Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

cassandra

New Member
Den Begriff Zaza kenne ich noch nicht lange.

Von in der Türkei lebenden Kurden, Armeniern, Arabern usw hatte ich schon oft gehört. Von den Zaza aber noch nie.

Natürlich habe ich den Begriff nachgeschlagen und auch im Internet einige Informationen gefunden:
Die Zaza sind also eine "Volksgruppe in Ostanatolien", deren Zahl heute auf ca 2-3 Millionen geschätzt wird. (...)
(interessanter Link dazu in englischer Sprache: http://www.zazapress.info.se/)

Allerdings habe ich nicht all meine Fragen beantwortet gefunden. Mich würde interessieren, was es heutzutage heisst, Zaza zu sein.

Unterscheiden sich die Zaza noch heute in ihrer Sprache, Kultur, Mentalität, Religionsausübung von anderen in der Türkei lebenden Volksgruppen?

Wurden die Zaza in der Geschichte der Türkei eventuelll auch zu Opfern von Verfolgung und Diskriminierung ? (ähnlich den Armeniern)

Leben hier in Deutschland viele Zaza und pflegen sie noch ihre Sprache und Kultur ?

Ich bin gespannt auf eure Beiträge ! (besonders natürlich, falls es auch hier im Forum Zaza gibt, die mir meine Fragen beantworten können)
 

cassandra

New Member
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

Habe jetzt noch einen interessanten Link zum Thema Zaza gefunden.

http://www.zazaki.de/deutsch/index_de.html

http://www.zazaki.de/turkce/index_tr.html

Mir ist jetzt auch klar, warum mir der Name dieser Volksgruppe noch nie zu Ohren gekommen war... Schlimm! Erinnert mich doch sehr an die Zensur in der DDR, in der der Bevölkerung bestimmte Informationen einfach nicht zugänglich gemacht wurden.

So was möchte ich nie mehr erleben.
 

cassandra

New Member
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

Hallo,

leider hat sich bis jetzt noch kein zaza zu Wort gemeldet...
Oder habe ich in meiner Naivität vielleicht ein besonders heikles Thema angeschnitten ?

Inzwischen habe ich mich aber auch selbst weiter schlau gemacht und unter anderem diesen interessanten Link der Uni Köln gefunden:

http://www.dersim.uni-koeln.de/index.html

http://www.radiozaza.de/DEUTSCH/H%FCseyin%20Caglayan.htm

Über Wortmeldungen eines/ einer "authentischen zaza" oder auch anderer Interessierter würde ich mich auch weiterhin sehr freuen.

VG (die neugierige) cassandra
 
B

berliner

Guest
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

Zazas sind kurdischstämmige Aleviten. Kommen größtenteils aus der Region um Erzincan und Tunceli herum her. Mehr weeß ick ooch nicht.
 
B

berliner

Guest
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

In Berlin-Kreuzberg in der Waldemarstr. gibt es das Kulturzentrum der Anatolischen Aleviten. War noch nie dort, aber die haben auch `ne eigene Bücherei mit bestimmt vielen informativen Büchern.
 
C

cokomel

Guest
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

Ob sie wirklich "kurdischstämmig" sind ist eben genau die Frage.

Und laut Wikipedia gibt es auch viele sunnitische Zaza.
Scheint also eine sehr umstrittene Angelegenheit zu sein.

möchtest du probleme sehen wo vielleicht keine sind??
zaza sind kurdische abstammung
eine sprache
wie auch kirmanci

auch bei kurden gibt es aleviten und sunniten.. hat nichts mit der sprache zutun..

zazaki.de ist eine gute seite zum einlesen.. laut einem kurdischen freund
 

cassandra

New Member
AW: Was bedeutet es, Zaza zu sein ?

möchtest du probleme sehen wo vielleicht keine sind??
zaza sind kurdische abstammung
eine sprache
wie auch kirmanci

auch bei kurden gibt es aleviten und sunniten.. hat nichts mit der sprache zutun..

zazaki.de ist eine gute seite zum einlesen.. laut einem kurdischen freund
[/quote

Natürlich möchte ich das nicht. Aber ich bin beim intensiven Lesen z.T. auf Widersprüchliches gestossen. Daher fing ich auch an, mich mehr für das Thema zu interessieren. Hier mal ein paar Beispiele:

"Das Zazaische (Zazaki) ist - wie die kurdischen Sprachen Kurmandschi (Kurmandji), Sorani und Südkurdisch - eine eigenständige nordwestiranische Sprache. Die kurdischen Sprachen bilden eine eigene genetische Untergruppe des Nordwestiranischen, die relativ nahe mit den zentraliranischen Sprachen verwandt ist, während das Zaza dieser kurdischen Gruppe nicht angehört, sondern nähere Beziehungen zum Gorani hat (beide möglicherweise zum Belutschi)." (lt Wikipedia)

"Das Volk der Zaza teilt sich ungefähr hälftig in (Aleviten und Sunniten). Der religiöse Unterschied ist markant und spaltet das Volk in zwei Gruppen."
(lt Wikipedia)

"Von den Türken wurden die Zaza auf Grund der offiziellen Assimilationspolitik lange Zeit als Türken bezeichnet. Heute werden seitens des türkischen Staates die Zaza meist zu den Kurden gerechnet. Auch manche Kurden zählen die Zaza ethnisch, kulturell und linguistisch für sich."
(lt Wikipedia)


"Die folgende - sicherlich nicht vollständige - Liste gibt einen Überblick über die komplizierte Situation der Selbst- und Fremdbezeichnungen der Zaza und ihrer Sprache. Die Darstellung folgt J. Blau, Gurani et Zaza, im Compendium Linguarum Iranicarum (1989) und Z. Selcan, Grammatik der Zaza-Sprache (1998. Bei allen unterschiedlichen Bezeichnungen wird das Zaza in der Selbsteinschätzung seiner Sprecher meist klar vom Kurdischen getrennt. Bei den Alewiten spielt die Religionszugehörigkeit eine größere Rolle als die sprachliche Zuordnung, sie fühlen sich also kurdischen, türkischen oder arabischen Alewiten näher als nicht-alewitischen Zaza.
  • Zaza ist die Selbstbezeichnung der Zaza in den südlichen Provinzen Bingöl, Henı, Piran, Elazığ und Sarız und in den großen türkischen Städten (Istanbul, Ankara, Izmir, Mersin). Ihre Sprache nennen sie Zazaki. Die Bezeichnung geht auf einen alten Stammesnamen zurück, der bereits um 1330 in der "Ahnentafel des Kures" dokumentiert ist. Auch der türkische Reisende Çelebi verwendete 1650 diese Bezeichnung für die Zaza-Stämme, die er in dieser Region Anatoliens vorfand.
  • Die Zaza der nördlichen Provinzen Dersim und Erzincan benutzen die Selbstbezeichnung Kırmanc (Kırmandj) und nennen ihre Sprache Kırmancki. Diese Bezeichnung lehnen dagegen die alewitischen Zaza der Provinzen Varto, Xınıs und Zara ab, weil sich die sunnitischen Kurden dieser Region ebenfalls als Kurmanc oder Kırmanc bezeichnen. Die alewitischen Dimili bezeichnen die sunnitischen Kurden ihrerseits als Kuŕ oder Kurmanc und die alewitischen Kurden als Kırdas (ihre Sprache als Kırdaski).
  • Die Zaza der südlichen Provinzen Siverek, Çermuge und Gerger nennen sich Zaza, Dımıli oder Dımli und werden auch von den dort lebenden Kurden meist so bezeichnet. Der Name Dımli weist auf einen Bezug der Zaza zum Ethnikon Daimeli hin (s.o. unter "Herkunft").
  • In den Provinzen Kayseri, Sivas und Malatya wird die Zaza-Sprache von den Kurden als Gini bezeichnet, was auf einen dort ansässigen Zaza-Stamm zurückgeht.
  • In der Provinz Bingöl nennen sich (nach Blau) einige wenige Stämme der Zaza auch Kırd und sprechen Kırdki, während sie die Kurden als Kurmanc bezeichnen.
  • Für einen sunnitischen Zaza sind die alewitischen Zaza - wie auch die alewitischen Kurden, Türken und Araber - Kizilbaš ("Rotköpfe").
  • In der Provinz Dersim tragen die Zaza auch den Spitznamen So-Bê "geh - komm". (Auch die Kurmanc tragen in Dersim den Spitznamen Here-were, was auf Kurmanci ebenfalls geh-komm bedeutet. Allerdings gibt es auch die Formen "Biçe-Bê" im Kurmancî)" (lt Wikipedia)
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif][SIZE=-1]
"Ein Teil derjenigen Aleviten, die nicht wie die sunnitischen Kurden der Türkei Kurmanci sprechen, sondern Zaza bzw. Dimili, grenzt sich bewusst von den Kurden ab und versteht sich als Zaza, als eigenständige ethnische Gruppe. Der größere Teil der Zazasprecher hingegen bezeichnet sich selbst als kurdisch.(...)"
(lt http://www.nadir.org/nadir/initiativ/kurdi-almani-kassel/kultur/kurd_religionen.htm )

Naja, ist jedenfalls ein spannendes Thema.
Wen es interessiert, der kann sich ja mal selbst belesen.
Habe jedenfalls kürzlich mal jemanden kennengelernt, der sich als "zaza" bezeichnet und mir auch erzählte, dass die Älteren in seiner Familie noch zazaisch sprechen. Ich dachte dann auch gleich, das sei irgendein kurdischer Dialekt. Aber er behauptete, mit dem Kurdischen habe das nichts zu tun.
Und aus linguistischer Sicht scheint er da ja auch Recht zu haben. Ob sich ein zaza aber nun als Kurde oder Türke fühlt, ob er sich als Alevit, Sunnit, Moslem oder eben "Ungläubigen" betrachtet, ist sicher sehr unterschiedlich.

Finde das Thema jedenfalls auch weiterhin sehr interessant. Vor allem auch sprachwissenschaftlich gesehen.
[/SIZE][/FONT]
 
Top