Was denkt Ihr gerade? (38)

sommersonne

Well-Known Member
Über so viel Unverschämtheit bin ich einfach platt. Habe ich gestern gelesen die Rüstungsindustrie verlangt finanzielle Entschädigung von der Bundesregierung weil sie Saudiarabien keine Waffen liefern dürfen. :eek:
 

Almancali

Well-Known Member
Über so viel Unverschämtheit bin ich einfach platt. Habe ich gestern gelesen die Rüstungsindustrie verlangt finanzielle Entschädigung von der Bundesregierung weil sie Saudiarabien keine Waffen liefern dürfen. :eek:
Ich kann da nichts unverschämtes erkennen. Solche Deals werden i.d.R. auch durch die Bundesregierung gedeckelt bzw. gebilligt. Da hängen dann mittlere dreistellige Millionenaufträge im Raum. Teilweise mussten diese Unternehmen Personal aufstocken, um die Auftragskapazitäten zu erfüllen. Teilweise wurden weitere Produktionsgüter bereits in Auftrag gegeben bzw. befand man sich in der Angebots- oder Planungsphase.

Die Rüstungsindustrie ist ein treibender Faktor in der BRD, an dem viele Arbeitsplätze hängen. Würde die Rüstungsindustrie jetzt auch noch wegbrechen (wie z.B. die Fahrzeugindustrie), würde sich das letztendlich auf die Steuern auswirken.

Alles hält sich irgendwo die Balance: Tabakindustrie, Rohölindustrie, Rüstungsindustrie, Fahrzeugindustrie usw. Fällt eines dieser Brocken weg, so hat das Auswirkungen auf die anderen Stellen.

Zudem stellt die Rüstungsindustrie nicht nur Waffen her. Es werden u.A. auch sehr viele Produkte für die Überwachung, Schutz, Aufklärung usw. produziert und verkauft.

Vieles vom jährlichen Umsatz wird dann wieder in Forschung und Entwicklung investiert.

Viele Rüstungsfirmen sind in der Hand von anderen Großkonzernen, die, u.A. auch in anderen Bereichen tätig sind. Die sind teilweise untereinander und miteinander verkettet und bilden eine gegenseitige Abhängigkeit.

Weiterhin hängen noch viele weitere Faktoren von solchen Deals ab. Kauft Saudi Arabien Rüstungsgüter aus der BRD, so kann es u.U. auch zu Investitionen in anderen Bereichen führen (Kalt- u. Warmaquise). Es könnte u.U. auch Elektronik, Stahl, IT-Diesntleistungen usw. aus der BRD eingekauft werden.

Daher sollte man es sich mit solchen Ländern nicht verscherzen. Andernfalls kaufen die irgendwann von den Russen oder Chinesen (was ja durchaus legitim wäre) und die BRD ginge leer aus. Es würde sich weiter auf alle Branchen auswirken.
 

sommersonne

Well-Known Member
Sehe ich nicht so. Dann müssten ja alle Unternehmen, z.B. die, die wegen den Sanktionen denen sich die Bundesregierung angeschlossen hat, auch finanziellen Ersatz bekommen. Auch die Waffenindustrie muss sich eben andere Kunden suchen, wie es die anderen Unternehmen auch tun müssen.

Wieso sollte das aus dem Staatshaushalt bezahlt werden, heisst aus den Steuergeldern der Bürger? Es fehlt sowieso schon genug Geld für Städte und Gemeinden, Bildungswesen und und und. Das nun der Waffenindustrie zur Verfügung zu stellen, halte ich für schizophren.

Auch wenn die jetzt, das Verbot wird garantiert auch wieder aufgehoben, weniger Profit machen, wird in der Branche keiner eingehen.
 

Almancali

Well-Known Member
Es ist ein Unterschied, wenn man einen mil. Auftrag (der durch die Bundesregierung abgesegnet wird) von 1.5mrd verliert oder ob man 100 VW Golf nicht ausliedern kann. Da spielen ganz andere Summen eine Rolle.

Während die anderen Märkte wie z.B. KFZ, Solar, Energie und Co. einem gewissen Forecast unterstehen (also man plant im Vorfeld, was der Markt erwarten könnte), so kann das die wehrtechnische Industrie eben nicht. Sie kann nicht 1000 Panzer auf Halde bauen und dann hoffen, das die Dinger wech gehen bzw. mal irgendwo im Einkaufszentrum verlost werden.

Wenn die Regierung einen Waffendeal genehmigt, dann fangen die Rüstungskonzerne an zu rotieren. Wenn dann nach 1 Jahr (in mitten der Projektphase) die Regierung dann einen Rückzieher macht (weil angeblich ein Karshoggie im Salzsäurefass aufgelöst wurde), dann steht die Rüstungsindustrie da und hat ihren Arbeitnehmern als auch Kunden gewisse Verpflichtungen zu erfüllen. U.a. repressive Vertragsstrafen, die an den Kunden fließen... oder halt Gehaltsforderungen der Mitarbeiter.

Wo soll also das Geld dann herkommen ?

Die Regierung hat u.A. auch einen Auftrag, die eigenen Unternehmen am Arbeiten zu halten.
 

Bintje

Well-Known Member

Der Markt sucht sich andere Wege. Sie wickeln ihre Geschäfte über Tochterfirmen in Drittstaaten ab, die nicht an die Sanktionspolitik gebunden sind. Südafrika zum Beispiel oder andere Staaten.

https://www.zeit.de/wirtschaft/unte...n-munitionslieferung-exportstopps-lieferungen

Aufschlussreich ist der auch dieser Bericht nebst Statistiken (Rüstungsbericht 2018 der GKKE).

http://www3.gkke.org/fileadmin/files/downloads-allgemein/18_12_17_REB_2018_Vorabdruck.pdf

.
 

eruvaer

Well-Known Member
Sehe ich nicht so. Dann müssten ja alle Unternehmen, z.B. die, die wegen den Sanktionen denen sich die Bundesregierung angeschlossen hat, auch finanziellen Ersatz bekommen. Auch die Waffenindustrie muss sich eben andere Kunden suchen, wie es die anderen Unternehmen auch tun müssen.

Wieso sollte das aus dem Staatshaushalt bezahlt werden, heisst aus den Steuergeldern der Bürger? Es fehlt sowieso schon genug Geld für Städte und Gemeinden, Bildungswesen und und und. Das nun der Waffenindustrie zur Verfügung zu stellen, halte ich für schizophren.

Auch wenn die jetzt, das Verbot wird garantiert auch wieder aufgehoben, weniger Profit machen, wird in der Branche keiner eingehen.
Aber ganz genau so ist es Realität.
Politik stinkt zum Himmel.
 

sommersonne

Well-Known Member
Es ist ein Unterschied, wenn man einen mil. Auftrag (der durch die Bundesregierung abgesegnet wird) von 1.5mrd verliert oder ob man 100 VW Golf nicht ausliedern kann. Da spielen ganz andere Summen eine Rolle.

Während die anderen Märkte wie z.B. KFZ, Solar, Energie und Co. einem gewissen Forecast unterstehen (also man plant im Vorfeld, was der Markt erwarten könnte), so kann das die wehrtechnische Industrie eben nicht. Sie kann nicht 1000 Panzer auf Halde bauen und dann hoffen, das die Dinger wech gehen bzw. mal irgendwo im Einkaufszentrum verlost werden.

Wenn die Regierung einen Waffendeal genehmigt, dann fangen die Rüstungskonzerne an zu rotieren. Wenn dann nach 1 Jahr (in mitten der Projektphase) die Regierung dann einen Rückzieher macht (weil angeblich ein Karshoggie im Salzsäurefass aufgelöst wurde), dann steht die Rüstungsindustrie da und hat ihren Arbeitnehmern als auch Kunden gewisse Verpflichtungen zu erfüllen. U.a. repressive Vertragsstrafen, die an den Kunden fließen... oder halt Gehaltsforderungen der Mitarbeiter.

Wo soll also das Geld dann herkommen ?

Die Regierung hat u.A. auch einen Auftrag, die eigenen Unternehmen am Arbeiten zu halten.
Sollen mir jetzt die Tränen kommen? Sicher nicht. Diese Branche macht genug Profit und ist mit dafür verantwortlich das die Kriege nie aufhören.
 

Almancali

Well-Known Member
Kriege hören leider nie auf. Wenn es keine Panzer mehr gäbe, würden die Saudis wieder auf Kamele und Sarazenen-Schwerter umsteigen.
 
Top