaft nur eine Pflichtveranstaltung.

Ausländer, die in der DDR studierten oder eine Berufsausbildung machten, sollten danach sofort wieder in ihre Heimatländer zurückkehren, um dort den "Sozialismus aufzubauen". Z.B arbeiteten viele junge Kubaner, Algerier und Vietnamesen in meiner Region. Sie lebten in irgendwelchen Wohnheimen, abgekapselt vom Rest der Bevölkerung. Und es war auch nie vorgesehen, dass sie für länger oder gar für immer in der DDR bleiben sollten. Liebesbeziehungen oder gar Eheschließungen zwischen DDR-Bürgern und Ausländern waren daher von staatlicher Seite auch gar nicht erwünscht.
Ich kannte eine junge Lehrerin, die sich in einen Kubaner verliebt hatte. Als sie heiraten wollten, wurden ihnen sehr viele Steine in den Weg gelegt. Denn der Vertrag zwischen der DDR und Kuba schloss diesen Fall einfach aus.

Ich selbst hatte auch (bereits als Schülerin) sehr viele Probleme, weil ich die Freundschaft zwischen den Völkern und das Interesse für andere Länder und Kulturen allzu wörtlich genommen hatte. Ich unterhielt sehr viele Brieffreundschaften in alle mögliche Erdteile, lernte begeistert Fremdsprachen und knüpfte auch Kontakte zu Ausländern, die in der DDR lebten oder als Touristen unterwegs waren. Das brachte mir viel Ärger ein. Und weil ich damals noch sehr naiv war, konnte ich das gar nicht verstehen. Denn ich tat ja nur das, was in unserem Staat ja eigentlich als gut und richtig galt.


Nebenbei gesagt kannst du dir sicher auch vorstellen, was passiert, wenn haufenweise junge Männer aus unterschiedlichsten Kulturen in einem Wohnheim eingepfercht sind, kaum normale Kontakte zur Bevölkerung bestanden, die ihnen auch eher ablehnend gegenüberstand, und sie ihre eigenen Frauen und Freundinnen auch zu Hause lassen mussten. Es kam ziemlich oft zu Vergewaltigungen, die aber von staatlicher Seite (aus Propagandagründen) totgeschwiegen wurden. Und auch zu illegaler Prostitution, weil manche der Ausländer teilweise auch in Devisen (Dollar oder DM) bezahlt wurden. Offiziell war Prostitution ja verboten. Aber ich kann mich noch sehr gut erinnern, was sich manchmal in den Bahnhofsgaststätten oder den Nachtbars so abspielte.

In den künstlich errichteten Industriestädten (wie Schwedt an der Oder oder Eisenhüttenstadt) gab es einen riesigen Männerüberschuss, da in der Schwerindustrie eben kaum Frauen beschäftigt waren. Und in der DDR war nun einmal Vollbeschäftigung angesagt. Also keine Arbeitslosen oder Hausfrauen. Auch dort wurden männliche ausländische Arbeiter einfach in eigens dafür errichteten Betonburgen untergebracht (den heutigen Asylheimen gar nicht unähnlich) Es gab häufig Konflikte zwischen deutschen und ausländischen Männern, wo es um Frauen ging. Wenn der Ehemann auf Nachtschicht war, "vergnügte" sich seine Frau auch ganz gern mal mit einem Ausländer, besonders wenn der, im Gegensatz zum eigenen Mann, in "harten Devisen" bezahlt wurde.

Das klingt natürlich so, als ginge es um Neandertaler, die mit der Keule in der Hand um ihre Sexpartnerinnen kämpfen. Leider sind die heutigen Menschen aber manchmal gar nicht so weit davon entfernt.

Die eigentliche Ursache dafür, dass es überhaupt so weit kommen konnte, sehe ich ja in der wirklichkeitsfremden Politik der DDR, die am Ende auch nicht die ganz normalen menschlichen Bedürnisse der dort hingeholten Ausländer sah. Und in der solche Konflikte einfach unter dem Deckmäntelchen des Schweigens veschwanden, anstelle Ursachenforschung zu betreiben.

Das ist natürlich nur ein Aspekt und soll auch keine Erklärung oder Rechtfertigung sein. Aber manches, was mar geschrieben hat, ist mir auch nicht fremd.

In der DDR herrschte zwischen der offiziell propagierten Meinung und der Realität einfach eine riesige Kluft. Die totale Doppelmoral.
Es wurde immer kritisiert, wie der Westen mit seinen Gastarbeitern umging. Aber in der DDR wurde Ausländer überhaupt nicht integriert.

Und Ausländerfeindlichkeit und Rassismus kenne ich nicht erst seit der Wende. Das gab es auch schon vorher. Nur dass der Staat gegen solche Delikte radikal vorging, lange Haftstrafen verhängt wurden und man in der Öffentlichkeit so gut wie nichts davon erfuhr. (Nach Fußballspielen kam es z.B. damals auch schon häufig zu rassistischen Übergriffen. Hab ich selbst mal in einer Straßenbahn erlebt, wo Skinheads eine Vietnamesin überfielen.)

LG cassandra
 

cassandra

New Member
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

Was ich vielleicht noch vergessen habe, ist, dass der soziale Status der Ausländer in der DDR ein ganz anderer war als in der Bundesrepublik.

In der BRD war der ausländische Gastarbeiter ja eher unterpriviligiert. Er machte die Drecksarbeiten, die kein Deutscher machen wollte (Müllabfuhr, harte, körperliche Arbeit, Putzen etc) Dafür wurde er dazu auch noch schlecht bezahlt.

Für die Westdeutschen gab es damals wenig Grund, die Ausländer als "Konkurrenz" zubetrachten. Jedenfalls, als der Staat bzw die Unternehmen sie noch als billige Arbeitskräfte brauchten und es für die Deutschen ja noch genug bessere und besser bezahlte Jobs gab.

Dass sie ihnen "ihre deutschen Frauen" wegnehmen könnten, davor hatten im Westen auch nicht so viele Männer Angst. Erstens, weil sie meist ihre Familien mitbrachten, zweitens, weil sie ja meist selbst vorhatten, nach ein paar Jahren in ihr Heimatland zurückzukehren und sich dort mit dem in Deutschland verdienten Geld eine Existenz aufzubauen, drittens, weil sie aufgrund ihres sozialen Status für die verwöhnte westdeutsche Durchschnittsfrau doch eher eine schlechte Partie darstellten. Hinzu kam noch, dass sie oft aus sehr traditionell geprägten, ländlichen Gebieten (z.B. Anatolien) stammten und die kulturellen Barrieren daher enorm waren. Abgesehen davon, waren viele ja selbst überhaupt nicht an einer Beziehung mit einer Deutschen interessiert.

In der DDR war das anders. Die dort lebenden und arbeitenden Ausländer wurden für die gleiche Arbeit gleich oder sogar besser bezahlt. Besonders Ausländer aus sogenannten "nichtsozialistischen" Ländern" genossen im Verhältnis zur DDR- Bevölkerung grosse Privilegien. Es gab spezielle "interhotels" für sie, die ein Ostdeutscher nicht einmal betreten durfte. Sie kauften in bestimmten Geschäften ein (Intershops), wo man nur mit Devisen bezahlen konnte. Der Durchschnittsbürger besaß aber nur DDR-Mark und konnte dort nicht einkaufen gehen. In den Bars und Restaurants warfen sie mit Geld nur so um sich, dass sie zuvor zu absurden Umtauschsätzen schwarz getauscht hatten. Auch ganz gern mal mit hübsche ostdeutschen Frauen. Zum Leidwesen der ostdeutschen Männer, die sich das nicht leisten konnten. Somit waren sie eher die "Kings" als die "Looser" - und das brachte ihnen auch viele Neider ein.

Auf der Leipziger Messe reiste jedes Jahr ein ganzer Stab von ostdeutschen Edelprostituierten an, und zwar nicht illegal, sondern der Staat verdiente mit. Eine willkommene Devisenquelle. Und ab und zu war das natürlich auch mal eine gute Gelegenheit, so an geheime Informationen des "Klassenfeindes" zu gelangen.
Ansonsten stand Prostitution aber in der DDR unter Strafe.

In der DDR assoziierte man einen Ausländer also nicht unbedingt mit "arm und unterpriviligiert". Ganz im Gegenteil. Sie hatten eher einen höheren sozialen Status als der Rest der Bevölkerung.
Ich glaube, deshalb hat der Rassismus im Osten zum Teil auch ganz andere Wurzeln als der im Westen.

PS: Damit sind wir jetzt natürlich inzwischen total off-topic. Tut mir Leid. Vielleicht sollte das in einen neuen Thread verlegt werden ?
"Woher kommt der Rassismus im Osten ?" Oder "Ausländer in der DDR" ????
Hab gerade keine besseren Vorschläge parat. Ist aber, glaube ich, ein ganz interessantes Thema.
 
M

mar

Guest
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

mar
Ja, das klingt logisch... zunächst
Die Mauer ist 1989 gefallen. also vor 18 jahren!
Ich meine deine Erklärungen sind logisch wenn wir über 50 jährige sprechen.
Aber welche Unterdrückung hat den ein Heute 15,20,25 oder 30 jähriger erlebt?

@ali. ich denke genau diese generation ist die weit größer problematischste... sie ist praktisch die 2. generation der wende oder ist gerade hineingeboren .... deren eltern sind diejenigen, die einen "schock" erlitten haben.das ist sicher für viele kaum nachvollziehbar, aber der stumpfsinn der letzten jahre ddr , die auswegslosigkeit und dann plötzlich "frei" zu sein ( wenn man freiheit mal so oberflächlich definieren kann...) haben viele nicht verkraftet , mental und emotional und intellektuell nicht. und diese innere einstellungen und die "schmach des verlierens" gehen unbewusst an die kinder weiter.

obwohl ich dort großgeworden bin, so lebe ich ja schon seit vielen jahren in west-berlin. nach der wende waren die menschen aus dem osten für mich auch unerklärlich fremd. ich konnte mich mit ihnen kaum noch identifizieren...obwohl man die gleiche sprache spricht, redet man in vielem aneinander vorbei. ich habe in den vielen jahren genau beobachtet und aus eigenem interesse solche phänomene zu ergründen versucht... bei vielen dingen stosse ich an grenzen, wenn ich z.b. ein lebensgefühl, ein lebensziel oder eine lebensphilosophie " an den mann" bringen möchte... man versteht es nicht- obwohl man deutsch spricht. die subtile welt der erfahrungen und gefühle von menschen werden in so unsichtbaren portionen an die nächste generation weitergegeben, die dieses wie eine "pseudogenetische " spur als negativbild, welches ja nicht mehr der tatsächlichen realität entspricht an junge menschen weitergibt. eltern haben immer noch den größten einfluss auf kinder und jugendliche. wenn eltern resignation, orientierungslosigkeit und undefinierbaren hass auf alles und irgendwas weitergeben, wird sich dieses sogar noch in der dritten generation wiederfinden. bildung und kulturelle weitsicht, politische offenheit und vielleicht eine spur anarchie täte vielen gut, diesen kreis durchbrechen zu können.
im prinzip sehe ich im weitesten sinne sehr viel parallellen zu einwanderern , migranten oder asylanten. jemand, der seine heimat aufgeben muss, jemand der seine inneren werte abrupt "verloren im anderen land " sieht , jemand der lebensziele abrupt verloren sieht und die neuen erfahrungen und anderen werte nirgendwo zuordnen kann , verliert sehr viel von einem idenditätsgefühl. und ich denke , der "deutsche" im weitesten sinne ist ein melancholiker, einer , der eher dem gewesenen nachtrauert, als einer, der aus dem gewesenen etwas neues schafft. ich sage das so mal ganz "grob " , er scheut das risiko , dem neuen zu vertrauen . der politische kleinstaat von 1848 ist immer noch in "uns" als persönlicher kleinstaat....

diese thematik bedarf eigentlich einer ganz allumfassenden langzeitstudie , die politische , historische , ethnische, soziale und intellektuelle strukturen aufgreift und untersucht... es gibt historiker, die diese problematik aufgreifen , ich befürchte aber, das solche überlegungen an der regierung "vorbeirauschen", denn alles was dem staatsmonopolistischem kapitalstaat auf lange sicht geld kosten würde wird auch nur als kopfgeburt akzeptiert aber nicht umgesetzt.

. aber solange der "deutsche" sich selbst seiner eigenen idendität beraubt ( siehe deutscher nationalstolz... wie schwer tun sich da die deutschen) , solange wage ich mal zu behaupten, kann er kaum die identität anderer menschen als bereicherung sehen, sondern eher als etwas diffuses, was ihm "ans leder will". das ist ein wirkliches dilemma.

... und wieder ist das posting zu lang geworden.... also kehren wir wieder zum thema zaza zurück...

MAR
 

Nilay

New Member
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

Hallo,

Zaza sind eine Volksgruppe in Ostanatolien, sie werden auch Dimli genannt.
Hoffe das hilft dir weiter.
 
B

berliner

Guest
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

Liebe cassandra und liebe mar,

vielen Dank für eure ausführliche Erzählung. Auf dem Treffen im Mai werde ich die Freude haben, euch persönlich kennenzulernen, und mit euch "Expertinnen der DDR" über dieses Thema hoffentlich auch diskutieren können :)
 
M

mar

Guest
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

Liebe cassandra und liebe mar,

vielen Dank für eure ausführliche Erzählung. Auf dem Treffen im Mai werde ich die Freude haben, euch persönlich kennenzulernen, und mit euch "Expertinnen der DDR" über dieses Thema hoffentlich auch diskutieren können :)


ja, aber mich interessiert das thema zaza eigentlich sehr ....;-) sorry , wenn wir so abgeglitten sind, aber ich hatte so das gefühl, wenn man auf identitätssuche geht oder wenn man die vielschichtigkeit herausfiltern will, man plötzlich einen gemeinsamen nenner sucht...
ich hatte auch so so herausgelesen, das es eigentlich immer, wo es volksgruppen , ethnische minderheiten oder auch sogar vielnationalität in einem land gibt, ganz viel erkklärungsbedarf gibt....es ist einfach spannend, wenn so viele interssante menschen aufeinander treffen können .... und man lernen kann. über zaza hatte ich bis ali das erklären konnte , ehrlich gesagt, ganz wenig gewusst.
MAR
 
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